Sonnenhymnus des Echnaton

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Sonnenhymnus des Echnaton, auch als „Hymnus an Aton“, als „Großer Sonnengesang“ oder als „Großer Sonnenhymnus des Echnaton“ bezeichnet, ist die Bezeichnung für einen altägyptischen Hymnus der 18. Dynastie aus der Zeit des Pharaos Echnaton (ursprünglicher Herrschername: Amenophis IV.; um 1351–1334 v. Chr., Neues Reich).

Ursprung und Überlieferung

Der Text entstand während der Regierungszeit des Echnaton um die Mitte des 14. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung in Ägypten, als sein Verfasser gilt Echnaton selbst. Der in Hieroglyphen geschriebene Text ist nur ein einziges Mal im Grab des Eje – Grab Nr. 25, Südgruppe – in Tell el-Amarna belegt, wo er mit 13 vertikalen Kolumnen fast die gesamte Fläche der rechten Wand des kurzen Eingangskorridors zum Grabinneren einnimmt. Die Inschrift wurde um 1890 teilweise zerstört, ist jedoch als vollständige Abschrift von Urbain Bouriant aus den Jahren 1883/1884 erhalten, so dass der gesamte Hymnus übersetzt werden konnte.

Inhalt und Sprachduktus

In der ersten Zeile des Sonnengesangs werden die beiden Namen des Gottes Aton, von König Echnaton und dessen Großer königlicher Gemahlin Nofretete, genannt. Dieser Anbetung folgen die Worte „er sagt“ (die sich auf Echnaton beziehen) und leiten den Hymnus ein.

Zentrales Thema ist die Einzigartigkeit und Singularität des Sonnengottes als Schöpfer und Erhalter der Welt und allen Lebens in all seiner Vielfalt. Aton ist: „Du Herr aller Länder, für die Du aufgehst [...] Du lässt auch alle fernen Länder leben, denn Du hast einen Nil an den Himmel gesetzt, der zu ihnen herabfällt.[1] Er ist dadurch nicht nur Gott über das Land Ägypten, sondern wird zum Gott aller Menschen. Darüber hinaus werden seine kosmischen Qualitäten als Himmelskörper und seine Königsqualitäten besonders gepriesen.

Im theologischen Verständnis dieses Textes sind Sonnengott und König unmittelbar aufeinander bezogen, wobei die einzigartige Position des Sonnengottes am Himmel ihre Entsprechung in der exklusiven Position des Königs auf Erden findet. König Echnaton wird so zum alleinigen Mittler zwischen Gott und den Menschen, und ausschließlich Echnaton offenbarte sich der Gott.

Inhaltliche Nähe biblischer Psalmen zum Sonnenhymnus des Echnaton

Ein Psalm (das Wort kommt von Altgriechisch psalmós: „Saitenspiel“ und von psallein: „die Saiten schlagen“) ist ein poetischer gottesdienstlicher Text im Judentum und Christentum. Die Bezeichnung wird heute eigentlich nur verwendet für die – sehr unterschiedlich langen – 150 biblischen Lieder und Gebete im alttestamentlichen Buch der Psalmen. Daneben existieren allerdings weitere Psalmen in der Bibel wie auch in der außerbiblischen Literatur, Überlieferung und Gebetspraxis. (Die Mehrzahl von „Psalm“ lautet im Deutschen korrekt „Psalmen“; eine verschiedentlich auftretende Schreibung als „Psalme“ ist falsch.) Von Ägyptologen und anderen Altertumsforschern wird seit langem die große inhaltliche Nähe des ägyptischen Aton-Hymnus zum biblischen Psalm 104,27-29 diskutiert.

Echnaton:

„Du bist licht, groß und glänzend, / hoch über jedem Land. / [...] Die Welt entsteht auf Deinen Wink, / so wie Du sie geschaffen hast. / Bist Du aufgegangen, so leben sie, / gehst Du unter, so sterben sie. / Du selbst bist die Lebenszeit, / denn man lebt nur durch Dich.[2]

Psalm 104, 2, 27-29:

„Licht ist Dein Kleid, das du anhast. / [...] Es warten alle auf dich, / dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. / Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; / wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. / Verbirgst Du dein Angesicht, so erschrecken sie; / nimmst Du weg ihren Odem / so vergehen sie und werden wieder Staub.“

