Hege, Walter

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Professor Walter Hege, Meister der Lichtbildkunst

Karl Walter Hege (Lebensrune.png 12. November 1893 in Naumburg; Todesrune.png 29. Oktober 1955 in Weimar) war ein deutscher Lichtbildner, Kameramann, Filmkünstler, Dekorationskünstler, Maler und Regisseur sowie von 1930 bis 1935 Hochschullehrer an der Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst Weimar. Als Mitarbeiter der „Olympia-Film G.m.b.H.“ stand er Leni Riefenstahl nahe.

Leben

Ansicht des Bamberger Reiters
Uta von Ballenstedt, Stifterfigur im Naumburger Dom
Heinrich II. und Kaiserin Kunigunda im Bamberger Dom
Fotokampagne in Griechenland unter Leitung von Walter Hege 1929, hier bei Aufnahmen am Parthenon-Fries auf der Akropolis in Athen.
Hege leitet einen Kurs für Lichtbildner um 1930, hier bei der Kontrolle des Ausschnitts; Mit der Architektur und Kunst der Moderne stand der einstige Frontkämpfer Walter Hege überhaupt nicht auf vertrautem Fuß. Er bekannte sich ausdrücklich zum Kulturkonservatismus und trat 1930 der NSDAP bei. Im selben Jahr wurde Hege von Paul Schultze-Naumburg als Lehrer für Lichtbildnerei an die Hochschulen für Baukunst, bildende Künste und Handwerk in Weimar berufen. Im Mai 1934 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Die der Reichsfilmkammer angeschlossene Firma „Walter Hege Lichtbildwerkstatt" fertigte im Auftrag des deutschen Olympischen Komitees in Griechenland Aufnahmen für das Bildband „Olympia“ an.
SA-Standarte Henneberg von Walter Hege, aus Fritz Sauckels „Kampf und Sieg in Thüringen“, Weimar 1934
„Olympia“. Aufgenommen von Walter Hege, beschrieben von Gerhart Rodenwaldt, zweite Auflage von 1937
Kameramann Walter Hege mit Assistentin Ursula von und zu Löwenstein bei Dreharbeiten im Olympia-Schwimmstadion während der Sommerspiele, August 1936
Aufnahme vom dem 1935 von Paul Ludwig Troost errichteten Ehrentempel für die Gefallenen der Bewegung am Münchner Königsplatz von Walter Hege, 1938

Mit 32 Jahren wurde Walter Hege schlagartig deutschlandweit bekannt. Sein erster Bildband „Der Naumburger Dom und seine Bildwerke“ erschien Anfang des Jahres 1925 im renommierten Deutschen Kunstverlag und verkaufte sich so gut, daß er in den folgenden Jahrzehnten insgesamt neun Auflagen erlebte. Zu diesem Zeitpunkt war er noch Fotografengeselle und betrieb ein Fotoatelier in seiner Heimatstadt Naumburg. Erst im August 1925 legte er vor der Handwerkskammer in Halle (Saale) seine Meisterprüfung ab. Heges Fotos hielten damit in vielen bildungsbürgerlichen Wohnzimmern Einzug. Den Text zum Band lieferte der bekannte Kunsthistoriker Wilhelm Pinder (Ordinarius in München und Berlin). Die Aufnahmen Heges erst haben dem Volk die Stifterfiguren seelisch erschlossen. Auf den Naumburg-Band folgte 1927 im Deutschen Kunstverlag ein ähnlich ausgestatteter Bildband zum Bamberger Dom, wiederum mit Texten von Wilhelm Pinder, und weitere drei Jahre später ein Buch zum Dom von Xanten.

Seine zahlreichen Fotografien des Bamberger Reiters und der Uta von Naumburg haben bei Prof. Paul Schultze-Naumburg, aber auch beim Kampfbund für deutsche Kultur höchstes Gefallen und Verwendung gefunden. Walter Möllenberg beschreibt 1934:

„Die Aufnahmen Heges erst haben uns die Stifterfiguren seelisch erschlossen.“

U. a. die Schriftsteller Lothar Schreyer („Der Bamberger Reiter“) sowie Helmut Paulus („Der Bamberger Reiter“; Novelle) benutzen Bilder Heges für ihre Bücher. Auch in der Nachkriegszeit war der Künstler aktiv. Sein bekanntes Bild von Bundespräsident Theodor Heuss diente als Vorlage für eine Briefmarkenserie.

