Lindequist, Friedrich von

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Dr. jur. h. c. Friedrich von Lindequist

Wilhelm Friedrich „Fritz“ Ferdinand Olof von Lindequist (Lebensrune.png 15. September 1862 in Wostevitz auf Rügen; Todesrune.png 25. Juni 1945 auf Gut Macherslust bei Eberswalde-Finow) war ein deutscher Jurist, Kolonialbeamter, Generalgouverneur, Staatssekretär und zuletzt Vorsitzender der Generalreferenten des Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP. Sein Onkel war Generaloberst mit dem Range als Generalfeldmarschall Oskar Fromhold Friedrich Olof von Lindequist.

Werdegang

Burg Sperlingslust mit Seiner Exzellenz Gouverneur von Lindequist; Ein Bergfried, ein Signalturm mit Schießscharten, hatte Curt von François 1890 über dem von ihm gegründeten Windhuk errichten lassen. Wenige Jahre später eröffnete der Gastwirt Rudolf Moeller hier oben unter dem Namen „Sperlingslust“ eine Bierschänke mit Gasthof. Moeller engagierte den Architekten Wilhelm Sander, um stilechtes Burgruinenflair mit Rundbögen und Mauerresten zu schaffen. Angesichts des Hottentottenkrieges mußte die Gaststätte 1904/05 geschlossen und mit Wachtposten besetzt werden. Der Neustart gelang nicht mehr, und 1913 kaufte Hans Bogislav Georg Victor Graf von Schwerin-Löwitz das verlassene Lokal. Wieder wurde Architekt Sander geholt: Diesmal bekam er vom Ehepaar von Schwerin den Auftrag, „Sperlingslust“ in ein romantisches Schlößchen zu verwandeln. Die Anlage nannte er nach dem Schloß seiner Kindheit in Vorpommern „Schwerinsburg“. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, ließ von Schwerin außerdem einen 104 Meter tiefen Brunnen graben. Als hoher Kolonialbeamter war er im Juli 1915 maßgeblich am Zustandekommen des Waffenstillstands zwischen den unterlegenen deutschen Truppen und der Armee der Südafrikanischen Union beteiligt. Nach Kriegsende wurde der Graf durch die Briten ausgewiesen, kam aber der Geschäfte wegen immer wieder nach Windhuk. Die Schwerinsburg blieb erhalten. Die Deutschen hinterließen neben der Schwerinsburg noch zwei weitere schloßähnliche Villen in Windhuk: Die nach Graf von Schwerins Gattin benannte „Heinitzburg“ und die „Sanderburg“, Wohnsitz des gleichnamigen Architekten. Die Windhuk-Burgen waren keine Einzelfälle. Sander baute noch mehr eindrucksvolle Burgschlösser in Namibia, so zum Beispiel Schloß Duwisib für den sächsischen Schutztruppen-Hauptmann Hansheinrich von Wolf.
„Haus Lindequist“, 1906 erbautes Feriendomizil für die Familie von Lindequist in Sellin auf Rügen an der Ostsee, seit 2002 Hotel
„Friedrich von Lindequist wurde am 15.09.1862 in Wostewitz auf der Insel Rügen als Sohn eines Gutspächters und Beamten geboren. Nach dem Abitur studierte er in Greifswald, Tübingen und Berlin Rechtswissenschaften und war von 1886 bis 1889 als Referendar zunächst in Stettin, dann in Trier, und ab 1892 als Regierungsassessor in der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin tätig. Zum Ende des Jahres 1893 wurde er, zusammen mit seinem späteren Vorgesetzten, Major Theodor Leutwein, nach Deutsch-Südwestafrika versetzt. Dort war er Juristischer Beirat des Reichskommissars und Landeshauptmanns Curt von François, leitete die Regionalverwaltung, übernahm 1894 zusätzlich ein Richteramt und rückte 1896, im Rang eines Regierungsrats, zum Vertreter des Gouverneurs auf. Dieses neu geschaffene Amt bekleidete seit kurzer Zeit der Nachfolger Curt von François, Theodor Leutwein. Im Jahr 1900 wurde Friedrich von Lindequist als Verwaltungsschef des deutschen Generalkonsulats nach Kapstadt, Südafrika, versetzt und dort 1902 zum Generalkonsul befördert. In Deutsch-Südwestafrika hatte zwischenzeitlich Lothar von Trotha Theodor Leutwein als Gouverneur und Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe abgelöst, den Herero-Aufstand bekämpft und verließ, ins Reich abberufen, am 19.11.1905 das deutsche Schutzgebiet. Sein designierter Nachfolger als Gouverneur war Friedrich von Lindequist, der die Abberufung von Trothas als Kommandeur der Schutztruppe zur Bedingung für seine Zusage gemacht hatte.
Noch im November 1905 trat Friedrich von Lindequist, als erster Zivilist der Landesgeschichte, das Amt als Gouverneur an. Neuer Kommandeur der Schutztruppe wurde Oberst Berthold von Deimling. Friedrich von Lindequist forcierte das Ende des Kriegszustands und erwirkte mit der Hilfe und Vermittlung einiger Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft, darunter August Kuhlmann und Jakob Irle, die Rückkehr tausender Herero aus dem Gebiet der Omaheke. Diese wurden in Sammellagern der Mission aufgenommen und dann in zentralen Lagern interniert. Am 31.03.1907 erklärte von Lindequist den Krieg offiziell für beendet und setzte ein Jahr später die Eingeborenenverordnung in Kraft, die Zuweisung von Siedlungsgebieten, Vieh- und Landbesitz sowie die Ausweispflicht regelte. Ferner trieb er den Ausbau des Eisenbahnnetzes, der Zivilverwaltung und die Gründung einer Landespolizei voran und initiierte die Einführung der Karakulschafzucht und die Formierung einiger landwirtschaftlicher Verbände. Sein bereits 1906 eingerichteter Gouverneursrat gab Zivilisten erstmals die Möglichkeit, Fragen der Kolonialverwaltung per Eingabe zu beeinflussen. Im selben Jahr verlieh im die Universität Greifswald die Ehrendoktorwürde. 1907 wies Friedrich von Lindequist das ungefähre Gebiet des heutigen Etoscha-Nationalparks als Wildschutzgebiet aus und wurde, parallel zu seinem Gouverneursamt, zum Unterstaatssekretär im Reichskolonialamt, dem bis Mai 1907 ‚Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes‘ bezeichnet, ernannt.
Am 20.05.1908 schied er offiziell aus dem Amt des Gouverneurs aus, sein Amtsnachfolger wurde Bruno von Schuckmann. Nach einer neunmonatigen Studienreise durch Deutsch-Ostafrika kehrte Fritz von Lindequist nach Deutschland zurück. [...] Am 03.11.1911 reichte Friedrich von Lindequist unter Protest sein Abschiedsgesuch ein, als er nach der sogenannten Marokko-Krise, beim Abschluß des deutsch-französischen Marokko-Kongo-Vertrages,[1] von Kaiser Wilhelm II. übergangen wurde. Nachdem sein Rücktritt angenommen worden war, verließ er Berlin und bezog mit seiner Familie die bereits 1906 erworbene Villa Macherslust bei Eberswalde. [...] 1933 besuchte er Südwestafrika und das ehemalige Deutsch-Ostafrika und schrieb zahlreiche Beiträge über die Veränderungen in den vormals deutschen Interessengebieten. [...] In Namibia ist die am ‚Tintenpalast‘ in Windhoek vorbeiführende Straße sowie der östliche Eingang zum Etoscha-Nationalpark bei der Feste Namutoni nach Friedrich von Lindequist benannt. In Rügen erinnert der Von-Lindequist-Weg, der am Rande des Ostseebades Sellin in den Dünengürtel führt, an den Bauherren des noch erhaltenen Hauses Lindequist. Wir suchen noch Hinweise zu den Todesumständen und dem Begräbnisort des Ehepaares und sind für Hinweise dankbar.“[2]

