Rietschel, Ernst

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Professor Ernst Rietschel

Ernst Friedrich August Rietschel (Lebensrune.png 15. Dezember 1804 in Pulsnitz; Todesrune.png 21. Februar 1861 in Dresden) war ein deutscher Bildhauer. Ihm wurde u. a. 1850 die Große Goldene Preismedaille der Berliner Akademie-Ausstellung verliehen, war seit 1855 Ritter der Französischen Ehrenlegion und seit 1858 Inhaber des Ordens „Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste“. Der international renommierte Künstler war viermal verheiratet und Vater dreier Töchter sowie zweier Söhne.

Leben

Das Goethe- und Schillerdenkmal in Weimar
Der Neptunbrunnen in Nordhausen
Das Luther-Denkmal in Worms
Das Rietschel-Denkmal in Pulsnitz
Ernst Rietschel,1957, Bronze von Adolf Donndorf

Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Als Knabe zum Handwerker bestimmt, bei Rauch in Berlin zu einem unserer bedeutendsten plastischen Meister ausgebildet, seit 1832 Professor an der Kunstakademie zu Dresden, ist Rietschel unübertrefflich im Ausdruck nicht sowohl des Hoheitsvollen, Siegreichen, Energischen, als vielmehr des Zarten, Lieblichen, Poetischen, Sympathischen, überall charakteristisch, im Basrelief mit Thorwaldsen wetteifernd. Auf der durch Rauch gebrochenen Bahn schritt er weiter und ließ bei Standbildern moderner Tracht auch den Mantel weg. Seine Eigenart und Reife zeigt sich noch nicht in dem Denkmal des Königs Friedrich August im Zwinger zu Dresden, desto voller und schöner aber in der Lessing-Statue zu Braunschweig, Goethe- und Schiller-Gruppe zu Weimar. Tüchtige Arbeiten sind auch die Skulpturen des (1869 abgebrannten) Semper'schen Hoftheaters sowie Museums zu Dresden, das Giebelfeld am Berliner Opernhaus, die Quadriga auf dem Braunschweiger Schloß. In der kaum begonnenen Ausführung seines großartigen Entwurfes zum Lutherdenkmal in Worms ist Rietschel durch den Tod betroffen und das Werk erst durch seine Schüler zu würdiger Vollendung gebracht worden.

Mitgliedschaften

Rietschel, seit 1832 Professor an der Dresdner Akademie, war u. a. ordentliches Mitglied der Berliner Akademie (1836) sowie Ehrenmitglied der Kunstakademie Wien (1836) und der Akademien in München (1850), Stockholm (1856), Brüssel, Kopenhagen und Antwerpen (1860); er war korrespondierendes Mitglied der Akademie in Paris (1850); Mitglied des Instituts de France und der Accademia di San Luca zu Rom (beides 1858). Seit 1858 war er ebenfalls Auswärtiges Mitglied der Académie des Beaux-Arts, einer Gelehrtengesellschaft, die dem Institut de France untergeordnet ist.

