Oberste SA-Führung

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Die Oberste SA-Führung (OSAF) war eine nationalsozialistische Organisation, die mit der zentralen Leitung und Koordination der Sturmabteilung (SA) beauftragt war. Praktisch entsprach ihre Rolle innerhalb der SA als Gesamtverband dem Generalstab einer Armee. Die Abkürzung OSAF wurde zugleich für den höchsten Befehlshaber der SA verwandt, der offiziell als Oberster SA-Führer bezeichnet wurde.

Organisation der Obersten SA-Führung

SA im Oktober 1922 beim 3. Deutschen Tag in Coburg. Der erste Führer der Gruppierung war Ulrich Klintzsch (dritte Reihe von oben, mit Schirmmütze, mittig vor der Hakenkreuzfahne stehend).
Hermann Göring als Oberster SA-Führer, November 1923; Bild von Heinrich Hoffmann, München

Die Oberste SA-Führung wurde nach ihrer Gründung am 1. November 1926 zunächst dem sogenannten Obersten SA-Führer als dem Befehlshaber der SA unterstellt. In den ersten Jahren ihres Bestehens war dies Franz Pfeffer von Salomon, der wiederum Adolf Hitler als dem Vorsitzenden der NSDAP verantwortlich war.

Nach der Entlassung Pfeffers und der grundlegenden Reformierung der SA im Jahr 1930 übernahm Hitler selbst nominell das Amt und den Titel des Obersten SA-Führers und damit die Kommandogewalt über die SA. Da er praktisch aufgrund seiner zahlreichen anderen Aufgaben und Funktionen jedoch nicht in der Lage war, die Geschäfte des Leiters der Obersten SA-Führung in ihrer Tagesroutine wahrzunehmen, gingen die Aufgaben des Obersten SA-Führers Ende 1930 faktisch auf den Inhaber des anläßlich der SA-Reform neu geschaffenen Amtes des „Chef des Stabes der SA“ über: vom 5. Januar 1931 bis 1934 war dies Ernst Röhm, anschließend von 1934 bis 1943 Viktor Lutze und zuletzt Wilhelm Schepmann. Röhm hatte auf persönliches Bitten des Führers zugesagt und sein Amt Anfang des Jahres angetreten. Er führte ein neues, radikales System der SA-Gruppenführer ein, die nur ihm oder Adolf Hitler unterstanden, nicht mehr den Gauführern.

In der Öffentlichkeit herrschte vielfach das Mißverständnis vor, daß die Ämter des Stabschefs und des Obersten SA-Führers miteinander identisch seien. So mußte der SA-Obergruppenführer Edmund Heines dem General von Kleist noch im Juni 1934 erklären, daß Hitler und nicht Röhm der Oberste SA-Führer sei.

Dienstsitz der Obersten SA-Führung war München, wo sie Räumlichkeiten in der Barerstraße 7–11 benutzte. Spätestens seit 1931 hatte der Stabschef der SA ein Büro im Braunen Haus.

Im Juli 1934 wurde die Oberste SA-Führung von München nach Berlin verlegt. Dort wurden ihr unter anderem Räumlichkeiten im Palais Borsig zur Verfügung gestellt.

Oberster SA-Führer (Oberbefehlshaber der Sturmabteilung)

Der Führer bzw. Oberbefehlshaber der SA wurde als Oberster SA-Führer bezeichnet. Unklar jedoch ist, wann diese Bezeichnung zum ersten Mal Anwendung fand. Maurice war noch als Saalschutzführer bekannt, Klintzsch als Vorsitzender, danach vermutlich SA-Führer. Göring, der die SA dem Einfluß der Organisation Consul entzog und ein eigenes Oberkommando schuf, nannte sich selbst „Kommandeur der Sturmtruppen“, während manche Quellen angeben, erst Franz Pfeffer von Salomon habe den Titel „Oberster SA-Führer“ getragen.

Die SA-Führer

Gliederung der Obersten SA-Führung
SA-Stabschef Ernst Röhm und SA-Gruppenführer Staatsrat Karl Ernst, 1933
  • Emil Maurice 1920–1921 (inoffiziell; Führer der Saalschutz-Abteilung)
    • Ab August 1921 gab es einen Vorsitzenden der Turn- und Sportabteilung der N.S.D.A.P.. Unsicher ist, ob Maurice dies war oder, wie viele Quellen berichten, schon Hans Ulrich Klintzsch zum Vorsitzenden ernannt wurde. Andere Quellen wiederum geben an, daß Hermann Ehrhardt im August 1921 den militärischen Oberbefehl der Turn- und Sportabteilung übernahm, wohl durch Vermittlung Röhms. Die Führung und militärische Ausbildung soll Ehrhardt Leutnant zur See a. D. Hans Ulrich Klintzsch übertragen haben. Klintzsch wurde Anfang September 1921 im Zusammenhang mit dem Mord an Matthias Erzberger verhaftet. Bis zu Klintzschs Freilassung Anfang 1922 soll nochmals Maurice die Führung übernommen haben.
  • Hans Ulrich Klintzsch November 1921 bis Mai 1923
    • Klintzsch war fähig und beliebt, aber ein treuer Anhänger Hermann Ehrhardts. Als die Spannungen zwischen O.C. und SA zunahmen, bat Ehrhardt Klintzsch zurückzukommen, was er auch tat (Entlassungsgesuch vom 11. Mai 1923). Klintzsch, Wegelin, Steinbeck, Löttgen, Kolb und zahlreiche Unterführer der SA wurden noch bis April 1923 vollständig von der Organisation Consul besoldet.
  • Hermann Göring März/Mai 1923
    • Stabschef wurde Kapitänleutnant a. D. Alfred Hoffmann von der O.C., vorheriger Stellvertreter von Hermann Ehrhardt. Ehrhardt, der Hoffmann voll besoldet zur SA entsandte, war sehr enttäuscht, als dieser sich dann der O.C. bzw. dem Bund Wiking entsagte, um sich Göring und der NSDAP anzudienen. Ehrhardt brach mit Hoffmann. Göring befahl bis zum Verbot nach dem Marsch auf die Feldherrnhalle, er setzte sich anschließend nach Innsbruck ab.
  • Dienststellung wegen Verbot offiziell unbesetzt 1923–1925
    • Allerdings galt in dieser Zeit Ernst Röhm als Bindeglied (er hatte sich nach seiner Haftentlassung bei einer am 17. und 18. Mai 1924 in Salzburg abgehaltenen Tagung als Führer des verbotenen Kampfbundes anstelle Görings durchgesetzt) der versprengten Einheiten und somit de facto als SA-Führer (→ Frontbann)
  • Franz von Pfeffer 1926–1930
    • Sein Stellvertreter war Walther Stennes, „OSAF-Ost“ und somit regionaler Oberbefehlshaber der SA in Ostdeutschland.
  • Otto Wagener (m. d. W. d. G. b.)
    • 1. Oktober 1929 bis 31. Dezember 1930 Stabschef der SA sowie vom 29. August 1930 bis 31. Dezember 1930 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Obersten SA-Führers beauftragt
  • Adolf Hitler August 1930/Januar 1931–1945

