Nelke, Herbert
Herbert Nelke ( 20. März 1915 in Barnitz, heute Schleswig-Holstein; 30. Januar 1941 in Trestenburg) war ein deutscher Unteroffizier der Wehrmacht, zuletzt Oberwachtmeister der Luftwaffe und erster Ritterkreuzträger im Unteroffiziersstand der Flak-Artillerie im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herbert Nelke, dessen Familie inzwischen im Sachsendorf Munzig bei Meißen zu Hause war, trat der Luftwaffe bei, diente als Flaksoldat bei der Legion Condor zwischen 1936 und 1939 (bei der Flugabwehrabteilung „F/88“), dann im Polenfeldzug (bei der 4. (Übungs-)Batterie/I. Abteilung[1]/Flak-Regiment 23) und schließlich im Westfeldzug 1940, wo sein Flak-Regiment Oberst Ludwig Schilffarth (1894–1966; zuletzt Generalleutnant) unterstand.
Waffentat zum Ritterkreuz
Aus einer Mitteilung des damaligen Batterie-Offiziers der 1. Batterie/Flak-Regiment 23, Oberleutnant Albert Schmidt, ist zu entnehmen, daß die Waffentat in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 1940 stattfand und das 2-cm-Geschütz Nelkes ostwärts Rouen bei Saumont als vorgeschobene Sicherung vor die eigene Infanterie (zur Abwehr feindlicher Panzerangriffe) und der nächtlichen Rast der 7. Panzer-Division unter Erwin Rommel eingesetzt war.
Das leichte Flak-Geschütz der 4. Batterie war zu diesem Zweck der 1. (schweren) Batterie zugeteilt. Mitten in der Nacht tauchte plötzlich im Rücken des Geschützes eine größere Marschkolonne von Engländern und Franzosen auf. Nach kurzem Handgemenge gelang es ihm und seiner Geschützbedienung durch schneidigen Angriff über 100 Mann gefangenzunehmen. Am 7. Juli 1940 hieß es in der Pressemitteilung:
- „Oberwachtmeister Herbert Nelke war bei Saumont mit seinem Geschütz zur Abwehr feindlicher Panzerangriffe als nächtliche Sicherung vor die eigene Infanterie vorgeschoben worden. Mitten in der Nacht tauchte plötzlich im Rücken des Geschützes eine größere Marschkolonne von Engländern und Franzosen auf. Nach kurzem Handgemenge gelang es ihm und seiner Geschützbedienung, durch schneidigen Angriff 97 Franzosen und 20 Engländer unter Führung eines französischen Hauptmanns gefangen zunehmen.“
Ritterkreuzverleihungszeremonie
Die Ritterkreuzverleihung soll für Unteroffizier Nelke völlig überraschen gekommen sein. Er erhielt von seinem Batteriechef den Befehl, sich im Reichsluftfahrtministerium zu melden. Er dachte, er sollte dort Bericht erstatten, wie er und seine wenigen Männer mit Hilfe ihrer Karabiner, eines schweren Maschinengewehrs und beim Frontalangriff der Franzosen auch mit dem Geschütz über 20 gefallene Feinde hinterließ und beinahe 120 Franzosen und Engländer gefangennahm, darunter ein Hauptmann und zwei Leutnants. Am 11. Juli 1940 mit dem Kraftwagen nach Brüssel und dann mit dem Flugzeug weiter nach Berlin, wurde er im RLM von einem Major erwartet und kameradschaftlich begrüßt, der dann dem verdutzten Unteroffizier mitteilte, es würde nun weiter nach Carinhall gehen, wo ihn Generalfeldmarschall Hermann Göring erwarten würde. Am späten Abend kam er an und wurde vom Personal einem Gästezimmer zugewiesen.
Am nächsten Tag, dem 12. Juli 1940, um 13.05 Uhr war es dann soweit, der Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Ministerpräsident von Preußen, umgeben in seinem Arbeitszimmer von zahlreichen hohen Offizieren, erwartete den aufgeregten Soldaten, den er aber jovial mit einem „Komm her, mein Sohn“ begrüßte und somit die Anspannung hinwegwischte. Er mußte dann in gemütlicher Runde alles erzählen, von seiner Familie, seiner Zeit als Spanienkämpfer und über seinen militärischen Werdegang im Krieg. Gegen 14 Uhr ließ Göring von einem Diener Mütze und Koppel Nelkes bringen, erst dann erfuhr Nelke den eigentlichen Anlaß, zu dem er befohlen war.
Der Reichsmarschall zeichnete ihn im Namen des Führers mit dem Ritterkreuz aus und beförderte ihn, den Unterwachtmeister und Wachtmeister (Unterfeldwebel und Feldwebel der Artillerie) überspringend, direkt zum Oberwachtmeister (Oberfeldwebel der Artillerie). Anschließend fuhr Göring mit Nelke nach Berlin, wo er ihn, im Beisein des italienischen Außenministers Galeazzo Graf Ciano, Adolf Hitler in der Reichskanzlei vorstellte. Danach erhielt er acht Tage Sonderurlaub und konnte mit seinem Bruder, ebenfalls Soldat, die Mutter in Munzig besuchen, die gerade vom Ortsgruppenleiter und vom Bürgermeister Besuch hatte.
Tod
Oberwachtmeister Nelke verunglückte am 30. Januar 1941 auf dem Eisenbahntransport (ggf. über Prag, Bratislava und Budapest) in Trestenburg (Tasnad), welches bis 1918 zum Königreich Ungarn gehörte, aber dann an das Königreich Rumänien überging. Laut dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde der Ritterkreuzträger etwas nördlich an der Grenze zur Ungarn in Großkarol (Carei) beigesetzt.
Umstände
Was Nelke Anfang 1941 nach Rumänien trieb, ist unbekannt. Seine I. Abteilung/Flak-Regiment 23 (gem. mot.) befand sich in Dresden. Anzunehmen ist, daß er (ggf. zur Unterstützung der im Oktober 1940 neu aufgestellten Flak-Regiment 180 unter Oberst Adolf Gerlach) zur Deutschen Heeresmission in Rumänien (Organisation und Ausbildung der rumänischen Streitkräfte) kommandiert wurde und als Teil des Flak-Lehrstabs Rumänien mit seiner Batterie beim Schutz der Ölfelder in Ploești dienen sollte.
Auszeichnungen (Auszug)
- Spanienkreuz in Silber oder Gold mit Schwertern
- Spanische Feldzugsmedaille mit Schwertern
- Militär-Verdienstorden „Orden del Mérito Militar“ mit Schwertern
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 25. Mai 1940
- 1. Klasse am 22. Juni 1940
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 4. Juli 1940 als Unteroffizier und Geschützführer in der 4. Batterie/I. Abteilung/Flak-Regiment 23 (mot.)
Filmbeiträge
Ritterkreuzträger Herbert Nelke: