Vögler, Albert

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Dr.-Ing. Albert Vögler

Albert Vögler (Lebensrune.png 8. Februar 1877 in Borbeck oder Dellwig bei Essen; Todesrune.png 14. April 1945 im Haus Ende bei Herdecke nahe Dortmund) war ein deutscher Politiker, Unternehmer und von 1942 bis 1945 Wehrwirtschaftsführer. Er war Gründer der „Vereinigten Stahlwerke Düsseldorf“, Generaldirektor der zum Hugo-Stinnes-Konzern gehörigen Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG in Bochum, Vorsitzender des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), Abgeordneter der Nationalversammlung, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Vereinigten Stahlwerke AG, Generalbevollmächtigter für das Rhein-Ruhr-Gebiet und dominierende Persönlichkeit im „Ruhrstab“[1] sowie von 1920 bis 1924 und von 1933 bis 1945 Mitglied des Reichstages.

Leben

Ein junger Albert Vögler mit seinem Sohn
Dr. Albert Vögler, Adolf Hitler, Dr. Walter Borbet sowie Begleitarzt Dr. Karl Brandt am Rande einer Veranstaltung mit Gauleiter Josef Wagner, 1935
Albert und Helene „Lene“ Vögler (geb. Wolf); aus den „Erinnerungen an Albert und Lene Vögler“ von Heinrich van de Loo: „Ich sehe noch genau vor mir das erste Haus, in dem Vöglers wohnten. Es stand auf dem Hüttengelände, und man mußte, um dort hinzukommen, durch das Werktor gehen. Onkel Albert nahm uns dann mit, die Walzwerke zu besichtigen. Und seit der Zeit weiß ich, was feurige Schlangen sind: glühende Eisenstränge, die sich von Kaliber zu Kaliber durch die Walzen schlängeln. Seit den Tagen auf der Georgsmarienhütte war Albert Vögler mit meinem Vater Adolf van de Loo befreundet. Der fiel 1916 in der Schlacht am Skagerrak, und Albert Vögler hat sich in geradezu rührender Weise um meine Mutter und ihre drei Kinder gekümmert. Albert Vögler hat mir das Studium an der Technischen Hochschule in Karlsruhe ermöglicht, und ich trat auch der Verbindung bei, der er nun schon als Alter Herr angehörte. Im November 1925 schloß ich mein Studium ab und Albert Vögler bat mich, sofort bei der UNION in Fröndenberg einzutreten. […] Eine der für uns angenehmsten Eigenschaften Albert Vöglers war es, zufällig anwesende junge Leute zum Mittagessen heranzuziehen, auch wenn bedeutende Männer zu Besuch waren. So erinnere ich mich an zwei Mittagessen: einmal mit Herrn Hugo Stinnes und ein anderes Mal mit Friedrich Flick in Berlin. Paul Silverberg, in den 30er Jahren unbeschränkter Herrscher über die Firma Rheinische AG für Braunkohlen und Brikettfabrikation, kam des öfteren nach Haus Ende zu Besuch. […] Seit 1933 war Albert Vögler Mitglied des Reichstages. Er war niemals Parteigenosse. Er hat auch keine Uniform getragen und war wohl der einzige Abgeordnete in Zivil, der den Reichstagssaal betrat. Nachdem er anstelle von Fritz Thyssen den Vorsitz im Aufsichtsrat der Vereinigten Stahlwerke übernommen hatte, Übertrug man ihm während des Krieges auch noch andere Aufgaben.“

