Breusing, Alfred
Friedrich Wilhelm Alfred Breusing ( 15. Juli 1853 in Aurich; 5. Oktober 1914 in Berlin) war ein deutscher Offizieranwärter der Marine des Norddeutschen Bundes und Offizier der Kaiserlichen Marine, zuletzt mit dem Charakter als Admiral und Inhaber zahlreicher in- und ausländischer Orden sowie Mitglied des Deutschen Flottenvereins und vom 6. September 1913 bis zu seinem Tode Zweiter Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes[1][2] (sein Nachfolger wurde General der Kavallerie a. D. Konstantin von Gebsattel).
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- 11. April 1869 Eintritt in die Handelsmarine des Norddeutschen Bundes
- 6. Juli 1870 Ernennung zum Seekadett
- 1872 Nach der Reichsgründung Übernahme durch die neu gegründete Kaiserliche Marine
- Er begann seine Laufbahn zu einem Zeitpunkt, wo die deutsche Marine vor einem ungeheuren technologischen, seestrategischen und politischen Wandel stand, was daran deutlich wird, daß Breusing seine erste Ausbildung noch auf Segelschiffen machte.
- 1874 bis 1876 bei der Forschungsreise der SMS „Gazelle“ Angehöriger des Schiffsstabes
- Vom 21. Juni 1874 bis zum 28. April 1876 unternahm die „Gazelle“ unter dem Kommando des späteren Vizeadmirals Georg Freiherr von Schleinitz eine nahezu zweijährige und 48.797 Seemeilen umfassende Expedition, die sie von Kiel aus entlang der afrikanischen Westküste, zum Kap der Guten Hoffnung, zu den Kerguelen, nach Mauritius, in die Südsee, durch die Magellanstraße und über die Azoren zurück nach Kiel führte. Für diese Expedition wurde die Bewaffnung halbiert und in der Batterie Wohn- und Arbeitsräume für die wissenschaftlichen Arbeiten geschaffen. Die Expedition diente in erster Linie der Erforschung der Bodenprofile des Südatlantik und der großen Meeresströmungen am Äquator und bei Neuguinea. Darüber hinaus unternahmen der Zoologe Theophil Studer, der Schiffsarzt Friedrich Carl Naumann und der Assistenzarzt Carl Hüesker umfangreiche zoologische, botanische und anthropologische Forschungen. Zudem brachte die Gazelle eine astronomische Expedition unter der Leitung von Karl Börgen zur Beobachtung des Venustransits auf die Kerguelen und anschließend nach Mauritius. Weitere Expeditionsmitglieder waren der Direktor der Prager Sternwarte, Ladislaus Weinek, stellvertretender Leiter der astronomischen Expedition, der Astronom Arthur Wittstein, der Kapitänleutnant und spätere Konteradmiral Franz Strauch, der Kammer-Photograph H. Bobzin und der Mechaniker Carl Krille. Bei ihrem Aufenthalt im pazifischen Bismarck-Archipel vermaß die Gazelle im August 1875 den Naturhafen Blanchebucht im Nordosten der Insel Neubritannien (New Britain, ehemals Neupommern). Bei dieser Gelegenheit wurde erkannt, daß der östliche Teil Neubritanniens eine Halbinsel ist, entsprechend wurde sie nach dem Schiff als „Gazelle-Halbinsel“ benannt; dieser Name hat sich bis heute erhalten (englisch Gazelle Peninsula). Der ganze Bismarck-Archipel war von 1885 bis 1899 ein eigenes deutsches Schutzgebiet und gehörte von 1899 bis 1919 zur Kolonie Deutsch-Neuguinea.
- 1876 Adjutant der II. Matrosen-Division in Wilhelmshaven
- 1877 Wachoffizier auf der SMS „Freya“
- Der Kommandant von FREYA, Korvettenkapitän von Nostitz, erhielt Anfang November 1877 den Befehl, ins Mittelmeer zu gehen und zu dem von Kapitän z. S. von Kinderling geführten Geschwader aus HERTHA, GAZELLE, ALBATROSS, COMET und POMMERANIA zu stoßen. Zu den Offizieren des Schiffes gehörten neben dem Kommandanten die Kapitänleutnante Eduard Hartog und Eduard Braunschweig sowie die Leutnante Hans von Trützschler und Falkenstein, Karl Galster und Alfred Breusing. Auf der Fahrt ins Mittelmeer wurde ein Besuch in Tanger absolviert sowie u. a. Malta, Smyrna und Syra angelaufen. Smyrna war in der Folge der Ort, an dem FREYA auftragsgemäß zunächst blieb.
