Königliche Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen
Die Königlich Preußische Albertus-Universität Königsberg (auch Albertina genannt) war vom 20. Juli 1544 bis 1945 eine deutsche Universität im ostpreußischen Königsberg. Sie wurde Anfang 1544 von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach gegründet. Von 1935 bis 1945 wurde die Bildungseinrichtung als Reichsuniversität geführt. Insbesondere viele Baltendeutsche studierten an der Albertina, der Naturforscher Karl Ernst von Baer wurde dort Professor.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Die Universität Königsberg war nach der Universität Wittenberg und der Philipps-Universität Marburg die dritte protestantische Universität und nach Marburg die zweite Neugründung einer protestantischen Universität. Offiziell hieß sie von 1701 bis 1918 Königliche Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr.
Seit dem Rektorat von Simon Dach (1656) geläufig, wurde die Bezeichnung Albertina 1930 vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung aus den Satzungen der Universität gestrichen.[1]
Ehrungen
Herausragende Professoren der Albertina wurden 1862 durch Anbringung ihrer Medaillonbildnisse an der Fassade des Universitätsgebäudes geehrt: Friedrich Wilhelm Bessel, Karl Friedrich Burdach, Karl Gottfried Hagen, Johann Friedrich Herbart, Carl Gustav Jacobi, Christian Jakob Kraus, Karl Lachmann, Simon Dach, Johann Georg Hamann, Theodor Gottlieb von Hippel, Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder (obwohl er nur Student war).
Zu Kants Geburtstag am 22. April 2012 wurde im Königsberger Dom eine große Gedenktafel mit den Namen von 32 berühmten Gelehrten der Albertina enthüllt, gemeinsam von den Freunden Kants und Königsbergs und dem russischen Dombaumeister Igor Alexandrowitsch Odinzow.
Rektoren der Albertus-Universität Königsberg
Der erste Rektor der Albertus-Universität Königsberg war Georg Sabinus, der Schwiegersohn Philipp Melanchthons. Er führte die Bezeichnung eines Rector perpetuus. Die Grundzüge der Universitätsverfassung – Wahl des Rektors und der Dekane, Stellung des Senats, Vorlesungen und Ferien – erließ Herzog Albrecht am 28. Juli 1546 in den Constitutiones Academiae Regiomontanae.
Per Reskript vom 10. August 1547 gab Herzog Albrecht bekannt, daß Sabinus Witwer geworden war und das Rektorat aufgeben mußte. Deshalb wurde, wie an anderen Universitäten üblich, ein halbjähriger Rektoratswechsel an Michaelis und Ostern eingeführt. Die Wahl des Rektors wurde dem Senat aufgetragen.[2]
Der Senat einigte sich darauf, daß die vier Fakultäten – Theologie, Recht, Medizin und Philosophie – abwechselnd einen Vertreter stellten. Wenn ein Lehrstuhl unbesetzt war und die betreffende Fakultät keinen Kandidaten stellen konnte, rückten die Vertreter der anderen Fakultäten nach.
Rektor war ab 1567 immer der Thronfolger des Herzogtums Preußen und des Königreichs Preußen. Als erster Hohenzoller erhielt Prinz Albrecht Friedrich 1567 die Würde als Rector magnificentissimus. Seit Preußens Erhebung zum Königreich (1701) bekleidete sie Friedrich Wilhelm I., solange er Kronprinz war. Nach dem Tode Kaiser Friedrichs III. bekleidete zunächst kein Hohenzoller die Rektoratswürde. Kaiser Wilhelm II. nahm den Brauch wieder auf. 1894 trug er seinen ältesten Sohn bei der 350-Jahr-Feier der Albertus-Universität eigenhändig als Civis academicus in die Matrikel ein. 1908 erfolgte die Investitur von Kronprinz Wilhelm als Rector magnificentissimus.
Die Leitung der Universität und die Führung der Amtsgeschäfte oblagen dem Prorektor, dem Rector magnificus. Ab 1843 wechselte das Prorektorat jährlich.
Der letzte Rektor war Hans-Bernhard von Grünberg.
Alumni
Bekannte Studenten (Auswahl)
- Paul Adloff, Zahnmediziner und Anthropologe
- Ludwig von Baczko, Historiker
- Erich Bloedorn, Ritterkreuzträger
- Carl Böttcher, Pädagoge
- Ernst Ehlert, Pferdezüchter
- Friedrich von Gentz, Philosoph, Staatsmann, Diplomat
- Johann Christoph Gottsched, Schriftsteller, Dramaturg, Literaturtheoretiker
- Johann Gottfried Herder, Dichter
- Arthur Julius Gütt, Arzt und Eugeniker
- David Hilbert, Mathematiker
- Gottlieb von Hippel d. A., Staatsmann
- Gottlieb von Hippel d. J., Staatsmann
- Gustav Robert Kirchhoff, Physiker
- Hans-Wolfram Knaak, Ritterkreuzträger
- Hans-Joachim Hermann W. von Köckritz, Ritterkreuzträger
- Erwin Koopmann, Ritterkreuzträger
- Theophil Ernst Kriese, Jurist und Pädagoge
- Erich Kühn, Schriftsteller
- Friedrich Lange, Chirurg
- Fritz Albert Lipmann, Mediziner
- Hermann Minkowski, Mathematiker
- Oskar Minkowski, Mediziner
- Theodor Oberländer
- Bruno von Oppenkowski, Jurist
- Clemens von Pirquet, Mediziner
- Josef Felix Pompeckj, Paläontologe und Geologe
- Hermann Priebe, Agrarwissenschaftler
- Heinrich Theodor von Schön
- Arnold Sommerfeld, Physiker
- Hermann Sudermann, Schriftsteller
- Hellmuth Schreiber-Volkening, Ritterkreuzträger
- Woldemar Voigt, späterer Physiker und außerordentlicher Professor an der Universität
- Matthäus Waissel, Theologe, Lautenist, Herausgeber von Musiksammlungen und Schriftsteller
Studentenverbindungen
- Burschenschaft „Germania Königsberg“
- Corps „Baltia Königsberg“
- Corps „Hansea Königsberg“
- Corps „Littuania Königsberg“
- Corps „Masovia Königsberg zu Potsdam“
- Corps „Normannia Königsberg“
- Hochhemia
- Pappenhemia
Literatur
- Hans Prutz: Die Königliche Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. im neunzehnten Jahrhundert, zur Feier ihres 350jährigen Bestehens, Königsberg 1894