Mazurka (Film)

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FILM

Mazurka.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Mazurka
Produktionsland: Deutsches Reich
Erscheinungsjahr: 1935
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Cine-Allianz Tonfilm Produktion GmbH
IMDb: deueng
Stab
Regie: Willi Forst
Regieassistenz: Viktor Becker,
Karl Gillmore
Drehbuch: Hans Rameau,
Willi Forst
Produzenten: Arnold Pressburger,
Gregor Rabinowitsch
Produktionsleitung: Fritz Klotzsch
Musik: Peter Kreuder (Unter Verwendung fremder Kompositionen)
Ton: Carl Becker
Kamera: Konstantin Tschet
Kameraassistenz: Erich Rudolf Schmidtke
Standfotos: Richard Wesel
Bauten: Hermann Warm,
Carl Haacker
Aufnahmeleitung: Walter Lehmann
Schnitt: Hans Wolff
Besetzung
Darsteller Rolle
Pola Negri Vera Petrovna Kowalska, Sängerin
Albrecht Schoenhals Grigorij Michaikow, Pianist
Paul Hartmann Rittmeister Boris Kierow
Ingeborg Theek Lisa, seine und Veras Tochter
Franziska Kinz Boris Kierows zweite Frau
Inge List Hilde, Lisas Freundin
Margarethe Schön Gouvernante für Veras Tochter
Margot Erbst Zenia, Freundin Grigorijs
Ruth Eweler Wanda, Freundin Grigorijs
Friedrich Kayßler Prozeßvorsitzender
Ernst Karchow Rechtsanwalt
Edwin Jürgensen Staatsanwalt
Hans Hermann Schaufuß Verteidiger
Borwin Walth Dr. Pavlow, Gerichtssachverständiger
Paul Hildebrandt Beisitzender Richter
Heinz Berghaus Geschworener
Erich Dunskus Professor am Konservatorium
Aribert Grimmer
Alexander Bobroff
Kurt Felden
Hans Albin
Werner von Wulfing
Edlef Schauer
Raffles Bill
Lieselotte Aureden
Meta Jäger
Barbara von Annenkoff
Rose Borgh
Edith von Ebeling
Gustav Mahncke
Ina Albrecht
Toni Tetzlaff
Anita Düvel
Max Harry Ernst
S. O. Schoening

Mazurka ist ein Melodrama von 1935. Der Film wurde in Polen gedreht. Die Uraufführung fand am 14. November 1935 statt.

Auszeichnung

Prädikat
  • Künstlerisch wertvoll

Handlung

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.
Der Regisseur Willi Forst auf dem Kamerawagen sitzend

Lisa begleitet ihre Mutter auf die Bahn, die für zwei Tage verreist. Als sie mit ihrer Freundin die Bahnhofshalle verläßt, bemerkt sie den eleganten, nicht mehr ganz jungen Herrn, der in den letzten Tagen bemüht war, ihre Bekanntschaft zu machen. – Lisa geht am Abend mit ihrer Freundin zu dem Konzert des Pianisten Michailow, von dem sie eine Einladung, welcher zwei Karten beilagen, bekommen hat. Während Michailow die „Mazurka“ aus seiner Oper gleichen Namens spielt, bringt man für Lisa einen Brief, aus dem sie erfährt, daß Michailow ihr die Karten geschickt hat. Er bittet sie, bei Portal IV nach dem Konzert auf ihn zu warten und ihr Einverständnis durch Kopfnicken bekanntzugeben. Lisa denkt nicht daran, den ihr unbekannten Michailow, den Mann, der schon seit Tagen eine Gelegenheit sucht, sie kennenzulernen, zu treffen.