Jugend

Walter Hege wurde am 12. November 1893 in Naumburg an der Saale als Ältestes von sieben Kindern geboren. Vater Friedrich Karl Hege besaß ein kleines Glasergeschäft. Mutter Paulina Alma Hege war Schneiderin. Die Familie wohnte im großväterlichen Haus in der Michaelisstraße. Als es später verkauft wurde, lebten sie dann im Hinterhaus. Familie Friedrich Hege lebte in bescheidenen Verhältnisse.

Von 1900 bis 1908 besuchte er die Volksschule. Schulrektor Karl Hemprich erkannte sein Talent und förderte ihn. Zeichnen war sein Lieblingsfach. Einmal mußte er ein Pferd mit Kreide an die Tafel malen. Es kam sogar dazu, daß alle guten Zeichner der Schule zusammengebracht wurden. Dann blieb er meist der Sieger. Vom Großvater, den Hege, wie er in seinen Jugenderinnerungen schrieb, liebte und verehrte, erhielt er Tusch- und Malvorlagen geschenkt. An seinem Lob war ihm gelegen. Mitunter durfte er als Porzellanmaler helfen. Der Großvater war Kammacher. Mit 72 Jahren traf ihn der Schlag, was der junge Hege nur schwer verkraftete.

Am 1. Januar 1909 begann das Zeichentalent bei Malermeister Paul Hüttig in der Artilleriestraße als Dekorationsmaler, seine erste begonnene Lehre als Kaufmannslehre in einem Galanteriegeschäft hatte er schnell abgebrochen. In der verbleibenden Zeit quält ihn die Schusterbude weiter (er arbeitete beim Onkel in der Schuhfabrik Weißenfels). Wenn in der neuen Lehre für das künstlerische Malen ebenso kein Raum blieb, sagte ihm das doch deutlich mehr zu. Sein Gesellenstück als Dekorationsmaler sollte die Erneuerung eines Vestibüls in der Grochlitzer Straße mit ornamentaler Deckenmalerei werden. Für die theoretische Prüfung gab es ein „gut“.

Erstes Treffen mit Paul Schultze-Naumburg

Schon mit 14 Jahren zog es den jungen Hege mit Skizzenbuch, Farbtöpfen und Pinseln in die Natur hinaus, wo seine ersten Mal- und Zeichenstudien entstanden sind. Im Spätherbst 1908, kurz vor dem 16. Geburtstag, überraschte ihn sein Vater an einem Sonntag. Hege mußte seine Werke einpacken. Die Eisenbahn brachte beide nach Bad Kösen. Von dort nahmen sie den Fußweg zum berühmten Paul Schultze-Naumburg, der auf einem herrschaftlichen Anwesen, idyllisch gelegen im Vorort Saaleck auf den Kalkfelsen hoch über dem Saaletal, wohnte und mit Fritz Koegel die „Saalecker Werkstätten G.M.B.H.“ unterhalb der Burg Saaleck betrieb. Durch ein Tor traten sie in einen märchenhaft angelegten Garten. Als sie auf das Haus zugingen, kam es ihnen wie ein Schloß vor. Höflich gewährte der Hausherr Einlaß. Der Vater präsentierte dem Professor die Zeichnungen vom Sohn, der sich zeigte. Er verwies den vielversprechenden jungen Künstler an den Landschaftsmaler und Lehrer Hugo Gugg (1878–1956), der gegenüber von Schultze-Naumburg wohnte und zumeist in Sandalen und Reformkleidung anzutreffen war. Gütig und überaus freundlich schaute Gugg die Werke des Nachwuchskünstlers an, ermutigte ihn, machte ihm aber auch klar, daß er stets fleißigen üben müßte. Hege erinnerte sich später immer wieder an den Besuch:

„Es war alles wie ein schöner Traum. Diese Begegnung war schicksalhaft geworden.“

