Schoen von Wildenegg, Werner
Ernst Friedrich Werner Schön, seit 1922 von Schoen, posthum seit 1925 Schoen von Wildenegg ( 22. September 1875 in Lübeck; 30. Juni 1923 in Leipzig), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, der Schutztruppe und des Deutschen Heeres, zuletzt Major, sowie Oberstleutnant der Osmanischen Armee. Nach dem Kriege wurde er Direktor der Vereinigten Jaeger, Rothe und Siemens-Werke AG in Leipzig-Eutritzsch.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Schön trat nach dem Abitur am 18. Juli 1896 als Fahnenjunker in das Westfälische Pionier-Bataillon Nr. 7 in Köln-Deutz ein, wo er am 22. März 1897 zum Portepee-Fähnrich und am 18. Oktober 1897 in der 2. Kompanie zum Sekondeleutnant befördert wurde. Vom 1. Oktober 1899 bis 15. Juli 1901 wurde er an die Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule in Charlottenburg bei Berlin kommandiert. Anschließend kehrte er in die 2. Kompanie zurück, wurde dann 1902/03 in die 1. Kompanie des Bataillons versetzt. 1903 meldete er sich freiwillig zur Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, wurde angenommen und war seit dem 12. Juni 1903 dort angestellt. Sein erster Kommandeur wurde Major Gustav Adolf von Götzen, der auch zugleich seit März 1901 Gouverneur des Schutzgebietes war. Ab 1905 erlebte dort Leutnant Schön den blutigen Maji-Maji-Krieg. Hierfür wurde er 1906, inzwischen unter Kommandeur Major Kurt Hans Julius Freiherr von Schleinitz, mit dem Preußischen Kronenorden ausgezeichnet. Schließlich wurde er Adjutant im Stab der Schutztruppe, als solcher wurde er am 27. Januar 1908 zum Oberleutnant befördert.
Am 27. Januar 1913 wurde er dann zum Hauptmann befördert und wurde zum Beginn des Ersten Weltkrieges von der Schutztruppe, inzwischen unter Paul von Lettow-Vorbeck, zurück ins Reich versetzt. Im Weltkrieg diente er seit dem 9. August 1914 beim 3. Rheinischen Pionier-Bataillon Nr. 30, mit dem er an die Westfront kam. Nach einer leichten Verwundung kam er im Dezember 1914 in den Stab des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 25. Er wurde aber auch zur Deutschen Militärmissionen im Osmanischen Reich bzw. zur Osmanischen Armee versetzt, war u.a. Kommandant der Etappenstraße Amanus und wurde zuletzt zum Oberstleutnant ernannt. Wieder in Deutschland wurde Schön Kommandeur des 1. Nassauischen Pionier-Bataillons Nr. 21 bei der 21. Infanterie-Division, erneut an der Westfront.
Adelstitel
von Schoen
Am 29. Mai 1922 hatte Staatsanwalt a. D. Johannes „Hans“ Carl Julius Schön eine Eintragung in das Adelsbuch der Sächsischen Stiftung für Familienforschung erhalten und durfte den Namen „von Schoen“ führen. Dies galt auch für dessen Bruder Oberstabsarzt a. D. Dr. med. Ernst Paul sowie für die Vettern Major a. D. Ernst Friedrich Werner Schön und Generalkonsul Dr. jur. Hans Ludwig Ernst Schön. Diese Namensführung wurde 1924 endgültig bestätigt.
- „Adelsrechtliche Nichtbeanstandung der Namensform v. Schoen für den Kaiserlichen Regierungsrat und Oberstabsarzt a. D. Ernst Paul v. Schoen (dessen Bruder Hans Schoen als v. Schoen 1922 eine Eintragung in das Adelsbuch der Sächsischen Stiftung für Familienforschung erhalten hatte) und seine (1922 in das Adelsbuch der Sächsischen Stiftung für Familienforschung eingetragenen) Vettern, den Leipziger Industriewerkedirektor und Königlich Preußischen Major a. D. Werner sowie den österreichischen Generalkonsul zu Leipzig Dr. jur. Ernst v. Schoen, d. d. Berlin 21. Juni 1924“[1]
Schoen von Wildenegg
Am 13. Mai 1925 erlaubte Lübeck derer von Schoen, nachdem der Beweis erbracht wurde, daß die Familie aus der römisch-kaiserlichen Herrschaft Wildenegg des Erzherzogtums Österreich stammte und mit der dortigen Reichsadelsfamilie (seit dem 5. August 1642) verwandt war, den Namen „Schoen von Wildenegg“ zu tragen. Dies wurde in Berlin am 5. Februar 1927 endgültig bestätigt und galt auch für den inzwischen verstorbenen Werner von Schoen sowie dessen Familie.
