Freikorps
Als Freikorps oder Freischar (franz.: corps, „Körper(-schaft)“; aus lat.: corpus, „Körper“) wurden bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts paramilitärische Einheiten unabhängig von ihrer nationalen Herkunft benannt. Im deutschen Sprachraum wurden erstmals im 18. Jahrhundert unter der Bezeichnung „Freikorps“ Frei-Regimenter aus einheimischen Freiwilligen, gegnerischen Überläufern, Deserteuren und Straffälligen aufgestellt.
Die mitunter exotisch ausgerüsteten Truppen dienten damals als Infanterie und Kavallerie, seltener als Artillerie. Teils nur in Kompaniestärke, teils bis zu mehreren Tausend Mann stark, existierten auch aus verschiedenen Waffengattungen zusammengesetzte gemischte Verbände bzw. Legionen. Das preußische Freikorps von Friedrich Wilhelm Gottfried Arnd von Kleist[1] umfaßte Infanterie, Jäger, Dragoner und Husaren. Die französischen Volontaires de Saxe vereinten Ulanen und Dragoner.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Freikorps im 18. Jahrhundert
Friedrich II. schuf vor allem zwischen 1756 und 1758 während des Siebenjährigen Krieges 14 autarke Frei-Infanterie-Einheiten, die jedoch militärisch kaum zu kontrollieren waren, geschweige denn taktisch zielgenau eingesetzt werden konnten.
Im Laufe des Krieges, ab 1759, wurden deshalb sogenannte Freicorps aufgestellt, die aus mehreren Waffengattungen (etwa Infanterie, Husaren, Dragoner, Jäger) bestanden, gemeinsam eingesetzt und von erfahrenen Berufsoffizieren angeführt wurden. Sie operierten zwar auch unabhängig und oft hinter feindlichen Linien, aber sie waren militärisch gut ausgebildet und konnten ohne weiteres im Verband agieren.
Von diesen Elitetruppen gab es insgesamt acht:
- Frei-Corps Trümbach (Voluntaires de Prusse) (F I)
- Frei-Corps Kleist (F II)
- Frei-Dragoner Glasenapp (F III)
- Frei-Corps Schony (F IV)
- Frei-Corps Gschray (F V)
- Frei-Husaren Bauer (F VI)
- Légion Britannique (F V – von Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg)
- Volontaires Auxiliaires (F VI).
Freikorps zur Zeit der napoleonischen Besatzung Deutschlands (1806–1815)
Freikorps im modernen Sinne entstanden in Deutschland im Laufe der Napoleonischen Kriege. Die beteiligten Freiheitskämpfer kamen oft aus wohlhabendem Hause und aus der Bildungsschicht, sie nahmen Waffen aus patriotischen Gründen auf, nicht um als Söldner oder Landsknechte zu verdienen.
Einer der ersten Freikorps stellte Ferdinand von Schill 1809 aus seinem ehemaligen Husarenregiment auf. Es kämpfte während des Fünften Koalitionskrieges gegen die Invasoren aus Frankreich:
- Schill’sche Jäger (auch als Schill’sches Freikorps bekannt)
Regen Zulauf erlebten die Freikorps zur Zeit der Befreiungskriege 1813–1815, u. a. bei
- King’s German Legion
- Russisch-Deutsche Legion
- Freikorps Lützow
- Schwarze Schar (im Sommerfeldzug von 1815 als „Herzoglich Braunschweigisches Feldkorps“)
Freikorps nach dem Ersten Weltkrieg (1918–1923)
Aufstellung
Zu Beginn der November-Revolte 1918 verfügte der Rat der Volksbeauftragten über keine zuverlässigen Truppen in Berlin. In Absprache mit der Obersten Heeresleitung (OHL) wurden seit November 1918 aus ehemaligen Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges Freikorps aufgestellt. In diesen Freiwilligenverbänden sammelten sich monarchistische und rechtskonservative Kräfte, die durch Kriegsende und bolschewistischen Umbruch keine Perspektive und gesicherte Zukunft mehr sahen.
Stärke
Die etwa 400.000 Mitglieder der rund 120 namentlich nachweisbaren Freikorps hatten vor allem aber konterrevolutionäre und anti-„demokratische“ Ansichten. Die Stärke kleinerer Freikorps betrug zumeist zwischen 2.000 und 10.000 Mann. Bewaffnet waren sie mit Karabinern, jedoch verfügten die Infanterie- und Kavallerieeinheiten auch über zahlreiche schwere Maschinengewehre und Minenwerfer.
Liste der bekannten Freiformationen
Freikorps
- Akademische Wehr Münster
- Badisches Volksheer
- Bayerisches Freiwilligen Detachement „Bogendörfer“ – Abteilung „Bogendörfer“
- Bayerisches Schützenkorps – Freikorps „von Epp“
- Brigade „von Brandenstein“ – Brigade z. b. V. 6
- Brigade „Ehrhardt“ – 2. Marine-Brigade
- Brigade „Grodno“
- Brigade „von Löwenfeld“ – 3. Marine-Brigade der Marine-Division
- Brigade Nordlitauen
- Brigade „Olita“
- Brigade „Schaulen“
- Brigade Südlitauen
- Brigade z. b. V. 5
- Brigade z. b. V. 6
- Detachement Bogendörfer
- Detachement „von Neufville“ – Freikorps „von Neufville“
- Detachment „Pfeffer“ – Freikorps „von Pfeffer“
- Detachement „Probstmayr“
- Detachment „von Randow“ – Freiwilligen Detachment „von Randow“
- Deutsche Legion (1919)
- Deutsche Schutzdivision
- 2. Division Freikorps Schlesien – Freiwilligen 2. Garde-Infanterie-Division
- Division Heuduck des Garde-Kavallerie-Schützen-Korps – Garde-Kavallerie-Schützen-Division
- Division von Lettow-Vorbeck
- Eiserne Brigade
- Eiserne Division
- Eiserne Flottille
- Eiserne Torpoedobootsflotille – Eiserne Flottille
- Eiserne Schar Berthold
- Fränkisches Bauerndetachement – Eiserne Schar Berthold
- Freikorps Amberg
- Freikorps Andree
- Freikorps „Aulock“ (Freikorps „von Aulock“)
- Freikorps Aschaffenburg
- Freikorps Bamberg
- Freikorps Bayreuth
- Freikorps Berthold – Eiserne Schar Berthold
- Freikorps Bodensee
- Freikorps Bozendorfer
- Freikorps von Brandis
- Freikorps von Brause
- Freikorps Brüssow
- Freikorps „Caspari“
- Freikorps Diebitsch
- Freikorps Dohna – Brigade z. b. V. 5
- Freikorps von Düna
- Freikorps Düsseldorf
- Freikorps „Ehrhardt“ 2. Marine-Brigade „Ehrhardt“ der Marine-Division
- Freikorps Eiserne Schar – Eiserne Schar „Berthold“
- Freikorps Engelhard – Freiwilligen Jägerkorps Erlangen
- Freikorps von Epp
- Freikorps Erlangen – Freiwilligen Jägerkorps Erlangen, Jägerkorps Erlangen
- Freikorps Eulenburg
- Freikorps Faupel (Freikorps Görlitz)
- Freikorps Gabke
- Freikorps Garde-Schützen
- Freikorps Görlitz
- Freikorps Göttingen
- Freikorps Haas – Württembergische Freiwilligen-Abteilung Haas
- Freikorps Hacketau – Westfälische Freikorps Hacketau
- Freikorps Hagelsberg
- Freikorps Halle
- Freikorps Hasse
- Freikorps Hessen
- Freikorps Hessen-Nassau
- Freikorps Hessen-Thüringen-Waldeck
- Freikorps Heydebreck
- Freikorps Hilger
- Freikorps Himburg
- Freikorps Hindenburg – Freikorps Feldmarschall von Hindenburg
- Freikorps Hülsen
- Freikorps von Hülsen – Freikorps Hülsen
- Freikorps Hünicken
- Freikorps von Klewitz
- Freikorps Kühme
- Freikorps Küntzel
- Freikorps Himburg (Freikorps Lyck)