Wehrpflicht und Erster Weltkrieg

„1912 beendet Hege bei Paul Hüttig in Naumburg erfolgreich seine Lehre als Dekorationsmaler. Die Mutter rät ihn seine berufliche Arbeit in Dresden fortzusetzen. Auf dem Weg dorthin, unterbricht er in Leipzig die Zugfahrt. ‚Was gab es da zu staunen‘ (Hege), die Bilder von Max Klinger, die ‚Sirenen des Odysseys‘ (Greiner) und das Beethoven-Denkmal. Natürlich denkt er überhaupt nicht daran, dass einmal seine Werke hier gezeigt werden könnten. Nach Jahren anstrengender Arbeit kommt der Tag.[1] In Dresden traf er einen alten Kollegen aus Naumburg, der in seiner Schlafstelle ein Bett frei hatte. In der Alaunstraße hausten sie vier Treppen hoch zusammen mit dem Sohn der Vermieterin, jeder für drei Mark die Woche. Nach einigen Tagen vermittelte ihn der paritätische Arbeitsnachweis in das Loschwitzer Villenviertel. Auch in Altenburg (Sachsen) soll er gearbeitet haben. ‚Und dann kam ich bis August 1913 zu den Dresdner Jägern‘ [Anm.: 2. Königlich Sächsisches Jäger-Bataillon Nr. 13], schildert Hege 1935 seinen weiteren Lebensweg, ‚tagsüber exerzierte ich als Rekrut und abends zeichnete ich in der Kunstgewerbeschule‘. Gleichnach dem Ausbruch des Krieges erfolgt die Einberufung als Meldegänger. Beim Kampf um die Loretto-Höhe im Mai 1915 verletzt ihn ein Brust-Lungendurchschuß schwer. Für seinen Einsatz erhält er das Eiserne Kreuz II. Klasse und die Friedrich-August-Medaille. Nach der lebensrettenden Behandlung der Ärzte in der Chirurgischen Klinik Gießen, pflegt ihn die Familie im Elternhaus gesund. Der Kriegsdienst ist beendet und in Burgscheidungen (Unstrut) erwartet ihn ein Kuraufenthalt.“[2]

Lehrjahre bei Hugo Erfurth und erste Berufsschritte

Nach der Genesung treiben ihn künstlerische Ambitionen nach Dresden zurück. Schon einmal – 1912/1913 – hatte er hier Abendkurse an der Kunstgewerbeschule (ab 1921 Akademie für Kunstgewerbe) belegt. In der Graphikklasse Dresden von Professor Georg Oskar Erler (1871-1950) übte er jetzt Zeichentechniken. Von April 1918 bis März 1920 folgen die Lehrjahre bei Hugo Erfurth (1874–1948) in Dresden, der zu den größten Porträtisten zählte, den die Fotografie hervorbrachte. Um das Lehrgeld bezahlen zu können, fertigte Hege anatomische Zeichnungen für die Dresdner medizinische Fakultät an. Er lernte das Beschichten und Entwickeln der Platten und assistierte bei Porträtaufnahmen. Hege schrieb 1935:

„Als die Zeit um war, zog ich als Landstreicher los, ohne Geld natürlich, aber mit einer geschenkten Kamera.“

Im Rucksack ein selbst geschnitzter Kasperle, durchwanderte er von April bis zum Herbst 1920 Franken, Bayern und den Böhmerwald. Bis zum 29. Juni begleitet ihn sein Freund Hans Kinder. 1921 gründete Hege im elterlichen Haus auf dem Linsenberg 48, weit ab vom Naumburger Geschäftsviertel, eine kleine Fotowerkstatt. Etwa bis 1926 wohnte er hier in Grochlitz und war als selbständiger Fotograf und Graphiker tätig.

Das Professoren-Kollegium der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst Weimar ernennt Walter Hege Anfang 1924 zum Meisterschüler. Hier lernte er bei dem ihm bekannten und verehrten Hugo Gugg, Nachfolger von Theodor Hagens, die Techniken des Malens und Zeichnens. Sein Lehrer war bald nach Ausgliederung der Hochschule aus dem Bauhaus im April 1921 zum Mitglied des Kollegiums aufgerückt und gehörte zum „Saalecker Kreis“.

