Minne

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Drei Minnesänger, Abbildung aus der Großen Heidelberger Liederhandschrift

Die Minne (mhd. minne, ahd. minna, eigentlich = „[liebevolles] Gedenken“[1]) war, neben Gottes- und Herrendienst, eine der Leitvorstellungen christlich-höfischer Kultur im Mittelalter. Sie sollte eine sublimierte, edel vergeistigte Liebe zu einer „Dame“ (von frz. dame) bezeichnen. Das Minnewesen ist eine frühe Erscheinung der beginnenden, später in ganz Europa verbreiteten romantisch-dienerischen Frauenverehrung, die den sogenannten Feminismus des späten 19. und 20. Jahrhunderts erst ermöglichte.

Erläuterung

Ausschlaggebend für die Herausbildung des kulturgeschichtlich einmaligen Phänomens der höfischen Minne dürfte zum einen die Lage vieler nachgeborener junger Ritter oder Edelknechte gewesen sein, die weder eine standesgemäße Einheirat finden konnten noch ihr Leben im Kloster fristen wollten. Sie konzentrierten ihre unerfüllbaren Wünsche und Sehnsüchte auf eine Herrin ihres Herzens, eine verheiratete Dame.

Zum anderen dürfte in der bereits damals durch die christliche Gleichheitsideologie herbeigeführten eigentümlichen Mischung von Prüderie und Bigotterie im Geschlechterverhältnis einerseits und daraus resultierender diverser sexueller Verklemmungen andererseits (zumindest in den höheren gesellschaftlichen Schichten) – welche allesamt noch der vorchristlichen Antike ganz unbekannt waren – eine tieferliegende Ursache für das Phänomen der Minne liegen.

Begriff

Ursprung

Das Wort ist nur im Althochdeutschen, Altsächsischen, Friesischen und den daraus erwachsenen Dialekten bezeugt: Ahd. minna (aus minja), mhd. minne; alts. und altnfr. minnia, minnea, mnd. und mnl. minne; fries. minne, und findet sich sonst nicht, weder im Gotischen, noch im Altnordischen, wo das Neutrum minni „Andenken, Erinnerung, Gedächtnistrank“ (für mindi, wie munnr, mund für mundr), vielmehr dem gotischen gaminþi μνεία entspricht und mit gotisch anaminds ὑπόνοια in Verbindung steht, noch endlich im Angelsächsischen, wo ein seltenes myne, vîf-myne „Liebe“, aus der Bedeutung der Absicht, des Strebens erwachsen, zu gotisch muns „Gedanke, Ratschluß“ hinzutritt. Allerdings sind sämtliche angeführte Wortbildungen zueinander in entfernterer Verwandtschaft, insofern sie auf die Wurzel man, Sanskrit manyatê „denken, meinen“ (vgl. altgriechisch μένος „Mut, Sinn“ und μιμνήσκω „sich erinnern“, lateinisch mens, memini) zurückführen; minne aber steht zunächst in einem Ablautverhältniss zu dem nur den westgermanischen Sprachen angehörigen, jünger gebildeten meinen.[2]

Entwicklung

Die Germanen pflegten in vorchristlicher Zeit bei Götteropfern und Gelagen der abwesenden und verstorbenen Gefährten mit einem Becher zu gedenken und nannten dieses „Minni trinken“. Ebenso trank man nach der Christianisierung die Minne Christi, Marias und der christlichen Heiligen, vornehmlich aber die Minne des Apostels Johannes, und, beim Abschied, die Minne der heiligen Gertrud von Nivelles, als der Beschützerin der Reisenden.

Schon bald aber entwickelte sich für das Wort Minne (jedoch nur in Deutschland, nicht in Skandinavien) eine zweite und seitdem herrschende Bedeutung persönlicher und insbesondere geschlechtlicher Zuneigung (im Gegensatz zu Haß), während „Liebe“ nur das Erfreuliche, das Angenehme, das Wohlgefallen (im Gegensatz zu Leid) bezeichnete. Als nun die Achtung, welche dem weiblichen Geschlecht von jeher bei den Deutschen bzw. den Germanen gewidmet worden war, sich durch das christliche Rittertum, durch den Einfluß französischer Romane und durch die Wechselwirkung des Mariendienstes bis zur Schwärmerei und völlig übertriebenen Verehrung einzelner „Damen“ (also einiger weniger Frauen aus dem adligen Stand) entartete, da wurde für die adligen deutschen Lyriker des 12. und 13. Jahrhunderts die Minne, von ihnen auch oft als Frau Minne personifiziert, und der Frauendienst der einzige vollgültige Inhalt ihrer Dichtungen; daher die Bezeichnung Minnesinger, Minnesänger.

Seit dem 15. Jahrhundert vergröberte sich das Wort Minne mehr und mehr hin zum rein sexuellen Begehren, und seine frühere vergeistigte Bedeutung ging auf das Wort Liebe über, bis es mit dem neu erwachenden Interesse für die alte deutsche Sprache und Literatur namentlich durch die Göttinger Hainbund-Dichter Hölty, Bürger und Voß seine frühere Bedeutung wiedererhielt und uns in diesem Sinne bis heute geläufig ist, wenn auch nur als archaistischer Begriff.

Gedicht

Die Minne ist nicht Mann noch Weib,
hat weder Seel’ noch ist sie Leib;
sie hat auf Erden nicht ein Bild,
ihr Name ist kund, sie selbst verhüllt.
Nur eines wisse: daß noch nie
zu falschem Herzen Minne trat!
und wisse auch, daß ohne sie
sich Gott dir niemals naht.
Walther von der Vogelweide

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Von der Wurzel man, „denken, gedenken, sich erinnern“
  2. Vgl.: Minne, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Bd. 12, Sp. 2238 bis 2243