Haberer von Kremshohenstein, Hans

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Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hans Haberer von Kremshohenstein

Johann „Hans“ Baptist Martin Theodor Wilhelm Anton Haberer, seit 1905 Haberer von Kremshohenstein (zumeist bekannt als Hans von Haberer; Lebensrune.png 12. März 1875 in Wien; Todesrune.png 29. April 1958 in Düren), war ein deutscher Chirurg, Hochschullehrer und Sanitätsoffizier der Gemeinsamen Armee, der k. u. k. Armee (u. a. beim deutschen Alpenkorps) und der Wehrmacht, zuletzt Generalarzt der Reserve und Beratender Chirurg des Heeres im Wehrkreis VI.

Wirken

Rektor und Dekane der Universität Innsbruck 1923/1924; von links: Richard Seefelder, Artur Schönegger SJ, Rektor Hans von Haberer, Karl Wolff und Egon Ritter von Schweidler. Als Oberleutnant-Auditors der Reserve a. D. Prof. Dr. jur. et phil. Karl Wolff 1919 als Deutscher (aus Peterwardein in der Donaumonarchie) von der k. k. Franz-Josephs-Universität in Czernowitz vertreieben wurde, trug er bei seiner Berufung nach Innsbruck 1921 in das „Goldenen Buch“ der Universität Innsbruck ein: „Als trotz aller Demütigungen der deutsche Charakter dieser Universität nicht zu retten war, verließ ich mit den anderen deutschen Kollegen die mir liebgewordene Hochschule und folgte einem Rufe nach Innsbruck als ‚Honorardozent’. Mit Rechtswirksamkeit vom 1.X.1921 wurde ich zum ordentlichen Universitätsprofessor der Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Innsbruck ernannt.“
Hans von Haberer als Rektor in Köln
Generalarzt der Reserve z. V. Hofrat Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Hans Haberer von Kremshohenstein

Die Fachgebiete von Hans von Haberer, 1911 als Ordinarius für Chirurgie an der Universität Innsbruck „seiner Majestät jüngster Professor“, waren Bauch-, insbesondere die Magenchirurgie sowie die Gefäß- und Kriegschirurgie. Er entwickelte konservative Operationsmethoden weiter und baute z. B. die Billroth I-Methode technisch aus. (Bei diesem Eingriff werden zwei Drittel des Magens entfernt und der Magenrest mit dem Zwölffingerdarm vernäht). Dabei konnte er auf der Erfahrung von nahezu 4000 Magenresektionen aufbauen (genau: 3373 Resektionen bis 4. März 1939). Wegen seiner hervorragenden Operationstechnik bei diesen Eingriffen kamen bald zahlreiche Chirurgen aus ganz Europa, um seine Methode kennenzulernen. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Oberstabsarzt der k. u. k. Armee im Ersten Weltkrieg entstanden wichtige Arbeiten über traumatische Aneurysmen und Schädelverletzungen. Hinzu kamen Arbeiten über die Knochenchirurgie, die Chirurgie der Nerven und die Hirnchirurgie. Sein wissenschaftliches Werk umfaßt 299 Einzelveröffentlichungen und 10 Beiträge in Hand- und Lehrbüchern zu fast allen Gebieten der Chirurgie.

Chronologie

  • Juli 1894 Matura
  • 1894 Medizinstudium an der Universität Wien
  • 1896 Fortsetzung des Medizinstudiums an der Universität Graz
    • ein Jahr lang Famulus an der Klinik für Innere Medizin (unter Prof. Friedrich Kraus)
  • September 1899 noch als Student Assistent des Anatomischen Instituts (unter Prof. Moritz Holl)
  • 3.5.1900 an der Universität Graz promoviert (bei bestandenem Examen wurde der Doktortitel ohne Vorliegen einer Dissertation verliehen)
  • Oktober 1900 Assistentenstelle für Pathologische Anatomie bei Prof. Hans Eppinger senior
  • 1.1.1901 „Operationszögling“ in der 1. Chirurgischen Klinik der Universität Wien bei Prof. Anton Freiherr von Eiselsberg
  • 1.6.1902 Assistent der Klinik
  • 4.4.1903 Eheschließung
  • 30.8.1907 „Venia legendi“ (Habilitation) für Chirurgie
  • September 1911 Ordinarius für Chirurgie an der Universität Innsbruck („seiner Majestät jüngster Professor“)
  • August 1914 bis 1918
  • 1920 bis 1921 Dekan der Medizinischen Fakultät an der Universität Innsbruck
  • Februar 1902 Gastprofessur in Zaragoza, Barcelona und Madrid
  • 1923 bis 1924 Rektor der Universität Innsbruck
  • November 1924 ordentlicher Professor und Ordinarius für Chirurgie an der Universität Graz
  • 1.4.1928 ordentlicher Professor und Ordinarius für Chirurgie an der Medizinischen Akademie Düsseldorf
  • 104.1929 bis 1.4.1930 Rektor in Düsseldorf
  • 1929 Präsident der “Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten“ in Berlin
  • 1.12.1930 Berufung an die Universität Köln
  • 1.12.1930 bis 1948 ordentlicher Professor und Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Lindenburg in Köln
  • 1.12.1930 bis 1934 zugleich stellvertretender Direktor der Chirurgischen Klinik im Bürger- und Augustahospital in Köln
  • 1933 Vorsitzender der Kölner Chirurgenvereinigung

1.4.1935 bis 1.11.1938 Rektor der Universität zu Köln

  • 5.4.1935 feierliche Eröffnung des Universitätsneubaus
  • 1935 Schaffung der Wehrwissenschaftlichen Zentralstelle in Köln
  • 1936 Jahrestagung der Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen in Bonn mit Hans von Haberer als Vorsitzendem
  • 14.11.1938 Übergabe des Rektorenamtes von Hans von Haberer an den Zoologen Otto Kuhn
  • 9.6.1938 Hermann Göring besucht den Gau Köln und trifft dabei auch mit Prof. Dr. von Haberer zusammen
  • 26.8.1939 Sanitätsoffizier der Wehrmacht
    • als Beratender Chirurg im Wehrkreis VI, Münster, speziell Wehrbezirk Köln, mit Sanitätsabteilung 26, Köln
    • für die 12. Armee als Beratender Chirurg im Frankreich- und Balkanfeldzug
    • 22.06.1941 - 13.09.1941 Beratender Chirurg der 12. Armee in Rußland an der Ostfront
    • 15.10.1941 Beratender Chirurg im Wehrkreis VI, Münster, speziell Wehrbezirk Köln
  • 1939 bis 1940 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
  • 27.3.1940 bis 30.3.1940 Vorsitzender der 64. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin
  • 1941 Gastprofessur in Agram
  • Nach der Kapitulation der Wehrmacht 1945 Entlassung aus allen Ämtern durch die britische Militärregierung;
    • lebt in dem Jagdhaus „Sonnleiten“ in Kohlgrube bei Olpe/Kürten, darf bei Wilhelm Meinerzhagen am Herz-Jesu-Krankenhaus in Lindlar operieren
  • 1948 Spruchkammerverfahren: in Gruppe V (entlastet) eingestuft, damit entlastet und in seine alten Rechte in vollem Umfang restituiert
  • 1948 zum Kongreß des American College of Surgeons , dessen Ehrenmitglied von Haberer als einziger Deutscher ist, nach Amerika eingeladen
  • September 1948 die Medizinische Fakultät Köln will einstimmig von Haberer als ordentlichen Professor zurückholen und gleichzeitig die Emeritierung aussprechen
  • 1.10.1948 auf Weisung des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen rehabilitiert, emeritiert und ehrenvoll an die Medizinische Fakultät zurückgeholt
  • 2.6.1950 Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Tod

Prof. Dr. Hans von Haberer starb zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Hermine in der Klinik seines Schwiegersohnes Prof. Dr. Rudolf Kraft (Chefarzt am Städtischen Krankenhaus Düren) am 29. April 1958 in Düren und wurde im Familiengrab auf dem Waldfriedhof in Innsbruck beigesetzt. Er war mittlerweile erblindet, die Todesursache war ein in die Leber metastasierendes Prostatacarcinom. Am 23. Juli 1958 fand eine Akademische Trauerfeier der Universität Köln statt.

Familie

Hans Haberer von Kremshohensteins Eltern waren der namhafte Fachschriftsteller Ministerialdirigent und Sektionschef im k. k. Eisenbahnministerium in Wien Dr. jur. Theodor Haberer (Lebensrune.png 5.7.1944 in Krems an der Donau; Todesrune.png 1.8.1925 in Graz), der 1905 durch Nobilitierung vom Kaiser von Österreich den erblichen Adel „Haberer von Kremshohenstein“ erhielt, und dessen Gemahlin Elisabeth „Elsa“, geb. Seidl, ebenfalls aus Krems. Sein jüngerer Bruder war Major a. D. Theodor Haberer von Kremshohenstein (Lebensrune.png 29. Mai 1877; Todesrune.png 2. Juli 1930).

Am 4. April 1903 heiratete Hans Haberer seine Verlobte Hermine „Minna“ Rzika (Lebensrune.png 26.9.1878; Todesrune.png 26.12.1952), aus der Ehe ist die Tochter Hanna „Hannerl“ Maria entsprossen, die 1925 den Chirurgen Rudolf Kraft heiratete.

Mitgliedschaften

  • Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina (1933)
  • Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1935)
  • Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien
  • Mitglied der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte
  • Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie
  • Mitglied der Societé Internationale de Chirurgie
  • Mitglied des Vereins für Neurologie und Psychiatrie in Wien
  • Mitglied der Gesellschaft für Verdauungs- du Stoffwechselkrankheiten
  • Korrespondierendes Mitglied der Società Piemontese di Chirurgia
  • Korrespondierendes Mitglied der Società Tosco-Umbra di Chirurgia Firenze
  • Korrespondierendes Mitglied des Ärztevereins in München
  • Korrespondierendes Mitglied der Militärärztlichen Gesellschaft in Berlin
  • Korrespondierendes Mitglied der Vereinigung der Chirurgen in Wien
  • Mitglied der wissenschaftlichen Ärztevereine in Düsseldorf und Köln
  • Mitglied der Kölner Chirurgenvereinigung

Weitere

Ehrenmitgliedschaften

  • Ehrenmitglied der Wiener Medizinischen Gesellschaft (1939)
  • Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (1950)
  • Ehrenmitglied der Deutschen Röntgengesellschaft (1951)
  • Ehrenmitglied der Société Européenne de Chirurgie Cardio-Vasculaire in Lyon (1953)
  • Ehrenmitglied des American College of Surgeons
  • Ehrenmitglied des Steiermärkischen Ärztevereins
  • Ehrenmitglied der Mexikanischen Chirurgen-Gesellschaft von Guadalajara
  • Ehrenmitglied der Vereinigung Niederrheinisch-Westfälischer Chirurgen

Beförderungen

  • 1901 k. u. k. Assistenzarzt i.d.R.
  • 1910 k. u. k. Oberarzt i. R. der k. k. Landwehr
  • 31.12.1914 k. u. k. Oberstabsarzt 1. Klasse (entspricht im Rang dem damaligen Oberst)
  • 1.11.1933 im SS-Sanitätssturm V
  • 1939 Oberstarzt der Reserve
  • 1.7.1942 Generalarzt der Reserve

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)