Nach der Lehre in einer Maschinenfabrik studierte er Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Karlsruhe. In Anschluß an seine Promotion (1901) arbeitete er dann als Hütteningenieur bei der Georgsmarienhütte in Osnabrück und als Oberingenieur bei dem Stahlwerk Dortmunder Union AG. 1917 wurde er zum ersten Vorsitzenden des Vereins der deutschen Eisenhüttenleute gewählt und gründete im Dezember 1918 die Deutsche Volkspartei als deren Abgeordneter er auch ein Jahr später an der Verfassunggebenden Nationalversammlung teilnahm. In den Folgejahren war er Reichstagsabgeordneter der DVP, trat 1924 aber wieder aus. 1929 verhandelte er mit über den Young-Plan verweigerte aber die Zustimmung, da er die Zahlungsforderungen an das Deutsche Reich für wirtschaftlich untragbar hielt. 1933 wurde er in den aus 17 führenden Industrie- und Parteivertretern bestehenden Generalrat der Wirtschaft berufen und 1941 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (Mitglied des Senats seit 1920). Ab 1942 war er Wehrwirtschaftsführer. Der Führer verlieh dem Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft anläßlich der Vollendung seines 65. Lebensjahres und in Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen Verdienste die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.

Chronologie (Auszug)

  • 8. Februar 1877: Albert Vögler wurde als zweites von acht Kindern des Zechen-Betriebsführers Karl Friedrich Vögler (Lebensrune.png 27. April 1844; Todesrune.png 5. März 1930) und dessen Frau Frederike Bertha, geb. Kuss (Lebensrune.png 10. September 1845; Todesrune.png 5. Juli 1945) in Borbeck (nach anderen Quellen in Dellwig) bei Essen geboren. Über den Vater ist bekannt, daß er aus Obernburg/Hessen über die Region Eschweiler-Weisweiler ins Ruhrgebiet einwanderte, am 30. September 1871 Bertha Kuss heiratete und es nach Besuch der Bergschule vom einfachen Bergmann zum Hilfssteiger, schließlich Steiger und 1901 Betriebsführer der zur Harpener Bergbau AG gehörigen Zeche Hugo in Buer bei Gelsenkirchen brachte. Alberts sieben Jahre jüngerer Bruder Eugen machte eine ebenfalls beachtliche Karriere bis zum Vorstandsvorsitzenden der Hochtief AG.
  • 1901: Nach dem Besuch des Realgymnasiums und einer Lehre in einer Maschinenfabrik studiert Vögler Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Karlsruhe und schließt das Studium mit der Promotion ab.
  • 1901: Seine erste Anstellung fand Albert Vögler im Konstruktionsbüro der Maschinenfabrik Baum AG in Herne, eines um die Jahrhundertwende bekannten Lieferanten von Kohlenaufbereitungsanlagen.
  • 1902–1910: Vögler arbeitet als Hütteningenieur bei der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hütten-Verein (Abteilung „Hochofenwerk mit Gießerei und Steinfabrik“) in Osnabrück.
    • Dort lernte er nicht nur seine spätere Frau Helene, die Tochter des Casinoverwalters Wolf kennen, die er 1905 heiratete, sondern stieg auch zum Assistenten des leitenden Hüttendirektors11 auf und wurde von seiner Firma nach Großbritannien zum Studium der dortigen modernen Siemens-Martin-Stahlwerke geschickt.
  • 1. September 1905: Vögler nahm eine Stelle als Oberingenieur an bei der Union AG für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie in Dortmund, allgemein bekannt als „Dortmunder Union“, wo er die betriebliche Energiewirtschaft modernisierte und rationalisierte.
  • 1910: Die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten AG (Deutsch-Luxemburg) von Hugo Stinnes erwirbt die Dortmunder Union AG und wird damit zu einem der größten Montanunternehmen Deutschlands.
  • 8. September 1910: zum stellvertretenden Vorstandsmitglied von Deutsch-Lux ernannt.
  • 1912 bis 1919: Mitglied der Dortmunder Stadtverordneten-Versammlung
  • 22. November 1912: der Aufsichtsrat ernannte Vögler schließlich zum Direktor und ordentlichen Vorstandsmitglied.
  • 1. Januar 1917: Vögler wird zum Generaldirektor der Deutsch-Luxemburg als Nachfolger von Generaldirektor Reinhard Eigenbrodt und behält diese Funktion bis 1926.
  • 1917 bis 1936: Er wird zum ersten Vorsitzenden des Vereins der deutschen Eisenhüttenleute gewählt.
    • Als Vorsitzender forderte er in einer Denkschrift an die Oberste Heeresleitung zusammen mit dem Verein „Deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller“ im Dezember 1917 die Annexion des französisch-lothringischen Eisenerzbeckens von Briey und Longwy und war im Sommer 1917 an der Abberufung von Wilhelm Groener als Chef des Kriegsamts beteiligt, weil dieser die amtliche Lohn- und Gewinnkontrolle verschärfen wollte.
  • 11. November 1918: Vögler gehörte zur deutschen Delegation unter Leitung des Zentrums-Politikers Matthias Erzberger, die den Waffenstillstandsvertrag unterzeichnete.
  • 15. Dezember 1918: Vögler gehört neben Hugo Stinnes und Gustav Stresemann zu den Mitgründern der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei (DVP). Er trägt dazu bei, daß die Partei eine an den Unternehmern orientierte Wirtschafts- und Sozialpolitik vertritt.
