Cochenhausen, Friedrich von (1879)
Friedrich Ernst Eduard Arnold von Cochenhausen ( 14. Juli 1879 in Marburg an der Lahn; 20. Juli 1946 in Hochstadt am Main) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Artillerie im Zweiten Weltkrieg sowie Verfasser zahlreicher Bücher und seit Mitte 1933 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- „Friedrich von Cochenhausen trat am 21. September 1897 als Fahnenjunker in die Kaiserliche Armee ein. Er kam dabei zum Feldartillerie-Regiment Nr. 11. In diesem wurde er am 27. Januar 1899 zum Leutnant befördert. 1907 wurde er zur Kriegsakademie kommandiert. Dort wurde er im Sommer 1909 zum Oberleutnant befördert. Er schlug jetzt auch in die Generalstabslaufbahn ein. Am 22. März 1913 wurde er dann zum Hauptmann im Generalstab befördert. Er gehörte jetzt dem Großen Generalstab an. Auch bei Beginn des 1. Weltkrieges gehörte er zum Generalstab. Dort verblieb er auch den ganzen Krieg über, ohne Truppenkommando. Am 16. September 1917 wurde er zum Major befördert. Im 1. Weltkrieg wurde er neben beiden Eisernen Kreuzen und dem Ritterkreuz des Königlich Preußischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern mit vielen anderen Orden ausgezeichnet. Nach dem Krieg wurde er in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er anfänglich im Reichswehrministerium eingesetzt. Dort wurde er auch bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr eingesetzt. Am 15. November 1922 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1923 zum Kommandeur der II. Abteilung vom 6. (Preuß.) Artillerie-Regiment in Minden ernannt. Ende 1925 wurde er dann wieder in das Reichswehrministerium nach Berlin versetzt. Dort wurde er jetzt als Chef des Stabes bei der Heeres-Inspektion des Erziehungs- und Bildungswesen (In 1) ernannt. Als solcher wurde er am 1. Februar 1927 zum Oberst befördert. Anfang 1928 wurde er dann in den Stab vom 4. Artillerie-Regiment nach Dresden versetzt. 1929 erschien sein Buch ‚Gneisenau - Seine Bedeutung in der Geschichte und für die Gegenwart‘ im Mittler-Verlag in Berlin. Am 1. Februar 1929 wurde er dann zum Kommandeur vom 4. Artillerie-Regiment in Dresden ernannt. Als solcher wurde er am 1. März 1930 zum Generalmajor befördert. 1931 erschienen seine Bücher ‚Die kriegswissenschaftliche Fortbildung des Truppenoffiziers‘ und ‚Die Truppenführung‘ im Mittler-Verlag in Berlin. Am 1. Februar 1931 wurde er dann zum Artillerieführer IV in Dresden ernannt. Am 31. Januar 1932 wurde er aus dem Heer verabschiedet. Er wurde nur anderthalb Jahre später zum Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaft ernannt, was er trotz weiter Verwendung bis 1945 weiter blieb. Diese gab die Zeitschrift ‚Wissen und Wehr‘ heraus. Im Herbst 1935 trat er dann in die Luftwaffe ein. Er wurde dort zum Generalleutnant befördert. Als solcher wurde er jetzt an der Luftkriegsschule in Berlin-Gatow eingesetzt [Anm.: Taktiklehrer an der Luftkriegsakademie]. Am 28. Februar 1938 wurde er dann auch der Luftwaffe verabschiedet. Dabei wurden ihm die Charakter als General der Flieger verliehen. Bei der Mobilmachung vor dem 2. Weltkrieg wurde er wieder beim Heer reaktiviert. Er wurde jetzt zum Kommandierenden General des Stellvertretenden XIII. Armeekorps in Nürnberg ernannt. Damit wurde er gleichzeitig zum Befehlshaber vom Wehrkreis XIII. Am 1. Dezember 1940 wurde er zum General der Artillerie befördert. 1941 stellte er im Auftrag vom Reichswehrminister Groener das Buch Führertum - 25. Lebensbilder von Feldherrn aller Zeiten zusammen. Am 30. April 1942 wurde er von seinem Kommando durch General von Wiktorin abgelöst und in die Führerreserve des Wehrkreises versetzt. Am 31. Mai 1942 wurde er dann aber endgültig aus dem aktiven Dienst der Wehrmacht verabschiedet. 1942 gab er das Buch ‚Soldatische Führer und Erzieher‘ in Hamburg bei der Hanseatischen Verlagsanstalt heraus. 1943 war er Herausgeber der Auflage des Leipziger Insel-Verlages vom Buch Carl von Clausewitz ‚Vom Kriege‘, welche heute verboten ist. Ebenfalls 1943 war er Autor des Buches ‚Der Wille zum Sieg - Clausewitz' Lehre von den dem Kriege innewohnenden Gegengewichten und ihrer Überwindung, erläutert am Feldzug 1814 in Frankreich‘. Bereits 1946 ist General von Cochenhausen gestorben.“[1]