- Freikorps Landesjäger
- Freikorps Landesschützen
- Freikorps Landsberg
- Freikorps Lichtschlag
- Freikorps Löschebrand
- Freikorps „Loewenfeld“ – 3. Marine-Brigade „Loewenfeld“ der Marine-Division
- Freikorps Lützow
- Freikorps Michaelis
- Freikorps Möwe – Brigade z. b. V. 5
- Freikorps Münsterland
- Freikorps „von Neufville“
- Freikorps Niederrhein – Westfälisches Freikorps Niederrhein
- Freikorps Oberland
- Freikorps Oldenburg
- Freikorps „von Oven“
- Freikorps Passau
- Freikorps von Pfeffer
- Freikorps Pfefferkorn
- Freikorps Plehwe
- Freikorps Potsdam
- Freikorps Regensburg
- Freikorps „Reinhard“ – Freiwilligen-Regiment „Reinhard“, ab März/April 1919 Freiwilligen Brigade „Reinhard“
- Freikorps Roßbach
- Freikorps Schlesien
- Freikorps Schleswig-Holstein
- Freikorps Schulz
- Freikorps Schwaben
- Freikorps Schwarze Jäger
- Freikorps Severin
- Freikorps Stever
- Freikorps Thüringen
- Freikorps Wasserburg
- Freikorps Weickhmann
- Freikorps Werdenfels
- Freikorps Wesel
- Freikorps Würzburg
- Freiwillige Wachabteilung Bahrenfeld
- Freiwilligen-Abteilung „Böckelmann“
- Freiwilligen-Bataillon Münster – Freikorps „von Pfeffer“
- Freiwilligen Detachement Hierl – Detachement „Probstmayer“
- Freiwilligen Detachment von Randow
- Freiwilligen-Division „von Lettow-Vorbeck“ – Division „von Lettow-Vorbeck“
- Freiwilligen-Eskadron Leoprechting
- Freiwilligen-Eskadron Schätzler
- Freiwilligen 2. Garde-Infanterie-Division
- Freiwilligen 1. Garde-Reserve-Division
- Freiwillligen Grenzjäger-Brigade 1
- Freiwillligen Grenzjäger-Brigade 2
- 4. Freiwilligen Infanterie-Division
- Freiwilligen 10. Infanterie-Division
- Freiwilligen 11. Infanterie-Division
- Freiwilligen 12. Infanterie-Division
- Freiwilligen 17. Infanterie-Division
- 35. Freiwilligen Infanterie-Division
- 36. Freiwilligen Infanterie-Division
- 37. Freiwilligen Infanterie-Division
- 41. Freiwilligen Infanterie-Division
- Freiwilligen 117. Infanterie-Division
- Freiwilligen Jägerkorps Erlangen
- Freiwilliges Jägerkorps Gerth
- Freiwilliges Jägerkorps Goldingen
- Freiwilligen Jägerkorps Niedersachsen
- Freiwilliges Landesjägerkorps
- Freiwilliges Landesschützenkorps (Dietrich von Roeder)
- Freiwilligen-Sturmabteilung Roßbach – Freikorps „Roßbach“
- Freiwilligen Verband 40. Infanterie-Division – Freikorps „Michaelis“
- Freiwilligenkorps Schlesien
- Garde-Kavallerie-Schützen-Division
- Hessisch-thüringisch-waldecksches Freikorps – Freikorps Hessen-Thüringen-Waldeck
- 1. Infanterie-Division
- 2. Infanterie-Division
- 5. Infanterie-Division
- Kampfgeschwader Sachsenberg
- Kommando der Kampfwagenabteilungen (Kokampf)
- Landesschützen-Brigade Garde – Freikorps „von Neufville“
- 1. Marine-Brigade
- 2. Marine-Brigade „Ehrhardt“
- 3. Marine-Brigade „Loewenfeld“
- Ostpreußische Freiwilligen Brigade
- Ostpreußischen Freikorps – Ostpreußische Freiwilligen Brigade
- Ostpreußischen Freiwilligen-Korps – Ostpreußische Freiwilligen Brigade
- Schlesische Jäger-Brigade (Freikorps „Faupel-Görlitz“)
- Schutztruppe Bug
- Stab 7. Kavallerie-Schützen-Division