Das vertrauliche Du dieses Psalms ist dem alttestamentarischen Ton sonst fremd. Dort herrscht vielmehr ein unterwürfiger Tonfall des Drohens und der Hysterie. Insgesamt ist die Psalm-Version auch auf störende Art anthropozentrisch. Der Echnaton-Text sucht dagegen treffende Bilder aus allen Seiten der Natur. Die anmutigen Naturbeschreibungen, die für Echnaton typisch sind, kehren gestelzt, unverstanden und nachgeredet im Psalm wieder. So schreibt Echnaton: „Wenn das Küken im Ei noch in der Schale piept, / gibst du ihm die Luft, um es am Leben zu erhalten. / Du hast ihm seine Frist gesetzt, um die Schale zu zerbrechen.[3] Oder auch Echnaton: „Die Schiffe fahren stromab und stromauf, / jeder Weg steht offen, weil du leuchtest.“ [4] Der Psalm behauptet dagegen: „Dort ziehen Schiffe dahin; / da sind große Fische, die Du gemacht hast, damit zu spielen“ (Ps. 104,26; der biblische Gott ist vor allem willkürlich).

Der Bibeltext repräsentiert ganz offenkundig einen Verlust gegenüber der Textfassung Echnaton. Das ist ein spiritueller Verlust, ein poetischer Verlust, ein Verlust an Naturbeobachtung, und auch im engsten Sinn ein Verlust der Andacht, denn der Psalm 104 erinnert sogleich an die „Löwen, die da brüllen nach Raub“ (Ps. 104,21). Ein Bibel-Prophet kann einfach nicht auf Natur blicken, ohne sogleich panische Angst zu bekommen. Naturverachtung und eine hartnäckige Weigerung, Natur zu beobachten, zieht sich konstant von Genesis 1 durch das ganze Alte Testament.

Was aber hat das eigentlich zu bedeuten, daß ein Volk mit nachgeredeten und abgeschriebenen Texten fremder Völker promeniert? (Für die Quelle des Noah-Mythos gilt ja gleiches: Auch er ist abgeschrieben und geographisch weit außerhalb jüdischer Siedlungsgebiete beheimatet.) Was sind das für Menschen, die einen gequälten Stolz aus dem Bestraftwerden durch ihren Gott gewinnen, und die – mit auftrumpfenden Gesten – das Abgeschriebene als eigene religiöse Überlieferung propagieren? Es müssen wenig ehrenhafte Menschen sein, Menschen, denen keine Begabung und kein Sentiment eigen ist – außer dem einen zermürbenden Gefühl, zu den Schlechtweggekommenen zu zählen.

Bedeutung für die Entstehung des Monotheismus

Der Begriff Monotheismus (von Altgriechisch mónos „allein“ und theós „Gott“) bezeichnet Religionen bzw. philosophische Lehren, die nur einen einzigen allumfassenden Gott anerkennen. Die Religionswissenschaft unterscheidet dieses Konzept vom Polytheismus, der viele Götter kennt und verehrt. Religionen, die viele Götter kennen, aber einem von diesen den Vorrang (als allein zu verehrenden Gott) einräumen, bezeichnen die Begriffe Monolatrie und Henotheismus.

Pharao Echnaton erhob Aton zum alleinigen Gott. Da er jedoch weder die Existenz der traditionellen Gottheiten bestritt und deren Kult nur teilweise verbieten ließ, bewerten andere Ägyptologen diese Frühformen als temporären Henotheismus, der einen vorübergehenden Einschnitt in den herkömmlichen Polytheismus der ägyptischen Kultur darstellte. Aus Sicht von Juden, Moslems und Unitariern wird vielfach in Frage gestellt, daß das Christentum eine monotheistische Religion sei. Diese Kritiker behaupten, die Trinität (Vater, Sohn, Heiliger Geist) sei stattdessen ein Tritheismus, also der Glaube an drei Gottheiten.

Definitorische Probleme monotheistischer Religiosität

Der Monotheismus ist eine Form des Theismus. In der Praxis ist die Unterscheidung zwischen Monotheismus und Polytheismus jedoch nicht immer schlüssig. So sind Anhänger polytheistischer Religionen oft de facto Monotheisten, da sie nur einen der Götter ihres Glaubenssystems verehren (auch hier greift der Terminus Henotheismus). Andererseits aber gibt es auch monotheistische Religionen mit polytheistischen Elementen. Etwa die Stellung der „Mutter Gottes“ in der Volksfrömmigkeit der christlichen Offenbarungsreligion. Ferner der katholische Heiligenkult, der mit seinen regionalen Ausprägungen recht polytheistisch anmuten kann. Und dann die tausenden protestantischen Sekten, die das neuzeitliche Europa hervorgebracht hat; sie beweisen, daß der Gesandte Gottes im Christentum jederzeit und umstandslos eine sakralisierte Position einnehmen kann.