    • Von April bis November 1919 war Vögler Schatzmeister der DVP, gab dieses Amt aber wegen Arbeitsüberlastung auf. Mitte 1919 war er erster Vorsitzender der Wahlkreisorganisation der DVP für den großen Wahlkreis Westfalen-Süd, dem bedeutendsten und mitgliederstärksten (70.000 Mitglieder Ende 1919) innerhalb der Organisation der DVP, zudem war er von 1920 bis 1924 Vorsitzender der Rheinisch-Westfälischen Arbeitsgemeinschaft seiner Partei. Innerhalb der Partei gehörte Vögler dem rechtskonservativen Industriellen-Kreis an, der sich als Nationalliberale Vereinigung am 12. März 1924 von der DVP abspaltete.
  • 5. bis 16. Juli 1920: Vögler nahm an der Reparationskonferenz von Spa teil, zu der auch Hugo Stinnes, Carl Bosch, Fritz Thyssen, Florian Klöckner und Otto Wolff als Sachverständige und Berater hinzugezogen wurden.
  • 23. November 1923: Vögler unterzeichnete allein für den Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund das Micum-Abkommen.
    • Auch bei den Reparationsverhandlungen über den Dawes-Plan am 15./16. August 1924 in London und 1929 über den Young-Plan war Vögler anwesend. Neben dem Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht gehörte Albert Vögler 1929 zu den von der Regierung ernannten Hauptsachverständigen, die mit den alliierten Siegermächten ein modifiziertes, der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft angepaßtes Reparationszahlungsprogramm aushandeln sollten. Vöglers Bestellung erfolgte auf Betreiben des „Reichsverbands der Deutschen Industrie“. Am 23. Mai 1929 trat Vögler von seinem Amt zurück, obwohl er bis dahin konstruktiv an der Vertragsgestaltung mitgearbeitet hatte. Der an Zahlen und Fakten orientierte Wirtschaftsführer dürfte das politische Umfeld nicht ausreichend berücksichtigt haben.
  • Mai 1925: Unter der Schirmherrschaft Albert Vöglers, der seit April 1917 ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins deutscher Eisenhüttenleute (VdEh) war, gründete diese Berufsorganisation im Mai 1925 das Deutsche Institut für technische Arbeitsschulung (Dinta) unter Leitung seines geistigen Vaters Karl Arnhold.50 Vögler begeisterte sich für die Institutsarbeit. Das Dinta wurde 1933 als „Deutsches Institut für nationalsozialistische technische Arbeitsforschung und -schulung“ fortgeführt und ging 1935 in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) als „Amt für Berufserziehung und Betriebsführung“ unter Arnholds Leitung auf.
  • Als 1926 die vier Montankonzerne Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb, Rheinische Stahlwerke, die Thyssen-Gruppe sowie die ehemalige Stinnes-Gruppe mit den Unternehmen Deutsch-Lux, Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation sowie Gelsenkirchener Bergwerks-AG die Vereinigte Stahlwerke AG (VSt) gründeten, da wurde Vögler, anerkanntermaßen Deutschlands technisch fähigster Stahlmanager, zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.
  • 11./12. Mai 1926: Die politische Polizei führte wegen eines vermuteten „Rechtsputsches“ Hausdurchsuchungen bei Alfred Hugenberg, Albert Vögler, dem Verbandspolitiker Eugen Wiskott, unter anderem zweiter Vorsitzender des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Oberbergsamtsbezirk Dortmund und Vorstandsmitglied im Reichsverband der Deutschen Industrie, sowie Fritz Winkhaus, dem Generaldirektor des Köln-Neuessener Bergwerkvereins, durch. Vögler wurde verdächtigt, Mitwisser deutsch-nationaler Putschpläne der Kreise um den Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes Heinrich Claß zu sein. Stichhaltiges Material wurde im Ruhrgebiet nicht gefunden.
  • 1928: Vögler gehörte zu den zwölf Mitgliedern der „Ruhrlade“, in der führende Ruhrindustrielle auf Anregung von Paul Reusch, Gutehoffnungshütte Aktienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb, politische und ökonomische Probleme (vor-)besprachen. Die ex­klu­si­ve Interessenvereinigung der zwölf wich­tigs­ten Ruhrindustriellen hielt sei­ne Exis­tenz ge­heim und fi­nan­zier­te als Sprach­rohr die „Deut­sche All­ge­mei­ne Zei­tun­g“.
  • Mai/Juni 1932: Mitglied des „Keppler-Kreises“ um den mittelständischen Unternehmer Wilhelm Keppler
    • Vögler hatte Hitlers Gedankengut nicht nur auf dessen Industrie-Club-Rede in Düsseldorf am 26. Januar 1932 kennen gelernt, sondern auch am nächsten Tag im privaten Gespräch auf Schloß Landsberg, dem Fritz Thyssen zur Verfügung stehenden ehemaligen Wohnsitz seines verstorbenen Vaters August Thyssen. An diesem Gespräch nahmen neben Adolf Hitler, Hermann Göring und Ernst Röhm auf der einen Seite sowie Fritz Thyssen, Ernst Poensgen und Albert Vögler auf der anderen Seite teil.
  • 30. November 1932: Vögler sprach sich öffentlich für „die starke nationale Strömung“ aus, „die unser Volk einer Urkraft gleich ergriffen hat“, um gleich einzuschränken und zu entschuldigen: „Wir sind gern bereit das Überlaute, das Überschwengliche und Überhebliche zurückzustellen.“
  • Bis 1935 war Vögler Vorstandsvorsitzender der Vereinigte Stahlwerke AG, wechselte dann in den Aufsichtsrat als Stellvertreter des Vorsitzenden Fritz Thyssen bis zu dessen Emigration 1939, um 1940 zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt zu werden. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod 1945 aus.[2][3]

