Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel
Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel und Lüneburg ( 12. Januar 1721 in Braunschweig; 3. Juli 1792 in Braunschweig) war Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern und ab 1735 Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel. Er war einer der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und führte den entsprechenden Titel. Der deutsche Offizier und Heerführer des Siebenjährigen Krieges war ein General der Infanterie (seit 6. März 1758) und Generalfeldmarschall (seit 8. Dezember 1758) der Preußischen Armee in preußischen und kurhannoverschen bzw. britischen Diensten.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ferdinand wurde als vierter Sohn des Fürsten Ferdinand Albrecht II. von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern geboren. 1740 wurde Ferdinand Oberst und Chef des teilweise aus dem braunschweig-wolfenbütteler Regiment „Sommerlatte“ errichteten preußischen Füsilier-Regiments (No.39)[1] und machte, da sein Regiment noch nicht völlig ausgerüstet war, als Freiwilliger den Feldzug von 1741 in Schlesien mit. Dort focht er in der Schlacht bei Mollwitz und in der Schlacht bei Chotusitz an der Seite seines Schwagers Friedrich II., König von Preußen. Nach dem Frieden blieb er dessen Gesellschafter und Begleiter und wurde Generalmajor der Infanterie.
Beim Ausbruch des Zweiten Schlesischen Kriegs ging er mit seinem Regiment unter Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau nach Böhmen, wurde nach seiner Rückkehr zum Kommandeur des Ersten Bataillons des Königs Regiments Garde (No.15) befördert und begleitete 1745 den König zur Armee nach Schlesien. In der Schlacht bei Hohenfriedberg am 4. Juni nahm er mit seiner Brigade das Dorf Thomaswalde und erstürmte, obwohl verwundet, bei Soor am 30. September eine vom Feind besetzte Höhe. Bei Soor wurde sein Bruder Albrecht getötet.[2]
Er genoß die besondere Gunst des Königs, der ihn nach Potsdam in Garnison legte und ihn auf seinen Inspektionsreisen mitnahm. 1750 zum Generalleutnant und 1752 zum Gouverneur der Festung Peitz in der Lausitz ernannt, wurde er 1755 in derselben Eigenschaft nach Magdeburg versetzt und wurde Chef des Regiments Bonin zu Fuß (1806: No.5).
Beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs im August 1756 führte er eine der drei in Sachsen einrückenden Heersäulen der preußischen Armee, besetzte Leipzig und brach am 13. September nach Böhmen auf, wo er in der Schlacht bei Lobositz am 1. Oktober den rechten Flügel befehligte. Bei dem Einrücken in Böhmen im April 1757 führte er die Vorhut und trug viel zum Sieg in der Schlacht von Prag am 6. Mai bei, leitete auch später an der Stelle des Fürsten Moritz von Anhalt-Dessau die Belagerung dieser Stadt.
In der Schlacht von Roßbach befehligte er den rechten Flügel, worauf er im November nach Aufhebung der Konvention von Kloster Zeven auf Bitte von Kurhannover vom Dienst in der preußischen Armee freigestellt wurde. Er erhielt als General der Infanterie den Oberbefehl über die Alliierten in Westdeutschland. Ferdinand wußte in der Folge die gesunkene Moral seiner Soldaten so zu heben, daß sie fast immer Sieger über das weit stärkere französische Heer blieben.
