Geschichte des Elsaß
Die Geschichte des Elsaß beginnt in der Zeit fränkischer Machtentfaltung und umfasst beinahe 1500 Jahre westdeutscher Geschichte.
Das Elsaß, seit Cäsar unter römischer Herrschaft, wurde in der Völkerwanderung von den Alemannen besiedelt.
Inhaltsverzeichnis
Fränkische Zeit
Seit dem Sieg der Franken über die Alemannen 496 gehörte das linke Rheinufer zwischen Basel und der Pfalz als Herzogtum zum Reich der Franken. In dieser Zeit entstand der Name Elsaß, von althochdeutsch ali-saz (Fremdsitz). Straßburg, seit 614 Bischofssitz, war die wichtigste Stadt der Region. Die sogenannten Straßburger Eide, die Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche anläßlich der fränkischen Reichsteilung 843 zu Straßburg beschworen, sind frühe schriftliche Zeugnisse des Altfranzösischen und des Althochdeutschen.
Durch den Vertrag von Mersen kam 870 das Elsaß zum ostfränkischen Reich, dem späteren Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, und wurde Teil des Stammesherzogtums Schwaben. Ursprünglich war das Elsaß in zwei Grafschaften, den Nordgau und den Sundgau, geteilt, zerfiel jedoch bald in eine Vielzahl von kleinen Herrschaften, darunter neben Straßburg die zehn Reichsstädte Hagenau, Rosheim, Kolmar, Schlettstadt, Weißenburg, Oberehnheim, Mülhausen, Kaysersberg, Türkheim und Münster. Neben den Städten konnten nur der Bischof von Straßburg und die Habsburger als Landgrafen des Sundgau größere Territorien bilden. Als Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt wurde, war der Sundgau sein bedeutendstes Territorium.
Französische Expansionsbestrebungen
Die französische Expansion in Richtung Rhein setzte im 14. Jahrhundert ein. Nach dem Dreißigjährigen Krieg musste Kaiser Ferdinand III. im Westfälischen Frieden 1648 die habsburgischen Besitzungen im Elsaß an Frankreich abtreten. 1678 besetzte Frankreich auch noch den Rest des Elsaß außer Straßburg und Mülhausen. 1681 wurde Straßburg auf Befehl Ludwig XIV. besetzt und musste sich ebenfalls der französischen Herrschaft beugen. Mülhausen gehörte bis 1798 als zugewandter Ort zur Schweizerischen Eidgenossenschaft. Die französische Herrschaft war für das Elsaß allerdings zu jener Zeit in wirtschaftlicher Hinsicht vorteilhaft, da nun die einheitliche französische Königsherrschaft an die Stelle einer Vielzahl deutscher Kleinherrschaften trat, in volkstumlicher Hinsicht dagegen bedeutete dies eine - wenn damals allerdings noch langsame - Unterminierung des nordischen zugunsten des romanischen Rassenelementes.
In kultureller Hinsicht rissen jedoch auch nach der französischen Besetzung die Bande zum übrigen Deutschland nicht ab. Im 18. Jahrhundert studierten Herder und Goethe an der Universität Straßburg, an der nach wie vor auf Deutsch gelehrt wurde. Das Französische verbreitete sich als Verwaltungs-, Handels- und Diplomatensprache allerdings zunehmend innerhalb der städtischen und ländlichen Eliten. Nach der französischen Revolution wurde im Zuge der Zentralisierung Frankreichs die Provinz Elsaß aufgelöst und die beiden Départements Haut-Rhin und Bas-Rhin gegründet.
Deutsches Kaiserreich
Nach der Niederlage Frankreichs im deutsch-französischen Krieg 1871 kehrte das Elsaß und ein Teil von Lothringen im Friede von Frankfurt wieder in das neu gegründete Deutsche Kaiserreich zurück. Nur die inzwischen fast ganz französischsprachige Stadt Belfort und ihr Umland verblieben als „Territoire de Belfort″ bei Frankreich.
Ein Teil der Bewohner des Elsaß nahm die ihnen vom Kaiserreich offengestellte Möglichkeit wahr, sich für die Beibehaltung der französischen Staatsbürgerschaft zu entscheiden. Als Folge verließ ein großer Teil der französischsprachigen Elite sowie die französischen Beamten (ca. 100.000) das Land in Richtung Frankreich. Als Teil des Reichslandes Elsaß-Lothringen wurde das Elsaß bis 1911 direkt von der deutschen Reichsregierung verwaltet. Danach wurde das Reichsland den übrigen deutschen Bundesstaaten gleichgestellt.
In der französischen Politik entwickelte sich nach der Kriegsniederlage gegen die deutschen Staaten der sogenannte Revanchismus, der in der Rückgewinnung des Elsaß und der Vergeltung für 1871 das Hauptziel französischer Außenpolitik gegenüber dem deutschen Kaiserreich sah. Die Erinnerung an den Verlust des Elsaß wurde dabei durch exilierte Franzosen, leider auch einigen Elsässern und revanchistische französische Politiker mit Hilfe von Denkmalen und Propagandaveranstaltungen am Leben gehalten. Der Revanchismus war jedoch damals noch kein gesellschaftliches Massenphänomen.