Führerbefehle des Obersten SA-Führers

Die Führerbefehle des Obersten SA-Führers, meist kurz als Führerbefehle bezeichnet, waren eine Reihe von schriftlich ausgearbeiteten Anordnungen (Führererlasse), die Adolf Hitler in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber der Sturmabteilung (Oberster SA-Führer) zwischen 1933 und 1944 durch die Oberste SA-Führung (OSAF) als der von ihm mit der praktischen Durchführung seiner Kommandogewalt über die SA betrauten Organisation herausgeben ließ. Die Führerbefehle sind nicht zu verwechseln mit dem „Verordnungsblatt der Obersten SA-Führung“.

Gliederungen der OSAF

Vom Dezember 1931 ist eine Gliederung des Führungsstabes der OSAF überliefert:

  • Abteilung I: von Hörauf (Aufsicht über Referate Ia–M)
    • Referat Ia: Lancelle
    • Referat Ib: Hans Zöberlein
    • Referat K: Adolf Hühnlein
    • Referat FL: Ziegler
    • Referat L: Seydel
    • Referat M: Krümel
      • zuständig für: Einteilung und Gliederung, Einsatz der SA-Aufmärsche, Stärken-Statistik, Ausbildung, Kartenwesen, Stempel, Nachrichtenmittel, Verwendung der Motorstürme, Flugwesen und Flieger, Luftschutz, Dienstvorschriften, Musikzüge, Sport, Feldzeichen, Bekleidungsvorschriften Wehrverbände
      • Unterstellt: Reichsmusikinspizient
    • Referat Ic (Nachrichtendienst und Spionage): Karl Leon Du Moulin-Eckart (direkt dem Chef des Stabes unterstellt)
      • zuständig für Nachrichtendienst und Spionageabwehr
    • Referat IIa (Personalangelegenheiten): Wilhelm Schmid (direkt dem Chef des Stabes unterstellt)
    • Referat IVa (Geldwesen, Verwaltungsangelegenheiten, Haushaltspläne): Karl Schreyer (direkt dem Chef des Stabes unterstellt)
    • Referat Pr (Pressedienst der OSAF): Seydel (direkt dem Chef des Stabes unterstellt)
  • Abteilung Qu: Fuchs (Aufsicht über Referate III, IVb und F)
    • Referat III: Fischer
    • Referat IVb: Lang
    • Referat F: Brückner
    • Abteilung zuständig für: Werbedienst, politische Vorschriften, Rechtsangelegenheiten, SA-Heime und Küchen, NS-Notwehr, NS-Verwundeten und Gefangenhilfe, Stand der Ausrüstung, Transporte, Verordnungsblatt
  • Abteilung ST (Stabsquartier): Rolf Reiner
    • unterstellt: Brey, Eberl, Hedenaber, Kugler, Müller, Pfaller, Julius Uhl, Vogel, Wild
  • Adjutantur
  • Intendantur
  • Nachrichtendienst

Der OSAF waren ferner die folgenden SA-Ämter unterstellt:

  • Erziehungshauptamt
  • Gerichts- und Rechtsamt
  • Ministeramt
  • Personalamt
  • Politisches Amt der SA
  • Presseamt: Leiter Gruppenführer Wilhelm Weiß
  • Verwaltungsamt
    • Referat „Adolf-Hitler-Spende“

Der Obersten SA-Führung unterstellte Organisationen

  • Allgemeine SA
  • Hitlerjugend (HJ), bis zum Mai 1932 der OSAF unterstellt
  • SA-Sanitätsdienst
  • Schutzstaffel (SS), faktisch bis etwa 1930/1931, nominell bis zum Sommer 1934 der OSAF unterstellt
  • Stahlhelm Kampfbund, als Deutscher Frontkämpferbund seit dem 1./2. Juli 1933 der OSAF unterstellt

OSAF-Stellvertreter

Bis ins Jahr 1933 führten mehrere regionale Befehlshaber der SA den Titel eines OSAF-Stellvertreters:

Siehe auch