Zwerg

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„Der undankbare Zwerg“.
Aus: Karoline Stahl: „Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder“ (1821)

Zwerge (ahdt. Zwerc, Twerc, Twerg; altnord. Dvergr; mhd. getwerc, obds. zwerch; mds. querch; ags. dweorh; engl. dwarf; Twarg, dän. dværg) sind Bestandteil der germanischen Mythologie und haben somit auch in die Sagenwelt Eingang gefunden. Allgemein meint man mit diesem gemeingermanischen Begriff[1] kleinwüchsige Wesen von menschenähnlichem Äußeren, dabei häßlich, dickbäuchig, bucklig und bärtig. Wie die gewaltigen Riesen besitzt solches Gezwerg übermenschliche Kraft.

Bedingt durch „Der Herr der Ringe“ (J. R. R. Tolkien) und die damit verbundene Fantasie-Welle erfuhren die Zwerge eine Renaissance. In Deutschland sind sie zudem abseits von Sage und Literatur noch in Form des Gartenzwerges sehr populär. Ähnlich zu den Zwergen sind die Heinzelmännchen und die schottischen Brownies.

Zwerge in der germanischen Mythologie

Nach der germanischen Mythologie entstanden die Zwerge (Dvergr) zur Urzeit aus den Maden, die sich im verwesenden Leichnam des Urriesen Ymirs gebildet hatten. In der Edda heißt es, sie entstammten „Brimirs Blut und Blains Knochen“[2]. Sie erscheinen als kleinwüchsige, häßliche Wesen von sonst menschlicher Gestalt, ihr Reich war Schwarzalbenheim. Sie werden gelegentlich auch „Druckgeister” genannt, wohl weniger, weil ihre Körpergröße durch Druck geschrumpft ist, sondern wegen ihrer Listigkeit. Der Name sollte eher Truggeister lauten.

Die Götter ratschlagten, wer die Zwerge aus Brimirs (Ymirs) Fleisch und schwarzen Beinen erschaffen sollte. Da entsprang zuerst Motsognir, dann Durin. Von diesen stammen zahlreiche menschenähnliche Dvergr her[2]). Insgesamt über hundert Namen sind erwähnt.

Als Wohnort der Dvergr gilt Nidavellir bzw. Schwarzalbenheim, allgemein das Erdinnere, besonders natürlich Berge und Felsen[3], aber auch sonstige Erdspalten und Schluchten und sogar Gräber.

Zwerge meiden das Tageslicht, da sie den Strahl der Sonne nicht vertragen. Die Sonne heißt bei ihnen „Dwallins Zwang“, da ihr Strahl die Dvergr zu Stein werden läßt[4]. Manch markanter Fels soll ehemals ein Zwerg gewesen sein. Beispielsweise gelten die Zwillingsgipfel von Trold Tindterne als zwei „Gruppen miteinander kämpfender Zwerge, die vergaßen, sich rechtzeitig vor Sonnenaufgang zurückzuziehen[5]“. Lieber hausen sie daher im Inneren der Erde, dem Element ihres Entstehens.

Zwerge sind als geschickte Handwerker bekannt, die meisten der den Asen zur Verfügung stehenden Wünscheldinge verdanken sie den Dvergr: Donars Hammer Miöllnir, Wodans (bzw. nordgerm. Odins) Speer Gungnir, den Ring Draupnir, Freyjas Halsband Brisingamen, Freyrs Schiff Skidbladnir und den Eber Gullinborsti, die Kette Gleipnir, die den Fenriswolf fesselt. Auch Helden verschafften die Dvergr wunderbares Gerät, sie schmiedeten Sigurds Schwert Garm.

Bekannte Zwerge

Verweise

Fußnoten

  1. Vgl.: Wolfgang Golther: Handbuch der Germanischen Mythologie, Seite 127. Fourier, Wiesbaden, 2003. ISBN 3932412435
  2. 2,0 2,1 Völuspa, 9
  3. Siehe: Edda, Alwislied, 3
  4. Als Donar (nordger. Thor) den Dvergr Alwis befragte, vergaß der darüber den Morgenanfang und wurde zu Stein (Alwislied)
  5. Arthur Cotterell: Die Enzyklopädie der Mythologie - klassisch, keltisch, nordisch. Edition XXL GmbH, Reichelsheim, 1999, ISBN 3897363003