Reche, Otto

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Prof. Dr. phil. Otto Reche (1879–1966)

Otto Carl Reche (Lebensrune.png 24. Mai 1879 in Glatz; Todesrune.png 23. März 1966 in Großhansdorf bei Hamburg) war ein deutscher Offizier des Landsturms im Ersten Weltkrieg sowie Anthropologe, Kulturbiologe, Ethnologe, Rassenbiologe, Ostforscher, Fachautor, Professor (seit 1918), Hochschullehrer, NSDAP-Mitglied und SS-Angehöriger.

Wirken

Zum 11. November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der Professoren.

1925 begründete er die „Wiener Gesellschaft für Rassenpflege“, 1926 gemeinsam mit dem Marinearzt Paul Steffan die „Deutsche Gesellschaft für Blutgruppenforschung“ und 1927 deren Organ, die „Zeitschrift für Rassenphysiologie“. Er entfaltete eine rege rassekundliche Schulungs- und Vortragstätigkeit und wurde Vorstand des Anthropologischen Instituts der Universität Wien.

Bei seinen Blutgruppenforschungen vertrat Professor Reche lange die Lehren des jüdischen Immunologen Ludwig Hirschfeld. Im griechischen Thessaloniki leitete dieser Mediziner, gemeinsam mit seiner Frau Hanna, ein bakteriologisches Labor mit nahezu unbegrenztem Zugriff auf menschliche Versuchsobjekte: Soldaten der Orient-Armee (Corps expéditionnaire d’Orient) aus Frankreich und Großbritannien, Italien, Rußland und Serbien, die in der Hafenstadt eingefallen und von deutschen Truppen eingekesselt waren. Für eine der bis dahin größten Feldstudien der Medizingeschichte rückte Hirschfeld den Kriegsgefangenen zwecks Blutentnahme mit einer Spritze zu Leibe.

Den verschiedenen Ethnien wußte der Arzt die Teilnahme am Mammutexperiment auf ganz unterschiedliche Weise zu versüßen. „Bei Engländern genügte die Bemerkung, daß es sich um wissenschaftliche Zwecke handle“, erinnert sich Hirschfeld in seinen Memoiren. Den „französischen Freunden“ gab der findige Doktor Ratschläge, mit wem sie aufgrund ihres Blutes „ungestraft sündigen dürften“. Auch jene Soldaten aus dem Senegal, die als koloniale Truppen die französische Armee verstärkten, konnte Hirschfeld leicht überreden: „Den Schwarzen sagten wir, daß die Prüfung mit einem eventuellen Urlaub im Zusammenhang stehe, und schnell streckten sich die schwarzen Hände entgegen.“ Nach Auswertung der Daten glaubte sich der lange in Heidelberg ansässige Mediziner im Besitz einer bahnbrechenden Erkenntnis:[1]

„Blutgruppe A wurde vorwiegend mit der weißen, europäischen Rasse in Verbindung gebracht, während Blutgruppe B den dunkelhäutigen Rassen zugeschrieben wurde.“[2]

Zusammen mit seinem Kollegen Emil von Dungern hatte Hirschfeld im Jahr 1910 die heute international gebräuchliche Vererbungsregeln der Blutgruppen A, B, AB und 0 (AB0-System) beschrieben. Daß die roten Blutkörper des Menschen überhaupt mit verschiedenen Antigenen behaftet sind, hatte 1901 sein Kollege Karl Landsteiner entdeckt.

Nationalsozialismus

Noch während des Dritten Reiches haben prominente Rassenforscher die Blutgruppen-Theorie angezweifelt, auch ließ sich eine Deutschblütigkeit nicht durch Blutgruppenbestimmung beweisen, da auch Juden alle bekannte Blutgruppen aufwiesen, während unangefochtene „Arier“ auch als Träger der Blutgruppe B festgestellt wurden.

In der Zeit des Nationalsozialismus stand Reche in Kontakt mit unterschiedlichen NS-Organisationen, war mit der Erstellung rassenkundlicher Abstammungsgutachten beauftragt und intensivierte seine anthropologischen Erhebungen bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, vor allem aber bei den Sorben.

Nachkriegszeit

Am 16. April 1945 wurde Reche von den VS-Amerikanern verhaftet.

Seine Bedeutung als Rassenforscher im nationalsozialistischen Deutschland schlägt sich beispielsweise in seiner Auflistung in dem Nachschlagewerk „5.000 Köpfe. Wer war Was im 3. Reich“, zuletzt im Arndt-Verlag nieder.

Werke (Auswahl)

  • Der Kaiserin-Augusta-Fluß, Hamburg 1913
  • Zur Ethnographie des abflußlosen Gebietes Deutsch-Ostafrikas auf Grund der Sammlung der Ostafrika-Expedition (Dr. E. Obst) d. Geographischen Gesellschaft in Hamburg, Hamburg 1914
  • Die Bedeutung der Rassenpflege für die Zukunft unseres Volkes, Wien 1925
  • Zum 25jährigen Bestehen des Vinderen-Laboratoriums in Oslo, München 1932
  • Das frühneolithische Skelett von Groß-Tinz in Schlesien, Leipzig 1933
  • Kaiser Karls Gesetz zur politischen und religiösen Unterwerfung der Sachsen, Leipzig 1935
  • Die Rassenmischung beim Menschen, München 1936
  • Rasse und Heimat der Indogermanen, München 1936
  • Die Bedeutung der Rassenpflege für die Zukunft unseres Volkes, 1938
  • Verbreitung der Menschenrassen – Kleine Rassenkunde, gleichzeitig Textheft zur Wandkarte, List & von Bressensdorf, 1938

Fußnoten

  1. Demnach habe es in grauer Vorzeit „zwei Ur-Rassen“ gegeben – die Träger der Blutgruppe A, die ursprünglich im Westen und im Norden lebten, sowie die im Süden und im Osten beheimateten Träger der Blutgruppe B. Durch die allmähliche Vermischung der Völker seien dann über die Jahrtausende die übrigen Blutgruppen entstanden.
  2. Myriam Spörri: Reines und gemischtes Blut. Zur Kulturgeschichte der Blutgruppenforschung, 1900–1933, transcript Verlag