Groscurth, Helmuth

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Helmuth Groscurth; 1970 wurden seine angeblichen authentischen Tagebücher auf Betreiben des Sohnes veröffentlicht, in denen der alte Freikorpskämpfer und Geheimagent sich als Oppositioneller gegen den Nationalsozialismus hervorgetan haben will.

Helmuth Groscurth (Lebensrune.png 16. Dezember 1898 in Lüdenscheid; Todesrune.png 7. April 1943 in sowjet-bolschewistischer Kriegsgefangenschaft in Frolowo) war ein deutscher Offizier des Deutschen Heeres, der Freikorps, Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst i. G. des Heeres bei der 6. Armee im Kessel von Stalingrad. Von 1935 bis 1938 war er in der Abwehrabteilung / Amt Ausland-Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht, 1939 und 1940 als Chef der Abteilung Heerwesen im Oberkommando des Heeres im Range eines Oberstleutnants i. G. tätig. Sein Sohn Helmuth Groscurth der Jüngere war Generalstabsoffizier der Bundeswehr, zuletzt, wie sein Vater, Oberst i. G.

Werdegang

Helmuth Groscurth war ein Sohn von Dr. theol. h.  c. Reinhard Groscurth (1866–1949), Prediger an der deutschen gemeinde in Brüssel, seit 1902 Pastor prim. an der Kirche „Unserer lieben Frauen“ in Bremen war (1934 emeritiert), 1915 diente er als Garnisonpfarrer im Ersten Weltkrieg. Seine Mutter war Marie geb. Hardegen (1866–1950), sein älterer Bruder, dem er noch im Januar aus dem Kessel schrieb, war Dr. jur. Reinhard Groscurth (1895–1983), Regierungsdirektor und dann Syndikus der Wasser- und Schiffahrtsdirektion Bremen.

Groscurth wuchs in Bremen auf. Er trat 1916 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75 in Bremen ein und geriet 1917 schwer verwundet in britische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Rückkehr trat er Marine-Brigade „Ehrhardt“ und kämpfte gegen die Spartakisten. 1920 wurde er aus der Vorläufigen Reichswehr verabschiedet, blieb aber Mitglied der Organisation Consul (nicht nur als einfaches Mitglied, sondern als „Kurier“). Ebenso wie Admiral Wilhelm Canaris, der als Admiralstabsoffizier der Ostsee-Station der Reichsmarine mit der „Organisation Consul“ in enger Verbindung stand, zählte Groscurth zu den aktiven Helfern der Widerstands- und Geheimbundszene gegen die Weimarer Republik. Er studierte Landwirtschaft und war als Gutsverwalter tätig. 1924 trat er erneut in die Reichswehr ein und war ab 1929 Adjutant von Erwin von Witzleben.

Als Canaris 1935 Chef der Abwehr wurde, stellte er viele ehemalige Mitglieder der Freikorps sowie der „Organisation Consul“ als neue Mitarbeiter ein, so auch Helmuth Groscurth, dem er schließlich am 1. Juni 1938 die Leitung der „Abteilung II der Amtsgruppe Auslandsnachrichten und Abwehr“ übertrug (zu seinen wichtigsten Mitarbeitern gehörte Theodor von Hippel). Bereits Mitte April 1935 hatte er im geheimen Meldedienst der Abwehr die Aufgabe übernommen, in Frankreich, Belgien, Italien, der Tschechoslowakei und Abessinien Informationen zu sammeln beziehungsweise Erkundungen einzuholen mit dem Ziel, die gegnerische Wehrkraft zu schwächen beziehungsweise zu zersetzen, Sabotageakte in Feindesland für den Kriegsfall vorzubereiten sowie geheime Beziehungen zu volksdeutschen und fremden Minderheiten aufzubauen und zu unterhalten.

Schon im Jahre 1937 war der nationalkonservative Groscurth damit beschäftigt, auf tschechoslowakischem Staatsgebiet Munitionslager anzulegen, V-Leute anzuwerben und getarnte Kampf- und Sabotageverbände (K- und S-Trupps) aufzubauen, die bei Kriegsbeginn Sabotage- und Widerstandsaktionen ausführen sollten. Die Abwehr organisierte auch die Aufstellung des Sudetendeutschen Freikorps. Groscurths Erfahrungen aus seiner Zeit als Kurier bei der „Organisation Consul“ dürften von großem Wert gewesen sein. 1939 übernahm Oberstleutnant Erwin Heinrich René Lahousen Edler von Vivremont die Abwehr-Abteilung II.

Im Polenfeldzug (Fall Weiß) war er zwar noch als Verbindungsoffizier für die Abwehr tätig und unterstand dem Oberbefehlshaber des Heeres Walter von Brauchitsch bzw. dem Chef des Generalstabes des Heeres Franz Halder, erhielt aber schon Ende 1938 zur Tarnung den Befehl über die 1. Kompanie des Infanterie-Regiments 49 in Breslau.

Im Frühjahr 1940 nahm er als Kommandeur eines Infanterie-Bataillons am Westfeldzug teil. Am 18. Februar 1942 wurde Groscurth Chef des Generalstabes XI. Armeekorps unter General der Infanterie Joachim von Kortzfleisch bzw. ab dem 1. Juni 1942 unter Generaloberst Karl Strecker. Das Korps ging mit der 6. Armee/Heeresgruppe Don in der Schlacht um Stalingrad unter.

Stellenbesetzung (Auswahl)

  • 1.5.1925 in der 7. Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Eutin)
  • 1.5.1926 in der 7. Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Eutin)
  • 1.5.1927 in der 5. Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Lübeck)
  • 1.5.1928 in der 7. Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Eutin)
  • 1.5.1929 in der 8. (MG) Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Lübeck)
  • 1.5.1930 in der 13. (MW) Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Schwerin)
  • 1.5.1931 in der 13. (MW) Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Schwerin)
  • 1.5.1932 in der 13. (MW) Kompanie/Infanterie-Regiment 6 (Schwerin)
  • 1933: angeblich schon zu diesem Zeitpunkt Chef der Gruppe IS (Sabotage) der Abwehr
  • 1.5.1933 zur Ausbildung auf dem Offizierlehrgang (Berlin)
  • 1.4.1934 zur Ausbildung auf dem Offizierlehrgang (Berlin)
  • 1.2.1935 zur Ausbildung an der Kriegsakademie (Berlin)
  • 15.10.1935 in der Abwehrabteilung des Wehrmachtsamtes (Berlin)
  • 7.10.1936 in der Abwehrabteilung des Wehrmachtamtes (Berlin)
  • 12.10.1937 in der Abwehrabteilung des Wehrmachtamtes (Berlin)
  • 1. Juni 1938 Leiter der „Abteilung II der Amtsgruppe Auslandsnachrichten und Abwehr“
  • 10.11.1938 Chef der 1. Kompanie/ Infanterie-Regiment 49 (Breslau)
    • Fall Weiß: Verb. Gruppe A Ausl/Abw b. Ob. d. H. (dem Gen. St. d. H., O Qu IV zugeteilt) Groscurth
  • 13.10.1939 bis Februar 1940 Chef der Abteilung z. b. V. im Oberkommando des Heeres; Verbindungsoffizier zwischen der Abwehr und der Führung des Heeres
  • April bis November 1941 Ia (Erster Generalstabsoffizier) der 295. Infanterie-Division
  • 18. Februar 1942 Chef des Generalstabes des XI. Armeekorps der 6. Armee/Heeresgruppe Don

Tod

Oberst i. G. Groscurth geriet am 9. Januar 1943 in sowjet-bolschewistische Kriegsgefangenschaft und soll am 7. April 1943 im Lager Frolow an Flecktyphus verstorben sein.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Tagebücher eines Abwehroffiziers 1938–1940, Hrsg. von Helmut Krausnick und Harold C. Deutsch (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte; Bd. 19). DVA, Stuttgart 1970

Literatur

  • Helmuth Groscurth (Sohn): Christ, Patriot, Soldat. Aus Herkunft und Leben eines deutschen Offiziers, in: „Militärgeschichte“, Neue Folge 1, 1991, S. 15 ff.

Verweise