Zwischenkriegszeit
Nach dem Ersten Weltkrieg mußte das Deutsche Reich im Versailler Diktat vom 28. Juni 1919 das Reichsland Elsaß-Lothringen 1918 wieder an Frankreich abtreten. Eine Volksabstimmung über die staatliche Zugehörigkeit fand trotz Protesten der reichsdeutsch gesinnten Elsässer nicht statt. Das Elsaß wurde wieder in die zentralistische französische Verwaltungsstruktur eingegliedert und die französische Sprache als verbindliche Amts- und Schulsprache eingeführt, um eine rasche Angleichung an die Verhältnisse im übrigen Frankreich zu erzwingen. Diejenigen elsässischen Politiker, welche sich für eine Beibehaltung des 1911 eingerichteten Autonomiestatus auch innerhalb des französischen Staates einsetzten, wurden vom französischen Staat als Landesverräter verfolgt und einige wurden sogar zum Tode verurteilt (z.B. Karl Roos). Die reichsdeutschen Beamten und die erst nach 1871 zugezogenen Deutschen aus dem übrigen Reichsgebiet mussten das Elsaß verlassen. Im Gegenzug kehrten einige französische und deutsche Elsässer zurück, die 1871 für Frankreich optiert hatten. Die Départements „Haut-Rhin” und „Bas-Rhin” wurden 1918 von Frankreich wieder hergestellt. Das „Territoire de Belfort″, das bis 1871 Teil des Départements Haut-Rhin gewesen war, wurde aber nicht wieder mit diesem vereinigt.
Während der Zwischenkriegszeit entwickelten sich die Beziehungen zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich ambivalent: Anfang der 1920er Jahre vergifteten die französische Behauptung der alleinigen Schuld des Deutschen Reiches, ungeheure französische Reparationsforderungen und die Ruhrbesetzung das Klima. Erst die Diplomatie der Außenminister Gustav Stresemann und Aristide Briand führten zu einer leichten politischen Entspannung zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich. Im Vertrag von Locarno akzeptierte die Weimarer Republik gegen den Willen weitester Teile des deutschen Volkes 1926 die neue Westgrenze, um damit die international betriebene Isolation zu durchbrechen und weitergehende französische Ansprüche auf das Saarland und das Rheinland abzuwehren. Obwohl die Revision des Versailler Diktats nach 1933 eines der Hauptziele des Nationalsozialismus im Deutschen Reich war, hatte eine Rückgewinnung des Elsaß für Adolf Hitler nicht erste Priorität, man wäre sogar bereit gewesen, für einen dauerhaften Frieden zwischen dem Reich und Frankreich auf Elsaß-Lothringen zu verzichten.
Zweiter Weltkrieg
Gleich zu Beginn des Frankreich-Feldzuges 1940 befreite die Wehrmacht das Elsaß, unterstellte es seiner Zivilverwaltung und schloß es als Reichsgebiet dem (Partei-)Gau Oberrhein (Elsaß u. Baden) an. Die wehrfähigen deutschen Elsässer wurden in die Wehrmacht und die Waffen-SS eingezogen. Umgekehrt waren zuvor bereits viele deutsche Elsässer von der französischen Armee eingezogen worden. 1945 mußte sich die deutsche Wehrmacht vor den herannahenden westalliierten Militärverbänden auch aus dem Elsaß zurückziehen und Frankreich unterstellte es wieder seiner Verwaltung.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges betrieben die Franzosen eine repressive Kulturpolitik mit teils rigorosen Maßnahmen in Richtung einer Französisierung zu Lasten der deutschen Identität.
1973 wurde aus den Départements „Haut-Rhin″ und „Bas-Rhin″ die Region Elsaß (frz. Région Alsace) geschaffen. 1976 erhielt die Region Elsaß zwar eine kulturelle, allerdings keine sprachliche Autonomie. Nach wie vor gilt auch für die deutschsprachigen Elsässer das Französische als alleinige Amts- und Schulsprache. Die Zahl der Einheimischen (Altansässigen), die heute noch ihren deutschen Dialekt, das Elsässische, beherrschen, ist seit Jahren rückläufig. Auch leben inzwischen im Elsaß viele Zugewanderte mit französischer, vor allem aber hat die verheerende französische Bevölkerungpolitik inzwischen dazu geführt, das zumindest die städtische Bevölkerung zu nicht unbeträchtlichen Teilen aus afrikanischen und anderen nichteuropäischen Elementen besteht.
Zum Jahresbeginn 2016 wurden die drei Regionen Elsaß, Champagne-Ardenne und Lorraine zu einer zusammengelegt. Aufgrund der vom französischen Regime seit langem erfolgreich (namentlich zu Lasten des deutschen Bevölkerungsteils) betriebenen Umvolkungspolitik wurde kurz darauf bei einer Abstimmung[1] ebenjener „neuen Bevölkerung“ über den Namen der neu gebildeten Region, an welcher sich etwa 290.000 Wähler beteiligten, der Name „Elsaß“ endgültig von der Landkarte getilgt: 75 Prozent der Teilnehmer entschieden sich für die Bezeichnung „Grand Est“ (zu Deutsch: „Großer Osten“).[2]
Das Elsaß mit seiner Landeshauptstadt Straßburg ist mittlerweile Sitz des EU-Parlamentes und zu einer bedeutenden Region innerhalb des von der EU verwalteten Europas geworden. Durch das Schengener Abkommen wurden die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Frankreich abgeschafft, so daß die gefühlte Distanz zwischen den Grenzregionen Elsaß und Baden reduziert wurde. Auch durch die engen wirtschaftliche Verflechtungen innerhalb der Regio Basiliensis und Kontakte in die Deutschschweiz ist insbesondere das südliche Elsaß wieder etwas näher an den deutschen Sprachraum gerückt.
Literatur
- PDF Wilhelm Scherer: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart
- PDF Karl Jacob: Die Erwerbung des Elsass durch Frankreich im westfälischen Frieden 1897