„Als Maler bringt er die richtigen Voraussetzungen mit, um auch im Fotografischen künstlerisch schöpferisch sein.“ — Bruder Fritz Hege 1956

Schüler und Lehrer unternehmen zusammen eine Studienreise nach Italien, die sie bis nach Sizilien führt. Ein Jahr später widmet Hege den Bildband „Der Naumburger Dom und seine Bildwerke“ (1925) „Meinem Meister, dem Maler Hugo Gugg“. Der Lebensmittelpunkt verschiebt sich von Naumburg nach Weimar. Bis Anfang der 1930er Jahren wohnte Walter Hege in einem Seitenflügel vom Belvedere. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatten Harry Graf Kessler, Leiter des Großherzoglichen Museums für Kunst und Kunstgewerbe, und Henry van de Velde, Direktor der Großherzöglichen Sächsischen Kunstgewerbeschule, der Moderne zu Publizität und Ansehen in der Kleinstadt an der Ilm verholfen.

Staatliche Hochschulen für Baukunst, bildende Künste und Handwerk

Auf dem Höhepunkt des politischen Kampfes um die „Weimarer Kunsthochschule“ folgte Walter Hege im Juli 1930 dem Ruf von Paul Schultze-Naumburg an die „Staatlichen Hochschulen für Baukunst, bildende Künste und Handwerk“. Aus Anlaß der Einweihung der umgestalteten Lehranstalten am 1. November 1930 stellte ihn Paul Schultze-Naumburg so vor:

„[…] der in Weimar ausgebildete Walter Hege, der sich durch sein Werk über die Akropolis und die deutschen Dome in Bamberg, Naumburg und Xanten rühmlich bekannt gemacht und als geeignetster Mann unsere Klasse für Lichtbildnerei übernahm.“

Noch innerhalb seines ersten Halbjahres an der Weimarer Hochschule war Hege der NSDAP beigetreten (Mitgliedsnummer 339.675). Die Photographische-Abteilung (Abteilung III) befand sich in einem Flügel des Haupthauses der Schule. Unterrichtsbeginn war der 1. Oktober 1930. Die Fachklasse für Lichtbildner an den Vereinigten Lehranstalten für Kunst und Handwerk in Weimar umfaßte je einen Lehrgang für Gesellen, für Meister und Lehrlinge mit den Fächern Apparatekunde, Werkstoffkunde, Optik, Freihandzeichnen, Retusche und praktische Werkstattarbeit. „Allzu starre Theorie lehnt er ab“, plauderte 1956 Fritz Hege aus, der zur ersten Meisterklasse von 15 Schülern gehörte. Vier Jahre nach dem Beginn der Tätigkeit in Weimar wurde Walter Hege zum Professor berufen. Organisation der Fachklasse für Lichtbildnerei (Abschrift):[3]

