Sinndeutung der deutschen Revolution

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Das Buch Sinndeutung der deutschen Revolution erschien im Jahre 1934 im Stalling-Verlag. Verfasser war Edgar Julius Jung, der mit diesem Büchlein eine erste Deutung und Schau der nationalsozialistischen Revolution von 1933/34 vorlegte.

Das Buch erschien in der Reihe „Schriften an die Nation“ des Verlags, der bedeutendsten Buchreihe aus dem Umkreis der konservativen Revolution und der Frühzeit des nationalsozialistischen Staates. [1]

Einführung

Edgar Julius Jung betonte in seiner 1933 erschienenen Schrift „Sinndeutung der deutschen Revolution“, daß Deutschland sich seit dem Untergang des alten Reiches 1806 im Schlepptau des Westens, also zunächst Englands und Frankreichs, befunden habe. Der Schwerpunkt Europas sei damals nach Westen verschoben worden. Im Ausgang des Ersten Weltkrieges, den er als Kampf zwischen den Ideen der französischen Revolution von 1789 und denen des von Deutschland geführten Abendlandes von 1914 betrachtet, sieht Jung dies bestätigt: Genf (→ Völkerbund) und Versailles seien Symbole des Sieges von 1789 – also gerade kein Sonderweg Deutschlands, sondern vielmehr eine Aufgabe des eigenen, bis 1806 verfolgten Weges.

Von der Notwendigkeit dieser Schrift

„Der Revolutionär ist wie ein Reiter, der sich seines rassigen Pferdes freut, aber die Schenkel schließt und die Zügel kürzt, daß es keinen Schritt ohne seinen Willen tue.“
„Zur Planung gehört die sinnvolle Deutung der Gegenwart; die Zukunft ist nichts anderes als Anknüpfung an das Gegenwärtige und Fortführung des Gewordenen.“

Jung warnt bereits hier eindringlich vor einer falschen Philosophie der Revolution, vor einer Geringschätzung des Geistes. Gerade Umschwünge wie die deutsche Revolution seien als geistige Manifestationen anzusehen.

Die Ursprünge der deutschen Revolution

Jung weist auf die beiden Wurzeln der deutschen Revolution hin, die konservative und die nationale. Zudem verweist er darauf, daß sich beide Ströme in der Systemzeit vielfältig gemischt haben:

„Nur dort schuf der Nationalismus geistiges Gut, wo er aus einer Gesinnung zu einer menschlichen Grundhaltung wurde, damit aber jene Ganzheit erreichte, die das Wesen des Konservativismus ausmacht.“

Im Anschluß führt Jung einige Fakten zur Judenfrage in Deutschland und Westeuropa an. Er stellt die alte Frage, ob der Nationalismus überhaupt dem deutschen Wesen angemessen sein kann. Er unterscheidet hier zwischen dem

  • Nationalismus bürgerlicher Prägung (Alldeutscher Verband, DVP usw.)
  • die Wehrbewegung, die national-konservativ war (z. B. Stahlhelm)
  • Nationalsozialismus, dessen revolutionäre Seite Jung beleuchtet: „Der revolutionäre Konservative opfert zeitliche Werte um ewige zu retten.“ Hier formuliert Jung en passant auch die beste Definition der Konservativen Revolution.

Die Frage „NationVolk“ sei von Denkern wie Hans F. K. Günther, Wilhelm Stapel, Böhm gründlich untersucht und erörtert worden.

Jung stellt nun die konservativ geprägte Erneuerung des deutschen Staatsgedankens nach der Oktroyierung der scheußlichen Weimarer Republik dar. Er nennt die Namen Heinrich von Gleichen, Max Hildebert Boehm und Arthur Moeller van den Bruck.

