Barnick, Johannes Ferdinand

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Johannes Ferdinand Barnick (Lebensrune.png 1. Juni 1916 in Polenzig, Mark Brandenburg; Todesrune.png 16. August 1987 in Wangen im Allgäu) war ein deutscher Schriftsteller und Philosoph.

Werdegang

Johannes Otto Ernst Karl Ferdinand Barnick war der Sohn des Ortspfarrers und späteren Superintendenten Karl Barnick. Über die Großmutter väterlicherseits war er ein Nachfahre von David Splittgerberg, Privatbankier Friedrich Wilhelm I. und Friedrich des Großen.

Barnick besuchte humanistische Gymnasien in Oppeln, Frankfurt an der Oder und Anklam. Nach dem Abitur (1935) studierte er bis 1941 an den Universitäten Breslau, Tübingen, Berlin und Kiel Philosophie (Hauptfach), Theologie, Geschichte, Germanistik und Sanskrit.

Im Zweiten Weltkrieg (Juni 1941 - April 1945) war Barnick vorwiegend an der Ostfront eingesetzt. Er wurde mehrfach schwer verwundet, u.a. durch einen Kopfschuß.[1] Sein letzter Dienstgrad war der eines Wachtmeisters ROA. Während eines Lazarettaufenthaltes im Jahre 1943 hatte Barnick eine spontane Eingebung, die sein späteres Leben und Wirken nachdrücklich bestimmte.[2] Nach Kriegsende wurde Barnick wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Kiel.

Seit 1950 war Barnick freier Schriftsteller, 1958 erregte seine Buchveröffentlichung »Die deutschen Trümpfe« das Aufsehen der Weltöffentlichkeit bis zum Internationalen Notenwechsel (Chruschtschow-Adenauer). Wichtigste weitere Werke: Deutschlands Schuld am Frieden (1965), Vom Sinn des Ganzen (1981), Träume und Zeichen (1982). Der „National-Zeitung“ offenbarte er seine größten Wünsche: „Geistige Selbstfindung des deutschen Volkes, Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“.

Literarisches Werk

Es ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, sich vorzustellen, daß ein Staatsmann sich auch der Bewahrung des Friedens schuldig gemacht haben kann. Diesen Vorwurf erhob Barnick aber, womit er einen ungewöhnlichen Weg gegangen ist. Er ist gegen Otto von Bismarck gerichtet gewesen, von dem bekannt ist, daß er drei Kriege geführt hat, um die Reichsgründung von 1871 herbeiführen zu können. Weniger bekannt ist aber, daß er auch wenigstens zwei Kriege verhindert hat. Durch den von ihm geleiteten Berliner Kongreß wurde verhindert, daß der russisch-türkische Krieg von 1877 in einen russisch-englischen Krieg gemündet ist. Da Bismarck Rußland dort aber verärgert hatte — das Zarenreich wurde um seinen Diktatfrieden von San Stefano, den es der Türkei aufgezwungen hatte, gebracht — hieß es fortan in Rußland, daß der Weg nach Konstantinopel über Berlin führt.

Bismarck konnte das Verhältnis zu Rußland am Ende nur noch notdürftig kitten, durch den 1887 mit dem Zarenreich abgeschlossen, geheimen Rückversicherungsvertrag. Dieser Vertrag war hinter dem Rücken Österreich-Ungarns, mit dem das Deutsche Kaiserreich seit 1879 im Zweibund verbündet war, ratifiziert worden.

Wäre es nun aber zu einem Krieg zwischen Rußland und England gekommen, hätte Rußland einen solchen wahrscheinlich genauso verloren wie den Krimkrieg von 1853-1856. Danach hätte es sich dann, so Barnicks Schlußfolgerungen, an Deutschland anlehnen müssen, da es dadurch geschwächt gewesen wäre. Rußland und England hätten sich in einem Krieg aber auch gegenseitig geschwächt. Schließlich hätte Deutschland Rußland auch bei dem Versuch unterstützen können, Konstantinopel, Damaskus und Jerusalem zu erobern, was dieses seit Katharina der Großen anstrebte.

Dies hätte Rußland vom Panslawismus abgelenkt, außerdem wäre es dann zunächst damit beschäftigt gewesen, sich die eroberten Gebiete einzuverleiben und sie zu befrieden. Gegen ein kontinentales Machtbündnis Rußland/Deutschland hätte dann auch England nichts unternehmen können, beide zusammen hätten eine solche Politik durchsetzen können. Da zudem Rußland und England andererseits durch ihre Kolonialreiche in ihrem außenpolitischen Status Quo näher zusammengerückt wären, hätten sie sich gegenseitig in Schach gehalten. Jede dieser anderen Möglichkeiten kann als besser angesehen werden, als das, was tatsächlich passiert ist.

