Orwell, George

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George Orwell, eigentlich Eric Arthur Blair (Lebensrune.png 25. Juni 1903 in Motihari, Bihar, damals Britisch-Indien; Todesrune.png 21. Januar 1950 in London) war ein englischer Schriftsteller und Journalist. Durch seine Bücher „Farm der Tiere“ und „1984“ wurde Orwell weltbekannt. Er benutzte zeitweise auch das weitere Pseudonym H. Lewis Always.

George Orwell (BBC).jpg

Werdegang

George Orwell 1903–1950

Herkunft

George Orwell (1933)
George Orwell mit seinem adoptierten Sohn Richard

George Orwell hieß eigentlich Eric Arthur Blair und kam in Motihari (Bihar, Indien) als Sohn englischer Eltern auf die Welt. Sein Vater war Richard Walmesley Blair, Sohn des Thomas Richard Arthur Blair. Seine Mutter war Ida Mabel Limouzin. Zur Familie gehörten noch seine ältere Schwester Marjorie und die jüngere Schwester Avril. Im Alter von einem Jahr nahm seine Mutter ihn und Marjorie mit nach England.

Ausbildung

Im Alter von sechs Jahren besuchte George Orwell die anglikanische Kirchenschule in Henley-on-Thames. Als er acht Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern auf die Privatschule St. Cyprian’s in Eastbourne (England), an der er fünf Jahre blieb. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit faßte er 1946/47 in dem 1952 veröffentlichten Essay mit dem ironischen Titel „Such, such, were the Joys“ (dt.: „Die Freuden der Kindheit“, 1989) zusammen.[1] Das Internat verhalf ihm zu einem Stipendium und vermittelte Studienplätze an den Kollegien von Wellington und Eton. 1917 ging Orwell nach Wellington, wechselte jedoch nach kurzer Zeit auf das Eton College, welches er bis 1921 besuchte. Hier lernte er Cyril Connolly, den späteren Herausgeber des Horizon Magazines, kennen, der viele seiner Kurzberichte veröffentlichte.

Von Burma nach London

Von 1922 bis 1927 tat Orwell als Offizier der britischen Kolonialpolizei Dienst in Burma. Erlebnisse während seines Dienstes verarbeitete er 1931 und 1936 in den Essays „Einen Mann hängen“ und „Shooting an Elephant“. Auch das 1934 erschienene Werk „Tage in Burma“ (engl.: „Burmese Days“) erzählt von dieser Zeit; Orwell beschrieb eindringlich die Abneigung der Einheimischen gegen die englische Kolonialmacht und das arrogante Auftreten der meisten Engländer. Das brutale Vorgehen der englischen Kolonialmacht, an der er teilhatte, bewegte ihn letztlich dazu, den Dienst zu quittieren.

1927 kehrte er in der Absicht, Schriftsteller zu werden, nach England zurück. Orwell erlebte zwischen 1928 und 1931 seine eigentlichen Lern- und Wanderjahre. Er zog 1928 nach Paris in der Hoffnung, dort als Englischlehrer Arbeit zu finden. Mangelndes Interesse in beiden Bereichen zwang ihn dazu, als Tagelöhner Gelegenheitsarbeiten zu verrichten. 1929 zog er zurück nach England, wo sich seine Situation jedoch nicht verbesserte. Als „Tramp“ durchstreifte er Südengland und London. Er lernte Nachtasyle und Elendsviertel hautnah kennen, eine Welt, die ihm bisher aufgrund seiner bürgerlichen Herkunft unbekannt gewesen war. Erst kleinere Schreibaufträge von Freunden retteten ihn aus seinem Dasein als Obdachloser, wie er 1933 in „Erledigt in Paris und London“ (engl.: „Down and Out in Paris and London“) schilderte.

Spanienkrieg

1937 nahm Orwell auf seiten der trotzkistischen POUM (Partido Obrero de Unificacion Marxista, Arbeiterpartei der Marxistischen Einheit) am spanischen Bürgerkrieg teil und wurde dabei schwer verwundet. Um der Verfolgung durch kommunistische Kommissare zu entgehen, verließ er Spanien wenig später. Viele seiner ehemaligen Kameraden wurden eingesperrt und nie wieder in die Freiheit entlassen oder liquidiert. Das Buch „Mein Katalonien“ (engl.: „Homage to Catalonia“) ist ein Erfahrungsbericht und eine Analyse des spanischen Bürgerkrieges, des damaligen politischen Geschehens und auch der Rolle der Medien.