An bedeutenden deutschen Geistern aus der Systemzeit nennt Jung Othmar Spann, Erwin Guido Kolbenheyer, Friedrich Gogarten, Wilhelm Stapel, Leopold Ziegler und Georg Weippert.[2]

Jung faßt zusammen:

„Jeder von uns gelangt auf mühseligem Wege zur Alternative: Untergang des Abendlandes oder Wiederverchristlichung, Gegenreich oder Reich, wie A. E. Günther sagen würde. [...] Vor allen Dingen aber verdankt das deutsche Volk dieser Geistesbewegung die Unterhöhlung der Menschenrechtsideologie, die das Weimarer Gebäude trug, ferner die Zerstörung des Glaubens an das formale Recht, an die Dialektik und den Intellekt schlechthin.“

1918–1933

Jung konstatiert, daß das deutsche Volk die Zeit von 1918 bis 1933 brauchte, um die seelischen Folgen des Ersten Weltkrieges und der Niederlage zu überwinden. Schuld daran waren auch die Weltkriegssieger, die das System von Versailles zu verewigen gesucht haben. Schuld waren auch die Juden, die nicht in der Lage gewesen waren, „taktvolle Zurückhaltung“ zu üben.

Die Erstarrung von Weimar hat auch zu dem Versagen vor der Herausforderung der Weltwirtschaftskrise geführt.

„Die Weltwirtschaftskrise wurde zur praktischen Krise des Kapitalismus. Moralisch bestand sie schon lange als Folge des atheistischen Zustands der wirtschaftenden Menschen. Ohne Religion gibt es keine widerstandsfähige Ethik.“

Treue und Glauben, das Rückgrat jeder echten Privatwirtschaft sind gebrochen. Jung wendet sich gegen jede Gleichschaltung der Wirtschaft, da jede gute Wirtschaft von Persönlichkeiten getragen wird. In den Jahren von Weimar wollte niemand die Notwenigkeit innerer Revolution sehen. Das Ziel dieser Revolution ist die Entpolitisierung der Massen, ihre Ausschaltung aus der Staatsführung. Die Revolutionäre müssen auf revolutionärem Wege neues Recht schaffen, nicht indem sie auf Legitimität pochen, sondern indem sie sich auf das ewige Recht berufen. Eine Revolution ist nur dann vollzogen, wenn ein neues Recht gültig wird.

Jung wies auf das klägliche Ende der Weimarer Demokratie hin:

„Daß die Demokratie in dieser Stunde ihres Begräbnisses keinen Mann von geistigem Range vorschickte, der ihre historische Grabrede hielt oder dem Marxismus seinen geschichtlichen Platz anwies, bleibt Ausdruck höchster Kläglichkeit und Beweis verdienten Schicksals.“

Mit der Rolle des politischen Katholizismus (Deutsche Zentrumspartei) geht Jung hart ins Gericht:

„Bedenklich ist der Verzicht des politischen Katholizismus auf die christlich-deutsche Position, die konstruktiv herausgearbeitet und der deutschen Revolution angeboten werden mußte. Man wird den Verdacht nicht los, als ob in diesem entscheidenden Augenblick gewisse Führer des politischen Katholizismus mehr an die eigene Rettung als an die des christlich-deutschen Menschen gedacht hätten.“

Anschließend geht Jung auf die Judenfrage ein. Er sieht es als gefährlich an, die Judenfrage rein positivistisch als Rassefrage zu beurteilen. Jung weist sodann auf verschiedene Facetten und Lösungsmöglichkeiten hin.

Zum Ende des Kapitels behandelt Jung gewisse Probleme, die mit dem Erlaß des sogenannten „Statthaltergesetzes“ und mit der Gleichschaltung zusammenhängen.

Die Gegenrevolution gegen 1789

Jung sieht den Ersten Weltkrieg als einen Angriffskrieg des Westens gegen die europäische Mitte. Durch die Niederlage von 1918 wurde Deutschland der westliche Staatsgedanke aufgezwungen. Die Aufgabe der deutschen Revolution sei es also, von diesem Gedanken wieder abzurücken.

