Grasemann, Walter
Walter Grasemann ( 23. Juli 1917 in Hamburg; 26. November 2007 in Fürstenfeldbruck) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Hauptmann der Luftwaffe und Ritterkreuzträger der Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg sowie zuletzt Oberst der Luftwaffe der neu gegründeten Bundeswehr.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- 1937 nach dem Abitur und Reichsarbeitsdienst Eintritt in die Luftwaffe
- Grundausbildung, dann Fliegerausbildung an der Flugzeugführerschule (FFS) C in Stargard
- 1. Dezember 1939 zum Leutnant befördert
Kriegsdienst
- Juni 1940 in die 8. Staffel/III. Gruppe/Kampfgeschwader 27 versetzt
- Ab dem 24. Juni flog das Kampfgeschwader 27 Störangriffe gegen englische Flugplätze, gegen die Flugzeugindustrie sowie gegen Hafenanlagen im südlichen England und gegen Geleitzüge im Kanalgebiet. Es unterstand weiterhin dem IV. Fliegerkorps, jetzt unter dem Luftflottenkommando 3. Ab dem 12. Juli folgte die planmäßige Bekämpfung der englischen Luftwaffe und ihrer Bodenorganisationen im Tag- und Nachteinsatz. Am 6. August flog das Geschwader Angriffe gegen Flughäfen um London im Tag- und Nachteinsatz und zwischen dem 7. und 13. August gegen die englischen Flughäfen im südlichen England. Ab dem 14. August folgten Angriffe gegen englische Häfen mit Schwerpunkt Liverpool, Birkenhead und Bristol. Zwischen dem 30. August und dem 16. Oktober 1940 beteiligte sich das Geschwader an den Luftangriffen auf London und die englischen Großstädte Liverpool, Birkenhead, Birmingham, Coventry und Manchester. Gleichzeitig wurde die planmäßige Bekämpfung der englischen Luftwaffe, ihrer Bodenorganisationen und der Luftwaffenindustrie im Nachteinsatz fortgesetzt. Es folgten Angriffe auf Nachtflugplätze im Südosten Englands und ab dem 28. Oktober Angriffe auf Nachtflughäfen in England und die großen Häfen im Süden und Westen Englands. Zu Jahresbeginn 1941 lag das Kampfgeschwader 77 in Nordfrankreich (Stab und I. in Tours, II. in Bourges und III. in Rennes). Das Geschwader war über England zu Angriffen gegen Nachtflughäfen und auf die großen Häfen im Süden und Westen Englands eingesetzt.[1]
- 1. Januar 1942 als Oberleutnant zum Adjutanten der III. Gruppe/KG 27 ernannt
- Januar 1943 flog Grasemann 15 Versorgungsflüge in den Kessel von Stalingrad
- 16. Juni 1943 als Staffelführer der 9./KG 27 mit seiner He 111 H-16 von einem feindlichen Nachtjäger abgeschossen, Bruchlandung 2 km nordöstlich von Ljudinowo, die Besatzung blieb heil.
- 8. Juli 1943 Grasemanns He 111 H-16 wurde bei einem Feindflug von der Flak getroffen, ihm gelang die Bruchlandung ohne Fahrwerk auf dem Flugplatz Charkow-Woitschenko, wobei er leicht verwundet wurde.
- September 1943 zum Kapitän der 9. Staffel/KG 27 ernannt (bis 25. November 1943))
- 1. Oktober 1943 (mit Wirkung vom) zum Hauptmann befördert
- 9. Oktober 1943 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
- Grasemann hatte inzwischen mit seiner Besatzung 200 Eisenbahnwagen, eine schwere Artillerie-Batterie, zahlreiche Industrieanlagen und Flugplatzhallen zerstört.
- 7. Juni 1944 zum Kapitän der 12. Staffel/IV. Gruppe/KG 27 ernannt (bis 6. September 1944)
- 7. September 1944 zum Kapitän der 7. Staffel/III. Gruppe/KG 27 ernannt (bis 12. November 1944); nach Umbenennung Kapitän der 7. Staffel/III. Gruppe/KG 27 (J)
- Während des Beginns des Jahres 1944 war das Kampfgeschwader 27 im Raum Kirowograd sowie im Brückenkopf Kertsch eingesetzt. Die I. Gruppe befand sich in Goslar zur Auffrischung, die IV. (Ergänzungs-) Gruppe lag in Königsberg und die 15. (Eis) Staffel war in Kalianowka zur Eisenbahnjagd eingesetzt. Zwischen dem 9. und 19. Februar war das Geschwader zur Versorgung des Kessels von Tscherkassy eingesetzt. Ab Ende Februar wurde das Geschwader zur Heeresunterstützung bei der Heeresgruppe "Süd" zwischen Dnjepr und Dnjestr eingesetzt. Dies schloß auch Einsätze zur Versorgung eingeschlossener Heerestruppenteile ein. Ab Ende April folgten Angriffe auf Ziele auf der Krim im Raum Simferopol-Sewastopol. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni nahm das Geschwader an den Angriffen der deutschen Luftwaffe auf amerikanische Bomberverbände in Poltawa teil. Von Juni bis Ende Juli 1944 flog das Geschwader Angriffe auf Bahnhöfe und Flugplätze im Mittel- und Südabschnitt der Ostfront (Gomel, Gorodicze, Minsk, Ssarny, Luck, Rowno, Korosten, Kasatin, Molodeszno, Minsk). Anschließend wurde das Geschwader im Weichselgebiet eingesetzt. Im November 1944 verlegte das Geschwader nach Hörsching und Wels. Am 23. November 1944 wurde das Geschwader in Kampfgeschwader (J) 27 umbenannt und für den Jagdeinsatz umgeschult. Hierzu wurde das Geschwader auf die Messerschmitt Bf 109 G umgerüstet, die III. Gruppe erhielt die Focke-Wulf Fw 190. Überzähliges Geschwaderpersonal wurde an Erdkampfeinheiten abgegeben.
- 24. November bis 8. Dezember 1944 mit der (ggf. stellvertretenden) Führung des KG 27 (J) beauftragt
- 10. Dezember 1944 zum Kommandeur der Ergänzungs-Kampfgruppe (J)
- Zu Jahresbeginn 1945 befand sich das Kampfgeschwader (J) 27 in Wels, Raffelding und Hörsching zur Umschulung auf den Jagdeinsatz. Die Umschulung war im März 1945 abgeschlossen und das Geschwader flog Einsätze gegen alliierte Terrorflieger. Nachdem fast alles Material verloren gegangen war, wurden die Reste des Geschwaders am 8. April 1945 aufgelöst und der Auffangstelle 5 der Fallschirmtruppe zugeführt und hauptsächlich den Fallschirmjäger-Divisionen 10 und 11 zugeführt.
Bundeswehr
- 1. April 1956 Eintritt in die Luftwaffe der Bundeswehr als Major
- 1. Mai 1959 bis 2. Dezember 1962 als Oberstleutnant Kommodore des Aufklärungsgeschwaders 51 (seit dem 21. April 1961 mit dem Traditionsnamen „Immelmann“) auf dem Fliegerhorst in Bremgarten
- 1961 ergriff er Stellung für seinen Kameraden Siegfried Barth (Barth-Affäre)
- 1965 bis 1970 Kommandeur der Waffenschule der Luftwaffe 50 in Fürstenfeldbruck
- 31. März 1971 als Oberst in den Ruhestand verabschiedet
Auszeichnungen (Auszug)
- Flugzeugführerabzeichen (Wehrmacht)
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- Frontflugspange für Kampfflieger in Gold
- Anhänger zur goldenen Frontflugspange (Sternenanhänger)
- Verwundetenabzeichen (1939) in Schwarz
- Deutsches Kreuz in Gold am 19. März 1942 als Leutnant und Flugzeugführer in der III. Gruppe/Kampfgeschwader 27
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 9. Oktober 1943 als Oberleutnant und Kapitän der 9. Staffel/III. Gruppe/Kampfgeschwader 27
Bildergalerie
Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Strauß mit Kommodore Oberstleutnant Grasemann nebst Adjutant bei der Indienststellung des Aufklärungsgeschwaders 51 am 7.Juli 1959
Landtagspräsident Rudolf Hanauer nimmt gemeinsam mit Luftwaffeninspekteur Josef Kammhuber auf der Ehrentribüne die Meldung von Geschwaderkommodore Walter Grasemann entgegen; am 5. Mai 1960 wurde das Aufklärungsgeschwader 51 am Manchinger Flugplatz stationiert.
Die Kommodore des 1993 außer Dienst gestellten Aufklärungsgeschwaders 51 „Immelmann“; von links nach rechts: Oberst a. D. Walter Grasemann, Generalleutnant a. D. Bruno Loosen, Oberst a. D. Wolfgang Sauer, Oberst i. G. a. D. Fritz Schade, Brigadegeneral Hermann Adam, Oberst a. D. Karlheinz Koch, Oberst i. G. a. D. Manfred Purucker, Oberst Eckhard Wienß, Brigadegeneral Gerhard Back und Oberst Uwe Focke.
Traueranzeige der Familie (Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder)