Habich, Matthias

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Matthias Habich

Matthias Habich (Lebensrune.png 12. Januar 1940 in Danzig) ist ein deutscher Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler.[1]

Leben

Nazi-Darsteller“ Matthias Habich als Prof. Dr. Werner Haase in „Der Untergang“

Herkunft

Matthias Habich wurde am 12. Januar 1940 in Danzig geboren und wuchs in Hamburg auf. Er ist der dritte von vier Söhnen einer hanseatischen Kaufmannsfamilie.

Ausbildung

Nach dem Abitur besuchte er ab 1961 die Staatliche Schauspielschule Hamburg, studierte anschließend 1966 ein Semester lang am Conservatoire in Paris und nahm Schauspielunterricht bei Lee Strasberg in den VSA. Danach spielte er an Theatern in Chur, Baden-Baden, Basel, Wuppertal, Zürich und München.

Wirken

Nach ersten Theatererfahrungen in der Provinz (Chur/Schweiz und Baden-Baden) erhielt Habich ein Engagement an den Wuppertaler Bühnen. Von dort führte seine Karriere über das Schauspielhaus Zürich (ab 1967) nach Basel, München (Kammerspiele), Berlin (Schillertheater, Freie Volksbühne, Renaissance Theater), Wien (Burgtheater) und Paris, wo er in der Zeit von 1983 bis 1986 am Theater von Peter Brook arbeitete. 1980 verbrachte er mehrere Monate in den VSA bei verschiedenen Theater-Workshops.

Im Laufe seiner überaus erfolgreichen Bühnenkarriere spielte Matthias Habich die meisten wichtigen Hauptrollen des klassischen Theaters, darunter Hamlet, Peer Gynt, Ödipus oder den Prinz von Homburg, sowie des modernen Theaters. An den Münchner Kammerspielen gab er 1970/71 unter der Regie von Heinar Kipphardt den Desportes in der Uraufführung von Lenz/Kipphardts „Die Soldaten“, unter Dieter Giesing den Coringnon in Feydeaus „Die Dame vom Maxim“ und unter Verhoevens Regie den Papst in Fortes „Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“. Am Schauspielhaus Zürich überzeugte er ab 1977 u. a. mit der Titelrolle in Schillers „Wilhelm Tell“ und als Hector in Shakespeares „Troilus und Cressida“. Matthias Habich spielte ferner den Orest in Sophokles’ „Elektra“ und die Titelrolle in der Uraufführung von Schneiders „Lieber Augustin“, die Hans Gratzer inszenierte. Unter dessen Regie interpretierte er auch den König Artus in Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“. Weitere Rollen übernahm Habich in Stücken von Bertolt Brecht, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Maxim Gorki, Anton Tschechow, Jean-Paul Sartre und Botho Strauß.[2]

Dem großen Publikum bekannt wurde Habich in den 1970er Jahren durch Film (u. a. Volker Schlöndorffs „Der Fangschuß“; 1976) und Fernsehen. 1972 stand er zum ersten Mal in der Rolle des Trenck in der sechsteiligen historischen Abenteuerserie „Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck“ (1973; ZDF) vor der Kamera. Für Regisseur Fritz Umgelter zählte Habich nach diesem Fernsehdebüterfolg zu den wenigen Schauspielern, die den Glanz der Bühne mit der im Film geforderten Direktheit vereinen können.[3] Weitere Haupt-/Titelrollen übernahm Habich u. a. in Fritz Umgelters „Vorhof der Wahrheit“ und in seinem ZDF-Vierteiler „Des Christoffel von Grimmelshausen Abenteuerlicher Simplicissimus“ (1975).[2]

1987 spielte er die männliche Hauptrolle in dem Patricia-Highsmith-Thriller „Der Schrei der Eule“ (Fernsehen), und 1989 zeigte die ARD den nach einer Erzählung von Adolf Muschg gedrehten Fernsehfilm „Noch ein Wunsch“, bei dem Habich die Hauptrolle des Anwalts übernommen hatte und der Schweizer Thomas Koerfer Regie führte. In den 1990er Jahren war Habich immer mehr auf dem Bildschirm präsent. Als Staatsanwalt Reuss agierte er in Josef Rödls „Ein Fall für Jean Abel“ (1996; ZDF), als General sah man ihn in der internationalen Koproduktion „Das letzte U-Boot“ (1996; ZDF), als Chefarzt Dr. Liebig in dem Fernsehspiel „Ich bin unschuldig – Ärztin im Zwielicht“ (1996; 3SAT) und als Oberstudienrat Christian Kestner in Hartmut Griesmayrs Fernsehfilm „Davids Rache“ (1997; ZDF). Das Kinopublikum konnte ihn 1996 in Caroline Links vielgelobtem Film „Jenseits der Stille“ als Onkel der Protagonistin Lara erleben. Im Frühjahr 1997 verfilmte der Saarländische Rundfunk für die ARD anläßlich des 70. Geburtstages von Günter Grass dessen Roman „Die Rättin“ mit Peter Radtke und Habich in den Hauptrollen. Für ihre glänzend gespielten Rollen in dem im selben Jahr gedrehten Gerichtsdrama „Das Urteil“ wurden die Hauptdarsteller Habich und Klaus Löwitsch mit einem Grimme-Preis belohnt.[2]

