Eiserne Schar „Berthold“
Die Eiserne Schar „Berthold“ (Fränkisches Bauern-Detachement) war ein Freikorps, das nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die Gründung des Eiserne Schar „Berthold“ war am 29. April 1919 in Bayreuth. Ein Anschluß an das Freikorps „von Epp“ scheiterte. Die Auflösung dieser Einheit fand am 9. September 1919 statt.
Stärke
Ihre Stärke bestand aus 27 Offizieren und 800 Mann. Ihre Gliederung bestand aus
- 4 Infanterie-Kompanien und
- 1 MG-Kompanie.
Die Truppe, die wesentlich aus ehemaligen Soldaten bestand, erreichte schlußendlich eine Stärke von 1.200 Mann.
Führer
Freikorpsführer war Hauptmann Rudolf Berthold, Flieger-As und ein Ritter des Ordens „Pour le Mérite“.
Einsatz
Schon im Mai kam sie erstmals zum Einsatz gegen Anhänger der Räterepublik in Schweinfurt und Bad Kissingen. So diente sie etwa teilweise als Wachmannschaft für gefangene Schweinfurter Spartakisten. Ein weiterer Einsatz war in München am 31. Mai 1919 (Sicherungsverband nach der Zerschlagung der Münchner Räterepublik), danach Bayreuth (Sicherheitsdienst). Der bevorstehenden Auflösung entzog man sich am 6. August durch Verlegung nach Bayreuth, um sich dort in die Vorläufige Reichswehr eingliedern zu lassen, was jedoch nur für einen kleineren Teil des Freikorps gelang. Am 9./10. September 1919 marschierten sie – entgegen Weisung des Weimarer Regimes – in das Baltikum zur Unterstützung der Eisernen Division ein.
Hier traf sie aber auf eine Situation, in der die Ententemächte mittlerweile auf die Rückverlegung aller deutschen Verbände drängten, da die sogenannten „Baltikumer“ eigenmächtig im Baltenland eingriffen, um den deutschfeindlichen Räteregierungen Einhalt zu gebieten. Um dem alliierten Abzugsverlangen zu entgehen, trat Berthold entsprechend einem Abkommen vom 21. September 1919 zwischen dem bisherigen Befehlshaber der deutschen Verbände im Baltikum, Rüdiger Graf von der Goltz, und dem Führer der gegenrevolutionären russischen Westarmee, Fürst Pavel M. Awaloff-Bermondt (1877-1974), wie die übrigen deutschen Freikorps im Raum Mitau (Jelgava, Lettland) formell in russische Dienste über.
In der Westarmee der Eisernen Division bildete seine Eiserne Schar das III. Bataillon im 2. Kurländischen Infanterie-Regiment unter Major Wilhelm Carl Albert Arthur von Kleist (1875–1939). Ab Mitte Oktober beteiligte sie sich in diesem Rahmen am Vormarsch gegen Riga und stieß binnen weniger Tage bis an die Düna vor.
Zum Zwecke der Auflösung wurde die Eiserne Schar im Rahmen der Eisernen Division im Januar 1920 in den Raum Stade (Niedersachsen) verlegt, wo Berthold sich die Eingliederung in die vaterländischen Marinebrigade „von Loewenfeld“ erhoffte. Er selbst schloß sich in Berlin den um die „Nationale Vereinigung“ des ehemaligen Generallandschaftsdirektors von Ostpreußen, Wolfgang Kapp, gruppierten Kräften gegen das Weimarer Regime an. Wegen seiner guten Verbindungen nach Bayern unternahm er es für die norddeutschen Aufständischen, Verbindungen zu dortigen Patrioten und aktionsbereiten Offizieren in bayerischen Garnisonen herzustellen.
Als Hauptmann Berthold am 13. März 1920 aus Bayern zu seiner noch in Stade liegenden Truppe zurückkehrte, fand er seine Soldaten bereits bei der Bahnverladung. Sie sollten ursprünglich nach Pommern verlegt werden, hatten mittlerweile aber Befehl erhalten, in Zossen bei Berlin die Marinebrigade „Ehrhardt“ zu verstärken. Die Truppe bestand noch aus 700 Mann, die mit etwa 200 Gewehren sowie je 4 schweren und leichten Maschinengewehren ausgerüstet war.
Berthold hielt die Auslösung des Kapp-Aufstandes zwar für verfrüht, wollte ihn aber zumindest im Hamburger Raum absichern helfen. Als er dazu am Sonntag, den 14. März, in Harburg eintraf, waren hier jedoch bereits Vorentscheidungen gegen die Aufständischen gefallen. Die an Kapp orientierten Führer des in der Stadt stationierten Pionier-Bataillons 9 der Reichswehr waren von regimetreuen Kräften verhaftet worden. Ihr Bataillon hatte sich daraufhin für verfassungsloyal erklärt.
Blutmontag
Berthold rückte nunmehr am Montagvormittag vom Bahnhof aus in die Innenstadt vor, um hier für Ordnung zu sorgen und dem kommunistischen Terror Einhalt zu gebieten, wurde mit seiner Truppe aber von Tausenden bewaffneten Arbeitern auf dem Gelände einer Volksschule umzingelt. Nach mehrstündigen Feuergefechten ergaben sich seine Soldaten schließlich, da ihnen die Munition ausging und sowohl Versorgung und Entsatz ausblieb, und wurden entwaffnet. Berthold wurde von einer aufgehetzten Menge geschlagen, mißhandelt und anschließend mit Pistolen- und Gewehrschüssen ermordet.
Die Eiserne Schar hatte 11 Tote und 20 z. T. schwer Verwundete zu beklagen, der rote Lynchmob 14 Tote und ebenfalls rund 20 z. T. schwer Verwundete zu beklagen.
Mit der übergeordneten Eisernen Division in Stade wurde ein förmliches Abkommen geschlossen, daß die in Harburg gefangenen „Baltikumer“ nach dem roten Lynchmord an ihrem Anführer wieder nach Stade zurück transportiert werden sollten. Hier wurde die Eiserne Schar im Zuge der allgemeinen Reduzierung der Reichswehr noch im Frühjahr 1920 aufgelöst. Ihre kampfbereiten Mitglieder schlossen sich nach ihrer Rückkehr nach Bayern regionalen Einwohnerwehren oder Wehrbünden an und traten fortan nicht mehr als eigenständiger Verband in Erscheinung.
Bekannte Angehörige (Auswahl)
Siehe auch
Literatur
- Der Schulungsbrief: Die deutschen Freikorps von 1918 bis 1923 (H. W. Zastrow), Oktober 1936