Ganghofer, Ludwig
Ludwig Albert Ganghofer ( 7. Juli 1855 in Kaufbeuren; 24. Juli 1920 in Tegernsee) war einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller und Kriegsberichterstatter von 1915 bis 1917.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ludwig Ganghofer wurde am 7. Juli 1855 als Sohn des bayerischen Ministerialrats August Ganghofer und dessen Frau Caroline (geb. Louis) in Kaufbeuren geboren. Einen Teil seiner Kindheit von 1859 – 1865 verbrachte Ludwig Ganghofer in Welden bei Augsburg. 1873 nach dem Abitur arbeitete er ein Jahr lang als Schlosser und Monteur in einer Augsburger Maschinenfabrik. 1875 begann er ein Maschinenbaustudium am Polytechnikum in München. Nach dem studierte er Literaturgeschichte und Philosophie in München und Berlin. 1879 erhielt er in Leipzig seine Promotion.
Wirken
Angeregt durch den Kontakt zu den Volksschauspielern des Gärtnerplatztheaters in München schrieb Ganghofer 1880 sein erstes Schauspiel „Der Herrgottschnitzer von Ammergau“. Das Stück wurde in Berlin mit Erfolg uraufgeführt. Von 1881 an arbeitete er als Dramaturg am Wiener Ringtheater. Als freier Mitarbeiter war er von 1886 bis 1891 für das Familienblatt „Die Gartenlaube“ und als Feuilletonredakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“ tätig. 1882 heiratete er Catharina Engel, aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor.
Im Jahre 1894 ließ sich die Familie Ganghofer in München nieder. Drei Jahre später 1897 erwarb Ludwig Ganghofer ein Waldhaus im Gaistal am Wetterstein, hierher zog sich Ganghofer zurück, denn er mied die Stadt und verbrachte seine Zeit lieber in der Natur, weil er dort neue Kraft schöpfen konnte. Da er den neuen literarischen Strömungen aufgeschlossen gegenüberstand, inszenierte Ganghofer in München Hugo von Hofmannsthals „Tor und Tod“ und gründete 1898 die Münchner Literarische Gesellschaft. Sein Heimatlustspiel „Das Schweigen im Walde“ erschien 1899. Diese Liebesgeschichte spielt – wie alle seine Erzählungen – im bayerischen Gebirge. Auf romantische, idealisierende Weise beschreibt Ganghofer die Natur, während er die Charaktere zumeist seiner Familienchronik oder seinen Jugenderlebnissen entnimmt. Viele seiner Lustspiele arbeitete er zu Romanen wie „Der hohe Schein“ um. Ganghofer wurde zu dieser Zeit zu einem der meistgelesenen Schriftsteller im deutschsprachigen Raum. Seine Hauptwerke wurden später alle – zum Teil mehrfach – verfilmt.
Ganghofers Werke, vor allem die Romane, werden noch heute verlegt. Weltweit wurden insgesamt mehr als 30 Millionen Werke verkauft (geschätzt, Stand 2004). Daneben ist Ganghofer einer der meist verfilmten deutschen Autoren. Viele Werke Ganghofers greifen Geschehnisse aus der Geschichte Berchtesgadens auf, wo er sich regelmäßig aufhielt, und wurden im Berchtesgadener Land auch verfilmt.
Weniger bekannt ist seine Arbeit als freiwilliger Kriegsberichterstatter zwischen 1915 und 1917 im Ersten Weltkrieg. In dieser Zeit berichtete Ganghofer von verschiedenen Kriegsschauplätzen aus der Frontlinie. Hierbei schrieb er neben Kriegsberichten wie „Reise zur deutschen Front“ auch eine Vielzahl von Kriegsgedichten, die in Sammelbänden wie „Eiserne Zither“, „Neue Blüte“, „Die Depesche“ und „Das falsche Maß“ erschienen. Neue Kriegslieder erschienen, die Werke sind durch patriotische Gesinnung geprägt. Ganghofer war ein persönlicher Freund und Lieblingsschriftsteller von Kaiser Wilhelm II.
Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Kriegsberichterstatter war er bis zu seinem Tod 1920 als Schriftsteller tätig. Sein letztes Werk, „Das Land der Bayern in Farbenphotographie“, widmete er König Ludwig III. von Bayern.
Am 4. Juli 1920 starb Ludwig Ganghofer am Tegernsee.