Neue Deutsche Biographie

In finanziell äußerst bedrängten Verhältnissen aufgewachsen, erhielt R. nach kurzer Kaufmannslehre 1820 eine Freistelle an der Sächs. Kunstakademie in Dresden. Seit 1823 nahm er auf Vorschlag des sächs. Ministers Detlef Gf. v. Einsiedel, sich für dessen Eisengießerei in Lauchhammer zum Modelleur ausbilden zu lassen, Unterricht bei dem sächs. Hofbildhauer →Franz Pettrich (1770–1844). Im Nov. 1826 trat R. in das Atelier →Christian Daniel Rauchs (1777–1857) in Berlin ein, womit ein lebenslanger freundschaftlicher und künstlerischer Austausch begann. 1828 erhielt R. für sein Relief „Abschied des Ikarios von Penelope und Odysseus“ das sächs. Staatsstipendium für einen Italienaufenthalt. Von der Verpflichtung für Lauchhammer entbunden, nahm er im selben Jahr als Vertreter der Rauchschen Werkstatt an der Grundsteinlegung zum Dürer-Standbild in Nürnberg teil und besuchte danach Goethe in Weimar. 1830 war er mit Rauch an den Arbeiten zu dessen Denkmal für Kg. Maximilian I. Joseph von Bayern in München befaßt, wo er Bekanntschaft u. a. mit Bertel Thorvaldsen und Ludwig Schwanthaler schloß. Den Winter 1830/31 verbrachte R. in Rom. Sein erster großer, durch Rauch vermittelter Auftrag betraf das Denkmal für Kg. →Friedrich August I. von Sachsen (1750–1827). Die Modelle waren 1831/32 erstellt, die Enthüllung fand 1843 in Dresden statt. 1832 war R. zum Professor für Bildhauerei an der Dresdner Kunstakademie berufen worden. Seitdem trug er in verantwortlicher Position Sachsens urbane, bürgerliche Kultur mit und beförderte sie, namentlich in der Zusammenarbeit mit →Gottfried Semper, in hohem Maße. So entwarf er u. a. den bauplastischen Schmuck für das Erste Hoftheater (1839–43 mit E. J. Hähnel) und für das Sempersche Galeriegebäude in Dresden (1851–54 mit Hähnel u. J. Schilling). Seine stilistischen Vorbilder benannte R. selbst, indem er 1838/39 Porträtbüsten von Ghiberti, Michelangelo, Vischer, Canova, Thorvaldsen und Rauch an seinem Dresdner Wohnhaus anbrachte. 1843 unternahm er eine Reise nach Belgien und Paris; 1851 lehnte er einen Ruf an die Wiener Kunstakademie ab, ebenso wie 1859 ein Angebot, die Leitung der Berliner Kunstakademie zu übernehmen. R. ist einer der wichtigsten Bildhauer des 19. Jh. Am Spätklassizismus geschult, vertrat er eine moderne, unmittelbar an der Realität orientierte Kunstauffassung und reformierte in diesem Sinne auch die Ausbildung junger Bildhauer, unter denen v. a. →Johannes Schilling (1828–1910) hervorragt. Besonders bedeutsam für die Geschichte der Denkmalgestaltung waren R.s Entwürfe für das 1853 eingeweihte Lessing-Denkmal in Braunschweig. Den Vorschlägen des Wortführers des Braunschweiger Lessing-Komitees, Carl Schiller, folgend, stellte er Lessing im Zeitkostüm, und damit erstmals eine historische Persönlichkeit ohne einen die Gestalt verdeckenden „Rauchschen Mantel“ dar. Das 1857 in Weimar enthüllte Doppelstandbild für Goethe und Schiller, das beide Dichter ebenso in zeitgenössischer Tracht darstellt, gehört zu den bekanntesten Denkmälern des 19. Jh. R.s umfangreiches Porträtschaffen galt herausragenden Künstlern, Gelehrten, Mitgliedern des sächs. Königshauses, Freunden und Familienangehörigen. Besondere Bedeutung erlangten seine Büsten für Felix Mendelssohn Bartholdy ad mortem (zw. 1848 u. 1850 dreimal in Marmor wiederholt) und für Christian Daniel Rauch, 1857 (1857/59 dreimal in Marmor ausgeführt). – R. starb infolge eines langen Lungenleidens.[2]

Kurze Einführung

Kurze Einführung in Leben und Werk:[3]

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Ernst-Rietschel-Kunstpreis

Der Ernst-Rietschel-Kunstpreis[4] wird vom Ernst-Rietschel-Kulturring e. V seit 1991 vergeben. Der Preis wird alle zwei bis drei Jahre an herausragende Bildhauer vergeben.

„In seiner Heimat ist Ernst Rietschel nie ganz vergessen worden. Nicht nur die Denkmäler erinnern an ihn. Dass der Bildhauerpreis heute unter seinem Namen verliehen wird, ist ein schönes Zeichen dafür, dass sich Tradition und Gegenwart sehr wohl verbinden lassen. […] Alles hat sich geändert, auch die Kunst. Es ist gut, wenn der Künstler heute sein Ohr am Herzen des Volkes hat, aber auch die Stimmen der Vorfahren nicht überhört. Kunst steht nicht im luftleeren Raum. Sie ist gebunden an ihre Zeit, an ihr Volk, an ihre Kultur und ihre Ausdrucksmöglichkeiten. Ebenso ist sie gebunden an innere Wahrhaftigkeit, Glauben und Überzeugung des Künstlers, der für sie einsteht, sich in ihr bekennt.“ Dr. theol. Christian Rietschel anläßlich der ersten Preisverleihung 1991

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

  • Denkmal in Dresden (vor der Sekundogenitur auf der Brühlschen Terrasse) von Johannes Schilling
  • Denkmal auf dem Pulsnitzer Marktplatz, entworfen und umgesetzt von seinem Schüler Gustav Kietz
  • 1853: Ehrenbürgerwürde der Stadt Braunschweig
  • 1855: Große Ehrenmedaille
  • 1855: Ritter der Französischen Ehrenlegion
  • 1858: Aufnahme in den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.
  • Nach Ernst Rietschel wurde der 1991 entdeckte Asteroid (20016) Rietschel benannt.
  • Die „Pfefferküchlerei E. C. Groschky“ aus Pulsnitz, deren Gründung auf einen Schwager Ernst Rietschels zurückgeht, bäckt und vertreibt eine nach Ernst Rietschel benannte Pfefferkuchenspezialität, den so genannten „Rietschelkuchen“. Der Sitz der Pfefferküchlerei befindet sich in der Rietschelstraße 15 in Pulsnitz, deren Gründungsgebäude, das Rietschelhaus (das Geburtshaus Ernst Rietschels), sich gegenüber befindet.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Oppermann: Ernst Rietschel (1873) (PDF-Datei)
  • Karl Eggers (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Rauch und Rietschel (PDF-Datei Band 1) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Verweise

Fußnoten

  1. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Rietschel, Ernst Friedrich August, Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 613-614
  3. Hanns von Zobeltitz: „Dreissig Lebensbilder deutscher Männer aus neuerer Zeit“, 1892, S. 246ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  4. Netzpräsenz des Ernst-Rietschel-Kulturpreises für Bildhauerei