Anarchismus

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Der Anarchismus (abgeleitet von altgr. ἀναρχία anarchía; „Herrschaftslosigkeit“) ist eine politische Ansicht, die die Beseitigung jeglicher Herrschaft eines Menschen über den anderen ankündigt, für möglich hält und die Einführung unbeschränkter Selbständigkeit der Einzelwesen in rechtlicher, in gesellschaftlicher und in wirtschaftlicher Beziehung erstrebt. Voraussetzung für einen solchen Zustand der Anarchie ist die Vernichtung des Staates. Das gesellschaftliche Leben soll durch freiwillige Vereinigungen freier Menschen geregelt werden; diese Vereinigungen sollen ebenso freiwillig auflösbar sein. Viele Vertreter des Anarchismus, sogenannte Anarchisten, haben enge Verbindungen zum Linksextremismus. Der Autor Ernst Jünger galt schon zu Lebzeiten als bekanntes Beispiel für einen Rechtsanarchisten. Auch libertäre Anschauungen („Nachtwächterstaat“) berühren sich traditionell sowohl mit linksanarchischen, als auch mit rechtsanarchischen Vorstellungen.

Geschichte

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts erklärte der englische Schriftsteller William Godwin in seinem 1793 erschienenen Werk „Enquiry concerning political justice“, daß jede obrigkeitliche Gewalt als ein Eingriff in die private Urteilskraft anzusehen sei, und der Einfluß der Regierung „aus Gründen der Vernunft und der Menschlichkeit“ möglichst beseitigt werden müsse: Diese Äußerung blieb aber noch ohne irgendwelche praktische Bedeutung.

Pierre-Joseph Proudhon

Die eigentliche Geschichte des Anarchismus beginnt mit dem französischen Wirtschaftswissenschaftler Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865). Die erste Darstellung seiner Anschauungen findet sich in dem 1840 unter dem Titel „Qu'est-ce que la propriété? ou recherches sur le principe du droit et du gouvernement“ veröffentlichten Werk, in welchem Proudhon davon ausgeht, daß nur derjenige wirtschaftliche Verkehr als gerecht zu bezeichnen sei, in welchem ausschließlich gleichwertige, d. h. durch denselben Arbeitsaufwand hergestellte Güter miteinander ausgetauscht werden. Mit diesem Grundsatz stehe aber das herrschende Wirtschaftssystem in schroffem Widerspruch, indem der Unternehmer kraft der ihm durch das Kapitaleigentum gewährleisteten Übermacht dem Arbeiter nicht den vollen Ertrag seiner Leistungen zukommen lasse und damit zum Dieb werde. Die Antwort auf die obige Frage lautet deshalb nach Proudhon: „La propriété c'est le vol“ („Eigentum ist Diebstahl“). Da jede bisherige soziale Organisation nur dazu gedient habe, diesen ungerechten Zustand zu erhalten und zu befestigen, so fordert Proudhon die Beseitigung jeder gesellschaftlichen Über- und Unterordnung, die Abschaffung des Eigentums, den Zustand der Anarchie. Dann handelt jedes Individuum ganz nach freiem Ermessen und darf des seinen freiwilligen Leistungen vollauf entsprechenden Lohnes sicher sein. Die Unruhen der Februarrevolution (1848) bewogen Proudhon, eine praktische Anweisung zur Verwirklichung seiner Gedanken zu geben. Er entwickelte den Plan einer „Tauschbank“, welche einem jeden die zur Eröffnung eines gewerblichen Betriebes erforderlichen Mittel in Gestalt von Tauschanweisungen (bons d'échange) so lange vorstrecken sollte, bis die eigene Produktion die (zinsfreie) Rückzahlung ermöglichen würde. Dieser Vorschlag fand keinen Anklang, desto mehr aber sein weiteres Projekt zur Gründung einer „Volksbank“, welche sich indessen, da Proudhon gerade damals (März 1849) zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, kurz nach ihrer Begründung wieder auflösen mußte. Bald darauf lieferte Proudhon in einer Schrift aus dem Jahre 1851 („Idée générale de la Révolution au XIXe siècle“), eine eingehende Darstellung der von ihm erstrebten gesellschaftlichen Ordnung. Auf Grund freien Vertrages sollen zum Zweck der gewerblichen Produktion Assoziationen gebildet werden, welche dann das jedem Menschen angeblich in ausreichendem Maße innewohnende Gerechtigkeitsgefühl zusammenhalten würde. Die Verwirklichung seiner Bestrebungen erwartete Proudhon nicht vom allgemeinen Stimmrecht, sondern von der überzeugenden Macht seiner Ideen und der Gewalt der Agitation. Die bereits in vielerlei Hinsichts anarchistischen Lehren Proudhons blieben jedoch zunächst ohne irgendwelchen Einfluß auf die breiteren Schichten des französischen Volks, zumal Proudhon selbst in seinen späteren Lebensjahren wesentlich gemäßigtere Anschauungen vertrat, die Anarchie für ein Ideal erklärte, das nie verwirklicht werden könne, und in dem Prinzip des „Föderalismus“ eine zweckmäßigere Organisationsform der Gesellschaft gefunden zu haben glaubte.

