Deutscher Dualismus

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Begegnung Friedrichs II. mit Kaiser Joseph II. in Neisse im Jahre 1769“ ist ein Historiengemälde von Adolph Menzel, das er in den Jahren 1855 bis 1857 malte. Das Gemälde soll als Symbol der Überwindung des Deutschen Dualismus gelten. Der römisch-deutsche Kaiser Joseph II. (inkognito als Graf von Falkenstein angereist) eilt am 25. August 1769 die Treppe hinauf, um den von ihm bewunderten König von Preußen brüderlich zu begrüßen. Der junge Kaiser schaut voller Zuneigung zum „Alten Fritz“ hinauf. Der Siebenjährige Krieg war überwunden und die beiden großen deutschen Monarchen nun in der grenznahen Residenzstadt Neisse vereint. Zeugen der Begegnung berichteten: „Die Tage des Besuchs gingen unter militärischen Übungen und traulichen Gesprächen hin; beim Ausgehen sah man die beiden Häupter des deutschen Reiches nur Arm in Arm.“

Der Begriff Deutscher Dualismus oder Deutscher Bruderkampf bezeichnet die Rivalität zwischen den deutschen Staaten Königreich Preußen und Erzherzogtum Österreich um die Vorherrschaft in Deutschland während des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, die nach der Niederlegung der Reichskrone 1806 und dem Siebten Koalitionskrieg 1815 im Deutschen Bund weitergepflegt und bis zum Bruderkrieg forciert wurde.

Erläuterung

Deutschland und Österreich [→ Östreich ] in Treue gesellt, zerbrechen die Ränke der neidischen Welt.

Der ewige Konkurrenzkampf (→ preußisch-österreichischer Dualismus) war schlußendlich der Grund für die Beibehaltung der deutschen Kleinstaaterei und führte zum erbitterten Kampf gegen den Reichsgedanken eines vereinigten Vaterlandes aller Deutschen, der in der Demagogenverfolgung und den Karlsbader Beschlüssen gipfelte. Federführend ab 1819 war Klemens Wenzel Lothar von Metternich, Kanzler des Deutschen Bundes und stellvertretend für das Kaisertum Österreich, der die Macht Preußens fürchtete und in einem Wiederaufleben der Reichsherrlichkeit die größte Gefahr für die vermeintliche Vormachtstellung der Ostmärker im Verbund der deutschen Staaten sah.

Geschichtliche Folgen des Bruderkampfes

Deutsch-Dänischer Krieg

1864 kam es noch einmal zu einer österreichisch-preußischen Zusammenarbeit, als Dänemark entgegen den Bestimmungen des Londoner Protokolls von 1852 das Herzogtum Schleswig über eine Verfassungsänderung näher an das eigentliche Königreich binden wollte. Deutsche Bundestruppen unter Beteiligung der kaiserlich-königlichen Armee und der Preußischen Armee befreiten in einer Bundesexekution zunächst Holstein und Lauenburg, kurze Zeit später eroberten und befreiten die deutschen Waffenbrüder Österreich und Preußen im Deutsch-Dänischen Krieg schließlich auch das Herzogtum Schleswig. Die Verwaltung in den Herzogtümern wurde anschließend zwischen beiden deutschen Großmächten geteilt: Österreich verwaltete Holstein und Preußen Schleswig.

Deutscher Krieg

Doch Unstimmigkeiten über die Verwaltung der beiden Herzogtümer führten schließlich zum Deutschen Bruderkrieg von 1866, in dem Österreich unterlag. Nach dem preußischen Sieg in der Schlacht bei Königgrätz konnte Otto von Bismarck gegen den Willen der Habsburger die Gründung des Norddeutschen Bundes als Militärbündnis im August 1866 ohne Österreich durchsetzen. Ein Jahr später gab sich der Norddeutsche Bund eine Verfassung und wurde damit zu einem Staat.

Im Prager Frieden mußte Österreich die hegemoniale Führungsposition aufgeben und der Auflösung des Deutschen Bundes sowie dem eigenen Austritt aus der deutschen Politik zustimmen. Damit war die Frage der Vorherrschaft in Deutschland geklärt, und auch der Dualismus fand so sein Ende.

Reichsgründung

Nachdem die Franzosen 1870 dem Königreich Preußen, und somit faktisch Deutschland, den Krieg erklärt hatten, blieb das Kaisertum Österreich, auch gegen den Willen der großdeutschen Fraktion im eigenen Land, im Deutsch-Französischen Krieg neutral, obschon sich aus der k. k.-Monarchie zahlreiche Freikorps zum deutschen Freiheitskampf meldeten. Folge des Sieges über die aufsässigen Franzosen war die Deutsche Reichsgründung 1871, dies allerdings bedeutete eine Kleindeutsche Lösung und somit eine Verwerfung des Großdeutschen Gedankens, auch gegen den Widerstand der süddeutschen Staaten, die (bis auf das sich widerstrebende Königreich Bayern) allesamt großdeutsch plädierten.

Die Reichsgründung war kein „Willensakt der Nation“, wie das die Idealisten gegen den „Flickenteppich Deutschland“ während und nach den Befreiungskriegen forderten, sondern eine pragmatische Entscheidung von Teilen der kleindeutschen Autokratie-Mächte, weshalb die Reichsgründung, wie schon der Wiener Kongreß 1815, bei Kritikern als vertane Chance für ein Großdeutschland galt zugunsten eines Deutschen Kaiserreiches unter preußischer Führung.

Weltkriege

Erst im Ersten Weltkrieg besann sich Österreich und zählte auf die großdeutsche Verbundenheit, als das Kaiserliche Heer des Deutschen Reiches an der Seite der kaiserlichen und königlichen Armee in den Großen Krieg schritt. Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges trat Österreich dem Deutschen Reich bei und war bis 1945 somit, wie schon vor 1.000 Jahren im Heiligen Römischen Reich, einer der Grundpfeiler des Großdeutschen Reiches.

Siehe auch