Helmholtz-Gesellschaft

Der Gründungsgedanke für eine (später dann nicht „Gauss-Weber“-, sondern „Helmholtz-Gesellschaft“ genannte) Förderorganisation in den Ingenieurswissenschaften begann in Rheinischen Wirtschaftskreisen im Spätsommer 1920 Gestalt anzunehmen. Fritz Haber schlug daher Friedrich Schmidt-Ott Anfang September vor, auch der Notgemeinschaft auf der kommenden Tagung der Naturforscher in Bad Nauheim ein Erscheinungsbild zu verschaffen, ihr also schon eine irgendwie öffentlich sichtbare „Organisation“ zu verleihen.183 Der Druck der Industriellen war enorm. Am 26. Oktober 1920 teilten Carl Duisberg und Albert Vögler offiziell im Automobilclub Friedrich Schmidt-Ott mit, dass sie die „Helmholtz-Gesellschaft“ am nächsten Tag unter dem wissenschaftlichen Vorsitz des Physikers Wilhelm Wien gründen würden. Nach juristischer Beratung entschieden Friedrich Schmidt-Ott und Fritz Haber, dass die Notgemeinschaft ihre Ausrichtung auf die Gesamtheit aller Wissenschaftszweige „unverändert“ behalten solle, womit sich Carl Duisberg und Albert Vögler einverstanden erklärten.184 Am 27. Oktober 1920, nur drei Tage vor der anberaumten „Gründungssitzung der Notgemeinschaft“, wurde die „Helmholtz-Gesellschaft zur Förderung der physikalisch-technischen Forschung e.V.“ ins Leben gerufen.185 Friedrich Schmidt-Ott gelang es, noch im Vorfeld einen „Aufruf der Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft“ zugunsten der Notgemeinschaft zu formulieren, und erhielt dafür auch die Unterstützung von Albrecht Vögler.186 Der Spendenaufruf erschien in der Presse am 1. Dezember 1920 und war mitgetragen vom „Zentralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes“, dem „Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag“, dem „Deutschen Industrie- und Handelstag“, der „Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels“, dem „Reichsausschuss der deutschen Landwirtschaft“ u. a. m. Mit wissenschaftspolitischen, rhetorischen Topoi, die an die Loyalität zur deutschen Bildungsnation appellierten und die industrielle Verwertbarkeit wissenschaftlichen Wissens herausstellten, suchte der „Aufruf“, das Gehör der Wirtschaft für die Fragen der Wissenschaftsfinanzierung zu finden […] Während der Mitgliederversammlung der Notgemeinschaft am 12. März 1926 in München führte das Elektrotechnische Laboratorium der Technischen Hochschule eine Reihe von Experimenten mit Apparaturen der Industrie vor. Auch die von Friedrich Schmidt-Ott und Adolf v. Harnack nominierten Experten aus der im Herbst 1924 angedachten „Kommission für Forschungsaufgaben“, etwa Albert Vögler, traten wiederholt in Redebeiträgen zum Thema „Wissenschaft, Technik und Wirtschaft“ hervor und zählten dabei eine eindrucksvolle Kette wissenschaftstechnologischer Produkte auf.[4]

Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

Die Kandidaten, die bei der neuerlichen Präsidentensuche zur Diskussion standen, waren Kuhn, Krauch und Vögler. Die Gespräche darüber – von denen das erste bereits unmittelbar im Anschluss an die Beisetzung von Bosch stattfand – führten maßgeblich Telschow, Siemens, Vögler, Mentzel, Krauch und der KWG-Senator Hugo Andres Krüss (1879–1945) aus dem preußischen Kultusministerium. Schon bald kristallisierte sich Vögler als der einzige Kandidat heraus, der den divergierenden wissenschafts- und wirtschaftspolitischen Ansprüchen genügte und versprach, eine uneingeschränkte Förderung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu seinem Anliegen zu machen. Doch Vögler wollte das Präsidentenamt zunächst gar nicht übernehmen, zu sehr war er in seine eigenen wirtschaftspolitischen Unternehmungen eingebunden, insbesondere im Hinblick auf die Vereinigten Stahlwerke, die sein Lebenswerk darstellten. Eine scheinbar greifbare Übergangslösung, die Vögler als virtuellen Präsidenten und Mentzel als de facto geschäftsführendenden Ersten Vizepräsidenten vorsah, wurde hinfällig als der Göring-Intimus Krauch, der sich als Kandidat für das Präsidentenamt nicht hatte durchsetzen können, im Frühjahr 1941 drohte, die Existenz der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Frage zu stellen. Dadurch gelang es Siemens schließlich Vögler umzustimmen, der am 31. Juli 1941 auf der Sitzung des Senats zum neuen Präsidenten gewählt wurde. Scheinbar überraschend wurde Staatssekretär Herbert Backe (1896–1947) Erster Vizepräsident und Mentzel hingegen nur Zweiter Vizepräsident. Die Berufung Backes, Leiter der Geschäftsgruppe Ernährung in der Vierjahresplanbehörde, ging offenbar auf eine Forderung Görings zurück – immerhin war das Reichsernährungsministerium zusammen mit dem Reichserziehungsministerium der größte Geldgeber der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Hachtmann hält es aber auch für denkbar, dass es sich dabei um eine Intervention Telschows gehandelt haben könnte, zumal Mentzels Stern innerhalb der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft nicht mehr ganz so hell erstrahlte, nachdem er eigenmächtig die Entlassung von Otto Warburg verlangt hatte. Die neue Führungsspitze, gestützt natürlich von Telschow, machte die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu einem Bollwerk, das von außen kaum einzunehmen war. Der Industriemagnat Vögler war als erster und einziger Präsident der Gesellschaft kein Wissenschaftler, doch seine Verbindungen mit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der er bereits seit 1914 angehörte, gingen weit zurück: seit 1920 gehörte er dem Senat an, ab 1924 fungierte er als Dritter und ab 1933 als Zweiter Schatzmeister der Gesellschaft. Als Wirtschaftsführer engagierte er sich vor allem für die Institute, die mit seinen Interessen für die Montanindustrie korrespondierten, das KWI für Eisenforschung, das KWI für Kohlenforschung und das KWI für Metallforschung, in deren jeweiligen Kuratorien er auch saß. Als Wissenschaftsmäzen hatte er schon 1920 bei der Gründung der „Helmholtz-Gesellschaft zur Förderung der physikalisch-technischen Forschung“ seiner Sorge darüber Ausdruck verliehen, dass aufgrund der „altwissenschaftlichen“ Übergewichtung durch Harnack und Schmidt-Ott, die „technischen Institute Not leiden würden.