Familie
Friedrich von Cochenhausen war der Sohn des gleichnamigen Generalleutnants Friedrich von Cochenhausen (1849–1929) und älterer Bruder des Generalleutnants Conrad von Cochenhausen. Sein Großvater war Ernst Friedrich Ferdinand (1803–1871), kurhessischer Generalmajor, sein Urgroßvater war Christian Friedrich von Cochenhausen (1769–1839), Kriegsminister und kurhessischer Generalleutnant. Sein Großonkel war der Berliner Generalpolizeidirektor Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey. Sein Ururgroßvater war Johann Friedrich von Cochenhausen (1728–1793), kurhessischer Generalmajor, der im Hessischen Korps für den Landgraf von Hessen-Kassel Friedrich II. an der Seite Englands im achtjährigen Krieg gegen dessen abtrünnige Kolonien unter George Washington teilnahm und im Ersten Koalitionskrieg so schwer verwundet wurde, daß er zwei Tage später verstarb.
Beförderungen
- 21. September 1897 Fahnenjunker im 1. Kurhessische Feldartillerie-Regiment Nr. 11
- 21. April 1898 Fähnrich
- 27. Januar 1899 Leutnant
- 19. August 1909 Oberleutnant
- 22. März 1913 Hauptmann
- 16. September 1917 Major
- 5. Februar 1923 Oberstleutnant
- 1. Februar 1927 Oberst
- 1. März 1930 Generalmajor
- 31. Januar 1932 Charakter als Generalleutnant (Verabschiedung)
Wehrmacht
- 1. Oktober 1935 Generalleutnant
- 28. Februar 1938 Charakter (Titel)|Charakter als General der Flieger (erneute Verabschiedung)
- 1. Dezember 1940 General der Artillerie
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Roter Adlerorden IV. Klasse [2]
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse [2]
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern [2]
- Bayerischer Militärverdienstorden, IV. Klasse mit Schwertern [2]
- Ritterkreuz I. Klasse des Albrechtsordens mit Schwertern [2]
- Ritterkreuz II. Klasse des Friedrichs-Ordens mit Schwertern [2]
- Hanseatenkreuz Hamburg [2]
- Friedrich-Kreuz [2]
- Österreichisches Militärverdienstkreuz, III. Klasse mit der Kriegsdekoration [2]
- Silberne Liakatmedaille mit Säbel[2]
- Eiserner Halbmond [2]
- Militärorden für Tapferkeit, IV. Klasse, I. Stufe [2]
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1922[2]
- Ehrenritter des Johanniter-Ordens
Drittes Reich
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Ehrensenator der Universität Erlangen
Schriften (Auswahl)
- 1913: Geschichte des 1. Kurhessischen Infanterie-Regiments Nr. 81 und seiner Stammtruppen. Ein Festgabe zum hundertjährigen Stiftungsfest, E. S. Mittler & Sohn, Berlin
- 1920 Deutsches Soldatentum
- 1922: Der Schütze (gemeinsam mit Hans Rühle von Lilienstern)
- 1923: Der Weg zum Offizier im Reichsheer (unter besonderer Berücksichtigung der Lehrgänge an den Waffenschulen), Verlag „Offene Worte“, Charlottenburg
- 1924 Die Truppenführung – Taktisches Handbuch für den Truppenführer und seinen Gehilfen, E. S. Mittler & Sohn, Berlin (weitere Auflagen u. a. 1933 und 1940)
- 1926 Die kriegswissenschaftliche Fortbildung des Truppenoffiziers. Ein Handbuch für Lehrende und Lernende mit praktischen Beispielen, E. S. Mittler & Sohn, Berlin
- 1929 Gneisenau – Seine Bedeutung in der Geschichte und für die Gegenwart, E. S. Mittler & Sohn, Berlin
- 1930: Führertum. 25 Lebensbilder von Feldherren aller Zeiten. Auf Veranlassung des Reichswehrministers Dr. Groener (bearbeitet von Offizieren der Wehrmacht und zusammengestellt von Oberst von Cochenhausen), E. S. Mittler & Sohn, Berlin