1880 bis 1890
- 1880 bis 1882 Besuch der Marine-Akademie und -Schule in Kiel
- 1882 Erster Offizier auf der SMS „Olga“
- Die „Olga“ wurde am 1. Oktober 1882 zum Einsatz auf der Ostamerikanischen Auslandsstation der Kaiserlichen Marine kommandiert. Am 14. Oktober verließ sie dazu Kiel. An Bord befand sich auch der spätere Großadmiral und Generalinspekteur der Kaiserlichen Marine Prinz Heinrich von Preußen, zu dem Zeitpunkt im Dienstgrad Leutnant zur See. „Olga“ lief dann zunächst Plymouth an, wo Prinz Heinrich seine Großmutter Königin Victoria traf. Am 3. Dezember erreichte sie Bridgetown auf Barbados. Es folgte ein Aufenthalt in Port of Spain, Trinidad und Tobago (Westindien) vom 16. Januar bis zum 11. Februar 1883. Während dieser Zeit charterte Prinz Heinrich ein Dampfschiff, um den Orinoco zu erkunden. Anschließend fuhr die „Olga“ nach Venezuela und Brasilien weiter. Bei dem Aufenthalt in Rio de Janeiro besuchte Kaiser Peter II. das Schiff.
- 1884 bis 1885 II. Matrosen-Division
- 1885 bis 1889 Assistent des Oberwerftdirektors der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven und zugleich als Dezernent zur Admiralität kommandiert
- 1889 Erster Offizier auf der SMY „Hohenzollern“
- Dezember 1889 bis März 1890 Kommandant der SMY „Hohenzollern“ (reduzierte Besatzung)
1890 bis 1903
- 1890 Erster Offizier auf der SMS „Baden“
- 1891 Dienst beim Oberkommando der Marine
- August bis September 1894 Kommandant der SMS „Wörth“
- 1895 Kommandant der Panzerkorvette SMS „Sachsen“ (II. Division/I. Geschwader)
- 1897 Dezernent im Reichsmarineamt unter Staatssekretär Alfred Tirpitz
- 1899 Abteilungsvorstand im Admiralstab der Marine und zugleich Chef des Stabes im Stab der Übungsflotte
1903 bis 1910
- 1903 II. Admiral des I. Geschwaders unter Vizeadmiral Hans von Koester
- 1904 II. Admiral des II. Geschwaders unter Vizeadmiral Max von Fischel
- 11. November 1905 bis 12. Mai 1907 Chefs des Ostasiengeschwaders
- Oktober 1907 Oberwerftdirektor in Wilhelmshaven
- April 1908 Direktor des Werft-Departements im Reichsmarineamt in Berlin und zugleich stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat als Nachfolger für Vizeadmiral Carl Wodrig (1851–1940; Patent vom 7. Juli 1906)
- 30. September 1909 beim Stapellauf der SMS „Ostfriesland“ als Vertreter des Staatssekretärs des Reichsmarineamts anwesend
- 4. Januar 1910 mit dem Charakter als Admiral zur Disposition gestellt; Konteradmiral Karl Dick (1858–1928; 22. März 1911 zum Vizeadmiral befördert) wurde sein Nachfolger als Direktor des Werft-Departements im Reichsmarineamt.
Marineflieger
Mit dem Entschluß des Staatssekretärs im Marineamt, Admiral Alfred von Tirpitz, Flugversuche vornehmen zu lassen, wurde das deutsche Marineflugwesen am 26. Oktober 1910 begründet. Eine ausführliche Begründung zu dem Entschluß durch Vizeadmiral Breusing (Ende 1909 geschrieben) erfolgte am 3. November 1910. Flugzeuge sollten zur Küstenüberwachung und Seeaufklärung verwendet werden. Es war aber auch schon vorgesehen, Flugzeuge an Bord von Schiffen einzusetzen. Tirpitz erwog, bereits außer Dienst gestellte Schiffe zu Flugzeugmutterschiffen umzubauen. Im Ansatz wurde damit auch die Trägerwaffe gedanklich angerissen.
Tod
Admiral z. D. Breusing verstarb kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges am 5. Oktober 1914 an den Folgen einer Grippe. „Nun ist sie da, die heilige Stunde!“ hatte er noch zuvor geschrieben, aber der von ihm erträumte Sieg deutscher Seemacht über das herrschende Diktat der Royal Navy auf den Meeren konnte er nicht mehr miterleben.