  • Fachlehrer: Walter Hege, Maler und Meister der Lichtbildnerei.
  • Lehrgang I für Lehrlinge:
    • Ausbildung in der Berufslichtbildnerei.
    • Vorkenntnisse nicht unbedingt erforderlich.
    • Mindestalter in der Regel 16 Jahre.
    • Dauer des Lehrgangs 3 Jahre (6 Semester), danach Ablegung der Gesellenprüfung vor der Innung.
    • Unter Umständen (bei außergewöhnlicher Begabung) Verkürzung der Lehrzeit.
  • Lehrfächer(Vorträge und Übungen):
    • a) Apparatenkunde,
    • b) Werkstoffkunde,
    • c) Optik,
    • d) Freihandzeichnen, Beleuchtungsstudien,
    • e) Retusche,
    • f) Praktische Werkstattarbeit in sämtlichen Arten der Aufnahme und den wichtigsten Verfahren der Wiedergabe,
    • g) Allgemeinbildende Fächer für Berufsschulpflichtige in der Berufsschule, für ältere Schüler in der Schule für Handwerk selbst.
  • Lehrgang II für Gesellen:
    • Weiterbildung in der Lichtbildnerei, Vorbedingung die abgelegte Gesellenprüfung. Mindestdauer 1 Jahr (2 Semester), danach gegebenenfalls Ablegung der Meisterprüfung.
    • Lehrfächer (Vorträge und Übungen):
    • Dieselben wie in Lehrgang I, mit erweitertem Ziel.
    • Außerdem z. B. Edeldruckverfahren (Pigmentdruck usw.), Lichtbildnerei im Dienste der Wissenschaft.
  • Weiter:
    • h) Kunstbetrachtung und Stillehre.
  • Allgemeine und wirtschaftliche Fächer:
    • i) Bürgerliches Recht, Steuer- und Versicherungswesen,
    • k) Volkswirtschaftslehre,
    • i) Betriebswirtschaftslehre des Handwerks,
    • m) Verkaufslehre, Warenkunde,
    • n) Buchführung,
    • o) Rechnen,
    • p) Deutsch, Schriftverkehr,
    • q) Wahlfächer: Stenographie, Schreibmaschine, Fremdsprachen.
  • Lehrgang II für Meister:
    • Art und Dauer der Ausbildung nach Vereinbarung.
  • Lehrgang IV:
    • für Studierende der Hochschule für Baukunst und der für bildende Künste und für Schüler anderer Fachklassen der Schule für Handwerk und angewandte Kunst.
  • Weiter (Vorträge und Übungen):
    • Die Schüler der Fachklasse können an den Vorträgen allgemeinbildender Art (Kunstgeschichte, Literatur usw.), sowie am Abendakt unentgeltlich teilnehmen.

Nachkriegszeit

„1950 nahm Hege Verhandlungen mit der Stadtverwaltung auf, um die Übersiedlungsmöglichkeit nach Gelsenkirchen zu klären. Am 29. Januar 1951 hat die Stadt der endgültigen Ansiedlung von Hege, der in Gelsenkirchen eine Farbfilmschule nach dem Agfa-Color-Verfahren einrichten wollte, zugestimmt. Er betrieb dann bis Januar 1955 in der Breddestraße 19 eine Produktionsfirma. Bei einem schweren Unwetter wurde durch eindringendes Wasser ein großer Teil seines im Keller lagernden Filmmaterials vernichtet, und nur ein Teil der Filme konnte gerettet werden.“[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Walter Hege, an die Erfolge der Kriegszeit anzuknüpfen. Die Familie litt jedoch unter dem Terror der sowjetischen Besatzung und sein Labor wurde mehrfach ausgeraubt. Im Juli 1947 übersiedelt Hege über die grüne Grenze nach Braunschweig in die britische Zone. Er mußte sich sein Geld eine Zeitlang mühsam mit Vorträgen, Fotokursen und kleineren Auftragswerken verdienen, bevor er erneut Bildbände im Deutschen Kunstverlag herausgab, etwa zu den Städten Wolfenbüttel und Bamberg sowie zu den Bildhauern Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann. Es folgte die Arbeit am Schlößchen Richmond und freiberuflich beim Landesamt für Denkmalpflege in Braunschweig. Frau und Tochter Reglindes bleiben bis 1951 in Weimar und betreiben das dortige Atelier.

„Erst in dieser Zeit ließ sich Hege gänzlich auf Kleinbildaufnahmen ein. Er arbeitete hauptsächlich mit einer Leica und fertigte ihrer Leuchtkraft wegen am liebsten Diapositive. Zudem profilierte er sich dank seiner Kontakte zur Agfa AG in Leverkusen auch als Experte für die noch junge Farbfilmtechnik, mit der er schon seit den 1930er Jahren experimentierte. Heges Umzug 1951 von Braunschweig nach Gelsenkirchen war vermutlich auch der praktischen Erwägung geschuldet, in der Nähe der Filmwerke leben und arbeiten zu wollen. Noch bevor der Umzug vonstatten gegangen war, vermeldeten die Gelsenkirchner Zeitungen bereits: ‚Gelsenkirchen erhält Schule für Farbfotografie‘. Doch dieser letzte Lebenstraum Heges ging nicht mehr in Erfüllung, wohl vor allem aus Mangel an Geld und einem geeigneten Gebäude.“[5]

Tod

Im Herbst 1955 reiste Professor Hege zum ersten Mal seit seiner Übersiedlung in den Westen wieder nach Weimar. Er war eingeladen, am 28. Oktober einen Vortrag an der Hochschule für Architektur und Bauwesen zu halten. Am nächsten Tag wollte er in seine Heimatstadt Naumburg reisen, doch zu diesem Besuch kam es nicht mehr. Nach seinen einführenden Worten zum Vortrag erlitt er einen Herzanfall und verstarb.

