Ich bin ein deutscher Knabe
Ich bin ein deutscher Knabe oder Vaterlands-Lied (auch: Vaterländische Hymne) ist ein patriotisches Gedicht und Volkslied von Matthias Claudius (1740–1815),[1] ein „Seitenstück“ des originalen Vaterlandsliedes von Friedrich Gottlieb Klopstock aus dem Jahr 1770 zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es soll zwei erheblich verschiedene Versionen des Liedes vom Hainbundlyriker Matthias Claudius geben, von 1772/1782 und 1813.
Inhaltsverzeichnis
Text
Ich bin ein deutscher Knabe
- Ich bin ein deutscher Knabe
- Und hab' die Heimat lieb,
- Wo Gott in allen Gauen
- Den Gnadenbrief uns schrieb;
- Der Täler und der Auen Pracht,
- Die zieht mich an mit Zaubermacht.
- Ich bin ein deutscher Knabe
- Und hab' die Heimat lieb.
- Hal li, hal li, hal li, hal li o, hal li o!
- Ich bin ein deutscher Knabe
- Und liebe Lust und Scherz;
- Ins heit're Land der Deutschen
- Paßt nicht ein finst'res Herz,
- Paßt nicht zum deutschen Jubelsang
- Und nicht zum Herdenglockenklang.
- Ich bin ein deutscher Knabe
- Und liebe Lust und Scherz;
- Hal li, hal li, hal li, hal li o, hal li o!
- Ich bin ein deutscher Knabe,
- Bin allen Menschen gut,
- Es liegt die Herzensgüte
- Ja schon im deutschen Blut.
- Wie wäre sonst von nah und fern
- Im deutschen Lande man sonst gern?
- Ich bin ein deutscher Knabe,
- Bin allen Menschen gut.
- Hal li, hal li, hal li, hal li o, hal li o!
Weitere Version (ggf. Urversion)
„Ich bin ein deutscher Jüngling“ ist ein weiteres „Seitenstück“ auf Klopstocks Lied, strittig ist nur, ob es von Matthias Claudius (wahrscheinlich) oder von Joseph Martin Kraus (1756–1792) stammt:
Ich bin ein deutscher Jüngling
- Ich bin ein deutscher Jüngling
- Mein Haar ist kraus,
- breit meine Brust;
- Mein Vater war
- Ein edler Mann, ich bin es auch.
- Wenn mein Aug Unrecht siehet,
- Sträubt sich mein krauses
- Haar empor,
- Und meine Hand
- Schwellt auf und zuckt und greift
- ans Schwert.
- Ich bin ein deutscher Jüngling!
- Beim süßen Namen „Vaterland“
- Schlägt mir das Herz,
- Und mein Gesicht wird feuerrot. -
- Ich weiß ein deutsches Mädchen;
- Ihr Aug ist blau, und sanft ihr Blick,
- Und gut ihr Herz,
- Und blau, o Hertha, blau ihr Aug!
- Wer nicht stammt vom Thuiskon,
- Der blicke nach dem Mädchen nicht!
- Er blicke nicht,
- Wenn er nicht vom Thuiskon
- stammt!
- Ich bin ein deutscher Jüngling,
- Und schaue kalt und kühn umher,
- Ob einer sei,
- Der nach dem Mädchen blicken will.
Variationen
Der Schweizerknabe
Beide Vaterlandslieder von Klopstock und Claudius erfreuten sich großer Beliebtheit, so daß Franz Josef [Joseph] Greith (1799–1869; Melodie) bzw. Wilhelm Baumgartner (1820–1867; Text)[2] die Abwandlung „Der Schweizerknabe“.[3]
Ich bin ein Schelder Knabe
1931 schrieb Altbürgermeister von Niedersheld (Hessen) Karl Heinrich Hofmann (1874–1958) eine weitere Abwandlung „Ich bin ein Schelder Knabe“.[4]
Ich bin ein Togoknabe
Als Bundespräsident Heinrich Lübke 1966 Togo besuchte, sangen kleine Negerjungen zur Begrüßung auf deutsch:
- „Ich bin ein Togoknabe
- und hab' die Heimat lieb,
- wie Gott in seiner Güte
- mir in das Herz es schrieb.
- Der Sonne und des Meeres Pracht,
- die zieht mich an mit Zaubermacht.
- Ich bin ein Togoknabe
- und hab' die Heimat lieb;
- Hal li, hal li, hal li, hal li o, hal li o!“