Steinhäusl, Otto

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SS-Oberführer Dr. jur. Otto Steinhäusl

Otto Anton Steinhäusl (Lebensrune.png 10. März 1879 in Budweis, Böhmen; Todesrune.png 20. Juni 1940 in Wien) war ein deutscher Polizeibeamter in Österreich-Ungarn, in der 1. Republik Österreich und in der Ostmark, zuletzt Polizeipräsident von Wien im Deutschen Reich.

Werdegang

Polizeidirektor Steinhäusl
SS-Oberführer Dr. jur. Otto Steinhäusl
SS-Oberführer Dr. Otto Steinhäusl mit Oberst der Schutzpolizei Dr. Carl Retzlaff

Otto Steinhäusl wurde 1879 in Budweis geboren. Er besuchte das Gymnasium in Salzburg und Klagenfurt und studierte in Wien Rechtswissenschaft. 1907 trat er als Konzeptspraktikant in die Polizeidirektion Wien ein, wo er zunächst im Sicherheitsbüro und später im Kommissariat Mariahilf Verwendung fand. 1911 wurde der junge Polizeijurist mit dem Aufbau der Kriminalpolizei in Mährisch-Ostrau betraut. 1913 wieder in Wien, wurde Steinhäusl verschiedenen polizeilichen Dienststellen zugewiesen und 1919 Sekretär des Polizeipräsidenten Schober. Das Innenministerium betraute Steinhäusl 1922 mit der Neuorganisation der nunmehrigen Bundespolizeidirektion Salzburg und bereits im gleichen Jahr wurde er Polizeidirektor von Salzburg. 1932 erfolgte seine Rückberufung nach Wien, wo er zuerst Vorstand des Sicherheitsbüros und 1933 Leiter der Kriminalpolizeilichen Abteilung wurde.

Diese erfolgreiche Tätigkeit und die rasche Aufklärung einiger spektakulärer Kriminalfälle unter seiner Leitung brachten Steinhäusl große Popularität in der Öffentlichkeit ein. Während des Juliaufstandes 1934 wurde Hofrat Steinhäusl von den Nationalsozialisten als möglicher Polizeipräsident unter einem Bundeskanzler Anton Rintelen genannt. Dies und die Tatsache, daß er sich weigerte, mit äußerster Gewalt gegen die „Putschisten“ vorzugehen, führte nach Niederschlagung des Aufstandes zur Verhaftung Steinhäusls und zur Anklage des Hochverrats. 1935 wurde er von einem Militärgerichtshof zu sieben Jahren schwerem Kerker verurteilt. Nach dem Juliabkommen 1936 kam Steinhäusl durch Amnestie frei und konnte nach Deutschland ausreisen, wo er im Kriminalhauptamt tätig war. Nach dem Beitritt Österreichs wurde Hofrat Dr. Otto Steinhäusl bereits mit der Leitung der Polizeidirektion Wien betraut.