Familie

1928 heiratete Walter Hege die geschiedene Elisabeth Margarete Gräfin von der Schulenburg, geb. von der Schulenburg aus dem Haus Wolfsburg (Lebensrune.png 8. Juli 1892 in Ippenburg; Todesrune.png 30. Januar 1976 in Berlin), Tochter von Werner-Karl-Hermann Graf von der Schulenburg-Wolfsburg (1857–1924). Elisabeth war vom 6. Juli 1912 bis 1927 mit Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg, Herr auf Burg- und Kirchscheidungen (1885–1951) verheiratet.[6] Noch im Jahr der Ehe wurde Tochter Maria Reglindis.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Der Naumburger Dom und seine Bildwerke (mit Wilhelm Pinder), Deutscher Kunstverlag, Berlin 1925
  • Kampf und Sieg in Thüringen, 1934
    • 1934 veröffentlichte der thüringische NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel diesen Band. Mehr als 100 Fotografien, dazu Titel und Umschlagsentwurf, stammten von Hege. Er porträtierte unter anderem Herausgeber Fritz Sauckel, Reichsinnenminister Wilhelm Frick sowie Adolf Hitler persönlich. Die Widmung des Bandes von Sauckel an prominenter Stelle lautet: „Pg. Professor Walter Hege […] sowie seiner Assistentin Ursula von Loewenstein […] spreche ich für die fleißigste und selbstlose Arbeit bei der Ausstattung dieses Buches meinen wärmsten Dank aus.“
  • Aufgenommen von Walter Hege, beschrieben von Gerhart Rodenwaldt[7]
    • Olympia, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1936
      • englische und französische Übersetzungen 1936; zweite Auflage 1937/1938, dritte Auflage 1941
    • Griechische Tempel, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1941 (2. Auflage 1951)
    • Akropolis, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1956
  • zusammen mit Richard Hamann: Olympische Kunst, Hopfer, Burg 1936
  • Der Führer in Weimar 1925–1938, mehrere Farbbilder von Walter Hege
  • zusammen mit Hans Thoma: Kronen und Kleinodien: Meisterwerke des Mittelalters und der Renaissance aus den Schatzkammern der Residenz zu München, Deutscher Kunstverlag, München und Berlin 1955
  • Jugenderinnerungen, in: „Der junge Walter Hege. Erinnerungen“, herausgegeben von Dr. Siegfried Wagner mit Textbeiträgen von Walter Hege, Kai Agthe, Ursula Diettrich-Wagner und Dr. Walter Weiße. Saale Druck, Naumburg/Saale 1998, Seite 7 ff.