“ Ganz besonders am Herzen lag Vögler das KWI für Arbeitsphysiologie, dessen Vorbereitendem Ausschuss für die Neuorganisation er bereits 1926 angehört hatte. Das Institut wurde auf sein Betreiben 1929 nach Dortmund verlegt – eine bemerkenswerte Entscheidung vor dem Hintergrund, dass die Stadt selbst gar nicht die Möglichkeit bot, das Institut einer Universität anzugliedern. Als Präsident führte er die Geschäfte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft überwiegend von Dortmund aus, wo seine kometenhafte Karriere einst bei der Dortmunder Union begonnen hatte. Vöglers Einsatz für Autonomie und gegen staatliche Bevormundung der Forschung können nicht darüber hinwegtäuschen, dass er politisch dem völkischen Lager angehörte. 1919 trat er in die Deutsche Volkspartei ein, bei der es sich um die Nachfolgerin der Nationalliberalen Partei handelte, deren Vorsitzender Friedensnobelpreisträger Gustav Stresemann (1878–1929) war. Für die DVP saß er von 1920 bis 1924 im Reichstag. Nachdem er Anfang der 1930er Jahre Hitler kennengelernt hatte, wurde Vögler ein Unterstützer der NSDAP, in die er zwar nicht eintrat, für deren Fraktion er aber von 1933 bis 1945 im Reichstag saß. In den Apologien der Nachkriegszeit wird Vögler gerne nachgesagt, dass er gegen Kriegsende der konservativen Widerstandsbewegung um Carl Goerdeler (1884–1945) nahe gestanden hätte. Diese Mutmaßungen gehen auf personelle Überschneidungen zwischen dem Goerdeler-Kreis und jenem Kreis um Paul Reusch (1868–1956) zurück, in dem Ende der 1930er Jahre maßgebliche Funktionsträger informell zusammenkamen, darunter Vögler, Siemens, Ferdinand Sauerbruch (1875–1951), Hjalmar Schacht (1877–1970) und vorübergehend auch Carl-Hans Graf von Hardenberg (1891–1951) und Friedrich-Karl von Zitzewitz (1888–1975). Eine enge Beziehung verband ihn hingegen mit Albert Speer (1905–1981). In seinen Erinnerungen schrieb Speer es unter anderem der Intervention Vöglers zu, dass Göring ihn nach seiner Ernennung zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition als Nachfolger von Fritz Todt (1891–1942) am 9. Februar 1942 nicht an eine Vierjahresplanvereinbarung fesseln konnte, die ihn handlungsunfähig gemacht hätte. So gelang es ihm in kurzer Zeit, den Koloss Rüstungsproduktion neu zu organisieren. Als Berater und Freund des neuen Rüstungsministers koordinierte Vögler im Gegenzug die Rüstungsforschung unter optimaler Nutzung der Kapazitäten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und verbrachte auch deswegen ab 1942 mehr Zeit in Berlin. Hachtmann bezeichnet Vögler als den wohl wichtigsten Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, dem es zu verdanken sei, dass die Gesellschaft die Zeiten „mit einem zunehmend resignierenden Planck sowie einem verunsicherten und schließlich weitgehend handlungsunfähigen Glum [...] unbeschadet überstand“, nicht zuletzt auch dadurch, indem er dafür sorgte, dass letzterer durch Telschow ersetzt wurde. Vöglers enormer politischer Einfluss war auch ein Erfolg seines hochentwickelten taktischen Geschicks und rhetorischen Talents. „Herr Vögler wechselte am Tag in grundlegenden Fragen zwei bis dreimal eine Anschauung“ zitiert Hachtmann in seinem Vögler-Porträt den ehemaligen Reichskanzler Heinrich Brüning (1885–1970), doch betont, dass diese „politische Elastizität“ keinesfalls als Opportunismus missverstanden werden dürfte. Generalbevollmächtigter für das Rhein-Ruhr-Gebiet und „Schutzpatron der Wissenschaften“ […][5]