Familie
Alfred Breusing, der in Emden aufwuchs, war der älteste Sohn des Juristen und Oberzollinspektors Georg Breusing (1820–1882), Sohn des Provinzial-Steuerdirektors in Osnabrück Dr. phil. Friedrich Ludwig Wilhelm Breusing (Roter Adlerorden, III. Klasse im Jahre 1848). Alfreds Vater war treibende Kraft bei der Gründung des „Vereins zur Rettung Schiffbrüchiger an den ostfriesischen Küsten“[3] am 2. März 1861, aus dem die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ entstand. Der ältere Bruder des Vaters, Dr. phil. (h. c.) Friedrich August Arthur Breusing (1818–1892),[4] war Direktor der Seefahrtschule in Bremen. Die Nähe zur Seefahrt war dem Kind somit in die Wiege gelegt.
Ehe
Am 3. Januar 1880 heiratete Leutnant zur See Breusing seine Verlobte Martha Fenna Catharine Brons ( 2. August 1854; 1943), eine Tochter des Emder Kaufmanns Bernhard Brons ( 8. April 1811; 1893). Aus der Ehe sind vier Töchter – Clara Marie Caroline Almuth, die Fürsorgerin Dora Johanna Elisabeth, die Malerin, Zeichnerin und Vorstandsmitglied im „Verein der Berliner Künstlerinnen“ Fenna Minna Irma „Ima“[5] ( 17. Juni 1886; 19. Januar 1968) und Hanna Sophie Adelaide, verheiratet Stuebel (1892–1983) – sowie Sohn und späterer Generalmajor Hero Georg Bernhard Breusing entsprossen. Die verwitwete Frau Admiral a. D. war bis zu ihrem Tode in Berlin-Zehlendorf wohnhaft und Mitglied der Mennonitengemeinde Berlin.
Zitate
- „Im übrigen meine ich, daß Englands Weltherrschaft zu zerstören sei!“ — Admiral z. D. Breusing, in: „Alldeutsche Blätter“ 24 (1914), S. 333–334
Beförderungen
- 6. Juni 1870 Seekadett
- 21. Dezember 1873 Unterleutnant zur See
- 20. Mai 1876 Leutnant zur See
- 19. Oktober 1882 Kapitänleutnant
- 25. März 1890 Korvettenkapitän
- 1. April 1896 Kapitän zur See
- 27. Januar 1903 Konteradmiral
- 27. Januar 1907 überzähliger Vizeadmiral[6]
- 4. Januar 1910 Charakter als Admiral zur Disposition (z. D.)
Auszeichnungen (Auszug)
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Ritterkreuz I. Klasse als Kapitänleutnant und Dezernent in der Admiralität, 1888 (HSEH3a)
- Königlich Norwegischer Orden des heiligen Olav, Ritterkreuz, 1888 (NO3a)
- Danebrog-Orden, Ritterkreuz
- Schwertorden, Ritterkreuz I. Klasse (SS4a)
- Roter Adlerorden, IV. und III. Klasse
- III. Klasse mit der Schleife (später auch die Krone zur III. Klasse erhalten)
- Medije-Orden, III. Klasse
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1894
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse als Korvettenkapitän und Kommandant des Panzerschiffes SMS „Wörth“, 1894
- Albrechts-Orden, Offizierkreuz, 1895 (SA3)
- Zentenarmedaille, 1897
- Herzoglich Sachsen-Ernestinischer Hausorden, Komturkreuz II. Klasse (HSH/HSEH2b)
- Sankt-Stanislaus-Orden, II. Klasse mit dem Stern als Kapitän zur See, 1897
- Orden von Oranien-Nassau, Großoffizierkreuz (NN2)
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse als Kapitän zur See und Abteilungs-Vorstand im Admiralstabe der Marine, 1901 (Halsorden)
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Ritterkreuz als Kapitän zur See und Chef des Stabes der Übungsflotte, 1902
- Roter Adlerorden, II. Klasse mit Eichenlaub (Halsorden)
- später den Stern zur II. Klasse erhalten
- Schwertorden, Komturkreuz I. Klasse (SS2a)
- Orden vom Zähringer Löwen, Großkreuz (BZ1)
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse
Fußnoten
- Geboren 1853
- Gestorben 1914
- Deutscher Admiral
- Admiral, Charakter (Kaiserliche Marine)
- Panzerschiff-Kommandant (Kaiserliche Marine)
- Träger des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens (Komtur II. Klasse)
- Träger des Sankt-Olav-Ordens (Ritter)
- Ritter des Dannebrogordens
- Träger des Sankt-Stanislausordens (Rußland)
- Träger des Schwertordens (Ritter 1. Klasse)
- Träger des Roten Adlerordens 2. Klasse
- Träger des Mecidiye-Ordens
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 1. Klasse
- Träger des Albrechts-Ordens (Offizier)
- Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Großoffizier)
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Ordens vom Zähringer Löwen (Großkreuz)
- Mitglied im Alldeutschen Verband