Rawitsch
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Wartheland |
Landkreis: | Rawitsch |
Provinz: | Posen |
Einwohner (2010): | 21.054 |
Bevölkerungsdichte: | 2.631 Ew. p. km² |
Fläche: | 8 km² |
Koordinaten: | 51° 36′ 34″ N, 16° 51′ 27″ O |
Rawitsch befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Rawitsch ist eine deutsche Kleinstadt in der Provinz Posen. Zum Stadtgebiet gehört seit der Eingemeindung 1973 auch die bis dahin selbständige Stadt Sarne.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Rawitsch liegt im Süden der Provinz kurz vor der schlesischen Grenze.
Geschichte
Ältere Zeit
Die Nähe der schlesischen Grenze hat große Bedeutung für die Entwicklung der Stadt, denn Rawitsch wird zum Zufluchtsort für Andersgläubige, die vor der religiösen Unterdrückung aus Böhmen und Schlesien fliehen. Viele von ihnen sind geschickte Handwerker und Kaufleute.
Während der schwedischen Invasion 1655 von Karl X. Gustav brannte die hölzerne Stadt nieder, entstand aber bald wieder in gemauerter Form. 1698 ließen sich die Juden endgültig in Rawitsch nieder. Im Großen Nordischen Krieg wurde Rawitsch von den Truppen Karl XII. von Schweden okkupiert. Der König selbst verweilte ein paar Monate in der Stadt.
1753–1756 wurde das neue Rathaus erbaut. Bauer Wittke (Friedericistraße), Bauer Hoffmann (Sierakowo) und viele andere fahren ohne Lohn Baumaterial an. 1783 erhielt das Gebäude als erstes in der Provinz Posen einen Blitzableiter.
Jüngere Zeit
Als Folge der sogenannten „Zweiten Teilung Polens“ kam Rawitsch 1793 zu Preußen. Am 17. Oktober wurde die Stadt von König Friedrich Wilhelm II. besichtigt. Rawitsch war während der Verwaltung durch Großpolen stets nach Posen die zweitgrößte Stadt dieses Gebietes, d.h. im Wesentlichen der späteren Provinz. Als Folge des Tilsiter Friedens kam die Stadt 1807 zum Herzogtum Warschau. 1816 kam die Stadt zu Preußen zurück und wurde Teil der Provinz Posen. Die Deutschen bildeten längst die Mehrheit der Stadtbewohner.
In der Preußischen Verwaltungsreform 1866 wurde Rawitsch zur Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises mit 48.000 Einwohnern und der größten Bevölkerungsdichte der Provinz Posen. Mit dem Pilsudski-Maiputsch vom Mai 1926 wurde das alte preußische Gefängnis zu einer der härtesten Strafanstalten in Polen, wo vor allem Regimegegner einsitzen. Von 1933–1938 verbüßte der Kommunist Boleslaw Bierut, nach 1945 polnischer Staatspräsident von Stalins Gnaden, in Rawitsch seine Gefängnisstrafe. Bierut verantwortete nach 1945 die Bierut-Dekrete und damit die Vertreibungsverbrechen. Es ist erstaunlich, daß ihn der Aufenthalt in einem ehemals preußischen Gefängnis vor dem sicheren Exekutionstod in den Stalinschen Säuberungen rettete. Damals wurde der gesamte Rest der polnischen KP-Führung ermordet. 1942-1944 arbeitete Bierut unter deutscher Besatzung in der Stadtverwaltung von Minsk (Weißrußland)!
Auch nach 1946 erhielt das Rawitscher Gefängnis seinen dunklen Ruhm aufrecht. Etwa 19.000 politische Häftlinge, Regimegegner und Soldaten der antikommunistischen Heimatarmee waren dort im Laufe dieser 10 Jahre inhaftiert, Hunderte Personen wurden dort vom kommunistischen Geheimdienst Urzad Bezpieczenstwa ermordet.
Bekannte, in Rawitsch geborene Personen
- Heinrich Braun (1862–1934), Chirurg, Professor, Erbauer des Pavillon-Klinikums in Zwickau: „Heinrich-Braun-Krankenhaus“
- Otto Gehlig (1849–1917), Architekt, tätig in Lodsch
- Ernst Höpfner (1836–1915), Pädagoge
- Hedwig Jahnow (1879–1944), Alttestamentlerin
- Maximilian Otte (1910–1944), Major und Ritterkreuzträger
- Hilmar Pabel (1910–2000), Journalist und Fotograf
- Walter Schnee (1885–1958), Mathematiker
- Ferdinand Straßmann (1838–1931), Mediziner und Stadtmedizinalrat von Berlin
- Wolfgang Straßmann (1821–1885), Mediziner und Politiker
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