Uhland, Ludwig
Johann Ludwig Uhland ( 26. April 1787 in Tübingen, Herzogtum Württemberg; 13. November 1862 ebendort) war ein deutscher Nationaldichter, Literaturwissenschaftler, Jurist (Advokat), 1829–1832 Professor und Politiker sowie Mitglied des Paulsparlaments. Er wurde als „das Gewissen Deutschlands“ und als „der Sänger des guten alten Rechts“ bzw. „Sänger vor dem Fürstenthrone“, wie er sich selber nannte, gerühmt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ludwig Uhland wurde am 26. April 1787 in Tübingen geboren. Er stammte aus begütertem Elternhaus; 1799 trat er in die Lateinschule ein, und schon als Vierzehnjähriger wurde er Jurastudent an der Tübinger Universität. 1805 begann er dann das Studium der Rechte. In seiner Freizeit widmete er sich seinen literarischen Interessen und baute mit seinem Freund Justinus Kerner den ersten Tübinger Romantikerkreis auf. Im Frühjahr 1808 bestand Uhland das Fakultätsexamen und im Herbst das Advokatenexamen. Auf Wunsch seines Vaters erwarb er 1810 den juristischen Doktortitel.
Uhland reiste 1810/11 nach Paris, wo er altfranzösische und altdeutsche Manuskripte in der Nationalbibliothek studierte. Nach der Rückkehr aus Paris eröffnete Uhland in Tübingen eine Rechtsanwaltspraxis, die sich jedoch nur durch finanzielle Unterstützung seitens seiner Eltern und Freunde behaupten konnte.
1812 zog er nach Stuttgart und übernahm eine unbesoldete Stelle des provisorischen zweiten Justizsekretärs im württembergischen Justizministerium: Seine Aufgabe bestand darin, die dem König vorzulegenden gerichtlichen Entscheidungen – mit Rücksicht auf die königlichen Ansichten – abzufassen. Uhland verließ 1814 das Ministerium und nahm seine Arbeit als Advokat in der Stuttgarter Rechtsanwaltskanzlei seines Freundes Albert Schott auf.
Mit der Verkündigung des Verfassungsentwurfs König Friedrichs 1815 begann der mehr als vier Jahre andauernde württembergische Verfassungsstreit. Uhland profilierte sich als einer der führenden Sprecher der landständischen Opposition. 1819 nahm er an der verfassungsgebenden Ständeversammlung als Abgeordneter des Oberamtes Tübingen teil. Uhland wurde als Abgeordneter Tübingens in den Landtag gewählt und gehörte diesem sechs Jahre lang an.
Im Jahre 1829 erfolgte Uhlands Ernennung zum außerordentlichen Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Tübingen. Er hielt Vorlesungen u. a. zur Geschichte der deutschen Poesie im Mittelalter, zum Nibelungenlied und zur Sagengeschichte der germanischen und romanischen Völker.
Uhland wurde 1832 als Abgeordneter der Landeshauptstadt Stuttgart in den Landtag Württembergs gewählt. Als sein Gesuch um Urlaub von der Professur für die Zeit der Landtagssitzungen vom König abgelehnt wurde, beantragte er seine Entlassung. 1838 kehrte er zurück nach Tübingen und arbeitete dort als Privatlehrer.
Es folgten zahlreiche Reisen zur Sammlung von Volksliedern. 1844 erschienen daraufhin die ersten zwei Bände der Volksliedsammlung „Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder mit Abhandlungen und Anmerkungen“. Mit dieser Sammlung begründete Uhland die wissenschaftliche Volksliedforschung. Die Berliner Akademie der Wissenschaften, philosophische und historische Klasse, ernannte im Jahre 1845 Uhland zum Mitglied. Im selben Jahr verlieh die philosophische Fakultät der Universität Tübingen ihm die Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h. c.).
Angesichts der Märzrevolution 1848 und der Stimmung im Volk setzte König Wilhelm eine liberale Regierung ein, diese berief Uhland in den Siebzehnerrat. Ziel dieses Rates war die Ausarbeitung eines Verfassungsentwurfes. Der Wahlkreis Tübingen-Rottenburg wählte Uhland zum Abgeordneten in die Paulskirche. Dort sprach er sich gegen das Erbkaisertum und für den Einschluß Österreichs in das Deutsche Reich aus (→ Großdeutsche Lösung). Württembergische Truppen lösten am 18. Juni 1849 gewaltsam das Rumpfparlament in Stuttgart auf. Uhland befand sich in der ersten Reihe der protestierenden Abgeordneten. Gescheitert kehrte er nach Tübingen zurück.
