Pirch, Otto Carl Lorenz von

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Ovales Bruststück von Otto Karl Lorenz von Pirch im Profil, dazu in Öl das kleinformatige Geschenkportrait des Prinzen Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen, dessen Erzieher von Pirch war.

Otto Carl Lorenz von Pirch (auch Karl; Lebensrune.png 23. Mai 1765 in Stettin in Pommern; Todesrune.png 26. Mai 1824 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Königlich Preußischer Generalleutnant sowie Präsident der General-Ordenskommission, Oberdirektor der Allgemeinen Kriegsschule, des Kadettenkorps und Präsident der Militär-Studienkommission. In militärhistorische Publikationen, insbesondere über den Sommerfeldzug von 1815, wird er häufig zur Unterscheidung Pirch II genannt, während sein älterer Bruder Georg als Pirch I bezeichnet wird.

Leben

Zwei Portraits des Vaters Franz Otto von Pirch (1733–1813)

Otto entstammte einer uradligen pommerschen Soldatenfamilie und war der Sohn des preußischen Generals der Infanterie Franz Otto von Pirch (1733–1813), Generalinspekteur in Pommern und Gouverneur von Kolberg, und dessen erster Ehefrau Charlotte Friederike von Winckelmann (1740–1781). Sein Bruder war der preußische Generalleutnant Georg Dubislav Ludwig von Pirch (1763–1838).

Von Pirch wurde schon als 10jähriger im Jahr 1775 als Freikorporal bei dem in Wesel stationierten Infanterie-Regiment Nr. 45 (Regimentschef der Füsiliere war der Erbprinz von Hessen-Cassel) seines Vaters eingestellt und dort 1781 Fähnrich sowie 1787 Sekondeleutnant. Er machte den Bayerischen Erbfolgekrieg und (als Besatzungstruppe 1789/90/) den Reichsexekutionszug der Reichsstände (das Reichskammergericht beauftragte hierzu die Kurfürsten Maximilian Franz von Österreich für Kurköln, Carl Theodor von Bayern für die Kurpfalz und Friedrich Wilhelm II. von Preußen in seiner Eigenschaft als Landesherr des Herzogtums Kleve und der Grafschaft Mark) gegen Lüttich 1789 mit (die Lütticher Revolution wurde Anfang 1791 von der Reichsarmee im Auftrag des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation niedergeschlagen). Ende 1793 bzw. 17. Januar 1794 wurde er Adjutant der pommerschen Infanterieinspektion und am 16. Januar 1795 Stabskapitän. Am 6. Januar 1798 wurde er Hauptmann und am 20. Mai 1802 Major. In dieser Stellung blieb er bis zum Ausbruch des Krieges gegen Frankreich im Jahr 1806, wurde am 30. August 1806 in den Generalstab des Feldmarschalls Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg kommandiert und kämpfte im Oktober in der Schlacht bei Auerstedt. Am 24. Dezember 1806 wurde er zum Brigademajor der Reserve ernannt und ging als Brigadier (Kommandeur einer Brigade) zu den in Ostpreußen stehenden Reserve-Bataillonen.

Am 20. Januar 1807 wurde er als Adjutant des Generalmajors von Stutterheim zu der „Untersuchungskommission über die Kriegsereignisse“ abkommandiert, die die Gründe für die Niederlage der Preußischen Armee zu ermitteln hatte. Am 25. Juli 1807 übernahm er die Aufgabe des Oberstleutnants Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski, die Reserve-Bataillonen in Insterburg aufzustellen, da von Oppeln-Bronikowski in die Militärreorganisationskommission berufen wurde.

Am 3. März 1809 wurde er Erzieher der Prinzen Wilhelm (späterer Kaiser Wilhelm I.) und Friedrich (bis Dezember 1813). Am 8. Februar 1810 wurde er zum Oberstleutnant und am 8. August 1812 zum Oberst befördert.

Befreiungskriege

Mit Prinz Friedrich zog er 1813 ins Feld (Wilhelm, der später Kaiser werden sollte, mußte in der Obhut von dem späteren Generalleutnant Nicolaus Johann Heinrich Benjamin Freiherr Menu von Minutoli vorerst zurückbleiben, der schon für die Erziehung von dem Prinzen Friedrich Carl Alexander von Preußen zuständig war), war mit diesem erst in von Blüchers und, nach der Schlacht bei Bautzen, dann in Graf Yorcks Hauptquartier, am 3. Juni 1813 wurde er zum Generalmajor befördert

Nach der Schlacht von Leipzig wurde er am 30. Dezember 1813 Kommandeur der 1. Brigade im Yorck'schen I. Korps (während sein Bruder Georg beim II. preußischen Armee-Korps unter Friedrich von Kleist diente) und überschritt mit Feldmarschall von Blücher, Oberbefehlshaber der Schlesischen Armee, den Rhein bei Kaub. Graf Yorck schickte seine Brigade zur Blockade von Diedenhofen und er erhielt den Auftrag, die kleine französische Festung Vitry-le-Francois zu nehmen. Als er sich zum Sturm anschickte, wurde diese von den Franzosen geräumt. Am 11. Februar 1814 wurde er im Gefecht von Montmirail durch einen Schuß in den Oberschenkel verwundet, kam ins Lazarett und konnte von da an am Feldzug nicht mehr teilnehmen.