Zeit des Zweiten Weltkrieges

Nach Kriegsbeginn arbeitete Orwell vermehrt als Buchkritiker. Im Juni 1941 erhielt er, der Biographie von George Bowker zufolge, ein Angebot der BBC als „English language producer“, wo er sich im wesentlichen mit der Produktion von Kriegspropaganda beschäftigte. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete Orwell als Kriegsberichterstatter für den Observer, 1944 in Paris und 1945 kurz im feindbesetzten Deutschland.

Der Durchbruch als Autor und Schriftsteller

Grab Orwells auf dem All Saints’ Churchyard, Sutton Courtenay, Oxfordshire 2006. Aufschrift: Here lies Eric Arthur Blair, born June 25, 1903, died January 21, 1950

Der Durchbruch gelang George Orwell erst nach dem Krieg, fünf Jahre vor seinem Tod mit der 1945 erschienenen Fabel „Farm der Tiere“ (engl.: „Animal Farm: A Fairy Story“), die das Scheitern der russischen Revolution durch den Verrat des Stalinismus an den propagierten sozialistischen Idealen beschreibt. Wendungen aus dem Buch wurden Gemeingut, so etwa „alle Tiere sind gleich, doch einige sind gleicher“. Das Buch fand in England vorerst keinen Verleger, da die englische Regierung auch nach dem Krieg weiterhin an guten Beziehungen zum sowjetischen Terrorregime eher interessiert war als an ihren vorgeblichen eigenen Idealen, für die sie behauptete, gegen das Deutsche Reich in den Krieg gezogen zu sein. Die Unterdrückung von Stalin nicht genehmer Literatur war dabei vergleichsweise eine eher geringe Schandtat der englischen Demokratieapostel. Erst als die umworbene Sowjetdiktatur trotzdem erneut zum Feind wurde, konnte antikommunistische Literatur wieder erscheinen.

Orwells wohl bekanntestes Werk „1984“ wurde im Juni 1949 veröffentlicht. In dem Buch wurden Ausdrücke geprägt, die in den Sprachgebrauch eingingen. Beispiele sind Wendungen und Begriffe wie 1984, Großer Bruder, big brother is watching you, doppelplusungut, Altsprech, Neusprech, Zwiedenk bzw. Doppeldenk. Das Aufkommen der Sprachvorschriften, die von der sogenannten „politischen Korrektheit“ in unserer Zeit diktiert werden, verleiht seinem Werk geradewegs prophetischen Charakter.

Politische Haltung

George Orwell war zuerst Sozialist (trotzkistischer Ausprägung). Seine Erfahrungen in Burma, die eine starke Abneigung gegen den englischen Imperialismus zur Folge hatten, und sein zeitweiliges Leben in finanzieller Not prägten ihn stark. In seinem Essay „Why I Write“ (1947) stellte er alle seine Werke ab 1936 in direkten Zusammenhang mit seiner Überzeugung für den Sozialismus und seinen Kampf gegen Totalitarismus.

Die Art von Sozialismus, die George Orwell dabei unterstützte, unterschied sich grundlegend von den damals gängigen realsozialistischen Regimen wie der bolschewistischen UdSSR, die er in seinen Werken verurteilte. Der „demokratische Sozialismus“ ist laut Orwell die einzig zukunftsträchtige Staatsform. Wichtig waren für ihn hierbei der Gedanke eines politisch geeinten Europas und ein wirksames Ende des Imperialismus.

George Orwell.jpg

Geheimdienstkontakte

Wie erstmals Anfang September 2007 bekannt gemachte Geheimdossiers belegen, wurde Orwell von 1929 an bis zu den Jahren des Zweiten Weltkrieges vom Britischen Inlandsgeheimdienst MI5 überwacht.[2] Erst 1996, detaillierter 2003, war bekannt geworden, daß Orwell einer Bekannten zuliebe dem Information Research Department (IRD), einer 1948 gegründeten Sonderabteilung des Britischen Außenministeriums zur Bekämpfung kommunistischer Infiltration, 1949 eine Liste mit den Namen von 38 Schriftstellern und Künstlern übergeben hatte, die er ihrer pro-kommunistischen Tendenzen wegen als IRD-Autoren für ungeeignet hielt. Hauptsächlich enthielt diese Liste die Namen von Journalisten, jedoch standen u. a. auch die Schauspieler Michael Redgrave und Charlie Chaplin darauf. Alle von Orwell benannten hatten sich zuvor jedoch schon öffentlich prosowjetisch oder prokommunistisch geäußert.[3]

Tod

1950 starb George Orwell im Alter von 46 Jahren an Tuberkulose. Kurz vor seinem Tod hatte er seine langjährige Bekannte Sonia Brownell geheiratet. Bestattet wurde er in Sutton Courtenay, England.

