Baeßler, Erich
Erich Ferdinand Heinrich Baeßler (zuweilen auch: Baessler und Bäßler; 5. August 1890 in Grasegrund, Kreis Bunzlau, Provinz Schlesien; 14. April[1] oder 11. Mai[2] 1957 in Bremen) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Vorläufigen Reichswehr, der Polizei und der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant des Heeres im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- „Erich Baeßler trat nach seiner Kadettenausbildung am 14. März 1911 mit dem Charakter als Fähnrich in die Kaiserliche Armee ein. Er kam dabei zum 5. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 154. Er war der ältere Bruder des späteren Generalleutnant Johannes Baeßler. Am 22. Mai 1912 wurde er zum Leutnant befördert. Sein Patent wurde dabei auf den 1. Juni 1910 datiert. Mit seinem Regiment rückte er bei Beginn des 1. Weltkrieges als Zugführer an die Front. Am 18. Dezember 1915 wurde er zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er dann Mitte 1916 zum Regimentsadjutant vom 5. Niederschlesisches Infanterie-Regiment Nr. 154 ernannt. Ab dem Sommer 1918 wurde er dann als Ordonanzoffizier beim XXIV. Reservekorps eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg wurde er neben dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. Nach dem Kriege wurde er in das Reichsheer übernommen. Am 31. Januar 1920 wurde er aus der Reichswehr verabschiedet. Ihm wurden dabei die Charakter als Hauptmann verliehen. Er trat als solcher dann in die Polizei ein. Dort verbrachte er dann die nächsten 15 Jahre, wobei er bis zum Oberstleutnant aufstieg. Nach der Erweiterung der Reichswehr wurde er bei der Enttarnung der Verbände am 15. Oktober 1935 in die Wehrmacht übernommen. Dabei wurde er zum Kommandeur des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment 65 in Bremen ernannt. Am 1. Januar 1938 wurde er zum Oberst befördert. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 wurde er dann zum Kommandeur vom Infanterie-Ersatz-Regiment 22 in Bremen ernannt. Am 1. Dezember 1939 wurde er dann zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment 399 ernannt. Ende des Frühjahr 1940 wurde er mit diesem nach Dänemark verlegt. Noch im Sommer 1940 wurde das Regiment dann als Besatzungstruppe nach Frankreich verlegt. Im Frühjahr 1941 verlegte er dann mit seinem Regiment nach Rumänien. Zum Sommerbeginn 1941 führte er das Infanterie-Regiment 399 dann im Ostfeldzug beim Angriff auf Südrussland. Am 29. September 1941 wurde er namentlich im Ehrenblatt des Heeres genannt. Am 18. Oktober 1941 wurde ihm nach beiden Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen auch noch das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Anfang November 1941 gab er dann sein Kommando ab und wurde in die Führerreserve versetzt. Am 1. Januar 1942 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 1. April 1942 wurde er zum Kommandeur der neuen 377. Infanterie-Division in Nordfrankreich ernannt. Nach dem Abschluss der Aufstellung verlegte er dann mit seiner Division zum Südabschnitt der Ostfront. Mitte Dezember 1942 gab er sein Kommando ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Am 30. Juni 1943 wurde er dann zur Heeresgruppe D kommandiert. Dort wurde er mit der stellvertretenden Führung der 17. Luftwaffen-Feld-Division beauftragt. Mitte Oktober 1943 wurde er dann zum Kommandeur der 19. Luftwaffen-Feld-Division in der Niederlande ernannt. Durch die Umbenennung der Division wurde er dann nach wenigen Wochen zum Kommandeur der 19. Feld-Division (L) ernannt. Am 1. Januar 1944 wurde er zum Generalleutnant befördert. Durch die erneute Umbenennung der Division bei der Verlegung nach Italien wurde er am 1. Juni 1944 zum Kommandeur der 19. Luftwaffen-Sturm-Division ernannt. Nach kurzer Zeit gab er sein Kommando an Oberst Albert Henze ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. In dieser wurde er am 8. August 1944 zum Oberkommando des Heeres kommandiert. Dort wurde er mit einer Sonderaufgabe betraut. Dabei handelte es sich um den Ausbau des Ostraumes. Im Herbst 1944 wurde er zum Stadtkommandant von Oslo ernannt. Im November 1944 wurde er zum Kommandeur der 49. Infanterie-Division ernannt. Im Dezember 1944 gab er dieses Kommando wieder ab. Mit der Kapitulation geriet er dann in Gefangenschaft. Aus dieser wurde er später wieder entlassen.“[3]
Unklarheiten im Werdegang