Als sie aber ihrer Freundin zunickt, dankt Michailow lächelnd dafür, und so findet sich Lisa nach dem Konzert bei Portal IV ein, um ihm zu sagen, daß das Nicken nicht ihm gegolten hat. Doch Michailow versteht es, Lisas Bedenken zu beschwichtigen; mit weltmännischer Gewandtheit, um die Neigung des jungen Mädchens zu gewinnen und es dazu zu bewegen, ihn am Vorabend seiner Abreise nach Paris nochmals zu treffen. An diesem Abend führt Michailow Lisa in ein drittklassiges Lokal, wo es sehr laut zugeht. Eine Chansonette singt ein Lied:

„Nur eine Stunde, die dank ich dir,
An deinem Munde, die gehörte nur mir.
Du sprachst von Liebe, ich sah dich an,
Du sagtest ‚ewig‘, und wir glaubten daran,
Daß uns das Leben so viel Schönes wird geben.
Wollten allein entschweben
Und ganz selig sein
Nur zu zwein!
Die eine Stunde, die dank ich dir,
An deinem Munde, die gehörte nur mir!“


Plotzlich erblickt sie Michailow, der sie ebenfalls zu erkennen scheint, und neben ihm Lisa – und fällt in Ohnmacht. Durch den Zwischenfall verstimmt, verläßt Michailow mit Lisa das Lokal so rasch als möglich; gerade wird das Publikum zu einer neuen Attraktion „Schießen auf lebende Ziele“ aufgefordert. Als der Pianist mit dem jungen Mädchen über die Stiegen eilt, ruft ihn die Chansonette mit seinem Namen an, gibt zwei Schüsse auf ihn ab – und Michailow fällt getroffen die Treppe herab.

Gerichtsverhandlung wegen des Mordes an Michailow. Auch Lisa als Zeugin, ist anwesend. Die Motive des Mordes sind in Dunkel gehüllt, denn die Angeklagte, Vera, schweigt beharrlich. Sie verweigert jede Aufklärung darüber, was sie zu der Tat bewogen hat.

Der Staatsanwalt beantragt 15 Jahre Zuchthaus. Gleichmütig vernimmt es Vera. Während der Rede des Verteidigers nimmt jedoch die Verhandlung plötzlich eine unerwartete Wendung. Man hat in der Garderobe des Hauptbahnhofs einen der Angeklagten gehörenden Koffer eruiert. Vielleicht kann dessen Inhalt Licht in den rätselhaften Fall bringen. Jetzt tritt Vera aus ihrer Reserve heraus. Sie ist bereit, ein Geständnis über die Motive ihrer Tat abzulegen, bittet aber um Ausschluß der Öffentlichkeit. Ihrem Ersuchen wird stattgegeben. Die Angeklagte hat das Wort und beginnt, die packende Beichte ihres Lebens zu erzählen, von deren Wiedergabe diesmal Abstand genommen werden soll, um das spannende und erschütternde Geschehen dieses Films nicht durch die vorherige Kenntnis der Zusammenhäge zu beeintrachtigen.

Als Vera nach beendeter Verhandlung abgeführt wird, ging Lisa auf sie zu. Sie drückt ihr die Hand ... sie fühlt, daß sie ihr sagen soll, sie wünsche ihr alles Gute. – Das junge Mädchen weiß nicht, welche Kraft Vera aufwenden muß, um sie nicht zu umarmen. – Wehmütig blickt Vera der jungen Lisa nach, die mit ihrer Mutter das Gerichtsgebäude verläßt.


Anmerkungen

Die junge Nachwuchskünstlerin Ingeborg Theek, die hier ihr Filmdebüt gab und Pola Negris Tochter spielte, erkrankte während der Dreharbeiten an einer Infektion, die sie zeitweise lähmte. Daraufhin mußte sie für die Schlußszene in einen Rollstuhl gesetzt werden, der für das Publikum unsichtbar durch das Studio gezogen wurde.

Anmerkungen über den Film „Mazurka“ des Regisseurs und Mitautors Willi Forst:

