Baeßler, Johannes

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Johannes „Hans“ Baeßler

Johannes „Hans“ Siegfried Baeßler (zuweilen auch: Baeßler und Bäßler; Lebensrune.png 3. Mai 1892 in Grasegrund, Kreis Bunzlau, Provinz Schlesien; Todesrune.png 8. November[1] 1944 in Wien) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant des Heeres im Zweiten Weltkrieg.

Werdegang

Friedrich Wiese (rechts), Oberbefehlshaber an der französischen Mittelmeerküste, besichtigt am 6. Juni 1944 mit Divisionskommandeur Johannes Baeßler einen Befestigungsabschnitt in Südfrankreich (Südwall) an der deutschen Westfront bei Toulon.
„Hans Baeßler trat am 20. Januar 1914 als Leutnant in die Kaiserliche Armee ein [Anm.: aus dem Kadettenkorps kommend]. Er kam dabei zum 3. Schlesisches Infanterie-Regiment Nr. 156. Sein Patent wurde dabei auf den 22. Juni 1912 datiert. Er war der jüngere Bruder des späteren Generalleutnant Erich Baeßler. Mit diesem rückte er bei Beginn des 1. Weltkrieges an die Front. Dort wurde er bereits nach wenigen Wochen verwundet. Erst Ende des Jahres kam er dann an die Front zurück. Er kam jetzt bei verschiedenen Einheiten zum Einsatz. Am 18. August 1917 wurde er zum Oberleutnant befördert. Bei Kriegsende gehörte er dann wieder zum 3. Schlesisches Infanterie-Regiment Nr. 156. Im Ersten Weltkrieg wurde er mit beiden Eisernen Kreuzen ausgezeichnet. Nach dem Kriege wurde er in das Reichsheer übernommen. Beim Übergangsheer der Reichswehr im Frühjahr 1920 wurde er beim Reichswehr-Infanterie-Regiment 16 eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er dann als Kompanieoffizier zum 3. (Preuß.) Infanterie-Regiment. Bei diesem wurde er als Kompanieoffizier eingesetzt. Am 1. Oktober 1922 wurde er zur Führergehilfenausbildung in den Stab der 1. Division der Reichswehr nach Königsberg kommandiert. Am 1. Oktober 1923 wurde er in die 2. Batterie vom 1. (Preuß.) Artillerie-Regiment nach Insterburg versetzt. Er blieb weiter zum Stab der 1. Division der Reichswehr kommandiert. Am 1. Oktober 1924 wurde er in den Stab des Ausbildungs-Bataillons vom 3. (Preuß.) Infanterie-Regiment nach Marienburg versetzt. Dort wurde er am 1. April 1925 zum Hauptmann befördert. Am 1. Oktober 1925 wurde er in das Reichswehrministerium nach Berlin versetzt. Dort gehörte er jetzt zur Heeres-Ausbildungs-Abteilung (T 4). Am 1. Oktober 1926 wurde er in die 4. (Preuß.) Eskadron vom 14. Reiter-Regiment nach Schleswig versetzt. Am 1. Oktober 1927 wurde er in die 4. Batterie vom 2. (Preuß.) Artillerie-Regiment nach Güstrow versetzt. Am 1. Oktober 1928 wurde er wieder in das Reichswehrministerium nach Berlin versetzt. Er kam jetzt zur Inspektion der Verkehrstruppen (In 6). Am 1. Januar 1931 wurde er zum Chef der 2. Kompanie der 2. (Preuß.) Kraftfahr-Abteilung in Schwerin ernannt. Am 1. Dezember 1932 wurde er als solcher zum Major befördert. Als solcher wurde er am 1. September 1933 als Ausbilder zur geheimen Kriegsakademie versetzt. Am 1. August 1934 wurde er zum 1. Generalstabsoffizier (Ia) der 3. Kavallerie-Division ernannt. Diese wurde dann während der Erweiterung der Reichswehr ab dem 1. Oktober 1934 auch als Schnelle Division bezeichnet. Am 1. Juli 1935 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Bei der Enttarnung der Verbände wurde er am 15. Oktober 1935 zum Ia der 1. Panzer-Division ernannt. Im Sommer 1936 wurde er dann für die nächsten Jahre als Ia in den Generalstab des Kommandos der Panzertruppen versetzt. Am 1. Januar 1938 wurde er zum Oberst i.G. befördert. Am 1. April 1938 wurde er dann als Ia in den Generalstab vom XVI. Armeekorps versetzt. Am 10. November 1938 wurde er zum Kommandeur vom Panzer-Regiment 4 ernannt. Das Regiment führte er bis zum Beginn des 2. Weltkrieges am 1. September 1939. Er wurde dann in die Führerreserve versetzt. Am 10. September 1939 wurde er zum Chef des Generalstabes vom XI. Armeekorps ernannt. Mit diesem nahm er dann am Rest des Polenfeldzuges teil. Dabei wurden ihm bereits beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen verliehen. Im Frühjahr 1940 nahm er dann im Generalstab vom vom XI. Armeekorps am Westfeldzug teil. Im Frühjahr 1941 wurde er mit seinem Generalkommando beim Balkanfeldzug eingesetzt. Bereits im Sommer 1941 nahm er mit seinem Korps im Ostfeldzug beim Angriff auf Südrussland teil. Am 1. Februar 1942 folgte seine Beförderung zum Generalmajor. Nur wenige Wochen später wurde er abgelöst und in die Führerreserve versetzt. Am 15. April 1942 wurde er zum Kommandeur der 9. Panzer-Division im Südabschnitt der Ostfront ernannt. In dieser Position wurde er am 25. Juli 1942 schwer verwundet, so dass er das Kommando über die 9. Panzer-Division abgeben musste. Nach Ausheilung seiner Verwundung wurde er Mitte November 1942 zum Kommandeur der 14. Panzer-Division ernannt. Bereits nach 10 Tagen gab er sein Kommando wieder ab und wurde erneut in die Führerreserve versetzt. Am 9. Januar 1943 wurde ihm nachträglich für seine Leistungen als Kommandeur der 9. Panzer-Division das Deutsches Kreuz in Gold verliehen. Im Frühjahr 1943 wurde er dann zum Oberbefehlshaber West kommandiert. Mitte Juni 1943 wurde er zum Kommandeur der Division A ernannt. Durch die Umbenennung des Stabes wurde er Anfang Juli 1943 zum Kommandeur der 242. Infanterie-Division ernannt. Im Herbst 1943 verlegte er mit der Division nach Frankreich. Am 1. Februar 1944 wurde er zum Generalleutnant befördert. Im Sommer 1944 wurde er dann gegen die amerikanische Invasion bei Toulon eingesetzt.“[2]