Charakteristikum der westlichen Zivilisation ist aber deren Gottlosigkeit. Die daraus resultierenden Konflikte konnte Weimar nicht lösen. Die deutsche Revolution wirft wiederum die Frage nach dem „totalen Staat“ auf. Andererseits konstatiert Jung:

„Die deutsche Revolution 1933 wird mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet, ist also nach dem Willen ihrer Führer die konservative Gegenrevolution [gegen 1789]. Mit unbedingter Sicherheit des politischen Instinktes erfolgt die Rückkehr und das Bekenntnis zum Religiösen. [...] Die Rückkehr zu einem klaren Gottesglauben liegt jenseits der revolutionären Willensmöglichkeit.“

Jung erklärt, daß es keine Alternative zu einem Festhalten am Christentum gibt. Andererseits sei zu berücksichtigen, daß in der Revolution auch ein gutes Stück Diesseitsgläubigkeit liegt:

„Man glaubt zu sehr an den Willen und zu wenig an die Gnade. Der Übermensch Nietzsches wird noch mißverstanden. Die Gewalt wird zu wenig durch Demut und Liebe ergänzt. Die christlichen Tugenden sind unlebendig. Die religiöse Seite der deutschen Revolution ist also noch ungeklärt. Es verriete aber ein ungeschichtliches Denken, wollte man im augenblicklichen Stadium der Revolution schon voraussetzen, was nur ihre reife Frucht sein kann: Der endgültige Durchbruch klarer Gottesgläubigkeit.“

In der deutschen Revolution ist die Entscheidung zugunsten der [NS-] Demokratie gefallen. Auch der Nationalsozialismus sei eine Arbeiterbewegung und setze auf „Adel durch Arbeit“. Der tatsächliche Adel sei aber kein ökonomisches, sondern ein biologisches Prinzip. Darüber baut sich der Adel nicht durch ein Leistungsprinzip, sondern durch das Seinsprinzip auf:

„In der Demokratie muß der Führer mit Worten überzeugen und wird dies um so stärker, je mehr er manifestieren kann. Der Adel hingegen herrscht durch sein überlegenes Sein. Die Elite muß leisten, um anerkannt zu sein; der Adel steht außer Frage, so lange er adlig ist.“

Jung fügt weitere Überlegungen zu den Prinzipien Adel und Elite sowie zum „totalen Staat“ an.

Das politische Kräftebild im Innern

Jung spricht hier ein flammendes Lob für den Nationalsozialismus aus, dem „Vortrupp der deutschen Revolution“. Der bürgerliche Nationalstaat wird historisiert. Nach dem 30. Januar 1933 habe sich gezeigt, daß der bürgerliche Nationalismus ohne Parlament den Boden unter den Füßen verloren habe. Das Zentrum wird zu Recht sehr hart kritisiert, weil es den Marxismus jahrelang unterstützt hat. Jung fordert:

„Das künstliche Ghetto, welches politisch um den Katholizismus errichtet wurde, muß fallen, damit die konservativ-katholischen Kräfte frei werden. Ihr weltanschaulicher Universalismus bildet eine politische Mitgift, die das kommende Reich braucht.“

Klagen über revolutionäre Gewalt kommentiert Jung:

„Gewalt ist ein Element des Lebens. Natürlich keine Kulturform, aber eine treibende Kraft, die zu Zeiten notwendig wird und Gutes schafft. Ein Volk, das zu keiner Gewaltäußerung mehr fähig ist, steht im Verdachte biologischen Niedergangs. Seinen Kulturstand allerdings beweist es durch die Ordnungskraft, mit der es Gewaltausbrüche abdämmt und Hemmungslose bändigt.“

Auch wenn die Nationalsozialisten gesiegt haben, wird es weiterhin kämpferische Auseinandersetzungen geben, geben müssen. Deshalb müsse Kritik ihren Platz haben, müssen die Grenzen auch der Herrschaft definiert sein. Als Gefahr sieht Jung, daß das deutsche Akademikertum passiv geworden sei, daß es „vermasst“ ist. Die Revolution braucht keine Hofpoeten (wie es sie im Kaiserreich gegeben hat), sondern den schöpferischen Geist.

Nationalsozialismus und Faschismus sieht Jung als religiöse Weltanschauung, und er verweist auf Mussolini, der dies klar ausgesprochen hat. An diesem Punkte entstehen Mißverständnisse und Reibungen, auf die Jung ausführlich und wie gewohnt tiefschürfend eingeht.