Kolonialbeamter

Friedrich von Lindequist wurde im November 1905 als Nachfolger Lothar von Trotha in der Endphase des Hottentottenkriegs Generalgouverneur (als einziger Zivilist) von Deutsch-Südwestafrika. Am 20. Mai 1908 schied von Lindequist offiziell aus dem Amt aus. Schon 1907 wurde er als Unterstaatssekretär und vom 10. Juni 1910 bis 3. November 1911 als Staatssekretär in das Reichskolonialamt berufen sowie, als Nachfolger Bernhard Dernburgs, zum Leiter des Reichskolonialamts ernannt. Sein Nachfolger wurde schließlich Wilhelm Heinrich Solf.

Rassenmischung

Von Lindequist verbot die standesamtlichen erfolgten Mischehen, die schon zur zeit des Reichskommissars Heinrich Göring geduldet waren, wozu er aufgrund der erteilten Selbstverwaltungsverordnung berechtigt war – nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Rheinischen Missionsgesellschaft wurden dann am 18. Oktober 19106 auch kirchliche Ehen verboten, da diese, wie er argumentierte, ein Verbrechen gegen die Reinerhaltung deutscher Rasse waren, aber auch die Stellung des weißen Mannes gefährdeten. 1907 erklärte das Obergericht in Windhuk auch alle geschlossenen Mischehen vor dem Verbot als nichtig, es handelte sich jedoch lediglich um 30 solcher Verbindungen. Liebesbeziehungen wurden nach wie vor geduldet, alleine 1908 (nach einem Bericht des Landrates 1910) wurden im Raum Windhuk 500 Mischlingskinder geboren.

Zurück in Deutschland

Dr. von Lindequist betätigte sich während des Ersten Weltkrieges als Generaldelegierter der Freiwilligen Krankenpflege im Osten, war von 1914 bis 1933 stellvertretender Vorsitzender (Vize-Präsident) der Deutschen Kolonialgesellschaft und war 1917 Gründungsmitglied der Vaterlandspartei. In der Epoche der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus galt er als führender Repräsentant der Nationalen Konservativen sowie der Kolonialrevisionisten, gehörte dem Kolonialrat des Reichskolonialbundes an und bekleidete das Amt des Vorsitzenden der Generalreferenten des Kolonialpolitischen Amts. In weiteren Ämtern war er Präsident des Deutschen Seevereins (seit 1932 wieder Deutscher Flottenverein), seit 1921 Vorsitzender des Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslandsdeutschtum und Leiter des Südafrikanischen Ausschusses der Deutschen Akademie in München. 1933 besuchte er Südwestafrika und das ehemalige Deutsch-Ostafrika und schrieb zahlreiche Beiträge über die Veränderungen in den vormals deutschen Interessengebieten.

Tod

Eberswalde war seit dem 24. April 1945 von der Roten Armee besetzt. Die Barbarei nahm ihren lauf, Mord und Vergewaltigung waren an der Tagesordnung. Nicht mehr willens, die Übergriffe der Russen zu ertragen, wählten Friedrich und Dorothea von Lindequist am 25. Juni 1945 (vereinzelte Quellen geben den 15. Juni an) auf ihrem Gut Macherslust den Freitod. Immer wieder gab es auch Gerüchte, daß sie von den bolschewistischen Besatzern ermordet wurden, aber Augenzeugen für das Ableben fehlen. Von Lindequists Tochter übergab 1958 den schriftlichen Nachlaß Fritz von Lindequists an das Bundesarchiv in Koblenz.

Familie

Friedrich war der Sohn von Olof von Lindequist (1824–1902), Landwirt, dann Eisenbahnbeamter, seine Mutter war Anna, geb. Hoffmann (1824–1909), Tochter des Rittergutsbesitzers Friedrich Wilhelm Hoffmann in Nieder-Gläsersdorf. Sein Bruder war der spätere Generalleutnant Arthur Axel Heinrich August von Lindequist, u. a. Ritter des Ordens „Pour le Mérite

Am 20. August 1909, Alter von fast 47 Jahren, heiratete von Lindequist seine Verlobte Helene Esther Dorothea von Heydebreck auf dem Gut der Brauteltern, Neu Buckow in Pommern. Ihr Vater war der königlich-preußische Rittmeister Konrad Tessen Friedrich Otto von Heydebreck (1833-1903), ihre Mutter Helene von Zastrow (1838-1920), und Joachim von Heydebreck, von 1912-1914 Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika, ihr Vetter. Aus der Ehe sollen ein Sohn und eine Tochter entsprossen sein.

Am 11. August 1910 wurde die Tochter Anna Helene geboren, die am 31. Mai 1938 mit Leopold von Caprivi (1906-1984) einen Verwandten des ehemaligen Reichskanzlers, Leo von Caprivi (1831-1899), heiraten sollte. Nachdem sein Rücktritt angenommen worden war, verließ er Berlin und bezog mit seiner Familie die bereits 1906 erworbene Villa Macherslust bei Eberswalde. Ein weiteres Haus hatte er, ebenfalls im Jahr 1906, bei Sellin auf Rügen bauen lassen. Auf Gut Macherslust lebten später auch seine Schwiegermutter sowie sein Schwager, Berndt-Christoph von Heydebreck (1876-1929), und dessen Ehefrau, Elisabeth von Scheele (1874-1946). Hier kam am 18. Juli 1940 seine erste Enkelin, Dorothea von Caprivi, zur Welt. Seine zweite Enkelin, Friederike Maria von Caprivi, wurde am 25. März 1943 in Neu-Buckow, bei der Familie ihrer Mutter geboren.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Schriften

  • Britisch- und Deutsch-Ostafrika als Siedlungsgebiet für Europäer, in: „Schriften des Vereins für Sozialpolitik“, 147. Band, Duncker & Humblot, München 1912
  • Die Ansiedelung von Europäern in den Tropen (1912)
  • Die Kolonien, in: „Deutschland unter Kaiser Wilhelm II.“, Erster Band, Fünftes Buch, 1914, S. 3 bis 37
  • Denkschrift zur Siedlungspolitik in Deutsch-Südwestafrika vom 19. September 1906 (in: Deutsche Kolonialpolitik in Dokumenten, 1938) Südwestafrikanische Erlebnisse (Unveröffentlicht, Bundesarchiv Koblenz)
  • Die Gründung eines neuen Kolonialreiches (in: Deutschland zeigt den Ausweg, 1933)

Verweise

Fußnoten