„Am 1. Januar 1814 überschritt die Brigade den Rhein und es folgten die Gefechte bei Brienne und La Rothière, die den Kampf auf französischen Boden einleiteten. Auch bei Champeaubert und Montmirail. Hier warf sich der französische Kaiser auf die kaiserlich-russischen Verbände [vorwiegend Deutsch-Balten und Kosaken] unter General der Infanterie Fabian Gottlieb von der Osten-Sacken. Als dieser, der die Situation leichtfertig heraufbeschworen hatte, beim nahestehenden Yorckschen Armeekorps um Hilfe nachsuchte, erhielt die Brigade ‚von Pirch‘ den Auftrag, den bedrängten Russen beizustehen und zumindest deren Vernichtung zu vereiteln. Doch der Angriff an deren Spitze Otto von Pirch und Alexander von der Marwitz, scheiterte. Der Brigadekommandeur wurde verwundet und Alexander von der Marwitz fand den Tod durch eine französische Flintenkugel in der Schläfe.“

Wieder genesen kehrte er (trotz erheblicher Kriegsversehrung) am 10. April 1814 zu seiner Brigade zurück und übernahm bald darauf das Yorcksche Korps, als dieser mit dem König von Preußen nach Großbritannien reiste (Hans David Ludwig Yorck von Wartenburg übernahm nach seiner Rückkehr im Sommer 1814 den Oberbefehl über die Schlesische Armee)). Das Korpskommando behielt von Pirch bis April 1815.

Siebter Koalitionskrieg

Nach der Flucht Napoleons aus Elba und dessen erneuten Ergreifung der Macht kämpfte von Pirch im Sommerfeldzug von 1815 wieder als Brigagekommandeur. Mit der 2. Brigade des I. Armee-Korps unter Generalleutnant Hans Ernst Karl Graf von Zieten war er bei den Schlachten in Belgien bei Fleurus, Ligny und Belle Alliance sowie den zahlreichen Gefechten danach. Seine Brigade eroberte am 28. Juni 1815 in der Garnison von Villers-Cotterêts vierzehn Kanonen, nahm später, gemeinsam mit der Brigade seine Bruders, die Festung Philippeville, welche am 9. August 1815 kapitulierte.

Generalleutnant von Zieten schrieb über seinen Brigadekommandeur:

„[...] bestand die Gefechte am 15. Juni bei Charleroi und Lambusart mit besonderer Tapferkeit und Einsicht. Seiner Aufstellung und Verteidigung ist es zu verdanken, daß das Korps sich bei Fleurus konzentrieren konnte. Den 16. Juni, als Saint-Amand vom Feinde genommen war, nahm der General von Pirch es mit ausgezeichneter Tapferkeit wieder, hielt diesen Ort gegen einen überlegenen Feind drei Stunden, ward abgelöst, und da der Feind das Dorf abermals genommen hatte, eroberte es der General von Pirch zum zweitenmal und hielt es bis zum Abend. [...] Am 27. Juni hatte er mit seiner Brigade die Avantgarde und sollte bis Villers-Cotterets vorgehen. Nach einem 28-stundigen Marsch traf er daselbst ein, fand den Ort vom Marschall Grouchy besetzt, griff Ihn sofort mit vieler Entschlossenheit an und nahm ihn 14 Kanonen ab.“

Am 3. September 1815 befehligte er die Truppen, die auf dem Marsfeld von Paris zur Fahnenweihe angetreten waren.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg erhielt er am 24. September 1815 das Kommando über die vakante 8. Brigade (die 1814 vom Prinzen von Hohenzollern geführt wurde und 1815 dem II. Korps seines Bruders Georg unterstand und von Generalmajor Karl August Joseph Friedrich von Bose geführt wurde) im II. Armee-Korps. Wegen seiner Verwundung bat er um seinen Abschied, der ihm noch vor dem Zweiten Pariser Frieden am 16. Oktober 1815 bewilligt wurde, verabschiedet wurde er nach Übergabe der Brigade an seinen Nachfolger am 19. Dezember 1815..

