Schniewind, Otto

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Otto Schniewind

Hubert Maria Otto Schniewind (Lebensrune.png 14. Dezember 1887 in Saarlouis; Todesrune.png 26. März 1964 in Linz am Rhein) war ein deutscher Offizier der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine, zuletzt Generaladmiral und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg sowie zeitweiliger Chef des Stabes der Seekriegsleitung.

Leben

Großadmiral Erich Raeder, Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral Otto Schniewind und Vizeadmiral Oskar Kummetz, Sommer 1942, kurz vor dem Unternehmen „Rösselsprung“, während einer Inspektionsreise des Großadmirals auf einem Schlachtschiff vor Norwegen
Otto Schniewind.jpg

Er trat im Jahre 1907 in die Kaiserliche Marine (Crew 07; darunter auch Conrad Patzig, Günther Lütjens, Werner Graßmann und Horst von Pflugk-Harttung) ein und kam dann als Oberleutnant z. S. zur Torpedowaffe. Im Ersten Weltkrieg nahm er als Wachoffizier und Kommandant auch an der Skagerrak-Schlacht teil. Nach der Selbstversenkung der Deutschen Flotte in Scapa Flow am 21. Juni 1919 geriet Schniewind in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Februar 1920 entlassen und in die Reichsmarine übernommen wurde. Er führte dann eine Halbflottille, war im Admiralstab tätig und 1932/33 als Kapitän zur See Kommandant des Schul-Kreuzers „Köln“. Ab 1933 war er Chef des Stabes der Flotte, seit 1937 Chef des Marinewehramtes im Oberkommando der Kriegsmarine und ab Herbst 1938 Chef des Stabes der Seekriegsleitung. Anschließend war er zunächst Operationschef der Ostseeflotte und von 1938 bis 1941 Chef des Stabes der Seekriegsleitung. Er leitete die Ausarbeitung der Pläne für den Norwegenfeldzug. Nach der erfolgreichen Besetzung Norwegens wurde er am 20. April 1940 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet und am 1. September 1940 zum Admiral befördert. Nach dem Tod des Kommandanten der „Bismarck“ und Flottenchefs Günther Lütjens wurde Schniewind am 12. Juni 1941 zu dessen Nachfolger ernannt.