Im Alten Testament gibt es zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass es im vorexilischen Israel (vor 597 v. Chr.) noch keine Monolatrie gab. Neben JHWH (=Jahwe) verehrte man auch andere – weibliche und männliche – Götter, die auch sonst aus der Umwelt Israels bekannt sind (authentischer Polytheismus). Orte der Verehrung waren in der Regel Kulthöhen, die diesen Göttern geweiht wurden. So baute etwa Salomo Höhen für die Götter Kemosch und Moloch (1. Kön 11,7). Andere Höhen waren weiblichen Gottheiten geweiht, z.B. der Aschera, der Gattin des ugaritischen Gottes El, und der Astarte, der assyrisch-babylonischen Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar (2. Kön 23,13-15).

Auch in den Psalmen selbst, haben sich zahlreiche Spuren der Verehrung anderer und weiterer Götter erhalten. So schildert Ps. 77,17–20 JHWH mit Bildern, die sonst dem kanaanäischen Wettergott Baal zugeordnet werden. Ps. 82 beschreibt JHWH analog dem ugaritischen obersten Gott El, dem Vorsitzenden der Götterversammlung: „Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern“ (Ps. 82,1).

Religiöse Genesung als „Natürliche Theologie“

Als „Natürliche Theologie“ (auch „theologia naturalis“ oder „philosophische Theologie“ oder „rationale Theologie“ genannt) werden die Versuche in der frühen europäischen Neuzeit bezeichnet, aus natürlichen Quellen Erkenntnis über Gott zu gewinnen. Mit „natürlichen Quellen“ sind hier vor allem die menschliche Vernunft und die Betrachtung der Schöpfung, insbesondere der mit den Sinnen wahrnehmbaren Welt gemeint. Obwohl von Gott geredet wird, handelt es sich bei der natürlichen Theologie – dem erklärten Anspruch nach – nicht im engen Sinne um Glauben und Religion, sondern um die denkerische Durchdringung des Weltzusammenhangs mit wissenschaftlich verantworteter und nachvollziehbarer Methodik. Der Historiker und Philosoph David Hume benutzte die Begriffe „Natürliche Theologie“ und „Natürliche Religion“ in gleicher Bedeutung. Im Zeitalter des Rationalismus schrieb der Hamburger Hermann Samuel Reimarus über „Die vornehmsten Wahrheiten der Natürlichen Religion“ (1754), um einen von Offenbarungen unabhängigen Vernunftglauben zu finden.

Die Wurzeln natürlicher Theologie reichen zurück bis zu Platon (etwa mit der Idee des Guten); und natürlich ist der religiöse Impuls der antiken Gnosis nichts anderes als eben die Behauptung, alle prophetische Quellen, alle durch Eingebung und in asketischen Übungen gewonnen Einsichten dienten gleichermaßen der religiösen Erkenntnis. Die mittelalterliche Theologie jedoch, mit ihrer entschiedenen Festlegung auf Unterwerfung der Gläubigen (und auf Monopolisierung des geistlichen Wissens durch zölibatäre Priester), folgt erkennbar einem grundsätzlichen anderen Verständnis. Deshalb sind die neuzeitlichen Versuche geachteter Philosophen, „natürliche Theologie“ als einen Appell an die damals zeitgenössische Theologie zu formulieren, so gänzlich verfehlt. Jeder andere Mensch wäre ein geeigneter Addressat für natürliche Theologie, nur ausgerechnet katholische Bibel-Theologen nicht.

Deutschnationale Mißverständnisse in Sachen Spiritualität

Die überragende Beliebtheit biblischer Psalmen bei deutschnationalen Konservativen, steht wohl außer Frage. Dieses gutbürgerliche Christentum delegiert den Glauben. Es will eigentlich keine nähere Berührung haben mit den Verhältnissen in der vorderasiatischen Geröllwüste. Aber es liebt den scharfen Tonfall, es liebt die apodiktische Rede, es liebt das letztgültige Sprechen. So geraten die Psalmen-Büchlein auf Teetischchen. Dahinter steht (salopp formuliert) unausgesprochen ein Christentum, das – nach Möglichkeit – sozusagen nichts mit diesem weinerlichen, zänkischen, mit zwölf mundfaulen und untätigen Hanseln umherschlurfenden „Joshua“ zu tun haben will, sondern das stattdessen Verfluchung, Feindesbann und Kriegsgesänge zum hauptsächlichen Gegenstand hat. Ein solches gereinigtes Christentum - bürgerlich gereinigt und nach der Idee des „milites Christi“ gereinigt - soll im Vordergrund stehen. Und um Kleinigkeiten sollen sich gefälligst die Theologen kümmern.

