Schwarze Schar

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Pfeil 1 start metapedia.png Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Schwarze Schar (Auswahlseite) aufgeführt.
Der Schwarze Braunschweiger: Ölgemälde von John Everett Millais. Im Hintergrund ein Gemälde[1] (von Jacques-Louis David, 1800) des Feindes aller Braunschweiger und Deutschen, Napoleon Bonaparte.

Die Schwarze Schar, ursprünglich Herzoglich Braunschweigisches Korps genannt oder Schwarze Legion und später in britischen Diensten als Black Brunswickers („Schwarze Braunschweiger“) bekannt, war ein Freikorps, das am 1. April 1809, zur Zeit des Fünften Koalitionskrieges, vom „Schwarzen Herzog“ Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Oels aufgestellt wurde, um auf verschiedenen europäischen Kriegsschauplätzen gegen Napoléon Bonaparte und die französische Besatzung Deutschlands zu kämpfen.

Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt sowie dem Tod des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinands erklärte Napoleon Bonaparte, das Haus Braunschweig habe aufgehört zu regieren und machte das Herzogtum – obwohl es im Kampf neutral geblieben war – zu einem Teil des Königreichs Westphalen unter der Herrschaft seines Bruders Jêrome. Prinz Friedrich Wilhelm, der Erbe des gefallenen Herzogs und ein Veteran des Korps „von Blücher“, wollte sich mit dieser Situation nicht zufriedengeben und nahm den Kampf gegen die französischen Besatzer und ihre ausländischen Söldner auf.

Sieg oder Tod

Soldat der Schwarzen Schar 1809 mit Totenkopf-Tschako mit schwarzem Roßschweif (es gab auch Ausführungen mit einem schwarzen Federbusch); Gemälde von Adolf Beyer-Pegau, ca. 1902

Das Freikorps wurde ab September 1808 aufgestellt (Stiftungstag: 1. April 1809) und nannte sich „Schar der Rache“, es führte den Wahlspruch sowie SchlachtrufSieg oder Tod“ und trug als Zeichen einen silbernen Totenkopf mit zwei darunter gekreuzten Knochen am Tschako (ähnlich dem des Freikorps „von Lützow“).[2] Dieses Erkennungszeichen wurde bereits vom preußischen Schwarzen Husaren-Regiment unter Generalleutnant Daniel Friedrich von Lossow (dem späteren 2. Leib-Husaren-Regiment „Königin Viktoria von Preußen“ Nr. 2) am Tschako getragen. Herzog Silvius Nimrod von Württemberg-Oels hatte 1652 den Ritterorden vom Totenkopf des Fürstentums Oels gestiftet. Beide Vorbilder mögen den Schwarzen Herzog dazu bewogen haben, dieses verwegene und für den Feind einschüchternde Erkennungszeichen für seine Truppe zu benutzen.[3]

Aufstellung

Am 25. Juli 1809 bestand die schlachtbereite Schwarze Schar aus:

Weiterentwicklung

Ende 1809 nahm Großbritannien die „Schwarze Schar“ in Sold und setzte sie auf dem Iberischen Kriegsschauplatz ein. Schon mit der Königlich Deutschen Legion hatten die Engländer hervorragende Erfahrungen gemacht. Friedrich Wilhelm wählte als naher Verwandter des englischen Königshauses, vom britischen Parlament mit einer stattlichen Pension unterstützt, London zum Sitz. Von dort unterhielt er durch den Geheimgesandten August Neidhardt von Gneisenau eine Verbindung zum preußischen König Friedrich Wilhelm III.

Ab 1810 kämpfte die Schar als Braunschweig-Lüneburgsche Jäger, auch Brunswick-Oels Jäger genannt, unter dem Oberbefehl Wellingtons in Portugal und Spanien, wo die Truppe (gemeinsam mit der Russisch-Deutschen Legion) auch westphälischen Truppen gegenüberstand. Nach der Niederlage und Abdankung Napoleons 1814 kehrten die Truppen nach Braunschweig zurück und bildeten den Stamm des neuen Bataillons von Pröstler (nach ihrem Kommandeur Major von Pröstler), aus dem am 14. April 1815 das neue Braunschweigische Leibbataillon im Herzoglich Braunschweigischen Feldkorps wurde, welches 1815 in der Schlacht bei Quatre-Bras und bei Waterloo kämpfte.

Schlachten

Gegen den von der Insel Elba zurückgekehrten Napoleon zog Herzog Friedrich Wilhelm mit neu formierten Truppen, dem Herzoglich Braunschweigischen Feldkorps, den Briten und Preußen der Siebten Koalition zu Hilfe. Am 16. Juni 1815, zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo, fiel der blonde Hüne in der Schlacht bei Quatre-Bras im Nahkampf mit französischen Kürassieren durch einen Schuß, der durch Hand, Lunge und Leber ging. Tödlich verwundet, übertrug er seinem kampferfahrenen Waffengefährten Generalmajor Johann Elias Hermann Olfermann (1776-1822) das Kommando. Beigesetzt wurde Friedrich Wilhelm an der Seite von 22 seiner Vorfahren im Braunschweiger Dom.