Tod

Nach dem Zusammenbruch 1945 beim Einmarsch der US-amerikanischen Invasionstruppen in das Ruhrgebiet soll er sich in seinem Herrenhaus „Haus Ende“ mit Zyankali das Leben genommen haben. Ernst Poensgen schrieb über seinen Freund:

Ernst Poensgen über Albert Vöglers Freitod in einem Brief vom 7. Juni 1945
„Selten hat mich eine Nachricht so erschüttert, mir ist, als wär ein Stück von mir mit ihm dahingegangen.“

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Literatur

Fußnoten

  1. „In einer Spezialoperation, der Operation Chastise [‚Züchtigung‘], gelang es dem Bomber Command in der Nacht zum 17. Mai 1943 die massiv gebaute Staumauer der 1913 eingeweihten Möhnetalsperre zu zerstören. Intention des Angriffs war die Vorstellung der Zielplaner, das Ruhrgebiet durch Wasser- und Energiemangel lahmzulegen sowie die Verkehrsverbindungen im Ruhrtal zu zerstören. Dabei überschätzte das Bomber Command die energiewirtschaftliche Bedeutung der Talsperren im Bereich des Ruhrsperrenvereins sowie die Möglichkeiten auf deutscher Seite, die wichtigsten Sachschäden in relativ kurzer Zeit zu reparieren. […] Unmittelbar nach dem Angriff auf die Möhnetalsperre setzten die Wiederaufbauarbeiten ein. Albert Speer, Reichsminister für Bewaffnung und Munition, etablierte im Ruhrgebiet einen ‚Ruhrstab‘ zur Koordinierung der Reparatur- u. Präventionsmassnahmen im gesamten Industriegebiet. Die Organisation Todt wurde in Teileinheiten vom ‚Atlantikwall‘ abgezogen und ins Ruhrgebiet verlegt. Dort war sie unter anderem für den Wiederaufbau der Staumauer der Möhnetalsperre zuständig, der unter Einsatz von Tausenden von Zwangsarbeitern bereits im Oktober 1943 abgeschlossen werden konnte. Gleichzeitig erhielten sämtliche wasserwirtschaftlichen Anlagen und Talsperren im Einzugsgebiet der Ruhr einen verstärkten Flakschutz.“Quelle
  2. Albert Vögler 1877–1945, Lemo
  3. Manfred Rasch: Über Albert Vögler und sein Verhältnis zur Politik, in: „Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen. Forschungen und Forschungsberichte“. Bd. 27, 2003, S. 127–156
  4. Kirchhoff, Jochen: [Wissenschaftsförderung und forschungspolitische Prioritäten der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft Wissenschaftsförderung und forschungspolitische Prioritäten der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft 1920-1932]
  5. Stationen der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft von Jürgen Renn, Horst Kant und Birgit Kolboske