Steuben, Kuno von
Liborius Konstantin Kuno Arndt von Steuben ( 9. April 1855 in Eisenach; 14. Januar 1935 in Berlin) war ein deutscher Adliger, Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt General der Infanterie im Ersten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- „Mit der Mobilmachung wurde Steuben am 2. August 1914 zum Kommandierenden General des XVIII. Reserve-Korps ernannt und kurz darauf am 19. August 1914 zum General der Infanterie befördert. Mit seinem Korps kam er im Verbund mit der 4. Armee an der Westfront zum Einsatz. Zusammen mit seinem Stabschef, Oberst Friedrich von Studnitz, und den Kommandeuren der 21. Reserve-Division, Generalleutnant Hermann von Rampacher, und der 25. Reserve-Division, Generalleutnant Alexander Torgany, führte er seine Truppen am 22. und 23. August zum Sieg bei Neufchâteau und war am 24. bei Temblois und am 25. Carignon in schwere Kämpfe verwickelt. Militärhistoriker würdigten den Heerführer in einem Nachruf: ‚General Kuno von Steuben war ein selten befähigter und pflichttreuer Führer, von eiserner Ruhe und frischer Entschlußkraft, ein Generalstabsoffizier alter Moltkescher Schule, ein ritterlicher und wohlwollender Vorgesetzter, dessen Andenken im deutschen Vaterland fortleben wird‘.“[1]
Chronologie
- 3.8.1868 im Alter von 13 Jahren Aufnahme in die Kadettenhaus Oranienstein
- 1.5.1871 Preußische Kadettenanstalt, Berlin
- 23.4.1874 Übertritt als Sekonde-Lieutenant in das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39 unter Ernst von der Burg in Düsseldorf
- 1.1.1882 Bezirkskommando Geldern (Adjutant)
- 1.10.1883 Preußische Kriegsakademie, Berlin
- 12.7.1884 Premier-Lieutenant
- 21.7.1886 Großer Generalstab, Berlin
- 22.3.1889 Hauptmann
- 29.3.1892 Kompaniechef im Infanterie-Regiment „Freiherr Hiller von Gärtringen“ (4. Posensches) Nr. 59, Deutsch-Eylau
- 27.11.1893 im Generalstab des IX. Armee-Korps unter Alfred Graf von Waldersee in Altona
- 18.10.1894 Major
- 20.9.1896 Großer Generalstab, Berlin
- 13.9.1899 Bataillonskommandeur im 1. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 87, Mainz
- 14.9.1900 Militärlehrer (Taktik-Ausbilder) an der Preußischen Kriegsakademie, Berlin
- 18.4.1903 Oberstleutnant
- 22.4.1902 Abteilungschef im Großen Generalstab, Berlin
- 18.8.1902 Chef des Generalstabes des VIII. Armeekorps in Koblenz unter Gustav Adolf von Deines
- „Taktvoll, mit besten Umgangsformen und liebenswürdigem geraden Charakter, willensstark, absolut zuverlässig, von seltener Arbeitskraft, mit weitem Blick, stets klarer taktischer Auffassung und treffendem, selbständigem Urteil. Er füllt seine Stellung vortrefflich aus. Eine mehrmonatige Erkrankung hat er mit eiserner Energie überwunden, so daß er die Herbstübungen und Manöver wieder in voller Leistung mitmachen konnte. Zum Regimentskommandeur und zu höheren Führerstellen unbedingt geeignet.“ — Gustav Adolf von Deines, 1. Dezember 1903
- 18.4.1903 Oberst
- 27.1.1904 Abteilungschef im Großen Generalstab, Berlin
- 27.1.1908 Generalmajor
- 5.3.1908 Großer Generalstab, Oberquartiermeister
- „Ein durch Verstand und Charakter gleichermaßen ausgezeichneter Offizier von weitem, klaren Blick, soldatischem Empfinden und altpreußischer Gesinnung. Seine militärische Begabung, sein treffliches Urteil, sein reges Interesse für den Dienst machen ihn zum höheren Truppenführer geeignet. Die Qualifikation zum Divisionskommandeur spreche ich ihm unbedingt zu. Im Mobilmachungsfall würde er als Chef des Generalstabes eines Armee-Oberkommandos an seinem Platz sein, wozu ihn nicht nur seine Kenntnis der großen Operationen, sondern auch seine vortrefflichen Formen und sein Takt besonders geeignet machen. Der Verbleib in seiner jetzigen Stellung, die er sehr gut ausfüllt, ist im dienstlichen Interesse nur bis zu demjenigen Zeitpunkt erwünscht, wo er als Divisionskommandeur Verwendung finden kann.“ — Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (seit 1906 Chef des Großen Generalstabes in Berlin) am 1. Dezember 1910