- Stab Ostsee-Division
- Westfälisches Freikorps – Freikorps von Pfeffer
- Westfälisches Freikorps Niederrhein
- Westfälisches Jägerfreikorps
- Württembergische Freiwilligen-Abteilung Haas
Freikorpsverwandte Einheiten
- Baltische Landeswehr
- VI. Reservekorps (Rüdiger von der Goltz; ab 12. Oktober 1919 Walter von Eberhardt)
- Freiwillige Deutsch-Russische Westarmee
Bekannte Verbände (Auswahl)
- Düna-Freikorps
- Freikorps „Aulock“
- Freikorps Bamberg
- Freikorps Bayreuth
- Freikorps Bodensee
- Freikorps von Brause
- Freikorps von Brandis
- Freikorps Brüssow
- Eiserne Schar Berthold
- Freikorps von Diebitsch
- Freikorps Dohna
- Freikorps Düsseldorf
- Freikorps Eulenburg
- Freikorps Faupel (identisch mit Freikorps Görlitz)
- Freikorps Feldmarschall von Hindenburg
- Freikorps Gabcke
- Freikorps Garde-Schützen
- Freikorps Haas
- Freikorps Halle
- Freikorps Hasse
- Freikorps „Hessen-Nassau“
- Freikorps Hilger
- Freikorps Himburg
- Freikorps Hindenburg
- Freikorps Hülsen
- Freikorps Hünicken
- Freikorps Kühme
- Freikorps Künzel
- Freikorps Landsberg
- Freikorps Landesjäger
- Freikorps Landesschützen
- Freikorps Lichtschlag
- Freikorps Löschebrand
- Freikorps Lützow
- Freikorps Oberland
- Freikorps Thümmel
- Freikorps von Klewitz
- Freiwilliges Jägerkorps Gerth
- Freiwilliges Jägerkorps Goldingen
- Hessisch-Thüringisch-Waldecksches Freikorps
- Jägerkorps Erlangen
- Kampfzug Hierl
- Ostpreußisches Freiwilligenkorps
- Westfälische Freikorps Hacketau
Verfilmungen
Uniformen und Abzeichen (Bildergalerie)
Siehe auch
Literatur
- Edgar von Schmidt-Pauli: Geschichte der Freikorps 1918–1924, Stuttgart 1936
- Friedrich Wilhelm von Oertzen: Die deutschen Freikorps 1918–1923, F. Bruckmann-Verlag 1937
- Ernst von Salomon: Das Buch vom deutschen Freikorpskämpfer, 1938; Nachdruck: ISBN 3-932878-92-2 (Bestellmöglichkeit)
- Johann von Leers: Die Zeit der Freikorps, in: „Der Weg“, Jg. 1954, Heft 3
- Hannsjoachim W. Koch: Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918–1923. Aus dem Englischen von Klaus Oelhaf und Ulrich Riemerschmidt, Verlag Antaios, Schnellroda 2002, ³2014, ISBN 978-3-935063-12-8 [488 S.]
Verweise
- axishistory – Freikorps (Quelle)
- Letzter Sieg der letzten Reiter (Freikorps in Riga)
- Um das Menschenrecht (Spielfilm, der die Ereignisse der Novemberrevolte und die Freikorps nach dem Ersten Weltkrieg behandelt)
- Widerstand – Der Schulungsbrief, I. Jahrgang, 3. Folge (Mai 1934), S. 23–29
- Deutsche Stimme: Deutschland war da, wo um es gerungen wurde. Der Kampf der Freikorps um die Existenz des Reiches vor 90 Jahren
- Hans-Joachim von Leesen: Freikorps retten das Reich (PDF-Datei)
Fußnoten
Architektur · Frauen · Kunst · Literatur · Musik
Marsch auf die Feldherrnhalle · Reichsparteitag · Reichstagsbrand · Röhm-Putsch · Große Deutsche Kunstausstellung · Ausstellung „Entartete Kunst“ · Münchener Abkommen · Olympische Sommerspiele 1936 · Beitritt Österreichs · Polnische Paßkrise · Reichskristallnacht · Jüdische Kriegserklärungen an Deutschland · Zweiter Weltkrieg · Sportpalastrede