Herausragend aus der Vielzahl von Habichs Projekten war das ambitionierte Filmprojekt „Klemperer - Ein Leben in Deutschland“ (Drehbuch von Peter Steinbach) der Regisseure Kai Wessel und Andreas Kleinert, in dem Habich die Hauptrolle des jüdischen Professors Victor Klemperer (1881–1960) übernahm. Dagmar Manzel spielte seine Frau Eva. In Anlehnung an den Teil der Klemperer-Tagebücher aus den Jahren 1933 bis 1945 wurde der 12teilige Film 1998/99 in und um Prag gedreht. Habich selbst kritisierte im nachhinein die Zerlegung des Stoffes in die kleinen Serienportionen und wurde mit den Worten zitiert: „Es ist eine epische Erzählung und sollte auch episch ablaufen.“[4]

In Margarethe von Trottas Fernsehvierteiler „Jahrestage“ (2000) nach der Romanvorlage von Uwe Johnson spielte Habich die Rolle des Heinrich Cressphal (ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis). Die Regisseurin bescheinigte dem Mimen, er habe eine sehr schöpferische Mischung aus Selbstwertgefühl und Selbstzweifel. Das sei es, was ihn auf die Höhe seines Könnens gebracht habe.[5] Habichs große Popularität wurde deutlich an zwei seiner folgenden Rollen im Jahr 2001. Er übernahm in Jean-Jacques Annauds Kriegsepos „Enemy at the Gates“ die Rolle des General Paulus und in Caroline Links mit einem Oscar als beste ausländische Produktion gekröntem Film „Nirgendwo in Afrika“ die des Einsiedlers Süßkind. Letzteren habe er „hinreißend verlottert“ gespielt.[6] Er bekam für diese schauspielerische Leistung den Deutschen Fernsehpreis als bester Nebendarsteller. Auch in der Folge waren es namhafte Regisseure, die Habich vor die Kamera holten, so Vivian Naefe für zwei Fernsehfilme (2003; „Raus ins Leben“ und, nach Eduard von Keyserling, „Wellen“), Roland Suso Richter für den Fernsehzweiteiler „Kein Himmel über Afrika“ und Oliver Hirschbiegel für „Der Untergang“, (beide 2004).[2]

Habich wurde immer wieder auch für internationale Koproduktionen gebucht. In dem italienisch-deutsch-spanischen Fernsehfilm „Imperium: Nerone“ (2004, dt. „Nero – Die dunkle Seite der Macht“), über die Kaiser des römischen Reiches, spielte er den Philosophen Seneca. Im selben Jahr stand er für die für das Kino von einer britisch-deutsch-polnischen Gruppe produzierte Günter-Grass-Adaption des Romans „Unkenrufe – Zeit der Versöhnung“ in der Hauptrolle des deutschen Kunsthistorikers Alexander Reschke vor der Kamera, der teilweise in seiner Geburtsstadt Danzig gedreht wurde. Vor allem aber das deutsche Fernsehpublikum bekam den wandelbaren Habich in den unterschiedlichsten Genres zu sehen. Neben Iris Berben stand er für Matti Geschonnecks von der Kritik gelobtes Drama „Silberhochzeit“ nach einem Buch von Elke Heidenreich vor der Kamera (2006), in Carlo Rolas dreiteiligem Melodram „Afrika, mon amour“ (2007) gehörten neben Habich und Berben auch Robert Atzorn, Sunnyi Melles und Volker Lechtenbrink zur Besetzung. In der dreiteiligen Fernsehdokumentarspielreihe „Giganten“ stellte Habich in „Humboldt – Ruf der grünen Hölle“ den legendären Forscher dar (Regie: Gero von Boehm; 2007), und Bernhard Schlinks gleichnamiges Erfolgsbuch lieferte die Vorlage für den Kinofilm „Der Vorleser“ (2008), eine hochkarätig besetzte (u. a. mit Kate Winslet, David Kross und Ralph Fiennes) deutsch-amerikanische Koproduktion unter der Regie von Stephen Daldry, in dem Habich den Vater des Protagonisten spielte.[2]