So etwa denkt sich der Konservative sein schickliches Christentum. Zu den vermeintlichen Kleinigkeiten gehört nun aber eine lange Reihe von religiösen Tatsachen, die zu der ganzen Sache dieses breitbeinigen, gutgelaunten, Gesinde anschnauzenden Christentums faktisch nicht so ganz passen wollen: So etwa die Drohklage im Feindpsalm 140: „Errette mich, Herr, von den bösen Menschen; / behüte mich vor den Gewalttätigen, die Böses planen in ihrem Herzen / und täglich Streit erregen. [...] / Er möge feurige Kohlen über sie schütten; / er möge sie stürzen in Gruben, daß sie nicht mehr aufstehen“ (Ps. 140, 1-2, 11).[5]

Wer redet da eigentlich in so einem Feindpsalm und in den zahlreichen Fluchpsalmen? An einem Toten Meer schlurfen Langbärtige mit kurzen Beinen einher und rufen diese Psalmen, bevor sie sich – bei Eintritt der Dunkelheit – wieder zwischen Geröllhalden verbergen. Bei Tagesanbruch kommt die Angst erneut hoch. Unendliche, panische Angst. Dagegen hilft: der Psalm, die Psalmen. Und ein Vorleser (mit ägyptischen Vorfahren, der nur deshalb lesen kann), hilft auch. Und eine radikale, schroffe, sich von Andersgläubigen strikt fernhaltende Glaubensordnung, eine abgetrennte Sprechweise und ein striktes Speisegesetz, das es völlig unmöglich macht, mit Anderen (etwa in Gasthäusern) zu speisen – das hilft auch. Nämlich wem? Es hilft dem – im aristotelischen Sinn – geborenen Sklaven dabei, nicht versklavt zu werden. Und genau darum geht es vor allem anderen in diesen biblischen Psalmen.

Der Preis dafür ist unmäßig hoch. Eine zwanghafte Unfreiheit in unablässigen Ritualhandlungen und langatmigen Ritualreden. Eine Abkapselung von jedem freien Umgang. Eine Pfaffenhörigkeit, die allenfalls vielleicht hie und da in der Steinzeit so ängstlich, so scheu und so völlig ahnungslos war. Eine Pflege der Rabulistik, die mit gänzlicher Unfähigkeit in allen Künsten und Handwerken korrespondiert.

Das alles hat jedoch mit freien Nordeuropäern nichts zu tun, ebensowenig mit selbstständigen Bauern, mit dem Stolz der Zünfte, mit Freiherrn, mit selbstbewußten Männern, die ihr Eigentum verteidigen. Der Verdruckste, der einen stets wütenden und stets willkürlichen Stammesgott für sich Krieg führen läßt und der selbst dabei abwartet (unzählige Bibel-Passagen beschreiben Jahwes Wirken exakt so) hat eben absolut nichts mit Nordeuropäern zu tun.

Das letztendliche Ziel solcher deutschnational-konservativen Psalmen-Sammlungen bleibt unbekannt, möglicherweise ist aber nicht nur ein schweres Mißverständnis an der Sache beteiligt, so daß hier mehr als nur ein totaler Irrtum das „ganz persönliche“ religiöse Bekenntnis maßgeblich bestimmen mag.

Literatur

  • Hermann A. Schlögl (Hrsg.): Die Weisheit Ägyptens. C.H. Beck Verlag, München 2007, ISBN 978-3-423-34455-5; S. 98-102
  • Hans Winfried Sabais: Götter, Kaiser, Diktatoren. Das Antlitz der Macht im Wandel der Jahrtausende. Rütten & Loening Verlag, München [ohne Jahrgang; ca. 1965]; damals noch keine ISBN [192 Kunstdruckabbildungen]
  • Jan Assmann: Die neue Staatstheologie - die Religion des Lichts (Netzbuch)

Fußnoten

  1. Hermann A. Schlögl (Hrsg.): Die Weisheit Ägyptens. C.H. Beck Verlag, München 2007, ISBN 978-3-423-34455-5; S. 101
  2. Daselbst, S. 102
  3. Daselbst, S. 100
  4. Daselbst, S. 99
  5. Andere Fluchpsalmen sind: Ps 94; Ps. 109; andere Feindpsalmen sind: Ps. 110,1; Ps. 60,14; Ps. 27,6 und Ps. 23,5