Kessel von Stalingrad

Halbwegs nach seiner Verwundung vom 25. Juli 1942 wieder genesen, wurde Baeßler zum Kommandeur der 14. Panzer-Division ernannt und in den Raum Stalingrad eingeflogen. Anfang November 1942 war die Division aus der Front gezogen worden und als Eingreifreserve im großen Donbogen hinter der rumänischen Front versammelt. Die beiden Panzergrenadier-Regimenter hatten zusammen noch eine Stärke eines Bataillons, das Kradschützen-Bataillon hatte noch Kompaniestärke. Im Zuge des russischen Großangriffs zur Einschließung der deutschen Truppen in Stalingrad wurden die Reste der Division nach Osten gedrückt und im Kessel von Stalingrad eingeschlossen. Schwer erkältet und an einem Herzleiden erkrankt, bat Baeßler um sein Ausfliegen, da er sich nicht in der Lage fühlte, die Division zu führen. Generalmajor der NVA a. D. Wilhelm Adam schrieb 1965 in seinem Buch „Der schwere Entschluß“ (S. 145–146):

Ein General meldet sich krank. Ruhelos durchmaß ich meinen kleinen Arbeitsraum, drei Schritt hin, drei Schritt zurück. Mochte ich mich auch noch so zu zwingen versuchen, meine Gedanken irrten immer wieder ab zur Lagekarte. Gespenstisch drohten die roten Angriffspfeile. In der Verlängerung trafen sie bei Kalatsch zusammen. Herrgott noch mal, es mußte doch etwas geschehen! Trafen unsere Panzerregimenter rechtzeitig ein, um die Bedrohung im Rücken der 6. Armee zu beseitigen? Was würden die nächsten Stunden bringen? — Die Antwort kam rascher, als mir lieb war. Paulus ließ mich zu sich bitten. Ich trat in ein Zimmer, das von Zigarettenrauch geschwängert und mit blauen Dunstschleiern verhangen war. Der Aschenbecher auf dem Tisch war gefüllt bis zum Rand. Daneben stand noch unberührt eine Tasse mit schwarzem Kaffee. Der Oberbefehlshaber zündete sich eben eine neue Zigarette an. „Sie wissen, Adam, daß Generalmajor Baeßler vor wenigen Tagen die 14. Panzerdivision übernommen hat. Heute hat sich der Herr krank gemeldet. Angeblich ein altes Herzleiden, das sich in diesen Tagen bemerkbar machte. Er bat mich, in die Heimat abfahren zu dürfen. Ich habe zugestimmt. Ein Kommandeur, der sich in dieser Situation krank meldet, ist unbrauchbar und bedeutet eine Belastung für die Truppe. Dieser wohlgenährte Herr war mir schon unsympathisch, als ich ihn zum erstenmal sah. Trotzdem hätte ich ihm nicht zugetraut, daß er seine Truppe in dieser Gefahr im Stiche lassen würde. Das ist doch Fahnenflucht. Das zu klären müssen wir der Heeresgruppe überlassen. Ich habe sie über den Vorgang informiert. General Baeßler hat es so eilig, daß er bald bei ihr sein wird. Der Ia der 14. Panzerdivision hat Schmidt gemeldet, Baeßler sei bereits mit seinem Wagen zum Bahnhof Tschir unterwegs. Er hat es nicht einmal für notwendig erachtet, das Eintreffen seines Nachfolgers abzuwarten. Eine Schande, daß so etwas General ist! Baeßler ist nicht nur ein pflichtvergessener Offizier. Schon vorgestern, bei der ersten Feindberührung, bekam er es mit der Angst zu tun und veranlaßte nichts, um seiner Truppe unnötige Opfer zu ersparen. Ein Kurieroffizier der 14. Panzerdivision erzählte mir, daß es deshalb zu einer harten Auseinandersetzung zwischen Baeßler und seinem Ia gekommen sei.