- 27.1.1911 Generalleutnant
- 3.2.1911 Kommandeur der 36. Infanterie-Division in Danzig
- 4.9.1913 Direktor der Kriegsakademie, Berlin (Nachfolger von General der Infanterie Erich von Gündell)
- 2.8.1914 Kommandierender General des XVIII. Reserve-Korps bei der 4. Armee
- 19.8.1914 General der Infanterie
- „Ein frischer, gesunder und leistungsfähiger Mann. Er ist erst nach dem Übergang zum Stellungskampf zu meiner Armee getreten und hat eine ungünstig gewählte Stellung gegenüber einem überhöhend stehenden Gegner dauernd zu halten und so zu verbessern verstanden, daß sich die Verluste in erträglichem Umfang hielten. Kleine, mit Umsicht und Geschick angelegte, erfolgreiche und offensive Unternehmungen haben einen guten Geist in der Truppe gefördert und erhalten. Persönlich kaltblütig im Gefecht, sorgt er gut für Mann und Roß. Die im Verlauf des Krieges gesammelten Erfahrungen wird er nach Ende des Krieges mit Nutzen für die Armee in jeder Dienststellung zu verwenden wissen. Auch als Kommandierender General im Frieden gut zu verwenden. Bei seinen Untergebenen erfreut er sich großer Beliebtheit.“ — Kronprinz Wilhelm von Preußen (Oberbefehlshaber der 5. Armee) am 25. Juni 1915
- 5.6.1917 Oberbefehlshaber der 11. Armee in Mazedonien (bei der Heeresgruppe „Mackensen“) als Nachfolger von Arnold von Winckler
- „Frisch, leistungsfähig, tätig in vielen Angriffs- und Verteidigungsschlachten durch ruhige und umsichtige Führung bewährt. Er hat die im September des Jahres durch eiliges Zurückgehen der Österreicher herbeigeführte schwierige Lage westlich des Ochrida-Sees durch Übernahme des Kommandos schnell wieder hergestellt. Im Verkehr mit den Bulgaren hat er die richtige Art. Durch seine wohlwollende, zielbewußte Art im Verkehr mit Untergebenen gewinnt er deren Vertrauen. Er füllt seine Stellung hervorragend aus und eignet sich auch zum Kommandierenden General im Frieden.“ — General der Artillerie Friedrich von Scholtz (Oberbefehlshaber der 8. Armee) am 1. Dezember 1917
- 31.1.1919 in den Ruhestand verabschiedet
Von Steuben an seine Soldaten
- Mensch, was Du nachgeschrieben hast
- Das wird Dir selber einst zur Last.
- Nicht Worte, sondern Taten
- Verlag’ ich vom Soldaten.
Tod
Nach seinem Tod am 14. Januar 1935 fand der hochdekorierte Offizier seine letzte Ruhestätte auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.
Familie
Von Kuno entstammte dem alten Adelsgeschlechts von Steuben, deren bekanntester Vorfahre Friedrich Wilhelm von Steuben war. Als ältester Sohn von acht Kindern des Großherzoglich Sächsischen Hauptmanns und späteren Königlich Preußischen Generalmajors Gottlieb Arndt von Steuben und seiner Gemahlin Julie Antoinette Dorothea, geborene von Tschirschky und Bögendorff (1833–1903), wurde er am 9. April 1855 in der thüringischen Garnisonstadt Eisenach geboren.
Nach dem Besuch des Eisenacher Gymnasiums erfolgte am 3. August 1868 – im zarten Alter von 13 Jahren – seine Aufnahme in die königlich preußische Kadettenschule Oranienstein. Am 1. Mai 1871 wechselte er in die Königliche Kadettenanstalt Berlin.
Geschwister (Brüder)
- Berndt Anton Lewin Karl Wilhelm von Steuben ( 27. Dezember 1856 in Eisenach; 1930), Oberst beim Generalkommando des III. Armee-Korps
- Berndt Anton heiratete Emilie Ida Agnes von Steuben Bittermann (1871–1938), ihr Sohn war Liborius Hermann Arndt Walter Berndt von Steuben ( 10. Juli 1897 in Gera; 19. August 1978 in Hamburg), SS-Nr. 465.891, am 30. Januar 1943 zum SS-Standartenführer befördert; er war mit Therese Sophie Marie Elisabeth Hedwig Erika von Steuben, geb. von Huth verheiratet, ihr Sohn war der in Dessau geborene Hasso Liborius von Steuben (1921–2000).