Verschiedene Quellen geben verschiedene Abläufe in den letzten beiden Dienstjahre. Fest steht, daß er sich als Kommandeur des Infanterie-Regiments 399 ausgezeichnet hatte. Mitte August 1941 erhielt die übergeordnete 11. Armee (Heeresgruppe Süd) den Auftrag, in Richtung Dnjepr vorzustoßen und bei Berislaw einen Brückenkopf zu bilden. Anfang September 1941 hatten die Verbände diesen Übergang über den unteren Dnjepr bei Berislawl erzwungen und die Verfolgung der zurückgehenden russischen Verbände aufgenommen. Damit war in südöstlicher Richtung der Zugang zur Krim mit der Landenge von Perekop in Reichweite. Fest steht ebenfalls, daß Baeßler am 1. April 1942 zum Kommandeur der neuen 377. Infanterie-Division (Heeresgruppe D) ernannt wurde, die am 31. März 1942 bei Le Mans in Nordfrankreich aufgestellt wurde und noch im April 1942 nach Besançon zu Ausbildungszwecke verlegt wurde. Im Juni 1942 ging es dann im Rahmen der 4. Panzerarmee/Heeresgruppe Süd an die Ostfront, war ab August 1942 der Heeresgruppe B bzw. [Heeresgruppe Mitte] unterstellt. Am 30. Juni 1943 soll er Führer der 17. Luftwaffen-Felddivision und am 12. Oktober 1943 (nach anderen Quellen erst am 12. November 1943[4]) Kommandeur der 19. Luftwaffen-Felddivision geworden sein (Albert Henze soll noch im Juni, nach anderen Quellen erst am 15. Juli 1944 übernommen haben). Ob er jemals Kommandeur der 49. Infanterie-Division, und wenn ja, wann, bleibt unsicher. Manche Quellen geben an, daß er im Oktober 1944 Stadtkommandant von Oslo, um dann im Dezember 1944 Kommandeur der 191. Reserve-Division zu werden, die es aber nur bis zum 1. Februar 1944 gab, aus ihr wurde bekanntlich die 49. Infanterie-Division. In diesem Zusammenhang wird mehrfach angegeben, daß er als solcher zu Kriegsende in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, die er nur knapp überstand und aus der er erst um 1955 entlassen wurde.
Seriös anmutende Quellen geben dagegen an, daß Baeßler am 28. Oktober 1944 mit der Wahrung der Geschäfte (m.W.d.G.b.) des Stadtkommandanten von Oslo beauftragt wurde, um am 29. Januar 1945 dann offiziell zum Stadtkommandanten von Oslo ernannt zu werden. Dies würde auch erklären, warum sein Name als Kriegsgefangener des Special Camp XI (Island Farm Bridgend) auftaucht,[5] denn die Briten übernahmen schließlich das Kommando in Norwegen. 375.000 Mann deutscher Besatzungstruppen gingen in britische Gefangenschaft. Generalleutnant Baeßler soll sich noch bis 10. Oktober 1945 im Lager Bogstad[6][7] (Oslo) befanden haben, da er hier und im Lager Sognsvatn/Sognsvann (Sognsvannsleiren) die Lagerbefehle unterschrieben hat.[8][9]
Familie
Erich war der Sohn des städtischen Oberförsters (Oberförsterei Grasegrund) und Forstverwalters Martin Baeßler ( 24. Dezember 1858 Meseberg bei Wolmirstedt; 26. September 1919) und dessen Frau Agnes, geb. Feder ( 29. März 1918). Sein jüngerer Bruder war der Generalleutnant Johannes Baeßler.
Sein Großvater war der aus Zeitz stammende Ernst Ferdinand Bäßler/Baeßler (1816–1879), 1845 bis 1852 Diaconus in Freyburg, 1852 bis 1858 Oberpfarrer in Magdeburg-Neustadt, 1858 bis 1865 Pfarrer in Meseberg, 1865 bis 1866 Professor und geistlicher Inspektor am Pädagogium „Unser Lieben Frauen“ in Magdeburg und 1866 bis 1879 Oberpfarrer und geistlicher Inspektor (1867) der Landesschule Pforta sowie Dichter.[10]
Beförderungen
- Charakter als Fähnrich (14. Mar 1911)
- von der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde in das Heer überwiesen
- Fähnrich (18. Oktober 1911)
- Leutnant (22. Mai 1912 mit Patent vom 1. Juni 1910)
- Oberleutnant (18. Dezember 1915)
- Charakter als Hauptmann (31. Januar 1920)
- Polizei-Hauptmann (9. Januar 1920)
- Polizei-Major (14. Dezember 1927)
- Polizei-Oberstleutnant (1. September 1935)
- Oberstleutnant (15. Oktober 1935)
- Oberst (1. Januar 1938)
- Generalmajor (1. Januar 1942)
- Generalleutnant (1. Januar 1944)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz mit Schwertern am 31. Januar 1918
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnungen
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Spange zum EK II am 19.4.1940
- Spange zum EK I am 4.7.1941
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber
- Nennung im Ehrenblatt des Heeres am 29. September 1941 als Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments 399
- Deutsches Kreuz in Gold am 18. Oktober 1941 als Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments 399/11. Armee/Heeresgruppe Süd