Filme

  • 1932/33: Am Horst der wilden Adler (Regie und Kamera)
  • 1934: Der König der Wasservögel (Regie)
  • 1934: Der Uhu als Jagdgehilfe (Kamera)
  • 1934: Auf den Spuren der Hanse (Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt)
  • 1935: Das Schicksal eines Falkenhorstes (Regie und Produzent)
  • 1936: Das grüne Herz
  • 1936–1938: Olympia (Kamera bei beiden Teilen)
  • 1936: Erlebte Heimat – Ein Thüringenfilm von Tieren, Blumen und Menschen (Regie und Produzent)
    • Kulturfilm über Thüringen. Am 28./29. November 1936 erfolgte die Uraufführung im Zentralpalast Weimar und am 31. Januar 1937 im Planetarium am Zoo in Berlin.
  • 1936/37: Das Reich des Steinadlers (Regie und Kamera)
  • 1936/37: Condottieri (Kamera-Assistenz)
  • 1937: Vom Lebenskampf im Schilf (Regie und Kamera)
  • 1937/38: Das steinerne Buch – Ein Film von den Bildwerken des Bamberger Doms (Kamera)
„In einer Zeit, die überall Zerfall und Zwietracht herrschten, schuf einer der großen Bildhauer die Gestalt, nach der die Sehnsucht unseres Volks verlangte, der Reiter.“
  • 1938: Die Bauten Adolf Hitlers – Die größten Bauwerke seit 1933 (Regie und Kamera)
  • 1940/41: Steinmetz am Werk (Regie)
  • 1941: Die Deutsche Wochenschau Nr. 538/1941 (Kamera)
  • 1941: Die Deutsche Wochenschau Nr. 542/1941 (Kamera)
  • 1941: Kor-Lu, der Kranich (Regie und Kamera)
  • 1941/42 Der Seeadler (Regie und Kamera)
  • 1942: Im Jagdrevier der Seeadler (Regie)
  • 1943: Die Große deutsche Kunstausstellung in München 1943 (Regie)
  • 1943: Künstler bei der Arbeit (Regie)
  • 1943/44: Kraniche ziehen gen Süden (Produzent)
  • 1944: Der Bussard (Regie)
  • 1950: Schwarze Gesellen (Regie und Kamera)
  • 1951: Die Krone Frankens (Drehbuch und Kamera)
  • 1951: König der Lüfte
  • 1952: Kleine Elefantenstory (Kamera)
  • 1952/53: Zoo im Ruhrgebiet (Regie)
  • 1952/53: Frühling im Bruch (Regie und Kamera)
  • 1953–1955: Vogelleben im Ufergras und Schilf
  • 1953: Tiere im Herzen des Ruhrgebietes (über den Ruhr-Zoo)
  • 1954: Die Wiese am See (Regie)
  • 1954: Bergeinsamkeit (Regie)
  • 1956: Zoo unter Fördertürmen (Regie)

Fußnoten

  1. Vom 24. September bis 23. Oktober 1930 werden im Grassi Museum zur Deutschen Fotoausstellung und I. Internationalen Fotoausstellung auch seine Fotos ausgestellt.
  2. Detlef Belau: Walter Hege und die Dom-Fotos, 2013
  3. Vgl.: Walter Hege ein Meister der Lichtbildkunst, in: „Fotografien zwischen 1925 und 1975 aus dem Atelier Hege/Naumburg“. Museum der Stadt Naumburg.Deutscher Kunstverlag, Koberger & Kompany, 1. Auflage, Nürnberg 1993, Seite 126 ff.
  4. Walter Hege, Gelsenkirchener Geschichten Wiki
  5. Yvonne Fiedler: Licht und Schatten, erschienen in: „Fotogeschichte“, Heft 150, 2018
  6. Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg war der Sohn von Georg Ludwig Werner Graf von der Schulenburg, Herr auf Burg- und Kirchscheidungen (1836–1893). Sein Urahne und erster Besitzer von Burgscheidungen (seit 1722) war der aus Angern stammende Levin Friedrich (I.) von der Schulenburg (1670–1729), General-Feldzeugmeister des Königs von Sardinien (der deutsche Kaiser Karl VI. war von 1713 bis 1720 als Karl III. auch König von Sardinien.
  7. Hege: „Vom Olympia-Komitee und dem Deutschen Kunstverlag erhielt ich den Auftrag, das alte Olympia mit neuen Mitteln zu fotografieren.“ Hege reiste nach Griechenland, um dort die Fotoaufnahmen für den Bildband „Olympia“ zu machen. „In Gemeinschaft mit dem Urheber dieser Idee, Professor Rodenwaldt, traf ich meine Vorbereitungen, machte Studien nach Gipsabdrücken, wonach der Standpunkt der Kamera, die Entfernung des Objektives von dem Objekt und die Beleuchtungsart möglichst genau festgelegt wurden.“ Hege arbeitete mit langbrennweitigen Objektiven und modernstem Plattenmaterial, die er vor Ort entwickelte. Etwa 1000 Aufnahmen entstanden, von den 100 zu einem Buch vereint wurden.