Während der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 wurden die Braunschweiger, nun unter dem Befehl von Olfermann, bei Hougoumont (Leibbataillon und Avantgarde) und zur Abwehr des Angriffs der Kaiserlichen Garde im Zentrum eingesetzt. Sie bewährten sich dabei so gut, daß sie im Kriegsbericht Wellingtons ausdrücklich gelobt wurden.

Nach der Schlacht bei Waterloo kehrten die Braunschweiger Truppen schließlich am 29. Januar 1816 in die braunschweigische Heimat zurück. Da der Thronfolger, Karl II., ältester Sohn Friedrich Wilhelms, noch nicht volljährig war, übernahm Georg III, der spätere König von England, als Vormund die Regierung, de facto aber ein Kollegium in Braunschweig. Aus Gründen der Sparsamkeit wurden die Truppen stark verringert, das Leibbataillon blieb jedoch als 1. (leichtes) Leibbataillon des neuen Infanterieregiments bestehen.

Herzoglich Braunschweigisches Leibbataillon

Am 1. Januar 1815 wurde aus den Veteranen des „Peninsula-Krieges“ das „Bataillon unter den Befehlen des Majors von Pröstler“ formiert. Da jedoch bereits Ende 1814 viele Soldaten den Dienst quittiert hatten, wurden die Kompanien durch Mitglieder des 1813 aufgestellten Avantgarde-Bataillons aufgefüllt. Am 14. April erhielt es den Namen „Leibbataillon“. Es bestand aus vier Kompanien und hatte eine Sollstärke von 672 Mann.

Das Leibbataillon trug im Grunde die Uniform weiter, die die Braunschweig-Lüneburgschen Jäger in Spanien getragen hatten: einen schwarzen Dolman und den schwarzen Tschako mit dem weißmetallenen Totenkopf und schwarzem Roßhaarbusch.

Nach der Rückkehr Napoleons befahl Herzog Friedrich Wilhelm die sofortige Mobilmachung, und am 15. April 1815 brach das Herzoglich Braunschweigische Feldkorps nach Belgien auf. Das Leibbataillon gehörte zusammen mit den drei leichten Bataillonen zur leichten Brigade unter dem Befehl von Oberstleutnant Wilhelm Treusch von Buttlar. Am 11. Mai erreichten sie ihre Stellungen bei Brüssel.

Am 16. Juni kam es bei Quatre-Bras zur ersten Schlacht. Das Leibbataillon spielte dabei nach Aussagen von Augenzeugen[7] eine wichtige Rolle. Herzog Friedrich Wilhelm fiel in dieser Schlacht in der Nähe des Leibbataillons und wurde von drei Soldaten (Korporal Külbel, Hornist Aue und Jäger Reckau[8]) hinter die Linien gebracht. Das Leibbataillon erlitt in dieser Schlacht hohe Verluste.

Zwei Tage später, am 18. Juni, nahm es an der Schlacht bei Waterloo teil. Hier wurde es an der rechten Flanke bei dem Gehöft Hougomont eingesetzt und erntete für seinen Einsatz wiederum Anerkennung.[9]

Nach der Schlacht wurde das Leibbataillon beauftragt, 2.000 französische Gefangene nach Brüssel zu eskortieren. Danach folgte es dem restlichen Korps nach Paris, von wo aus es am 6. Dezember 1815 wieder zurück nach Braunschweig marschierte.

Nach der Rückkehr aus Frankreich wurden die Truppen des Herzogtums Braunschweig stark reduziert, es wurde nur das vom Deutschen Bund geforderte Minimum unter Waffen gehalten. Zunächst wurden vier Infanteriebataillone aufgelöst, 1822 folgten zwei weitere, das Leibbataillon wurde beibehalten.

Mit der Regierungsübernahme Karls II. wurde das Braunschweigische Militär vollständig verändert. Das alte Leibbataillon wurde zum I. Bataillon des 1. Linien-Infanterie-Regiments, und ein neues Leibbataillon (auch Jäger-Bataillon genannt) wurde aus besonders herausragenden Soldaten gebildet. Während alle anderen Bataillone nun eine blaue Uniform im preußischen Stil erhielten, behielt das Leibbataillon seine historische schwarze Uniform.

Nach der Vertreibung Karls II. 1830 übernahm Wilhelm die Regierung und verkleinerte sofort die von seinem prunksüchtigen Bruder vergrößerte Armee wieder. Das Leibbataillon nahm die Soldaten des aufgelösten II. Bataillons des 1. Linien-Regiments auf, blieb aber eine eigenständige Einheit. Erst 1867 wurde es zum „Füsilier-Bataillon (Leib-Bataillon)“ des Herzoglich Braunschweigischen Infanterie-Regiments Nr. 92 und nach der Militärkonvention mit Preußen zum 3. (Leib-)Bataillon desselben Regiments. Am 1. Oktober 1893 hörte das Leibbataillon auf zu existieren, bildete nur noch eine Kompanie, die am 1. April 1897 im 5. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 165 in Blankenburg aufging.