Einführung in Leben und Schaffen
Kurze Einführung in Leben und Schaffen aus dem Buch „Deutsche Geisteshelden – Aus dem Leben deutscher Dichter“:[1]
Ernst, Herzog von Schwaben
Prolog zu dem Trauerspiel
In der Zeit der Verfolgungen schrieb er:
- Das ist der Fluch des unglücksel’gen Landes,
- Wo Freiheit und Gesetz darniederliegt,
- Daß sich die Besten und die Edelsten
- Verzehren müssen in fruchtlosem Harm,
- Daß, die für’s Vaterland am reinsten glühn,
- Gebrandmarkt werden als des Land’s Verräther,
- Und die noch jungst des Landes Retter hießen,
- Sich fluchten müssen an der fremden Herd.
- Und während so die beste Kast verdirbt,
- Erblühen wuchernd in der Hölle Segen
- Gewaltthat, Hochmuth, Feigheit, Schergendienst.
- Wie anders, wenn aus sturmbewegter Zeit
- Gesetz und Ordnung, Freiheit sich und Recht
- Emporgerungen und sich festgepflanzt!
- Da drängen die, so grollend ferne standen,
- Sich fröhlich wieder in der Bürger Reihn,
- Da wirket jeder Geist und jede Hand
- Belebend, fördernd für des Ganzen Wohl,
- Da glänzt der Thron, da lebt die Stadt, da grünt
- Das Feld, da blicken Männer frei und stolz;
- Des Fürsten und des Volkes Rechte sind
- Verwoben, wie sich Ulm’ und Reb’ umschlingen,
- Und für des Heiligtums Verteidigung
- Steht jeder freudig ein mit Gut und Blut.[2]
Deutsche Freiheit (4. Akt, 2. Szene)
- Der schnöden Hauptmannschaft, die dich entehrt,
- Die deinen Stamm befleckt, entschlage dich!
- Der Dienst der Freiheit ist ein strenger Dienst,
- Er trägt nicht Gold, er trägt nicht Fürstengunst,
- Er bringt Verbannung, Hunger, Schmach und Tod,
- Und doch ist dieser Dienst der höchste Dienst;
- Ihm haben unsre Väter sich geweiht,
- Ihm hab auch ich mein Leben angelobt,
- Er hat mich viel gemühet, nie gereut.
Familie
1820 heiratete Dr. Uhland seine Verlobte Emilie Vischer (1799–1881; sie hatten sich 1814 in Stuttgart kennengelernt), eine reiche Kaufmannstocher aus Calw. Sie ermöglichte ihrem Mann eine finanziell unabhängige schriftstellerische und politische Arbeit. Sie hatte Anteil an seinem Werk, begleitete ihn auf Reisen, unterstützte ihn bei seiner politischen und wissenschaftlichen Tätigkeit, kurzum: Sie war ihm eine wichtige Gefährtin. Nach dem Tod Ludwig Uhlands 1862 wurde sie 1874 seine erste Biographin („Ludwig Uhlands Leben – Aus dessen Nachlaß und aus eigner Erinnerung“).[3]
Tod
Auf der Beerdigung seines Freundes Justinus Kerner erkältete sich Ludwig Uhland stark und erlag schließlich dieser Erkrankung am 13. November 1862. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Tübinger Stadtfriedhof. Hunderte Menschen aller Volksschichten gaben ihm das letzte Geleit.
Siehe auch
Werke
- Der Mythus von Thôr nach nordischen Quellen, 1836 (PDF-Datei)
Gedichte (Auswahl)
- Ludwig Uhland: Gedichte. (1848); PDF-Datei
- Lied der Nibelungen
- Des Sängers Fluch (wohl seine berühmteste Ballade)
- Die Kapelle „Droben stehet die Kapelle ...“, gemeint ist die Wurmlinger Kapelle
- Der Wirtin Töchterlein
- Der Schenk von Limpurg
- Frühlingsglaube („Die linden Lüfte sind erwacht …“)
- Der gute Kamerad („Ich hatt’ einen Kameraden …“), heute noch fester Bestandteil militärischer Beisetzungen
- Du kamst, du gingst mit leiser Spur, als Kirchenlied anläßlich des Todes eines kleinen Kindes in: „Evangelisches Gesangbuch“, 679 (Württemberg)
- Einkehr („Bei einem Wirte wundermild …“)
- Schwäbische Kunde („Als Kaiser Rotbart lobesam …“), bekannt vor allem durch das Zitat „Viel Steine gab’s und wenig Brot …“
- Das Schloß am Meer (Ballade)
- Das Glück von Edenhall (Ballade)
- Gedichte (1815)
- Herrn Bürgermeister Klüpfel
Literatur
- Adelbert von Keller: Ein Gedicht Uhlands, Tübingen, 1876
- Ambros Mayr: Der schwäbische Dichterbund: „Ludwig Uhland, Justinus Kerner, Gustav Schwab, Karl Mayer, Eduard Mörike, Gustav Pfizer“ (1886) (PDF-Datei)
- Otto Burger: Ludwig Uhland, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 265–274
Verweise
- Biographie und Gedichte auf zeno.org (Keine direkte Einbindung, da von dort aus auf die linksextreme Wikipedia verwiesen wird)
- Biographie und Auswahl von Werken, FH-Augsburg
- Kurze Biographie, Balladen und Gedichte