Werke
- Der Herrgottschnitzer von Ammergau (Volksstück, 1880) (PDF-Datei, HTML-Version)
- Der Jäger von Fall (Roman), 1883 (PDF-Datei)
- Der zweite Schatz. Volksschauspiel in vier Aufzügen (1884) (PDF-Datei)
- Die Sünden der Väter, (Roman, 1886)
- Edelweißkönig (Hochlandroman, 1886)
- Der Unfried (Roman, 1888)
- Der Klosterjäger (Roman), 1892 (PDF-Datei)
- Auf der Höhe; Schauspiel in fünf Aufzügen (1893) (PDF-Datei)
- Die Martinsklause (Historischer Roman, 1894)
- Die Fackeljungfrau (Roman, 1894)
- Schloß Hubertus (Roman), 1895 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
- Die Bacchantin (Roman, 1897)
- Das Schweigen im Walde (Roman), 1899
- Das Gotteslehen (Historischer Roman, 1899)
- Sommernacht. Ein Schauspiel (PDF-Datei)
- Der Dorfapostel (Hochlandroman, 1900) (PDF-Datei)
- Der heilige Rat, ländliches Drama in einer Vorgeschichte und drei Aufzügen (1901) (PDF-Datei)
- Das neue Wesen (Historischer Roman, 1902)
- Der Hohe Schein (Roman, 1904) (PDF-Datei)
- Der Besondere, (Erzählung, 1904)
- Gewitter im Mai (Kurzgeschichten/Novellen, 1904)
- Der Mann im Salz (Historischer Roman, 1906)
- Damian Zagg (Kurzgeschichten/Novellen, 1906)
- Ludwig Ganghofers gesammelte Schriften; Volksausgabe (1906) (PDF-Datei)
- Waldrausch (Roman), 1907
- Geisterstunden; drei spiele in Versen (1907) (PDF-Datei)
- Lebenslauf eines Optimisten (Autobiographie, 3 Bde., 1909–1911) (HTML-Version)
- Der Pflaumenhandel; Lustspiel in 4 Akten (1912) (PDF-Datei)
- Der Ochsenkrieg (Historischer Roman, 1914) (HTML-Version)
- Eiserne Zither, 1914
- Neue Kriegslieder, 1914
- Die Front im Osten, 1915 (Netzbuch)
- Der russische Niederbruch, 1915 (Netzbuch)
- Die Trutze von Trutzberg (Historischer Roman 1915) (HTML-Version)
- Reise zur deutschen Front (Bericht, 1915) (Netzbuch)
- Die stählerne Mauer. Beobachtungen an der Westfront 1914/15 (Netzbuch; Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
- Bei den Heeresgruppen Hindenburg und Mackensen (1916) (PDF-Datei)
- Der Segen des Irrtum, drei Einakter (1917) (PDF-Datei)
- Die letzten Dinge, zwei Komödien aus dem Volksleben mit einem Zwischenspiel (1917) (PDF-Datei)
- Das große Jagen (Roman, 1918) (PDF-Datei)
- Der laufende Berg (Hochlandroman, 1920 (1897)
- Hochlandzauber (Kurzgeschichten/Novellen, 1931)
- Bergheimat (Kurzgeschichten/Novellen, 1933)
- Die Fuhrmännin (Roman, 1942)
Rezeption
Ein Teil der Romane Ganghofers wurde bereits in den 1930er Jahren („Der Edelweißkönig“ erstmals 1919, „Der Ochsenkrieg“ erstmals 1920) verfilmt. Zahlreiche Heimatfilme der 1950er Jahre – im Zuge des Kinowunders – sind Verfilmungen seiner Romane. Die bisher letzten großen Ganghofer-Filme entstanden in den 1970er Jahren („Schloß Hubertus“, „Der Jäger von Fall“, „Waldrausch“). Ein weiterer Film folgte noch im Jahr 1987 („Gewitter im Mai“).
Am Hintersee in Ramsau bei Berchtesgaden wurde im Sommer 2010 unter dem Titel Nationalpark Festspiele „Die Martinsklause“ von Ganghofer als Freilichtaufführung gespielt.
Verfilmungen
- 1920: Der Klosterjäger – Regie: Franz Osten
- 1934: Schloß Hubertus – Regie: Hans Deppe
- 1935: Der Klosterjäger – Regie: Max Obal
- 1936: Der Jäger von Fall – Regie: Hans Deppe
- 1937: Das Schweigen im Walde – Regie: Paul May, Hans Deppe
- 1938: Gewitter im Mai – Regie: Hans Deppe
- 1939: Waldrausch – Regie: Paul May
- 1939: Der Edelweißkönig – Regie: Paul May
- 1951: Die Martinsklause – Regie: Richard Häussler
- 1953: Der Klosterjäger – Regie: Harald Reinl
- 1954: Schloß Hubertus – Regie: Helmut Weiss
- 1955: Das Schweigen im Walde – Regie: Helmut Weiss
- 1962: Waldrausch – Regie: Paul May
- 1967: Der Jäger von Fall – Regie: Wolf Dietrich, Gretl Löwinger
- 1973: Schloß Hubertus – Regie: Harald Reinl
- 1974: Der Jäger von Fall – Regie: Harald Reinl
- 1977: Waldrausch – Regie: Horst Hächler
- 1986: Der Unfried – Regie: Rainer Wolffhardt
- 1987: Gewitter im Mai – Regie: Xaver Schwarzenberger
Literatur
- Vincenz Chiavacci: Ludwig Ganghofer. Ein Bild seines Lebens und Schaffens, 1905 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Gerd Thumser: Ludwig Ganghofer. Alpenkönig und Kinofreund, Ludwig Ganghofer (1855 - 1920) zum 150. Geburtstag. Bachmaier Verlag, München 2005, ISBN 3-931680-46-0
- Leonhard Lenk: Ganghofer, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6. Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 60