Am 17. Februar 1817, er hatte sich von seiner Verwundung deutlich erholt, wurde er zum Mitglied, und am 22. April 1819 zum Präsidenten der General-Ordenskommission ernannt, und am 26. Dezember 1819 wurde er zum Generalleutnant befördert und als „Oberdirektor der Kadettenanstalten, der allgemeinen Kriegsschule und Präses der Militär-Studienkommission“ in die Preußische Armee wieder eingestellt. Ihm unterstanden damit sämtliche Militärschulen des Staates Preußen.

Tod

Grabmale der Gebrüder von Pirch, Invalidenfriedhof Berlin.jpg

Otto von Pirch blieb unverheiratet. Er wurde nach seinem plötzlichem Ableben auf dem Invalidenfriedhof Berlin feierlich beigesetzt, sein Bruder Georg Dubislav Ludwig von Pirch später dann an seiner Seite.

Grabmale der Gebrüder von Pirch

Das älteste noch erhaltene Grabmal, das Karl Friedrich Schinkel für den Invalidenfriedhof entwarf, entstand nach Auftrag der Geschwister von Generalleutnant Otto Carl Lorenz von Pirch, Teilnehmer der Befreiungskriege und seit 1819 Oberdirektor der Preußischen Kriegsakademie und des Kadettenkorps. Schinkel hatte ein gußeisernes Grabmal zu gestalten, das in der Königlich Preußischen Eisengießerei hergestellt werden sollte.

Schinkels Entwurf entsprach im Sockelbereich weitgehend dem Grabdenkmal, das er für den 1819 auf dem Friedhof Alt-Schöneberg beigesetzten General Friedrich Otto von Diericke gestaltet hatte. Allerdings wählte Schinkel bei von Pirch statt der konventionelleren Schmuckbekrönung mit Urne militärische Insignien. Möglicherweise orientierte er sich dabei formal an dem nahe von Pirchs Grabstätte im heutigen Grabfeld A gelegenen Grabmonument von Diezelsky. Die gegossenen Einzelbestandteile wie Sockel- und Schriftplatten wurden zusammengesetzt, kleinere Schmuckelemente teilweise mit Dübeln befestigt.

Das dreistufige Postament besitzt einen quadratischen Grundriß. Auf einem Untersockel ruht der zippusförmige Hauptsockel, der die Inschriften in Frakturlettern und das Familienwappen des Toten trägt. Er wird oben von einem applizierten Ornamentfriesband mit Mittelrosetten abgeschlossen. Auf der Deckplatte sitzen ein antikisierender Helm mit Federbusch, ein Ehrenkranz aus Lorbeer- und Eichenblättern und ein Schwert auf. Das Grabdenkmal wurde mit grüner Farbe abgedeckt, die an Bronze erinnert.

Ein analoges Denkmal erhielt später auch der neben dem Bruder bestattete Georg Dubislav Ludwig von Pirch (1763–1838), ebenfalls preußischer Generalleutnant. Der Schmuckhelm wurde dabei spiegelverkehrt ausgerichtet, so daß ein symmetrischer Eindruck entsteht. Der Ehrenkranz ist bei Georg von Pirch jedoch nur aus stilisierten Eichenblättern gebildet. Möglicherweise waren beide Grabdenkmale zeitweise von einem Eisengitter umgeben, das aber bereits vor 1897 entfernt wurde.

Die gefährdeten Grabdenkmale wurden 1990 zur Sicherung abgebaut und eingelagert. Bei der im Jahr 1997 durchgeführten Restaurierung, die die Stiftung Deutsche Klassenlotterie finanzierte, wurden zahlreiche Fehlstellen im Schweißverfahren beseitigt. Die Originalplatten des Grabmals von Georg von Pirch waren in so schlechtem Zustand, daß sie durch Neugüsse ersetzt werden mußten. Gleiches galt für verlorene und beschädigte Teile der Schmuckbekrönung bei beiden Grabdenkmalen. Statt der originalen Verschraubung durch Eisenwinkel wählte man ein eigens konstruiertes Edelstahlgerüst. Die anschließende Bemalung erfolgte mit einem Speziallack, der farblich der ursprünglichen Fassung entspricht.[1]

Beförderungen

Diese Radierung wird oft mit Otto Carl Lorenz von Pirch verwechselt, aber hier handelt es sich um Hauptmann Otto Ferdinand Dubislav von Pirch (1799-1832), Ottos Neffe, Sohn seines jüngeren Bruders Generalmajor Christoph Wilhelm Rüdiger von Pirch.

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Krosigk (Hrsg.): Der Invalidenfriedhof. S. 42.