„Otto Schniewind trat am 3. April 1907 als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Nach der Absolvierung der Grundausbildung und des Besuchs der Marineschule wurde er am 27. November 1909 auf den kleinen Kreuzer SMS "Leipzig" versetzt, wo er am 28. September 1910 zum Leutnant zur See befördert wurde. Am 15. November 1911 folgte die Versetzung auf den kleinen Kreuzer "Augsburg". Hier wurde er als Wach- und FT-Offizier eingesetzt. Am 20. August 1912 wurde Schniewind auf den kleinen Kreuzer "Magdeburg" versetzt, wo er als Adjutant und FT-Offizier eingesetzt und am 27. September 1913 zum Oberleutnant zur See befördert. Am 1. Oktober 1913 wurde Schniewind zur II. Torpedo-Division versetzt und dort als Kompanieoffizier eingesetzt. Gleichzeitig übernahm er im November / Dezember 1913 sein erstes Bordkommando als Kommandant des Torpedobootes "S-13". Ab dem 16. März 1914 diente Schniewind auf mehreren Torpedobooten. Zuerst war er Wachoffizier auf "S-24". Am 21. Juni wurde er Kommandant von "S-15", im November 1916 von "V-84", 1917 von "V-73" und "G-94" und im August 1917 von "G-87". Am 17. Juni 1917 zum Kapitänleutnant befördert, wurde Schniewind am 27. September 1917 Flaggleutnant bei der VII. Torpedobootsflottille und gleichzeitig Kommandant von "S-62". Nachdem er am 20. September 1918 Kommandant von "S-138" wurde, wurde die Deutsche Hochseeflotte nach Kriegsende in Scapa Flow interniert. Hier wurde Schniewind mit der Führung der VII. Torpedobootsflottille betraut. Nach der Selbstversenkung der Deutschen Flotte in Scapa Flow am 21. Juni 1919 geriet Schniewind in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Februar 1920 entlassen wurde. Von Februar bis April 1920 war Schniewind mit Abwicklungsarbeiten des Internierungsverbandes beschäftig und wurde dann als Kompanieführer in der II. Marine-Brigade eingesetzt. Mitte Juli folgte die Versetzung in den Schiffsstamm der IV. Flottille, wo er wiederum als Flaggleutnant und Kommandant des Minensuchbootes "M 133" eingesetzt wurde. Am 19. Dezember 1920 wurde Otto Schniewind 2. Admiralstabsoffizier beim Stab der Marinestation der Nordsee, im August 1922 Dezernent in der Marinewehrabteilung der Marineleitung und im Januar 1925 Marineadjutant des Reichswehrministers im Reichswehrministerium. Am 1. April 1926 zum Korvettenkapitän befördert, wurde Schniewind Am 23. September 1926 Chef der 4. Torpedobootshalbflottille. 1928 wurde er dazu noch stellvertretender Vorsitzender des Erprobungsausschusses für Torpedoboote. Am 26. September 1928 übernahm er dann als Chef die II. Torpedobootsflottille. Am 7. Oktober 1930 wurde er in das Flottenkommando versetzt und dort 1. Admiralstabsoffizier. Am 1. Oktober 1931 folgte dann die Beförderung zum Fregattenkapitän. Am 28. September 1932 wurde Schniewind dann Kommandant des Kreuzers "Köln" und am 1. Oktober 1933 zum Kapitän zur See befördert. Das Kommando gab er am 22. März 1934 wieder ab und wurde der Marinestation der Ostsee zugeteilt. Am 27. September 1934 wurde Schniewind dann Chef des Stabes beim Flottenkommando. Am 1. Oktober 1937 folgte die Beförderung zum Konteradmiral. Am 20. Oktober 1937 wurde Schniewind in das Oberkommando der Kriegsmarine versetzt und dort zuerst Chef des Marinewehramtes und Ende Oktober 1938 Chef des Stabes der Seekriegsleitung. Von Oktober 1938 bis August 1939 war er zudem Chef des Marinekommandoamtes. Am 1. Januar 1940 wurde er zum Vizeadmiral befördert. Anfang 1940 war er maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für die Besetzung Norwegens (Unternehmen "Weserübung") beteiligt. Nach der erfolgreichen Besetzung Norwegens wurde Schniewind am 20. April 1940 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Am 1. September 1940 wurde er zum Admiral befördert. Nach dem Tod des mit der Bismarck untergegangenen Flottenchefs Günther Lütjens wurde Schniewind am 12. Juni 1941 zu dessen Nachfolger ernannt. Am 2. Juli lief der schwere Kreuzer "Admiral Hipper" mit dem Schlachtschiff "Tirpitz" und einigen Zerstörern (Kampfgruppe 1 unter Admiral Otto Schniewind) zum Unternehmen Rösselsprung aus. Dabei handelte es sich um einen Angriff auf den Nordmeergeleitzug Geleitzug PQ 17. Im Altafjord stieß die Kampfgruppe 2 (Vizeadmiral Oskar Kummetz) dazu. Sie bestand aus den Schweren Kreuzern "Lützow" und "Admiral Scheer". Am 5. Juli nahmen beide Gruppen Kurs auf den Geleitzug. Noch am gleichen Abend wurde die Operation abgebrochen. U-Boote und Flugzeuge hatten den PQ-17 bereits so heftig angegriffen, dass sich die Schiffe zerstreuten. Ab dem 2. März 1943 war er zugleich auch Oberbefehlshaber des Marinegruppenkommandos Nord. Am 1. März 1944 noch zum Generaladmiral befördert, wurde er am 30. Juli von seinem Kommando entbunden und erhielt bis zum Kriegsende keine neue Verwendung mehr. Am 30. April 1945 wurde er formell aus der Marine entlassen.“[1]
Generaladmiral Rolf Carls und Admiral Otto Schniewind.jpg

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland wurde Schniewind wegen seiner Rolle beim Unternehmen „Weserübung“ vor dem alliierten Siegertribunal angeklagt, wurde aber am 27. Oktober 1948 freigesprochen und am 30. Oktober 1948 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Von April 1949 bis September 1951 (er mußte sich wegen einer Herzkrankheit zurückziehen) war er Leiter des Naval Historical Teams (NHT) in Bremerhaven, wo er im VS-amerikanischen Auftrag die Marine-Kriegsgeschichte des Zweiten Weltkriegs aus deutscher Sicht aufarbeiten sollte (u. a. mit Vizeadmiral a. D. Friedrich Ruge, Vizeadmiral a. D. Hellmuth Heye, Konteradmiral a. D. Gerhard Wagner, Luftwaffenverbindungsoffizier zum Admiralstab Oberst i. G. a. D. Walter Gaul, Konteradmiral a. D. Eberhard Godt, Kapitän zur See a. D. Hans-Rudolf Rösing und Fregattenkapitän a. D. Karl-Adolf Zenker). Sie unterstand dem Besatzer-Marine-Nachrichtendienst „Office of Naval Intelligence“. Im Rahmen dieser Arbeit entstanden mit den „Wagner-Denkschriften“ von 1951 und 1952 die ersten konzeptionellen Leitlinien für die spätere Marine der Bundeswehr. Aus dem NHT soll sich auch die Gruppe „Nordlicht“ der Organisation Gehlen entwickelt haben.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. Schniewind, Otto, Lexikon der Wehrmacht
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 2,8 Manfred Dörr: Die Ritterkreuzträger der Überwasserstreitkräfte der Kriegsmarine, Band 2: L-Z, Biblio Verlag, Osnabrück 1996, ISBN 3-7648-2498-0, S.228-230