Chronologie

  • 1879 als Sohn eines k.u.k. Oberleutnant-Rechnungsprüfers in Budweis geboren
  • Besuch des Gymnasiums in Salzburg und Klagenfurt mit Matura
  • 1898 bis 1902 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien
  • 1902 bis 1903 Einjährig-Freiwilliger beim k.u.k. Infanterie-Regiment „Ritter von Milde“ Nr. 17
    • als Leutnant der Reserve im Dienste des k.u.k. Infanterie-Regiments „Ritter von Auffenberg“ Nr. 64 entlassen
  • 1905 Promotion zum Doktor der Rechte
  • 1906 bis 1907 Gerichtsjahr
    • anschließend war er Konzeptspraktikant bei der Polizeidirektion Wien
  • 15. Dezember 1907 in das Sicherheitsbüro der Polizeidirektion Wien eingetreten
  • Oktober 1910 bis 1911 im Polizeikommissariat Wien-Mariahilf
  • 1. März 1911 in das Polizeikommissariat Mährisch-Ostrau versetzt
    • Leiter der Sicherheits-Abteilung; als solcher war er maßgeblich (gemeinsam mit Major Walter Nicolai vom preußisch-deutschen Nachrichtendienst sowie k.u.k. Major i. G. Maximilian Ronge und Chef der k.u.k. Staatspolizei Edmund von Gayer) an der Enttarnung des Obersten Alfred Redl (1864–1913) beteiligt, der als Generalstabschef des VIII. Korps in Prag als Spion (mit den Tarnnamen „Nikon Nizetas“) des kaiserlich russischen Geheimdienstes (u. a. die Aufmarschplanung gegen das Russische Kaiserreich im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung) agierte, aber auch Dienst- und Staatsgeheimnisse an den italienischen und französischen Geheimdienst verkaufte. Dies war ein großer Schlag für den Chef des k.u.k. Generalstabes, Franz Conrad von Hötzendorf. Spionagehistoriker wie CIA-Chef Allen Dulles und der sowjetische General Michail Milstein bezeichneten Redl übereinstimmend als „Erzverräter“, der zu österreichisch-ungarischen Niederlagen in den ersten Kriegsmonaten beigetragen habe.
  • 11. September 1915 Polizeikommissar
  • 1. April 1919 Präsidial-Sekretär
  • 10. Mai 1919 Titular- und Charakter als Polizeioberkommissar
  • 19. Juli 1919 Polizeioberkommissar
  • 10. Juni 1920 Titular-Polizeirat
  • 1. Januar 1921 Polizeirat VII. Klasse
  • 10. Juni 1921 Titular-Regierungsrat
  • 13. Juli 1922 bis 2. November 1931 Polizeidirektor der Bundespolizeidirektion Salzburg
  • 20. Dezember 1922 Titular-Hofrat
  • 1. April bis 31. Dezember 1932 Stellvertretender Leiter und Vorstand und Sicherheitsbüros der Bundespolizeidirektion Wien
  • 1933 Leiter der kriminalpolizeilichen Approbationsgruppe II der Bundespolizeidirektion Wien
  • Mai 1934 Eintritt in die Allgemeine SS Österreichs am Höhepunkt der Kampfzeit der nationalsozialistischen Bewegung im Dollfuß-Regime
  • 25. Juli 1934 von seinem Posten enthoben und verhaftet
  • 25. Dezember 1935 von einem Militärgerichtshof wegen „Verbrechen des Hochverrates” zu sieben Jahren schwerem Kerker verurteilt
  • 11. Januar 1936 in die Strafanstalt Stein eingeliefert
    • Gefangenältester bei seiner Ankunft war sein Kamerad Generalinspektor Dr. jur. Leo Gotzmann[1] (1893–1945), der zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, und die Kameraden für Steinhäusl antreten ließ.
  • 23. Juli 1936 kam Steinhäusl nach dem Juliabkommen durch Amnestie frei und konnte nach Deutschland ausreisen
  • 12. März 1938 Wiedereintritt in die SS als SS-Standartenführer (SS-Nr.: 292.773)
  • 13. März 1938 als Nachfolger des abgesetzten Michael Skubl auf Initiative von Ernst Kaltenbrunner mit der Leitung der Polizeidirektion Wien betraut
  • 16. März 1938 Polizeipräsident von Wien (nach manchen Quellen kommissarischer Leiter des Wiener Polizeipräsidiums mit einer offiziellen Ernennung erst am 18. Januar 1940)
  • April 1938 Präsident der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission (IKPK, später Interpol)
    • Nach dem Tod von Otto Steinhäusl beanspruchte Himmler-Stellvertreter Reinhard Heydrich das Amt des IKPK-Präsidenten. Er verlegte den Sitz der Kommission nach Berlin und die IKPK wurde als Abteilung V dem Reichssicherheitshauptamt unterstellt.
  • 25. Juli 1938 zum SS-Oberführer befördert

Tod

Nachdem Dr. Steinhäusel schon 1938 an Tuberkulose erkrankte, mußte er bereits ab Herbst 1939 aus gesundheitlichen Gründen immer häufiger vom Dienst fernbleiben, ab Februar 1940 befand er sich dauerhaft im Krankenstand. Am 17. Juni 1940, der Tag, an dem Philippe Pétain, Ministerpräsident der neu gebildeten französischen Regierung, die vollständige Niederlage Frankreichs im Westfeldzug einstand, erfolgte eine Operation wegen Darmkrebs, von der er sich jedoch nicht mehr erholte.

Am 20. Juni 1940 verstarb SS-Oberführer Dr. Otto Anton Steinhäusl und wurde Tage später auf dem Grinzinger Friedhof (Endgrablage: Gruppe 7, Reihe 4, Grab 9) feierlich beigesetzt, wobei unzählige Tausende Wiener ihre Trauer gekündigten. Die zuvor abgehaltenen Feierlichkeiten im Saal des Polizeipräsidiums am Schottenring wurde von der Familie und hochrangigen Persönlichkeiten besucht, darunter für Heinrich Himmler HSSPF Dr. Ernst Kaltenbrunner, Reichsstatthalter und Gauleiter Dr. Hugo Jury, SS-Oberführer Karl Scharizer, General der Infanterie Carl-Heinrich von Stülpnagel, General der Flieger Hans-Jürgen Stumpff und SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Dr. jur. Carl Retzlaff.

Bildergalerie

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Ehrenmitglied des Sportklubs (SK) Rapid

Fußnoten

  1. Nach dem Beitritt Österreichs wurde Dr. Gotzmann aus der Haft entlassen und war wieder im Polizeidienst in Wien tätig. Zum Zeitpunkt von Steinhäusls Tod führte er den Dienstrang eines Oberregierungsrates beim Polizeipräsidenten in Wien. Gotzmann wurde Mitglied des Reichstags. Er war seit Mai 1938 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 6.186.278) und wurde im April 1941 als SS-Standartenführer in die SS (SS-Nr. 393.298) übernommen. Er war als Nachfolger Steinhäusls zunächst kommissarisch und ab Januar 1941 bis zum Kriegsende ordentlicher Polizeipräsident von Wien. Gotzmann war vom 20. April 1941 bis 1945 SS-Führer im RSHA und wurde am 9. November 1942 zum SS-Brigadeführer befördert.