Die herausragende Qualität seiner Schauspielkunst bewies Matthias Habich 2009 erneut in dem Fernsehpsychodrama „Ein halbes Leben“ (Drehbuch und Regie: Nikolaus Leytner). Er übernahm die Rolle des Peter Grabowski, dessen Tochter vor 15 Jahren vergewaltigt und ermordet wurde und der noch immer nicht mit diesem Drama abschließen konnte. Parallel dazu erzählt der Film die Geschichte des Täters (gespielt von Josef Hader), der inzwischen selbst Vater einer Tochter ist und den die Vergangenheit einholt, als die Ermittlungsmethoden besser werden. In diesem „still und leise inszenierten [...] doppelten Seelenporträt [...] von großer Dichte und Intensität“, so der Tagesspiegel (18. Mai 2009) „liefern die beiden Darsteller [...] geradezu bestechende Interpretationen dieser beiden Männer ab“.

Familie

Matthias Habich ist kinderlos verheiratet. Er lebt in Paris und hat einen Zweitwohnsitz in Zürich mit Blick über den Zürichsee. Er spricht Englisch, Französisch und Italienisch.

Auszeichnungen und BRD-Referenzen

  • 1997: Goldener Löwe in der Kategorie Bester Fernsehfilm-Schauspieler für die Tatort-Folge Der kalte Tod, SWF
  • 1998: Adolf-Grimme-Preis für Das Urteil (zusammen mit Paul Hengge und Klaus Löwitsch)
  • 2001: Deutscher Fernsehpreis für Jahrestage, ARD
  • 2002: Deutscher Filmpreis in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Nirgendwo in Afrika
  • 2009: Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
  • 2010: Adolf-Grimme-Preis für Ein halbes Leben, ZDF (zusammen mit Franziska Walser und Josef Hader)

Filmographie

  • 1972: Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck
  • 1974: Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski
  • 1975: Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplicissimus
  • 1976: Der Fangschuß
  • 1977: Der Mädchenkrieg
  • 1978: Ursula
  • 1982: Jack Holborn
  • 1983: Glut
  • 1984: Die Glorreichen
  • 1988: Crash
  • 1988: Der Passagier – Welcome to Germany
  • 1990: Der Reisekamerad
  • 1992: Das letzte U-Boot
  • 1995: Noir comme le souvenir
  • 1995: Deutschlandlied
  • 1996: Jenseits der Stille
  • 1996: Tatort – Der kalte Tod
  • 1997: Die Rättin, Fernsehfilm
  • 1997: Das Urteil, Fernsehfilm
  • 1999: Klemperer – Ein Leben in Deutschland
  • 2000: Jahrestage
  • 2001: Duell – Enemy at the Gates
  • 2001: Nirgendwo in Afrika
  • 2003: Trenck – Zwei Herzen gegen die Krone
  • 2004: Der Untergang – Regie: Oliver Hirschbiegel
  • 2004: Nero – Die dunkle Seite der Macht
  • 2005: Kein Himmel über Afrika
  • 2005: Unkenrufe – Zeit der Versöhnung
  • 2006: Silberhochzeit, Fernsehfilm
  • 2007: Afrika, mon amour, Fernsehfilm
  • 2008: Ein halbes Leben. Fernsehfilm
  • 2008: Der Vorleser
  • 2008: Tatort – Neuland
  • 2009: Waffenstillstand
  • 2010: Letzter Moment
  • 2010: Nanga Parbat
  • 2010: Die Schwester
  • 2010: Morgen musst Du sterben
  • 2010: Bloch (Fernsehserie, Folge Der Heiland)
  • 2011: Where I Belong
  • 2011: Eine halbe Ewigkeit
  • 2012: Das Kindermädchen
  • 2012: Liebe am Fjord (Fernsehserie, Folge Abschied von Hannah)
  • 2012: Und alle haben geschwiegen
  • 2013: Die Toten von Hameln
  • 2014: Altersglühen
  • 2015: Das Gewinnerlos
  • 2015: Sein gutes Recht
  • 2015: Die abhandene Welt
  • 2015: Ein großer Aufbruch
  • 2016: Matthiesens Töchter
  • 2016: Tatort: Wofür es sich zu leben lohnt

Filmbeiträge

Habich in „Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplicissimus“:

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 51/2009 vom 15. Dezember 2009 (hy)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Munzinger-Archiv GmbH, 2009
  3. vgl. Funk, 19/1973
  4. vgl. Die Welt, 23. November 1999
  5. Stern, 42/1999
  6. film-dienst, 26/2001