- „Adelsrechtliche Nichtbeanstandung der Namensform Schoen von Wildenegg (nach Genehmigung zur Namensänderung durch die Freie und Hansestadt Lübeck vom 13. Mai 1925) für den (familiär aus der Kaiserlichen Herrschaft Wildenegg in Österreich stammenden) Staatsanwalt a. D. Hans von Schoen (1859–1929), den (nachmaligen) Regierungsrat Ernst Paul von Schoen (1864–1940), den verstorbenen Kaiserlich Ottomanischen Oberstleutnant a. D. Werner von Schoen (1875–1923) und Dr. jur. Ernst von Schoen ( 1877), d. d. Berlin 5. Februar 1927“[2]
Tod
Von Schoen soll es laut Aussage eines Urenkels (militärwissenschaftliches Forum „Gentleman's Military Interest Club“) am 30. Juni 1923 als Folge einer Influenza mit Lungenentzündung dahingerafft haben, auch seine junge Ehefrau soll nur wenige Monate später an den Folgen der tückischen Krankheit verstorben sein.
Familie
Werner war der Sohn des Lübecker Senators und Bürgermeisters Dr. jur. Ernst Christian Johannes Schön[3] ( 24. Juni 1843 in Lübeck; 13. Oktober 1908 ebenda) und dessen Ehefrau Marie Friederike, geb. Zimmermann ( 15. Juni 1848 in Marburg; 9. März 1898 in Lübeck). Seine Geschwister waren:[4]
- Hans Ludwig Ernst ( 22. August 1877 in Lübeck), Dr. jur., Generalkonsul ⚭ 22. Februar 1912 in Köln Johanna, geschiedene Minlos, geb. van der Kemp ( 1. März 1876); kinderlos
- Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig und Marburg, promovierte am 5. April 1900, bis 1903 Referendar, von 1904 bis 1905 Rechtsanwalt und Notar in Lübeck, dann in der Revisions-Treuhand-AG in Berlin, 1906 bis 1907 Syndikus und von 1908 bis 1912 Vorstand. 1913 Vorstandsmitglied der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt (ADCA) sowie von drei Leipziger Versicherungsanstalten, österreichischer Generalkonsul in Leipzig, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG), Vorsitzender des Aufsichtsrates der 1921 gegründeten Mansfeld AG sowie Aufsichtsratsvorsitzender der drei Leipziger Versicherungsgesellschaften. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich zunächst in Timmendorfer Strand und später in Frankfurt am Main nieder, wurde 1950 von der Bank deutscher Länder zum Treuhänder der im Bundesgebiet vorhandenen Vermögenswerte der ADCA bestellt und übte diese Tätigkeit bis zu seinem Tod aus (nach vereinzelten Quellen 1954).[5]
- Anna Marie Olga Emilie ( 2. Juli 1883 in Lübeck)
Ehe
Werner Schön heiratete am 16. Januar 1919 in Leipzig seine junge Verlobte Olga Mascha Minlos ( 26. April 1897 in Leipzig; 29. November 1923 in Leipzig). Aus der Ehe sind zwei Töchter entsprossen:
- Olga-Mascha Elisabeth Freya Johanna ( 17. Mai 1920 in Leipzig; 20. Januar 1979 in München) ⚭ 27. Februar 1943 in Leipzig Cai Heinrich Richard Carl Graf zu Rantzau ( 10. April 1909 in Potsdam)
- Barbara Margot Alice Laura Marie ( 16. März 1922 in Leipzig)
Nach dem frühen Tod der Eltern wuchsen die beiden Mädel bei Onkel Ernst und Tante Johanna auf, deren Ehe kinderlos geblieben sind. Sie wuchsen in der opulenten Villa in der Wilhelm-Seyfferth-Straße 2 im Zentrum von Leipzig auf. Heute befindet sich auf dem parkähnlichen Anwesen das fünfsterne Hotel „Voss Villa“.
Auszeichnungen (Auszug)
- Zentenarmedaille, 1897
- Preußischer Kronenorden, IV. Klasse mit Schwertern am 8. Juni 1906
- Kolonialdenkmünze mit der Gefechtsspange „Deutsch-Ostafrika 1905/07“ am 7. Mai 1913
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- I. Klasse am 24. August 1918
- Lübeckisches Hanseatenkreuz am 20. November 1915
- Militärverdienstkreuz (Österreich), III. Klasse mit der Kriegsdekoration am 19. Dezember 1916
- Silberne Liakat-Medaille mit der aufgelegten Säbelspange für militärische Verdienste mit arabischer Datierung 1332 (= 1914)
- Eiserner Halbmond
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
Fußnoten
- Geboren 1875
- Gestorben 1923
- Deutscher Major
- Militärperson (Kaiserliche Schutztruppe)
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 4. Klasse
- Träger des Eisernen Kreuzes II. Klasse (1914)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Lübeck)
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des Eisernen Halbmondes