Der zweite Krieg, den Bismarck verhindert hat, ist dann derjenige gewesen, der zwischen Rußland und Österreich-Ungarn ausgetragen worden wäre. 1885 hat der damalige Zar die sogenannte indiskrete Frage gestellt, was Deutschland tun würde, wenn Rußland Galizien von Österreich-Ungarn erobern würde. Bismarck hielt es für notwendig, die beiden Nachbarn nicht im Krieg miteinander zu sehen, und erklärte, daß Deutschland ein solches Unterfangen nicht billigen könnte. Danach unterblieb dann auch dieser Krieg. Bismarck hatte ihn erfolgreich verhindert.

Stattdessen hätte er, so Barnick, dem Zaren aber auch durchaus sagen können, daß er Galizien in Besitz nehmen kann, wenn Deutschland den deutschen Teil des Habsburgerreiches dafür erhalten und die ungarische Reichshälfte desselben unabhängig würde. Dadurch wäre es möglich gewesen, schon damals ein Großdeutsches Reich ohne einen erneuten Bruderkrieg zu errichten. Dieser vermutlich kurze Krieg hätte dann andererseits eine viel größere Einheit unter den Deutschen hervorgerufen. Auch die Schlacht von Königgrätz haben die Österreicher am Ende als notwendig betrachtet, um die deutschen Verhältnisse eindeutig klären zu können, auch wenn sie nicht zu ihren Gunsten ausgegangen ist. Nach seinem Sturz 1890 ist Bismarck dennoch überschwenglich von ihnen empfangen worden, als er Wien einen Besuch abgestattet hatte. In Galizien lebten dann auch vor allem Polen und Ukrainer. Diese Völker hatte Rußland ohnehin schon zum größten Teil oder sogar fast ganz beherrscht.

Alles in allem hat Barnick in seinem Buch „Deutschlands Schuld am Frieden“ einige wichtige Aspekte angesprochen, mit denen sich auf diese Art noch kein deutscher Autor beschäftigt hatte. Daß es besser für Deutschland gewesen wäre, von der Nibelungentreue zu Österreich abzuweichen, scheint aber selbst heute in nationalen Kreisen noch schwer verständlich und kaum nahezubringen zu sein. Bismarck konnte die Aufteilung Österreich-Ungarns und des Osmanischen Reichs aber nur hinauszögern, nicht verhindern. 1919 bzw. 1920 wurden beide Länder im Diktat von St-Germain bzw. im Diktat von Sevres letztlich doch noch aufgeteilt.

Nicht zustimmen kann man Barnick allerdings, wenn er festzustellen meint, daß Frankreich nach einem deutschen Präventivschlag (der von Moltke dem Älteren zumindest angedacht gewesen worden ist, was dann zur Krieg-in-Sicht-Krise geführt hat) auch zerschlagen hätte werden können. Ein solches Ansinnen und eine Behandlung, wie Deutschland sie dann nach 1918 durch das Versailler Diktat erleben mußte, hätten die anderen Großmächte damals nämlich nicht zugelassen. Das europäische System der 5 Großmächte wäre aber im Falle einer Aufteilung Österreich-Ungarns nur unwesentlich verändert worden, den Platz Österreich-Ungarns hätte dann nur noch Ungarn eingenommen, während die österreichische Reichshälfte des Habsburgerreichs zwischen Deutschland und Rußland aufgeteilt worden wäre. Bismarck hat aber auch diesen Konflikt beigelegt, in dem er, auf die Frage einer englischen Zeitung, ob Krieg in Sicht wäre, dieses verneinte.

Siehe auch

Schriften

  • Deutsch-russische Nachbarschaft. Mit einem Nachwort von Thomas Fasbender, Band 1, Manuscriptum, 2022, ISBN 978-3-948075-44-6 [168 S.; Ersterscheinen 1959], Vorstellung und Bezugsnachweis
  • Deutschlands Schuld am Frieden; Stuttgart-Degerloch: Seewald, 1965
  • Die deutschen Trümpfe; Stuttgart-Degerloch: Seewald, 1958

Fußnoten

  1. 1941 bis 1945 leistete Barnick Kriegsdienst und wurde fünfmal verwundet (sechs Kriegsauszeichnungen).
  2. Nach 1945 folgte akademische Lehrtätigkeit.