[3] Ich halte nichts von dieser Krankheit. In der Soldatensprache nennt man so etwas Feigheit. Der Herr bangt um sein kostbares Leben. Warten wir die Untersuchung ab! Das Personalamt wird sich damit befassen. Von Ihnen möchte ich wissen, wen Sie als Nachfolger empfehlen. Die Division muß noch heute einen neuen Kommandeur erhalten. Vorausgesetzt, daß Generalmajor Schmidt einverstanden ist, schlage ich Oberst Lattmann, Kommandeur des Panzer-Artillerieregiments der 16. Panzerdivision, vor. Ich halte ihn für einen der befähigtsten Offiziere im Armeebereich. Er ist klug, wendig, umsichtig und energisch. Lattmann kennt die Panzerwaffe aus dem Effeff. Das ist in dieser komplizierten Lage besonders wichtig.“ Nachdem Schmidt meinen Vorschlag gebilligt hatte, gab auch Paulus seine Zustimmung. Das Heerespersonalamt wurde durch Fernschreiben gebeten, diese Umbesetzung in der Führung der 14. Panzerdivision zu genehmigen. Wenige Stunden später meldete sich Oberst Lattmann beim Armeestab in Golubinskaja. Der Chef des Generalstabs wies ihn in die Lage ein. Der neue Divisionskommandeur war um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Die 14. Panzerdivision hatte in den Abwehrkämpfen bereits empfindliche Verluste erlitten. Vor allem war ihr Artillerieregiment von den Panzern des Gegners buchstäblich zusammengeschossen worden.

Bekanntlich wurde die 14. Panzer-Division während der Schlacht um Stalingrad vernichtet. Adams Ausführungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, er war inzwischen vollständig kommunistisch indoktriniert. Viele Offiziere bezeichnete er entweder als „fanatisch“ oder „feige“. Sogar beim verwundeten Erwin Jaenecke, der auf Befehl der Heeresgruppe Don ausgeflogen wurde, wurde suggeriert, die Verwundung war nicht schwerwiegend. Ggf. war er verbittert, daß er selbst nicht ausgeflogen wurde und die harten Jahre in Gefangenschaft verbringen mußte. Baeßler, der sich zuvor bei der 9. Panzer-Division tapfer bewährt hatte, verbrachte bis 6. April 1943 bei der Genesung. Auch mit der schlecht ausgerüsteten 242. Infanterie-Division (manche Sektoren hatten keine Panzerabwehr, Teile der Truppen waren mit Beutewaffen, manche gar mit Waffen aus dem Ersten Weltkrieg ausgerüstet), die nie Divisionsstärke erreichte (12 Bataillone, darunter drei ausländische, aber auch italienische Küstenbatterien), hielt er in Toulon 10 Tage gegen die rund 200.000 feindliche Soldaten (schließlich landeten rund 600.000 Mann[4]) und 75.000 Franzosen und Résistance stand.[5]

Tod

Bei der Verteidigung der Festung Toulon im Rahmen der 19. Armee unter General der Infanterie Friedrich Wiese gegen US-amerikanische Invasoren (Operation Dragoon ab dem 15. August 1944) wurde Divisionskommandeur Generalleutnant Baeßler am 26. August 1944 erneut schwer verwundet. Nach einer Erstversorgung im Feldlazarett wurde er schließlich ins Reich transportiert und in einem Reservelazarett in Wien operiert und weiterbehandelt, wo er jedoch am 8. November 1944 seinen Verwundungen erlegen ist. Nach vereinzelten Quellen wurde er sogar am Tag der Verwundung, der auch Tag der Kapitulation war, gefangengenommen, aber aufgrund der schwere der Wunden freigelassen zwecks Transport ins Reichsgebiet. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Wien-Zentralfriedhof Gruppe 97; Endgrablage: Block 6, Reihe 19, Grab 153.

Familie

Ernst Ferdinand Bäßler.png

Johannes war der Sohn des städtischen Oberförsters (Oberförsterei Grasegrund) und Forstverwalters Martin Baeßler (Lebensrune.png 24. Dezember 1858 Meseberg; Todesrune.png 26. September 1919) und dessen Frau Agnes, geb. Feder (Todesrune.png 29. März 1918). Sein älterer Bruder war der Generalleutnant Erich Baeßler. Sein Großvater war der aus Zeitz stammende Ernst Ferdinand Bäßler/Baeßler (1816–1879), 1845 bis 1852 Diaconus in Freyburg, 1852 bis 1858 Oberpfarrer in Magdeburg-Neustadt, 1858 bis 1865 Pfarrer in Meseberg, 1865 bis 1866 Professor und geistlicher Inspektor am Pädagogium „Unser Lieben Frauen“ in Magdeburg und 1866 bis 1879 Oberpfarrer und geistlicher Inspektor (1867) der Landesschule Pforta sowie Dichter.[6]

Ehe

Oberleutnant Baeßler heiratete am 29. November 1921 seine Verlobte, aus der Ehe sind zwei Söhne entsprossen (Lebensrune.png 1923 und Lebensrune.png 1925). Hierbei könnte es sich um die beiden jungen Kriegsopfer Heinz Baessler (Lebensrune.png 3. Mai 1923), gefallen am 19. April 1944 als Angehöriger der Kriegsmarine, und Joachim Baessler (Lebensrune.png 17. September 1925), seit August 1944 bei Trakehnen vermißt, handeln.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Verschiedene Quellen geben den 8. November 1944 als Todesdatum an, dies wird auch vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bestätigt, andere Quellen geben den 9. November 1944 an.
  2. Baeßler, Johannes, Lexikon der Wehrmacht
  3. Ia war Oberstleutnant i. G., seit 30. Januar 1943 Oberst i. G. Bernd Leonid von Pezold (1906–1973). Am 20. Januar 1943 hatte Generaloberst Hans Hube angeordnet, Rudolf Sieckenius (Kommandeur Panzer-Regiment 2), Bernd von Pezold (Ia 14. Panzer-Division), Heinrich Seidel (Ib 14. Panzer Division), Erich Domaschk (Kompanieführer Panzer-Regiment 103), Erwin Engelbrecht (14. Panzer Division) und Wolfgang Ledig (IIa 14. Panzer Division) auszufliegen. Die Flüge für von Pezold, Engelbrecht und Ledig fanden nicht mehr statt. Am 31. Januar 1943 geriet Bernd von Pezold in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst am 16. Januar 1956 entlassen wurde.
  4. Anthony Tucker-Jones: Operation Dragoon – The Liberation of Southern France 1944, Pen and Sword, 2010, S. 92
  5. Vgl. Joachim Ludewig: Der deutsche Rückzug aus Frankreich 1944, 1994
  6. Ernst Ferdinand Bäßler