Die christliche Revolution

Jung stellt hier die linke (liberale) und die konservative Revolution einander gegenüber. Seine Formel:

„Liberale Revolutionen lassen Ideen gegen die Überlieferung aufmarschieren. In konservativen Revolutionen empören sich die Kräfte der Überlieferung, Blut und geschichtlicher Geist gegen Intellektualismus und Doktrin.“

Nun breitet Jung die Zukunftsperspektive aus: Die Liberaldemokratie kann auch auf der Grundlage der veränderten Verhältnisse erhalten bleiben. Möglich ist auch eine Restauration der (Vorkriegs-)monarchie, die allerdings erheblich modifiziert werden müßte. Zur Funktion der Krone in der Gesellschaft bemerkt Jung:

„Die Krone paßt zu vielen Verfassungen, weil sie nicht zur Verfassung gehört, sondern das ewige Symbol der Herrschaft kraft göttlichen Rechtes ist. Sie steht außerhalb der menschlichen Satzung und ist unmittelbar in die natürliche und göttliche Ordnung (Erbfolge) eingereiht.
Die Rechte der Krone mögen laut einer Verfassung menschlicher Satzung unterliegen, das Dasein der Krone und damit ihr Recht der Selbstbehauptung entzieht sich menschlicher Jurisdiktion. Zwar wächst die Krone aus der Geschichte eines Volkes heraus. Ist sie aber geboren, so ist sie von Gottes Gnaden und lebt ihr eigenes Leben, das so wenig widerrufen werden kann wie das einmal gezeugte Leben anderer Wesen. Ein Volk, das die Krone vernichtet, mordet ein Symbol, das es über sich selbst hinaus, jedem eigenen Zugriff entziehend, gesetzt hat. Es verfällt wieder der Zeitlichkeit, die es mit der Krone schon überwunden hatte.
Völker, welche die Kraft eines solchen Symbols seelisch erfaßt haben, köpfen lieber untaugliche Könige, als daß sie die Krone abschaffen. Ein Volk aber, das wegen der Unfähigkeit eines Trägers die Krone beseitigt, verwechselt Individuum und Mythos.
Wer eine Krone wegwirft, begeht Totschlag am Mythos. Kronen können versinken, aber nicht abgelegt werden. Umgekehrt ist die vom Volk künstlich geschaffene Krone, besonders wenn sie als Teil eines verfassungsschöpferischen Aktes neu vergoldet wird, ein Ersatz, eine Kopie, kein Original; ein Mechanismus, kein echtes Sein. Kronen von Volkes Gnaden wackeln immer.“

Jung deutet an, daß ein Reich auch Monarchie sein kann, wenn der Monarch nicht gegenwärtig ist (Reichsverweserschaft). Der Nationalsozialismus sei auf eine Ordensherrschaft hin ausgerichtet. Dazu müsse er aber geistig tolerant sein. Und der in der Gleichschaltung angelegten Gefahr der Mechanisierung müsse begegnet werden.

Des weiteren widmet Jung seine Gedanken den Gegenständen „Faschismus“, „Masse“ und „Volk“, „Einzelner“ und „Gemeinschaft“, „Gleichheit“ und dem für Deutschland konstitutiven gemischtkonfessionellen Staat.

Jung kommt zu dem Endresultat:

„Entweder verweltlicht die deutsche Revolution, gleitet also in das Fahrwasser von 1789 zurück, oder sie ist wirkliche christliche Gegenrevolution. Dann aber muß sie vom totalen Staat abstehen. [...] Wer die konservative Staatsgestaltung der liberalen entgegensetzen will, muß auch mit der Demokratie Schluß machen. [...] Das Ende der Volkssouveränität naht, weil eine neue Frömmigkeit ersteht, die sich nach Herrschaft von Gottes Gnade sehnt. [...] Berufen zur Herrschaft ist, wer die Macht in der Gnade Gottes ausübt. Im Reiche erfüllt sich die Sehnsucht nach der Herrschaft des Göttlichen auf Erden, über dem Reiche schwebt die unsichtbare Krone.“

Literatur

Fußnoten

  1. Weitere Titel der Reihe siehe Stalling-Verlag
  2. Sündenfall und Freiheit. Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933