Zitate

  • „Der Krieg wird von den Herrschenden gegen die eigenen Untertanen geführt – und sein Ziel ist weder ein Sieg über Eurasien oder über Ostasien, sondern die Aufrechterhaltung der Gesellschaftsstruktur.“[4]
  • „Geistige Freiheit ist die Freiheit, das sagen zu können, was andere nicht hören wollen.“
  • „Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten –, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.“[5]
  • „In Zeiten, da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt.“
  • „Immer waren es die Frauen, vor allem die jungen, welche die verbohrtesten Parteigänger waren, die jeder Parole hinterherliefen, die nebenher spionierten und Abweichler ausschnüffelten.“[6]

Werke

  • 1933 – Down and Out in Paris and London (dt.: Erledigt in Paris und London, Diogenes, Zürich 1978, ISBN 3-257-20533-3)
  • 1934 – Burmese Days (Tage in Burma)
  • 1935 – A Clergyman’s Daughter (Eine Pfarrerstochter)
  • 1936 – Keep the Aspidistra Flying (Die Wonnen der Aspidistra)
  • 1937 – The Road to Wigan Pier (Der Weg nach Wigan Pier)
  • 1938 – Homage to Catalonia (Mein Katalonien) siehe Weltnetz
  • 1939 – Coming Up for Air (Auftauchen um Luft zu holen, auch als Das verschüttete Leben herausgegeben)
  • 1945 – Animal Farm (Farm der Tiere)
  • 1949 – Nineteen Eighty-Four (1984) (PDF-Datei)
  • 1968 – The Collected Essays (posthum hrsg. von Sonia Orwell und Ian Angus, 4 Bände)
  • 1998 – The Complete Works of George Orwell (hrsg. von Peter Davison und Ian Angus, 20 Bände)

Siehe auch

Literatur

  • Georg Odergut: 1984 - Wir wurden gewarnt – Wieviel von Orwells Roman ist bereits Realität?, Manuscriptum, 2023, ISBN 978-3-948075-43-9, Buchvorstellung und Bezugsnachweis
  • Stephan Meyer: Die anti-utopische Tradition. Eine ideen- und problemgeschichtliche Darstellung. Verlag Lang, Frankfurt am Main, Berlin, Brüssel [...] 2001, ISBN 3-631-37492-5 [Diese Hochschulschrift (Hildesheim 1998) ist lexikalisch aufgebaut und überrascht mit ihrer genauen Beschreibung von Motivtraditionen]; Kapitel: VI.11, S. 428–462
  • Manfred Pabst (Hg.): Über George Orwell. Diogenes Verlag, Zürich 1984, ISBN 3-257-21225-9
  • Bernard Crick: George Orwell. Ein Leben. Aus dem Englischen von Friedrich Polakovics unter Mitwirkung von Harald Raykowski. Der Übersetzung liegt die revidierte Ausgabe von 1981 zugrunde. Insel Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14141-3
  • Michael Shelden: George Orwell. Eine Biographie. Diogenes, Zürich 1984, ISBN 3-257231-44-X
  • Thomas Nöske: Clockwork Orwell. Über die kulturelle Wirklichkeit negativ-utopischer Science Fiction. Unrast, Münster 1997, ISBN 3-928300-70-9
  • Lutz Büthe: Auf den Spuren George Orwells. Eine soziale Biographie. Junius, Hamburg 1984, ISBN 3-88506-124-4
  • Viktor Farkas: Schatten der Macht. Bedrohen geheime Langzeitpläne unsere Zukunft? Kopp-Verlag, Rottenburg am Neckar 2005, ISBN 3-930219-68-9

Film

  • George Orwell – Der Ruf nach Freiheit. (Originaltitel: Orwell: Against The Tide) Dokumentation; Spanien, Schottland 2003, Regie: Mark Littlewood, Produktion: Pelicula Films Ltd. Schottland, 55 Min.[7]

Verweise

Fußnoten

  1. Auf Empfehlung seiner Schule wurde er von der St. Cyprians-Vorbereitungsschule in Eastbourne, Sussex, einem Internat für Kinder der englischen Oberschicht, aufgenommen.
  2. Scotland Yard. Big Brother überwachte auch George Orwell, dpa / Tagesspiegel, 4. September 2007
  3. Timothy Garton Ash: Orwell’s List The New York Review of Books, Volume 50, Number 14, 25. September 2003
  4. Herrschaft der Geldschöpfer, 8. November 2008
  5. George Orwell, 1984, Diana Verlag Zürich, 1964, S. 17
  6. Original: „It was always the women, and above all the young ones, who were the most bigoted adherents of the Party, the swallowers of slogans, the amateur spies and nosers-out of unorthodoxy.“ George Orwell, 1984
  7. George Orwell – Der Ruf nach Freiheit, SWR, 18. Dezember 2003