Grolman, Helmuth von
Helmuth Wilhelm Otto von Grolman ( 6. November 1898 in Reinshain; 18. Januar 1977 in Hannover) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalleutnant des Heeres und Kommandeur der 4. Kavallerie-Division im Zweiten Weltkrieg sowie Politiker in der Nachkriegszeit. Er verbrachte vom 9. Mai 1945 bis 31. März 1948 in VS-amerikanischer Kriegsgefangenschaft[1] und war der erste Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages von 1959 bis 1961.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Helmuth Otto Wilhelm von Grolman war Schlesier. Die Familie stammte ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und wurde 1786 in Preußen geadelt. Nach 1806 half einer der Ahnherren unter Scharnhorst die preußische Armee wieder aufbauen. Grolman wollte ursprünglich Jurist werden, doch zerschlug der Erste Weltkrieg diese Pläne.
Er besuchte nach dem Gymnasium in Oels zunächst die Kriegsakademie in Berlin. 1916 trat er als Fahnenjunker in das Ulanen-Regiment 3 in Fürstenwalde ein und nahm als Leutnant und Flugzeugführer am Ersten Weltkrieg teil. 1920 wurde er aus der Armee entlassen, jedoch 1924 als Leutnant in das Reiter-Regiment 9 der Reichswehr in Fürstenwalde wieder übernommen.
Von 1932 bis 1935 lehrte er an der Kriegsakademie in Berlin und arbeitete anschließend bis 1937 im Kriegsministerium/OKH und im Generalstab des Heeres in Berlin. 1938-39 war er 1. Generalstabsoffizier der 28. Infanterie-Division in Breslau.[2]
Bei Kriegsausbruch 1939 war Helmuth von Grolman Oberstleutnant im Generalstab. Er wurde von 1940-42 beim Generalstab des Heeres, Operationsabteilung, verwendet und führte von Januar bis Juli 1943 das 1. Panzer-Rgiment der 2. Panzer-Armee. Von August 1943 bis Juli 1944 war Grolman Chef des Generalstabs der auf dem Balkan eingesetzten 2. Panzerarmee, anschließend bis März 1945 als Nachfolger von Walther Wenck Generalstabschef der Heeresgruppe Süd und im Endkampf um Deutschland ab 24. März 1945 Kommandeur der 4. Kavallerie-Division, die er jedoch nach vereinzelten Quellen erst Mitte April 1945 erreichte. 1942 war er zum Oberst, Ende 1943 zum Generalmajor und Ende 1944 zum Generalleutnant befördert worden.
- „Helmuth Otto Wilhelm von Grolman war Schlesier. Die Familie stammte ursprünglich aus dem Ruhrgebiet und wurde 1786 in Preußen geadelt. Nach 1806 half einer der Ahnherren unter Scharnhorst die preußische Armee wieder aufbauen. G. wollte ursprünglich Jurist werden, doch zerschlug der Erste Weltkrieg diese Pläne. Er besuchte nach dem Gymnasium in Oels zunächst die Kriegsakademie in Berlin. 1916 trat er als Fahnenjunker in das Ulanen-Regiment 3 in Fürstenwalde ein und nahm als Leutnant und Flugzeugführer am Ersten Weltkrieg teil. 1920 wurde er aus der Armee entlassen, jedoch 1924 als Leutnant in das Reiter-Regiment 9 der Reichswehr in Fürstenwalde wieder übernommen. Von 1932-35 lehrte er an der Kriegsakademie in Berlin und arbeitete anschließend bis 1937 im Kriegsministerium/OKH und im Generalstab des Heeres in Berlin. 1938-39 war er 1. Generalstabsoffizier der 28. Infanteriedivision in Breslau. Bei Kriegsausbruch 1939 war G. Oberstleutnant im Generalstab. Er wurde von 1940-42 beim Generalstab des Heeres, Operationsabteilung, verwendet.“[3]
Nachkriegszeit
Bei Kriegsende geriet Helmuth von Grolman in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1948 nach Württemberg zu seiner aus Schlesien geflüchteten Familie entlassen wurde. Zunächst Bezirkshelfer des evangelischen Hilfswerks, wurde er schließlich Geschäftsführer des evangelischen Hilfswerks in Backnang.[3]
1949 holte ihn der damalige niedersächsische Flüchtlingsminister Pastor Heinrich Albertz als Referent für die Umsiedlungsfragen nach Hannover. Albertz war („jüdischen Blutes“) Bekenntnispfarrer gewesen und hatte während des Krieges im Vorzimmer Grolmans Zuflucht vor der Gestapo gefunden. 1954 wurde von Grolman Staatssekretär im niedersächsischen Ministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte und erfreute sich allgemeiner Wertschätzung. Von 1955-57 arbeitete er auch im Personalgutachterausschuß für die Bundeswehr mit.[3]
Mitte Februar 1959 wurde nach langem Suchen in seiner Person der erste Wehrbeauftragte des Bundestages gefunden. Am 1. April 1959 trat er sein Amt an und hatte darüber zu wachen, daß in der Bundeswehr die Grundrechte gewahrt und die Grundsätze der „inneren Führung“ für die Bundeswehr nicht verletzt werden. Bei seinem Amtsantritt legte Grolman ein bemerkenswert klares Bekenntnis zu den Männern des 20. Juli 1944 ab.
Im Mai 1960 legte Helmuth von Grolman seinen ersten Jahresbericht vor, der so etwas wie eine erste Analyse des Geistes der damals noch jungen Bundeswehr darstellte. Kritik wurde an der Überforderung der Truppenführer in der Aufbauphase geübt, die Anlaß zu Stimmungsabfall und Resignation bei den betroffenen Truppenteilen ergeben hätte. Auch die Unterkunftsverhältnisse wurden als noch unzulänglich beanstandet. Der Bericht löste eine Kontroverse der Parteien um Amt und Person des Wehrbeauftragten aus, zumal auch Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß offenbar gemeinsam mit anderen CDU-Abgeordneten der Meinung war, daß Grolman seine Kompetenzen zu weit ausgelegt habe.
Rücktritt wegen Unzucht mit Minderjährigen
Wenige Wochen später trat Grolman am 14. Juli 1961 vorzeitig von seinem Amt zurück. Es gab Schlagzeilen als sich herausstellte, daß Anlaß hierfür homosexuelle Beziehungen zu einem Jugendlichen waren, der später einen Suizidversuch unternahm. Nach Bekanntwerden versuchte Grolman ebenfalls sich das Leben zu nehmen, überlebte aber. Unter Zubilligung verminderter Zurechnungsfähigkeit infolge Mißbrauchs von Schlafmitteln wurde Grolman am 24. September 1961 wegen Unzucht mit Minderjährigen zu 3 Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt.
Im November 1961 wurde Vizeadmiral a. D. Hellmuth Heye' Grolmans Nachfolger.[3]
Familie
Von Grolman war mit Renate Katharina von Cramon (1906–2003) verheiratet, aus der Ehe sind fünf Kinder entsprossen.
Beförderungen
- Fahnenjunker (30. Juni 1916)
- Fahnenjunker-Gefreiter (3. September 1916)
- Fahnenjunker-Unteroffizier (31. Oktober 1916)
- Fähnrich (29. Januar 1917)
- Leutnant (22. Juli 1917)
- Oberleutnant (1. April 1926)
- Rittmeister (1. November 1933)
- Major (1. August 1937)
- Oberstleutnant (1. August 1939)
- Oberst (1. Februar 1942)
- Generalmajor (1. Dezember 1943)
- Generalleutnant (9. November 1944)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse[4]
- Preußisches Militär-Flugzeugführer-Abzeichen[4]
- Ritterkreuz II. Klasse des Albrechts-Ordens mit Schwertern[4] (SA3b⚔)
- Flieger-Erinnerungsabzeichen (1914)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis II. Klasse
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Deutsches Kreuz in Gold am 12. August 1944 als Generalmajor und Chef des Generalstabs der 2. Panzerarmee
Literatur
- Rudolf J. Schlaffer: Der Wehrbeauftragte 1951 bis 1985. Aus Sorge um den Soldaten, 2006
Fußnoten
- Geboren 1898
- Gestorben 1977
- Deutscher Politiker
- Leutnant (Preußen)
- Deutscher Generalleutnant
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Rittmeister (Reichswehr)
- Kommandeur einer Kavallerie-Division (Heer der Wehrmacht)
- Generalleutnant (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Albrechts-Ordens (Ritter 2. Klasse)
- Träger des Deutschen Kreuzes in Gold
- Kriegsgefangener