Traditionsverband der Kavallerie

Während der Regierungszeit Karls II. (1823-30) wurde das braunschweigische Militär vollkommen umgestaltet, das alte Leibbataillon verlor seinen Namen und ein neues Jägerbataillon erhielt stattdessen diesen Namen. Die schwarzen Uniformen waren in dieser Zeit neuen, blauen Uniformen nach preußischem Muster gewichen, nur das neue Leibbataillon behielt eine schwarze Uniform mir hellblauen Applikationen und dem Totenkopf. Nach der Vertreibung Karls und der Einsetzung seines Bruders Wilhelm, wurde im September 1848 die Uniform des Leibregiments zur Uniform aller Bataillone des Infanterieregiments, das sich nun nur noch durch den Totenkopf von den anderen, die einen Stern am Tschako trugen, unterschied. In dieser Uniform zog das inzwischen als „92. (Braunschweigische) Infanterieregiment“ bezeichnete Regiment 1870 in den Deutsch-Französischen Krieg.

Pickelhauben der Nachfolger der Schwarzen Schar. Links: Offiziershaube (Eigenbeschaffung, mit dreidimensionalem Totenkopf) und Rechts: Haube eines Unteroffiziers mit Portepee (vom Regiment gestellt). Unter dem Totenkopf steht „Peninsula“, stellvertretend für die Napoleonische Kriege auf der Iberischen Halbinsel (Engl.: Peninsula), die die Briten „Peninsular War“ nannten. Über dem Totenkopf steht: „Mit Gott für Fürst und Vaterland“.

Im Jahr 1884 verstarb Herzog Wilhelm, so wurde 1886 eine Militärkonvention mit Preußen geschlossen. Nach mehreren Umbenennungen wurden die regulären Truppenteile der „Totenkopfhusaren“, die aus der „Schwarzen Schar“ hervorgingen, schließlich in diesem Jahr in die Preußische Armee vollständig eingegliedert, und zwar als „Braunschweigisches Husaren-Regiment Nr. 17“ und „Braunschweigisches Infanterie-Regiment Nr. 92“.[10]

Im Rahmen dieser Konvention sollte auch das Erscheinungsbild der braunschweigischen Regimenter den der preußischen angeglichen werden. Nachdem die alten schwarzen Uniformen aufgetragen waren, erinnerte nur noch der Totenkopf an den Pickelhauben des III. Bataillons des 92. Regimentes an die alte Tradition.

Bekannte Angehörige der Schwarzen Schar

  • Johann Heinrich Carl von Bernewitz
  • Der Schwarze Herzog
  • Wilhelm von Dörnberg
  • Alexander Leopold von Erichsen
  • Wilhelm von Gillern
  • Moritz von Hirschfeld
  • Georg Ludwig Korfes
  • August von Quistorp
  • Ernst von Schrader
  • Heinrich Steinweg
  • Friedrich Ludwig von Wachholtz

Liedtext

„Und keine Wehre rastet,
bevor das Land entlastet
von Staub und Tyrannei,
bis Erd’ und Erbe frei.
Der Teufel soll versinken,
die Männlichkeit soll blinken,
das Deutsche Reich bestehen,
bis Erd’ und All vergehen.“ — Lied der Schwarzen Schar (1813)

Siehe auch

Literatur

  • Fedor von Köppen: Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig und seine schwarze Schar, O. Drewitz Verlag
  • Otto Elster: Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig und seine schwarze Schar 1809-1815, Leipzig 1914

Verweise

Fußnoten

  1. Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard
  2. Der Tschako ist eine vorwiegend militärische Kopfbedeckung von zylindrischer oder konischer Form. In der Regel besitzt er einen Augen-, manchmal auch einen Nackenschirm.
  3. Ludwig Ferdinand Spehr: Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Oels. 1861, S. 52.
  4. Jäger steht in deutschsprachigen Streitkräften für: „mit der Büchse bewaffnete, vorwiegend zum Einsatz im zerstreuten Gefecht bestimmte Truppengattung der Infanterie des 17. bis 19. Jahrhunderts; ist aber auch der unterste Mannschaftsdienstgrad.
  5. Husaren sind eine Truppengattung der leichten Kavallerie, die oft anordungsfrei und angriffslustig agieren.
  6. Als Ulanen bezeichnet man eine mit Lanzen bewaffnete Gattung der Kavallerie
  7. Captain Batty von den Grenadier Guards in einem Brief vom 21. Juni 1815. John Booth The Battle of Waterloo. London 1852. S. 38 und General Halkett, nach Kortzfleisch, Bd. 2, S. 73
  8. siehe dazu: Ernst Carl Külbel: Die letzten Augenblicke unsers Durchlauchtigsten Herzogs Friedrich Wilhelm bei Quatrebras den 16. Juni 1815. Celle 1865
  9. Captain Batty von den Grenadier Guards in einem Brief vom 22. Juni 1815. John Booth The Battle of Waterloo. London 1852. S. 41
  10. Ernst von Wedel: Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. Bearbeitet von Claus von Bredow. A. Scherl, Berlin 1905.