1766 nahm er seinen Abschied, der Philosoph Jean-Baptiste de Boyer, Marquis d’Argens schrieb König Friedrich II. aus Paris:
- „Se. Durchlaucht der Erbprinz von Braunschweig ist mit der allgemeinen Hochachtung und den Lobeserhebungen all derer, die das Glück gehabt haben, ihn kennen zu lernen, abgereist. Ich glaube, er muß mit der hier erhaltenen Aufnahme zufrieden seyn; er war derselben auf alle Weise sehr würdig. Wir haben hier einen Prinzen von Zweibrücken, nach welchem man sich bei weitem nicht so sehr drängt; ob er gleich die Ehre gehabt hat, jene glänzende Reichsarmee zu befehligen, welche im letzten Kriege sich so sehr auszeichnete, uns sich mit den Schweden um diese Ehre streitet.“
Und am 10. April 1767, nachdem Ferdinand erneut Paris besucht hatte:
- „Des Erbprinzen von Braunschweig Durchlaucht, der sich hier auf einige Tage aufhält, findet dieselbe Aufnahme, wie bei seiner ersten Reise; und ich schmeichle mir, er werde uns, wenn auch nicht sehr vernünftig, doch wenigstens, in Rücksicht seiner, sehr artig oder vielmehr sehr gerecht gefunden haben. Ich habe das Vergnügen gehabt, gegen diesen Prinzen mehr als einmal die Gesinnungen zu äußern, von welchen ich für Ew. Majestät durchdrungen bin; und er kann Denenselben die Verehrung bezeugen, welche alle achtungswürdige Gelehrte gegen Dieselben hegen.“
Der Generalfeldmarschall lebte seit seiner Verabschiedung in Braunschweig oder auf seinem Lustschloß Vechelde. Der König besuchte Ferdinand zwischen 1772 und 1782 mindestens viermal auf dessen Besitz in Vechelde. Künstler und Gelehrte fanden in Prinz Ferdinand einen großmütigen Gönner. 1789 wurde er Kommendator der Johanniterkommende Gorgast.
Wirken
Zu seinem Wirken heißt es:[3]
- Feldherr im siebenjährigen Kriege, Inhaber eines preußischen Regiments und Generallieutenant, „unter den vielen Kriegsmeistern der Zeit einer der ausgezeichnetsten“, besonders hervorstrahlend als Oberbefehlshaber der englisch-deutschen Observations-Armee in Westphalen, deren heterogene Elemente er trefflich zu einen wußte, und mit der er über das bedeutend stärkere französische Heer glänzende Vortheile errang, bei Krefeld, Minden, Bellinghausen &c. Nach dem Friedensschluß verließ er den preußischen Militärdienst und lebte in Braunschweig bezw. auf dem nahen Landgut Vechelde gelehrten und künstlerischen Neigungen, sowie einer freimaurerischen Wirksamkeit, die in durchgreifender Unterstützung Armer und in anderen wohlthätigen Handlungen ihren Ausdruck fand. Herzog Ferdinand, Freund und Schwager des großen Friedrich, ist am Denkmal desselben zu Berlin verewigt.
Auszeichnungen (Auszug)
- Schwarzer Adlerorden am 30. Juli 1742
- Kleinod, Band und Stern
- Ritter des Hosenbandordens am 1. August 1759 durch König Georg II.
- jährliche Kriegssoldzulage von 20000 Pfund Sterling
- die von England nach dem Friedensschluß 1762 gewährte lebenslängliche Pension von 3000 Pfd. Sterling wurde 1789 aus des Königs Chatulle um weitere 1200 Pfd. Sterling jährlich erhöht.
- Ehrenritter (ggf. später Rechtsritter) des Johanniterordens (seit seinem 15. Jahre war er Anwärter)
- 1789 Nutznießer der Comthurei Gorgast (ca. 1130 Thaler jährlich)
Siehe auch
Literatur
- Christian Heinrich Philipp Edler von Westphalen, Ferdinand Otto Wilhelm Henning von Westphalen: Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Lüneberg (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3, Band 4)
- E. von dem Knesebeck: Ferdinand, Herzog zu Braunschweig u. Lüneburg, während des siebenjährigen Krieges (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
- Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld: Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. In: „Allgemeine Deutsche Biographie“ (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 682–690
Fußnoten
- Geboren 1721
- Gestorben 1792
- Deutscher Freimaurer
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Deutscher Herzog
- Militärperson (Preußen)
- Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Träger des Hosenbandordens
- Illuminat
- Hannoversche Militärgeschichte
- Person in den Schlesischen Kriegen (Preußen)
- Person im Siebenjährigen Krieg (Preußen)
- Regimentsinhaber der Frühen Neuzeit
- Militärperson (Braunschweig)
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Walhalla-Genosse