„Nach meinen beiden ersten Filmen, dem ganz und gar auf Musik gestellten Schubertfilm ‚Leise flehen meine Lieder‘ und ‚Maskerade‘, der Schilderung einer Zeit, die uns heute schon als längst vergangen erscheint und doch erst knapp dreißig Jahre zurückliegt, drängte es mich, in dem Film ‚Mazurka‘ endlich einmal nicht nur eine Zeit und ein Milieu zu bringen, sondern in dichtester Reihenfolge der Geschehnisse das Schicksal einiger Menschen ohne Rücksicht auf Zeit und Ort. Nachdem ich so ziemlich die gesamte in Frage kommende Literatur durchstöbert, alle Autorengehirne, zum Schluß sogar mein eigenes den Strapazen ausgesetzt hatte, um einen passenden Stoff zu finden, kam ich wieder einmal darauf, daß es ja doch noch keinem, auch dem größten Dichter nicht, gelungen ist, so absurde Fabeln als das Leben selbst zu finden. Ich war glücklich, als sich nach wochenlangem Suchen endlich einen Stoff fand: kein Buch – kein Theaterstück – und kein seitenlanges Exposè – nein, eine Zeitungssnotiz aus dem Jahre 1928 in 20 Zeilen! Damit war aber noch lange nicht das Buch zu meinem Film fertig. Für die nun gewählte Geschichte mußte erst eine Form der Erzählung gefunden werden, die sie aus ihrer Dagewesenheit als 20 Zeilen Füllsel einer Tageszeitung heraushob und die sie uns in der heutigen Zeit als Besucher eines Filmtheaters interessant erscheinen läßt.
Mit dem Autor des Manuskriptes arbeitete ich gemeinsam in tiefster Zurückgezogenheit außerhalb Berlins, in einem kleinen Hotel am Wasser. Es war Winter, wir waren die einzigen Gäste, kein Mensch störte uns; eher glaube ich, wir störten die Bewohner des idyllischen Plätzchens mit unseren Spaziergängen, bei denen wir laut Dialoge deklamierten, und wenn zu nächtlicher Stunde mit letzter Emphase die atemberaubenden Szenen von uns auf unseren Zimmern gespielt wurden.
Sie fragen mich, was es denn nun eigentlich sein wird, in welche Art man den Film wird einreihen können und welcher Stil mir vorschwebte? – Darauf kann ich Ihnen nur antworten: Mein Film hat überhaupt keinen Stil! Das heißt, keinen bestimmten! Ich hasse nichts mehr, als wenn man bei einem Film zuerst den Stil festlegt und alles Folgende an Arbeit nun diesem Stil aufdrängt. Die schönsten Dinge, die wunderbarsten Momente, die größten Wirkungen werden weggelassen, weil sie nicht in den Stil passen.
Bei meiner ‚Maskerade‘ hörte ich so viele anerkennende Worte über den Stil, den ich darin gefunden hatte! – Ich gestehe, daß niemand darüber erstaunter war als ich selbst! Glauben Sie, daß ich bei der Arbeit jemals an einen Stil gedacht habe? Ich habe einen Film gemacht! Und weil mir das – ich glaube das heute schon sagen zu dürfen — gelungen ist, hat er auch ‚seinen‘ Stil.
Und nun dieser Film ‚Mazurka‘. Ich verriet bereits, daB ich eine Geschichte verfilmte, deren Dichte der Handlung weder zeit- noch ortgebunden ist. Ich versuchte wieder, jeder Situation, jeder Szene den Stil zu geben, den sie verlangt. Also falls es mir gelungen ist, so hat mein Film wirklich keinen bestimmten Stil, sondern alle bisher erprobten Wirkungen des Tonfilms wurden bei ihm angewendet. Die Schauspieler hatten schwer an ihren Szenen zu lernen. Doch glaube ich nicht, daß der Film wie ein fotografierter Abklatsch eines Theaterstückes wirkt.
Obwohl es kein musikalischer Film ist, hört die Musik fast nie auf, und obwohl darin gesungen wird, ist er doch keine Operette.
Nichts liegt mir ferner, als die Kinematographie neu zu entdecken oder ein Exempel zu liefern, wie ein guter Film gemacht zu werden hat, etwas, was mir schon teilweise durch den Legendenkranz, der Geheimnisse um meinen Film teils wohlwollend gespannt, teils boshaft abwartend in die Schuhe geschoben wind.
Ich habe lediglich einen Film gemacht! Einen Film, der dem Film gibt, was des Films ist; mit Blut, mit Herz, mit Spannung, mit Schicksalen, die vielleicht erdichtet erscheinen. Doch dafür habe ich eine gute Ausrede: sich beim lieben Gott zu beschweren, der uns Menschen eben manchmal Absonderliches erleben läßt.“[1]

Der Film

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 45, 10. November 1935