Bedeutender war der Einfluß, welchen der Proudhonsche Anarchismus während der 1840er Jahre in Deutschland ausübte, wo die beiden Juden Moses Heß (1812-75) und Karl Grün (1817-87) nicht nur in mehreren Schriften sowohl die Theorien Proudhons als auch darüber Hinausgehendes propagierten, sondern auch als Führer der damaligen sozialistischen Partei eine wirksame agitatorische Tätigkeit entfalteten. In der deutschen Schweiz griff Wilhelm Marr vorübergehend (1812-45) in die dortige Arbeiterbewegung ein. Gleichzeitig suchte Max Stirner (Pseudonym für Kaspar Schmidt, 1806-56) in seinem Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ (1815), ebenso wie Karl Marx von den Hegelschen Schriften ausgehend, die unbedingte Berechtigung des einzelnen Individuums gegenüber jeder Art von Gemeinschaft nachzuweisen, wodurch er der Ideologie des Anarchismus eine philosophisch-politische Stütze geben wollte.

20. Jahrhundert

Die erste umstürzlerische Vereinigung von Anarchisten schufen die Russen Michael Bakunin („Propaganda der Tat“) und Sergei Gennadijewitsch Netschajew. Diese Gemeinschaft beunruhigte die Welt durch Mordanschläge auf Herrscher und hohe Staatsbeamte. 1907 wurde eine erste anarchistische Internationale gegründet. Die Mitwirkung der Anarchisten an den kommunistischen Kämpfen war besonders in den romanischen Ländern stark, wo sie auch in die Gewerkschaften eindrangen.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert waren die Anarchisten in England, dem Deutsches Reich und Österreich nur von geringem Einfluß; sie bildeten vielfach einen kleineren linken Flügel der Kommunisten, ohne je zur Geltung zu kommen. Ende der 1960er Jahre wurde von linken Gruppierungen in der Bundesrepublik Deutschland der Anarchie-Gedanke wieder aufgegriffen. Besonders präsent ist er heute in der Punk-Subkultur und der Hausbesetzer-Szene.

Heutige Strömungen suchen die kapitalistische Produktionsweise abzuschaffen, Klassen und Schichten zu überwinden, die Religionen als „Vermittler der Rechtmäßigkeit von Herrschaft“ abzuschaffen, staatliche Machtfaktoren wie Polizei und Armee durch Volksarmeen ohne Hierarchie zu ersetzen und das Strafprinzip abzuschaffen. „Kriminelle [...] sind als Kranke zu behandeln und müssen genesen, nicht bestraft werden.“[1]

Ausrichtungen

  • Der individualistische Anarchismus bekämpft alle sozialistischen und kommunistischen Lehren (→ Oliver Janich). Er wurde im 19. Jahrhundert von dem Engländer William Godwin, dem Deutschen Max Stirner und dem Franzosen Pierre-Joseph Proudhon vertreten. Die Mutualisten sind Anhänger einer Gesellschaft des Prinzips der gegenseitigen Hilfe.
  • Der kollektivistische Anarchismus wurde besonders durch den Russen Michael Bakunin vertreten. Danach soll das Privateigentum an Gütern des Verzehrs frei bleiben, aber die Erzeugungsmittel sollen vergesellschaftet werden. Die Kollektivisten suchen ihre Ordnung auf der Basis der Gemeinschaftlichkeit.
  • Der kommunistische Anarchismus wurde vertreten von dem Russen Fürst Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, der alle Wirtschaftsgüter in Gemeineigentum überführen wollte und eine „freie Föderation der Gruppen von Produzenten und Konsumenten“ erstrebte. Mit dem Kommunismus des Ostblocks hatte das aber nichts zu tun. So ist im Eintrag Anarchisten eines DDR-Lexikons zu lesen: „Die Anarchisten sind kleinbürgerliche pseudorevolutionäre Elemente, die jede staatliche Ordnung ablehnen. Sie verwerfen die Disziplin der Arbeiterklasse, ihre Bewußtheit und Organisiertheit, die Führung der Gesellschaft durch die marxistisch-leninistische Partei und den sozialistischen Staat. [...] Ihre antimarxistische Weltanschauung ist der Anarchismus.[2]
  • Der nationale Anarchismus wird von Peter Töpfer vertreten, der Anarchismus mit Nationalismus verbinden will.

Zitate

Bekannte Anarchisten

Siehe auch

Literatur

  • Franz Ludwig: „Kommunismus, Anarchismus, Sozialismus: Geschichtliches und Kritisches“, Berlin 1908 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Günter Bartsch: Der internationale Anarchismus, Hannover 1972;
  • Ernst Jünger: Das abenteuerliche Herz [Erste Fassung], Berlin 1929, zuletzt Stuttgart 2000;
  • Otto Mann: Dandyismus als konservative Lebensform, in Gerd-Klaus Kaltenbrunner (Hrsg.): Konservatismus international, Stuttgart- Degerloch 1973, S. 156–171;
  • François Richard: Les anarchistes de droite, Paris 1991;
  • Hans-Peter Schwarz: Der konservative Anarchist. Politik und Zeitkritik Ernst Jüngers, Freiburg i. Br. 1962;
  • Karlheinz Weißmann: Anarchismus von rechts, in ders.: Alles, was recht(s) ist, Graz und Stuttgart 2000, S. 125–134.

Fußnoten

  1. Was ist eigentlich Anarchie? Einführung in Theorie und Praxis des Anarchismus. ³2000, S. 14f.
  2. Butzmann, Gerhard; Oberstudienrat und verdienter Lehrer des Volkes (Hg.): Meyers Jugendlexikon a-Z. 1978. 8. Aufl
  3. Monologe im Führerhauptquartier – die Aufzeichnungen Heinrich Heims, herausgegeben von Werner Jochmann, Wilhelm Heyne Verlag, München 1980, ISBN 3-453-01600-9 (Aufzeichnung vom 27. Januar 1942, Seite 237)