Sewastopol

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Sewastopol
(Севастополь)

Wappen von Sewastopol
Staat: Rußland
Einwohner (2014): 390.161
Bevölkerungsdichte: 361 Ew. p. km²
Fläche: 1.080 km²
Höhe: 50 m
Postleitzahl: 299.000-299.699
Telefon-Vorwahl: (07) 8692
Kfz-Kennzeichen: RUS 92
Koordinaten: 44° 36′ N, 33° 32′ O

Sewastopol (griech.: Stadt des Ruhmes; deutsch auch Sebastopol) ist eine Hafenstadt auf der Halbinsel Krim. Innerhalb der Sowjetunion war sie eine Geschlossene Stadt der Russischen Sowjetrepublik – später der Ukrainischen Sowjetrepublik, und seit dem 18. März 2014 ist sie, neben der Republik Krim, eine Freie Stadt innerhalb der Russischen Föderation.

Geschichte

Die 1783 durch die Russen den Tataren und Osmanen abgenommene und neugegründete Stadt wurde zwischen 1833 und 1854 mit elf Forts und 571 Kanonen befestigt, was die Einnahme der Stadt von seiten englischer und französischer Truppen in der Schlacht um Sewastopol 1854–1855 nicht verhindern konnte. Während die Stadt an der Schwarzmeerküste sehr gut gesichert war, blieb die Landseite nahezu offen und mußte im Ernstfall mit einfacheren Feldstellungen gesichert werden. Seit 1783 ist sie der Stützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.

Erster Weltkrieg

Die kaiserlich russische Flotte vor Sewastopol im Jahre 1846
Letzte Aufnahmen der Kaiserfamilie Rußlands

Im Zuge des Vormarsches der Deutschen im Ersten Weltkrieg ist auch die Krim und damit auch Sewastopol (je nach Quelle zwischen dem 30. April und dem 2. Mai 1918) besetzt worden. Die Stadt war als Festung am Schwarzen Meer von besonderer strategischer Bedeutung. Ab dem 5. Mai 1918 war Oberleutnant Wilhelm von Apell Polizeimeister in der Festung Sewastopol. Aufgegeben von den Deutschen wurde die Besetzung Sewastopols am 13. Dezember 1918. Die Truppen des Deutschen Heeres wurden größtenteils über See abtransportiert.

„Durch das unendliche Rußland, nach der schönen Krim, nach dem von den Bolschewiken gesäuberten Sebastopol. Hier hat die deutsche Marine das reiche Erbe der russischen Schwarzmeer-Flotte angetreten und sich in den Besitz dieser historischen, gewaltigen Marineanlagen gesetzt. Als Admiralstaboffizier beim Stabe des Oberbefehlshabers der Schwarzmeer-Kommandos eröffnet sich ihm [Anm.: Carl Christiansen] ein neuer arbeitsreicher und interessanter Pflichtenkreis. Unter der zielbewußten und geschickten Leitung des Vizeadmirals Hopmann und seines unermüdlichen Stabschefs, Fregattenkapitän Wieting, wird hier aus der durch die Revolution zerschlagenen russischen Flotte und aus den reichhaltigen Marinebeständen alles Brauchbare für die deutsche Kriegsführung nutzbar gemacht. […] Abgeschnitten von der Heimat, in Erwartung der alliierten Seestreitkräfte, dazu das dunkle Gespenst des unglücklichen Kriegsausganges und der schamlosen Bedingungen eines siegtaumelnden Feindes! — Der einzige Lichtblick ist das allgemein ruhige Verhalten der Marinetruppen. Eine verständige Aufklärung über den schwierigen Heimtransport auf der Grundlage vollsten Vertrauens zur Führung und die allseitig große Beliebtheit des Admirals Hopmann lassen keine Revolutionsstimmung hochkommen. Jeder hat nur den einen Wunsch: nach Hause, nach Hause!, zumal manchem vielleicht der Rückmarsch Napoleons aus dem winterlichen Rußland als dunkles Gespenst vorschwebt. Die Organisation des beschleunigten Abtransports wird Carl übertragen. Bereits nach einigen Tagen rollen die Züge heimwärts. Dann kommt der Feind. Der kleine englische Kreuzer ‚Canterbury‘ trifft zur Besprechung einen Tag vor dem Einlaufen des aus Engländern, Franzosen, Italienern und Griechen bestehenden Geschwaders ein. Den Verhandlungen auf dem englischen Flaggschiff ‚Temeraire‘, bei welchen die Engländer sich in jeder Beziehung korrekt benehmen, im Gegensatz zu den haßsprühenden Franzosen, folgt eine planmäßige Übergabe der ehemals russischen Hafen-, Werft- und Festungsanlagen an die Feinde. Es ist fast wie eine große Auktion, der eine gönnt dem anderen nichts.“[1]

Letzte Aufnahmen der russischen Kaiserfamilie

Von einem Fotografen einer englischen Zeitung wurden in Sewastopol die angeblich letzten Aufnahmen der Familie Romanow gemacht. Gezeigt werden der Kaiser Nikolaus II., der mit seinem Sohn, dem Zarewitsch Alexej, eine Marine-Ehrengarde abschreitet, sowie seine Gemahlin und vier Töchter auf einem Kriegsschiff in dem Hafen.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ort aufgrund seiner wichtigen militärischen Lage zur schier uneinnehmbaren Festung umgebaut. In der Schlacht um Sewastopol 1941–1942 wurde die Festung von der deutschen Wehrmacht eingenommen.

Ukraine-Krise

Am 18. März 2014 unterzeichneten die Vertreter der Republik Krim sowie der Freien Stadt Sewastopol die Aufnahme ihres Landes und ihrer Stadt in die Russische Föderation. Vorab hatten 96 Prozent der Bevölkerung mittels einer Volksabstimmung ihren Willen zum Anschluß an Rußland bekräftigt. Die Stadt war zur Zeit der sowjetischen Verwaltung von seiten der Moskauer Behörden der Ukraine geschenkt worden, wurde jedoch nach der gewaltsamen Machtergreifung westlich ausgerichteter Gruppen in Kiew im Februar 2014 von russischer Seite gesichert. In seinem Redebeitrag anläßlich der Aufnahme der Republik und der Stadt in die Russische Föderation erinnerte der russische Präsident Wladimir Putin an die Abtrennung Kosovos von Serbien von seiten der westlichen Staaten. Diese hatte sich blutig vollzogen, während der Anschluß der Krim an Rußland friedlich verlaufen war.

Von den VSA, der EU und der NATO wurde der Anschluß jedoch nicht anerkannt, die Ukraine-Krise wurde ihrerseits weiterhin geschürt, und über die neue in der ukrainischen Landeshauptstadt Kiew residierende Verwaltung, insbesondere über den neuen Sicherheitsratschef Alexander Turtschinow, wurde versucht, die ukrainische Armee aufzubauen, um die Krim „zurückzuerobern“.

Bekannte, in Sewastopol geborene Personen

  • Abba Kowner (1918–1987), hebräischer Schriftsteller, Partisanenführer gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg; er versuchte einen millionenfachen Massenmord an Deutschen

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. In: Die Kapitäne Christiansen – Nach Logbüchern erzählt, 1932 von Carl Christiansen, Friedrich Christiansen und Eberhard von Mantey.