- Ludwig Adolf Franz Otto Liborius Anton von Steuben ( 25. Oktober 1858 in Eisenach; 2. Dezember 1928 in Potsdam), Offizier, zuletzt Generalmajor (u. a. Kommandeur der Kadettenhäuser in Plön und Wahlstatt, Direktor der Großen Militär-Waisenhäuser zu Potsdam und Schloß Pretzsch)
- „Sehr sympathische soldatische Erscheinung, das Bild der Aufrichtigkeit und Treue. Für seine jetzige Dienststellung ganz besonders beanlagt, körperlich und geistig von großer Frische. Wissenschaftlich gut vorgebildet, hat er die beste Einwirkung auf Offizierskorps und Lehrerkollegium und leitet Erziehung und Unterricht der Kadetten zu sehr erfreulichen Resultaten. Anregend und belebend auf seine Untergebenen einwirkend, voll Wohlwollen und Fürsorge für jeden Einzelnen, abgeklärt in seinen Ansichten und energisch im Auftreten, füllt er seine Stellung in hervorragend guter Weise aus.“ — General der Infanterie Konrad von Hugo, Generalinspekteur des Bildungswesens, am 1. Dezember 1905
- Ernst Arndt von Steuben (1871–1938), Oberstleutnant
Ehe
Von Steuben heiratete am 27. September 1879 in Düsseldorf seine Verlobte Martha Wilhelmine Franziska Wesener. Sie war die Tochter des späteren Obersten Christian Wesener, dessen Bataillonsadjutant von Steuben beim Niederrheinischen Füsilier-Regiment Nr. 39 war. Aus der Ehe ist Sohn Arndt Ernst von Steuben (1881-1940) entsprossen, Generalstabsoffizier in der 1. Garde-Division des Garde-Korps.
Auszeichnungen (Auszug)
- Zentenarmedaille
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern[2] am 11. September 1907
- Roter Adlerorden
- IV. und III. Klasse
- II. mit Eichenlaub am 16. Januar 1910 (Halsorden)
- Stern zum Roten Adler-Orden II. Klasse mit Eichenlaub[2] am 12. Januar 1913
- Kronen-Orden II. und I. Klasse
- II. Klasse am 13. September 1906
- Bruststern zur II. Klasse am 22. Januar 1911
- I. Klasse am 18. Januar 1914
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz[2]
- Komtur II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen[2]
- Bayerischer Militärverdienstorden II. Klasse[2]
- Ritterkreuz des Ordens der Wendischen Krone[2]
- Komtur des Greifenordens[2]
- Komtur II. Klasse des Albrechts-Ordens[2]
- Kommandeur des Ordens der Württembergischen Krone[2]
- Komtur des Ordens Danilos I. für die Unabhängigkeit[2]
- Orden der Eisernen Krone II. Klasse[2]
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Pour le Mérite am 13. Oktober 1915 als General der Infanterie und Kommandierender General des XVIII. Reserve-Korps/4. Armee
- Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.)
- 1931 wurde er auf Einladung der Vereinigten Staaten von Amerika als Vertreter seiner Familie zur 150-Jahr-Feier der Schlacht bei Yorktown eingeladen
- 50 Jahre zuvor wurde sein Vater Gottlieb Arndt von Steuben erstmals als Ehrengast eingeladen und hatte teigenommen
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer, 1934
Bildergalerie
Berlin, Sommer 1912: Kaiser Wilhelm II. (links) im Gespräch mit Kuno von Steuben, im Hintergrund dessen Sohn Generalstabsoffizier Oberleutnant Arndt von Seuben.
Truppenbesuch in Antry sur Aisne: General der Infanterie von Steuben (links) begrüßt Kronprinz Wilhelm von Preußen.
Verweise
- Biographie
- Kuno Arndt von Steuben, The Prussian Machine
Fußnoten
- Geboren 1855
- Gestorben 1935
- Deutscher General der Infanterie
- Deutscher Adliger
- Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Roten Adlerordens 2. Klasse
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 1. Klasse
- Träger des Ordens der Wendischen Krone
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Kommandeur II. Klasse)
- Träger des Albrechts-Ordens (Komtur 2. Klasse)
- Träger des Ordens der Eisernen Krone (II. Klasse)
- Träger des Ordens der Württembergischen Krone (Komtur)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (II. Klasse)
- Träger des Greifenordens