- 3. Auflage 1937, 4., erweitere Auflage 1941
- 1933: Von Scharnhorst bis Schlieffen 1806–1906 – Hundert Jahre Preußisch-deutscher Generalstab, Berlin (als Herausgeber)
- 1933 Wehrgedanken – Eine Sammlung wehrpolitischer Aufsätze, Hanseatische
- 1933 Gefechts-Fibel (Schützenzug und Schützenkompanie), Verlag „Offene Worte“, Berlin
- 1934: zusammen mit Alfred Boehm-Tettelbach
- Conrad von Hoetzendorf – Eine Studie über seine Persönlichkeit, Junker und Dünnhaupt, Berlin
- Der böhmische Feldzug Friedrichs des Großen 1757 im Lichte Schlieffenscher Kritik, Junker und Dünnhaupt, Berlin
- 1934: Truppenführer-ABC – Ein taktisches Nachschlagewerk, E. S. Mittler & Sohn, Berlin
- 1935: Reichsheer im Dritten Reich, Verlag Siegismund, Berlin
- 1935: Schöpfer und Gestalter der Wehrkraft. Auf Veranlassung der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften herausgegeben, Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Berlin (als Herausgeber)
- 1936: Das Reichsheer – Deutschlands Erwachen. Bücher der Kraft und des Lebens für unsere Jugend, Verlag von Velhagen & Klasing
- 1936 Wille und Tat – Ein Buch zur Nacheiferung, herausgegeben vom Reichsluftfahrtministerium, Riegler, Berlin
- 1937 Schicksalsschlachten der Völker, Breitkopf & Härtel
- 1937: Der Genius des Feldherrn, Sanssouci Verlag, Potsdam (als Herausgeber)
- 1937 Das wichtigste Wehrschrifttum des Jahres 1936, in „Bücherkunde“, Gauverlag Bayreuth, 4. Jg.
- 1938 Erinnerlichtes Soldatentum – Beiträge zur soldatischen Erziehung
- 1938: Briefe des Generalfeldmarschalls Graf Helmuth von Moltke Insel-Verlag
- 1940 Die Verteidigung Mitteleuropas, unter Mitarbeit von Gerhard Oestreich, Wilhelm Scheidt, Bernhard Schwertfeger, Gunther Frantz und Hermann Ullmann, Eigen Diederichs Verlag, Jena (als Herausgeber)
- 1940 Gneisenau, der Überwinder Napoleons, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg
- 1940 Kultur und Soldatentum
- 1940: Vom Kriege. Um Veraltetes gekürzte Ausgabe (als Herausgeber)
- 1940: Schicksalswende Europas (mit einem Geleitwort von General der Flieger von Cochenhausen), E. S. Mittler & Sohn, Berlin
- 1941: Gedanken von Moltke (mit einem Geleitwort von General der Flieger von Cochenhausen), Atlantis-Verlag, Berlin
- 1941: Führertum. 26 Lebensbilder von Feldherren aller Zeiten (auf Veranlassung des Oberkommandos der Wehrmacht bearbeitet von Offizieren der Wehrmacht und zusammengestellt von General der Artillerie von Cochenhausen. Mit einem Geleitwort des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht Generalfeldmarschall Keitel, Verlag von E. S. Mittler & Sohn, Berlin (4., erweiterte Auflage)
- 1942 Soldatische Führer und Erzieher – Gesammelte Aufsätze
- 1943 Der Wille zum Sieg. Clausewitz’ Lehre von den dem Kriege innewohnenden Gegengewichten und ihrer Überwindung, erläutert am Feldzug 1814 in Frankreich
- 1943 Gedanken von Clausewitz, Atlantis-Verlag, Berlin
Fußnoten
- Geboren 1879
- Gestorben 1946
- Deutscher General der Artillerie
- Deutscher Militärschriftsteller
- Major (Preußen)
- Major (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Generalleutnant (Reichswehr)
- General der Artillerie (Heer der Wehrmacht)
- General der Flieger (Luftwaffe der Wehrmacht)
- Befehlshaber des Wehrkreises XIII (Heer der Wehrmacht)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Roten Adlerordens 4. Klasse
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des Friedrichs-Ordens (Ritter)
- Träger des Albrechts-Ordens (Ritter 1. Klasse)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Hamburg)
- Träger des Eisernen Halbmondes
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Militärordens für Tapferkeit
- Ehrensenator der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg