Schweizer, Bruno

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Bruno Schweizer)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dr. phil. Bruno Schweizer

Bruno Schweizer (Lebensrune.png 3. Mai 1897 in Dießen am Ammersee; Todesrune.png 11. November 1958 ebenda) war ein deutscher Philologe, Dialektologe, Germanenforscher und Abteilungsleiter im Deutschen Ahnenerbe sowie Unteroffizier des Heeres der Wehrmacht.

Leben

Kurzbiographie
Hochzeitstag in Island, 1938[1]
Unteroffizier Schweizer bei der Wehrmacht
Bruno Schweizer, Die Geschichte der Kleinzinngießerei in Diessen-A..jpg

Am 3. Mai 1897 als Sproß eines Zinnwarenfabrikanten in Dießen am Ammersee geboren, war er offenbar älterer Schulkamerad seines späteren Chefs Heinrich Himmler in Landshut (Bayern) gewesen, bevor er sein Studium in München (u. a. bei Otto Mausser), Innsbruck (bei Josef Schatz) und Freiburg (bei Friedrich Wilhelm) absolvierte. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich freiwillig und war Gefreiter und schließlich Unteroffizier in Nachrichten-Einheiten in Flandern an der West- und in Syrien an der Palästina-Front. Inzwischen war sein Vater Adam (Todesrune.png 4. September 1914) verstorben, und er als ältester Sohn erbte die im Kriege stillgelegte Fabrik. Vor der Weiterführung seines Studiums widmete er sich dem Wiederaufbau des Betriebes, was ihm „wider Erwarten gut gelingt“. Dann übergab er die Führung an seine Geschwister Anni und Wilhelm, denn das künstlerische Schaffen lag ihm, im Gegensatz zu den beiden, nicht im Blute.

Sein Studium der Germanistik und Volkskunde (Philologie) schloß er 1925 in Freiburg mit einer Dissertation über den „Konsonantismus des Lech-Isar-Landes“ ab. Im gleichen Jahr organisiert er die Gründungsversammlung des „Heimatvereins Dießen und Umgebung“, der sich 1926 dem 1924 von ihm gegründeten „Heimatverein Ammersee“ eingliedert, dem wenig später umbenannten Huosigau. Dem „Heimatverband Huosigau“ schlossen sich 13 Heimatvereine an, die Monatsschrift hieß jetzt: „Lech-Isar-Land“. Am 8. September 1929 wurde Schweizer Ehrenvorsitzender des „Heimatvereins Dießen“.[2]

1928 stellte ihn der „Deutsche Sprachatlas“ in Marburg ein. Die Stelle wurde auf Grund von Gutachten Ludwig Sütterlins (Freiburg) und Karl Bohnenbergers (Tübingen) von der DFG finanziert (Thema: „Dialektgeographische Erforschung Österreichs“). Schweizer arbeitete in dieser Zeit auch am „Dialektatlas für Altbayern und Nachbargebiete“. Er ist damit einer der wenigen Dialektologen, die sowohl die süddeutsche als auch die Marburger Dialektologie aus der Innensicht kannten, glaubte sein entschiedenes Votum für die Marburger auch vehement gegen die süddeutsche Schule, insbesondere gegen Kranzmayer vertreten zu müssen. Alsbald aber zog es ihn in die bayrische Heimat zurück. Er wurde in München Assistent von Karl Alexander von Müller am „Institut zur Erforschung des deutschen Volkstums im Süden und Südosten“, dem „Südost-Institut“ (SOI). Dass er dort Mitte der 1930er Jahre gehen muß, führt er auf Fritz Valjavec zurück, der den inzwischen zum Leiter des SOI ernannten Machatscheck voll in der Hand gehabt habe. Auf Grund eines Gutachtens von Walther Mitzka (Marburg) abermals von der DFG finanziert, ist er nach mehreren Forschungsreisen u. a. zu den „Zimbern“ in Norditalien und nach Island, wo er seine spätere zweite Frau kennenlernte, in der „Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ mit Wörterbuch-Arbeit befaßt.

Nach Kriegsende setzte er sein Studium an der Universität Innsbruck fort. Hier wurde er durch den Mundartforscher Josef Schatz zu eingehenderen Studien alter deutscher Dialekte animiert. 1924 gründete Schweizer die Heimatvereinigung Ammersee, bevor er 1925 in Freiburg über „Dialekte des Lech-Isar-Landes“ promovierte. 1928 wurde der nunmehr promovierte Philologe von Ferdinand Wrede berufen, am Sprachatlas des Deutschen Reichs an der Universität Marburg mitzuwirken. 1931 zog Schweizer von Marburg nach München, wo er 1933 Assistent am Institut zur Erforschung des deutschen Volkstums im Süden und Südosten bei der Universität München wurde. Nachdem er aufgrund des Einflusses von Fritz Valjavec 1935 ausschied, kam es in der Folgezeit zur Annäherung an Himmlers expandierendes Ahnenerbe. Im November 1937 wurde Schweizer schließlich offizieller Mitarbeiter des Ahnenerbe und übernahm die Pflegestätte für Germanenkunde von Teudt. In den folgenden Jahren konzentrierte sich Schweizer auf die Island-Forschung und führte mehrere Reisen auf die nordische Insel durch. Eine vorbereitete offizielle Island-Expedition des Ahnenerbe unter Leitung Schweizers scheiterte jedoch an Indiskretionen – europäische Presseberichte wußten von einer Himmler-Expedition auf der Suche nach den deutschen Vorfahren zu berichten, zudem plante auch Himmler-Konkurrent Rosenberg eine eigene Expedition, zu der es freilich ebenfalls nicht kam. Vor allem Schweizer selbst sorgte beim Ahnenerbe-Geschäftsführer Wolfram Sievers für Unmut, hatte er dich dem deutschen Botschafter auf Island von seinen Plänen berichtet. Sievers reagierte darauf in einem Brief: „Der Umfang Ihrer Weltfremdheit übertrifft alles normale Maß, das man schließlich einem Wissenschaftler zubilligen kann.“ Dennoch vermochte Schweizer seine Arbeit für das Ahnenerbe auch mit Kriegsausbruch aufrecht erhalten. So wurde er innerhalb des großen Ahnenerbe-Aufgabengebietes der Umsiedlung der Südtiroler ins Reich eingebunden, indem er an der Archivierung Tiroler Kulturgutes beteiligt war. Eine Studienfahrt nach Oberitalien zu den Sprachinseln der Zimbern führte zur Herausgabe der Grammatik der zimbrischen Sprache. In diesem Zusammenhang veröffentlichte er 1948 im Jahrbuch für vergleichende Volkskunde eine Abhandlung über „Die Herkunft der Zimbern“, worin die „Langobardentheorie des Zimbrischen“ aufgestellt wurde. Er bezeichnete die Zimbern als letzte Reste der langobardischen Nation und sah die Langobarden als die großen Vermittler zwischen dem Geisteshort des Altertums, der auf steril gewordenem Boden lag, und der folgenden, auch innerlich germanenbestimmten Zeit.[3]

In dem Arbeitsbericht Schweizers für den Oktober 1938 als Leiter der Lehr- und Forschungsstätte für Germanenkunde heißt es:

„Die Forschungsstätte wird bestrebt sein, für den ganzen Aufgabenbereich der nordischen Philologie eine sachkundige und grundsatztreue Beratungs- und Auskunftsstelle zu sein, sie wird versuchen, neue Beziehungen zu den wissenschaftlichen Kreisen Islands und Skandinaviens aufzunehmen und sie wird auch von sich aus verschiedene Untersuchungen über bisher nicht oder irrig behandelte Themen in Angriff nehmen.“[4]

Plan einer weiteren Island-Forschungsfahrt (Sommer 1938)

Schon 1936 hatte die „Deutsche Forschungsgesellschaft“ (DFG) eine Nordland-Reise für Wissenschaftler veranstaltet. Der Plan einer Island-Expedition war im „Ahnenerbe“ aber vermutlich von Anfang an eng an die Person ihres späteren Leiters gebunden. Bruno Schweizer war am 1. Dezember 1937 auf Grund seiner Bewerbung um die öffentlich ausgeschriebene Stelle zum Abteilungsleiter im „Ahnenerbe“ der SS berufen worden. Er übernahm die Pflegstätte für Germanenkunde von Wilhelm Teudt. Schweizer hatte sich kurz darauf mit der Isländerin Jonsdottir Thorbjörg, der leitenden Schwester einer Nervenheilanstalt in Reykjavik verlobt. Sievers, der Reichsgeschäftsführer des „Ahnenerbes“ hatte dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler am 13. Januar 1938 darüber Bericht erstattet:

„Dr. Schweizer beherrscht das Altnordische, war bereits zweimal in Island und hat sich jetzt Weihnachten mit einer Isländerin aus einem alten Bauerngeschlecht verlobt.“

Obwohl Schweizer zunächst eingestellt war, um an Stelle von Erich Gierach das „Sachwörterbuch der Germanenkunde“ zu betreuen, und das Ahnenerbe bis dahin eher Interesse an seiner Zimbernforschung gezeigt hatte, legte Schweizer nach einem Dreiergespräch mit Wolfram Sievers und Walther Wüst am 4. März 1938 schon am 10. März 1938 den „Plan einer Island-Forschungsfahrt“ vor, der auf große Begeisterung stieß. In diesem heißt es:

„Von Jahr zu Jahr wird es schwieriger auf dem klassischen Boden Islands die lebenden Zeugen germanischen Kulturempfindens und germanischer Seelenhaltung unbeeinflußt von dem übermächtigen Zugreifen westlicher Zivilisation anzutreffen. Wenige Jahre nur haben auch das natürliche Aussehen des Landes, das größtenteils seit der Urzeit unberührt in Steinhalden und Buckelwiesen, Sandwüsten und ungebändigten Bergströmen sein unverhülltes Antlitz dem Menschen zeigte, wesentlich verändert, in der einst von Blockhalden und Felsplatten fast als unfruchtbarster Küstenteil gekennzeichneten Umgebung von Reykjavik schuf die Menschenhand weite Rasenflächen, Baumschulen und Weidegründe, die Stadt selbst dehnt sich mit fast amerikanischer Geschwindigkeit aus, Autostraßen und Brücken, Elektrizitätswerke und Fabriken entstehen und die Dichte des Verkehrs entspricht in Reykjavik den Verhältnissen einer europäischen Großstadt. Von hier aus frißt sich der oberflächliche moderne Geist ins Land hinein und nur die entlegensten Täler und verkehrsfernsten Höfe bleiben etwas länger verschont. Und wenn auch die Gesinnung der Leute noch lange den althergebrachten Grundlinien germanischen Charakters treu bleiben wird, so verschwinden eben doch die äußeren Formen, die Leute verlernen uralte Techniken des Rasenbaues und der Wirtschaft, Spinnen, Weben, Färben; sie vergessen die alten Sagen und Mythen, die früher an den langen Winterabenden erzählt wurden, die Lieder und die Kunst der alten Verse; sie verlieren den Glauben an übersinnliche Wesen und Fähigkeiten. Ihre angeborene germanische Nüchternheit wandelt sich in kalte Berechnung, rein materielle Interessen treten dann in den Vordergrund, die Intelligenz wandert in die Hauptstadt ab und von dort vollzieht sich rasch die Angleichung an internationale Strömungen. Eine in den Isländern vorhandene echt germanische Auftriebskraft verwandelt sich auch oft in Spekulation und nicht mehr ganz reelles Geschäftsgebaren; übertriebener Heimatstolz bringt sie dazu 150 % moderner und fortschrittlicher sein zu wollen als das übrige Europa. Dies läßt dann den heutigen Isländer oft in ungünstigem Lichte erscheinen und auch der gut unterrichtete deutsche Besucher kann sich meist eines üblen Ersteindruckes nicht erwehren. Diese Verhältnisse bestimmen nun unsere Forschungspläne.
Jedes weitere Jahr, das wir zuwarten, wird den Verlust einer Anzahl von Objekten bedeuten und andere Objekte werden durch neuerrichtete Bauten moderner Art für die Kamera und den Film verdorben. Für die Arbeit kommt nur der Sommer in Frage, d. h. die Monate Juni mit August. Ferner muß man damit rechnen, daß gelegentlich mehrere Tage Regen eintreten, wodurch für bestimmte photographische Absichten eine Verzögerung eintreten kann. Die Schiffsverbindungen sind so, daß etwa alle Wochen einmal die Möglichkeit einer Hin- und Herreise1 zum Kontinent besteht. Dies alles bedeutet eine Mindestspanne von 5-6 Wochen für den Rahmen der Reise. Die möglichen Aufgaben einer Islandforschungsfahrt mit kulturkundlichen Absichten sind sehr mannigfaltig. Es handelt sich aber für uns darum, die vordringlichsten und verwertbarsten herauszugreifen. Eine Reihe anderer Aufgaben, die man wohl u. U. stärker bearbeiten könnte, sollen als Nebenaufgaben betrachtet werden. So soll jedenfalls die Aufnahme von Personenbildern (Rassemessungen) und die Untersuchung der Museumsschätze als Nebenaufgabe betrachtet werden. Die drei Hauptaufgaben der Forschungsfahrt sollen sein:
1. Landschaftsforschung Aufsuchen von Thingstätten, Kampfbahnen Opferstätten, Kulturstätten (Tempel). Beschreibung der Lage und Ortung, Planaufnahme der Erdmarken und Lichtbild davon. Aufzeichnen der mündlichen Überlieferung darüber. Sonnenmarken.
2. Hausforschung. Herstellung maßstäblicher Planskizzen von Rasenhäusern und ähnlichen alten Gebäuden; Wohnhöhlen, Häuser, Viehhäuser, innen und außen photographieren. Desgleichen Aufnahme der wenigen vorhandenen alten Hausgeräte.
3. Volkskundliches.2 Filmaufnahme von typisch isländischen Vorgängen. Familien echt bäuerlicher Lebensart bei den täglichen Arbeiten, bei besonderen Feierlichkeiten. Begräbnis, Vergnügungen, Kinderspiele mit bemalten Kieferknochen, Hausbau, Schafsammeln, Pferde. Aufzeichnung von noch unbekannten Erzählungen, Sagen, Mythen, Bräuchen und Versen. Beobachtung sprachlicher Altertümlichkeiten. Haus- und Familienmarken. Der Reiseplan soll auf Grund der knappen Zeit die uns zur Verfügung steht, keine Stadtaufenthalte vorsehen. Da bei 6 Wochen etwa 2 Wochen für die Seereise zu rechnen sind, bleiben 10 Tage für das Südland, 10 Tage für das Nordland und 10 Tage für das Ostland.
Diese 30 Arbeitstage erfordern einen Reiseweg von rund 2-3000 Km für einen möglichst geländegängigen Wagen (wegen der oft sehr unebenen Straßen). Wir fahren möglichst nah an das Untersuchungsobjekt heran und mieten dann Pferde für einen Tag (Unkosten 5 Kronen pro Pferd). Die Ausrüstung soll Zelte, Apparate, Proviant und Geldmittel in dänischer, isländischer oder englischer Währung umfassen. Die Geldmittel werden für Leihpferde, Proviantergänzung und Benzin, sowie für gelegentliche Übernachtungen in Hotels oder Bauernhöfen gebraucht. Ein Devisenbetrag von etwa 1500 M würde genügen. Als Mitarbeiter bei dieser Forschungsarbeit denke ich mir außer einem Manne, der sich im Wesentlichen mit dem Kraftwagen und der Einteilung der Fahrt beschäftigt noch höchstens drei: Alle drei sollten sich wenigsten in einem Punkte gegenseitig ergänzen können. Es ist erforderlich
1) eine gewisse Beziehung zu den isländischen Problemen
2) Kenntnis im Photographieren und Filmen
3) etwas Übung im Zeichnen
4) einige Kenntnis der landschaftskundlichen Probleme
5) Beobachtungsgabe für volkskundliche Erscheinungen.
Das Ergebnis der Reise könnte zusammen mit meinen eigenen bereits früher gesammelten Bildern und Feststellungen zu einem neuartig aufgebauten Werk über Island zusammengefaßt werden. Wertvoll schiene mir besonders, wenn dabei an Hand von guten Bildern wichtige Sagaorte behandelt würden. Im Gegensatz zu den bisherigen nur auf die Schaulust des Reisepublikums abgestimmten Bilderwerke, sollte nun vom Ahnenerbe ein das kulturell Wertvolle betonendes germanisches Islandbuch geschrieben werden.“

Die ursprünglich für den Sommer 1938 geplante Islandfahrt ist derweil längst auf den Sommer 1939 verschoben. Das Wissenschaftsministerium machte Schweizer im Spätherbst 1938 das Angebot, ein Lektorat an skandinavischen Hochschulen zu übernehmen. Walther Wüst, der ihn nicht verlieren wollte, lehnt dies ab, gab aber kund, er würde es begrüßen, wenn Schweizer als „Beauftragter des Reichswissenschaftsministeriums und des „Ahnenerbes“ für ein paar Wochen oder Monate gelegentlich mitwirken könnte. Der Plan einer Forschungsfahrt wurde schließlich kriegsbedingt eingestellt.

Zweiter Weltkrieg

Schweizer wurde am 28. August 1939 zum Kriegsdienst nach Bielefeld zur 2. Kompanie/Nachrichten-Abteilung 254 eingezogen. Für die Dauer der Mobilisierung wurde für die Lehr- und Forschungsstätte für Germanenkunde durch Joseph Otto Plassmann eine neue Anordnung erlassen. Schweizer wurde im Dezember 1939 zur Festen Horchstellen Euskirchen kommandiert und war im Januar 1940 in Düren als Funker tätig. Nach dem Westfeldzug 1940, wo er kurzzeitig in Flandern war, wurde Schweizer am 16. Juli 1940 zur Horch-Ersatz (Lehr)-Kompanie bei der Heeresnachrichtenschule Halle/S. rückversetzt. Nun arbeitete er an seinem Bericht über die Expedition zu den zimbrischen Gemeinden (Oberitalien). Für die Aufgabe in Südtirol wurde er vom Militär freigestellt. Schweizer wollte sich auch in München habilitieren; aber sein Freund und Vorgesetzter, SS-Hauptsturmführer Dr. phil. Plassmann, riet ihm – aus eigener bitterer Erfahrung – entschieden von München ab.

Nach Beginn des Ostfeldzuges reichte Schweizer im September 1941 Anregungen für das Krim- und Kaukasusgebiet ein zur Erforschung des Baumkults, der Krimgoten und der Tetrachitischen Goten. Anläßlich des „Sonderkommandos K“ unter Ernst Schäfer als Spezialist für Sprachreste und wegen seiner Türkischkenntnisse als Teilnehmer an. Es ging um die rassenkundlichen und wehrwissenschaftlichen Totalerforschung des Kaukasus. Der Rückzug der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten infolge der Niederlage bei Stalingrad vereitelte den Plan. Anfang 1944 hat das Marineoberkommando Ostsee Kiel-Wik zwei Wallache, die er aus Island mitgebracht hatte, von Schweizer entliehen „für geheime und wichtige Untersuchungen.“

„Meine beiden braunen Pferde sind jetzt nach Kiel übersiedelt, wo die Kriegsmarine bestimmte Versuche damit anstellt, ich habe sie natürlich nur leihweise hergegeben. Das dritte Pferd, die Stute ist dick und gesund zu Hause.“

Im Frühling 1944 war Schweizer im Auftrag des Ahnenerbe in Norwegen und Dänemark. Er sollte eine „großgermanisch ausgerichtete Dialektforschung vorbereiten“ und entwickelt den Plan eines „gemeinskandinavischen Sprachatlasses“.

Nachkriegszeit

Am Ende des Krieges wurde Bruno Schweizer verhaftet, ebenso wie andere, und in ein Internierungslager in Garmisch gebracht. Er saß dort 11 Monate ohne Anklage und wurde schließlich entlassen. Nach dem Sorgerecht gelang es der Familie 1948, nach Island zu ziehen, wo Schweizer bis zum Herbst 1949 blieb. Es erwies sich für ihn als schwierig, eine geeignete Anstellung in Island zu finden, so daß er nach Dießen zurückkehrte. Bis 1951 war Schweizer abermals 1. Vorsitzender des „Heimatvereins Dießen und Umgebung e. V.“ Die Familie folgte 1952. Die Lage der Familie schien sich wieder zu normalisieren, und Dr. Schweizer war als Wissenschaftler wieder gefragt.

Tod

Bruno Schweizer litt in den letzten beiden Lebensjahren an Gesundheitsproblemen und starb am 11. November 1958 an einem Herzinfarkt. Er wurde im Familiengrab in Dießen beigesetzt.

Familie

Sohn Prof. Dr. phil. Helgi-Jón Schweizer, 1985
Sohn Zinngießermeister Gunnar Wilhelm Schweizer, 2015

Bruno Schweizer heiratete erstmalig nach dem Ersten Weltkrieg, aus dieser Ehe entsproß Sohn Leo Schweizer (Lebensrune.png 18. Februar 1923; Todesrune.png 11. Oktober 1948). Seine Frau verstarb früh und machte ihm zum Witwer. Im August 1938, nachdem sein Urlaubsgesuch genehmgt worden war, heiratete er in Island Jonsdottir Thorbjörg (Lebensrune.png 23. Januar 1903 in Süd-Island). Aus der Ehe sind zwei Söhne entsprossen:

  • Helgi-Jón (Lebensrune.png 15. Mai 1939 in Detmold)
    • 1960 Studium der Philosophie, Psychologie und Biologie, 1968 Promotion zum Dr. Phil. an der Universität Innsbruck (Doktorvater: Prof. Dr. Ivo Kohler), 1968–2006 Lehrtätigkeit an der Universität Innsbruck, 1990 Habilitation; Theoretische Psychologie (Grundlagenforschung), Wahrnehmungspsychologie (Visuelle und akustische Wahrnehmung), Interindividuelle Interaktion und Synchronisation, Temporale Ordnungsstrukturen des Verhaltens.
  • Gunnar Wilhelm (Lebensrune.png 7. Juni 1942 in Pähl)
    • Gunnar, Mitglied der Bayernpartei,[5] wurde Künstler und übernahm schließlich den Familienbetrieb. Ab dem 6. Dezember 1972 war er Geschäftsinhaber der Firma „Babette Schweizer.“ Am 10. April 1979 wurde die Gunnar Schweizer GmbH., Dießen am Ammersee, als Betrieb einer Zinngießerei, Herstellung von Kunstgewerbearbeiten sowie Groß- und Einzelhandel mit Kunstgewerbearbeiten in das Handelsregister eingetragen (HRB 3189 Amtsgericht Augsburg). Sein Sohn wiederum (Lebensrune.png 18. Mai 1963), Zinngießer, wurde per 27. April 1988 zum weiteren Geschäftsführer bestellt.

Nach dem Tod ihres Mannes lebte Thorbjörg Schweizer weiterhin mit ihren Söhnen in Dießen. Helgi promovierte in Psychologie und wurde Professor an der Universität Innsbruck. Gunnar arbeitete im alten Handwerk der Familie Schweizer und betrieb in Dießen eine Zinnfabrik. 1990 kehrte Thorbjörg Schweizer nach Island zurück und ließ sich im Klausturhólar-Haus in Kirkjubæjarklaustur nieder. Sie starb dort am 31. Januar 2002 im Alter von 99 Jahren.

Kleinzinngießerei

Am 7. Januar 1896 findet in Dießen eine Doppelhochzeit statt: Adam Schweizer (Lebensrune.png 15. Juli 1855) heiratet die Wilhelmine Huber (Lebensrune.png 7. März 1870), Tochter des Buchbindermeisters Joseph Huber (Lebensrune.png 25. Februar 1832 in München) und dessen Ehefrau Viktoria Theresia, geb. Westermayr (Lebensrune.png 15. Oktober 1835 in München), der 1861 geborene Mechaniker Joseph Anton Schweizer die Magdalena Ernst (Lebensrune.png 18. Oktober 1868), Tochter des Fischers Georg Ernst (Lebensrune.png 3. Februar 1830) und dessen Ehefrau Karolina, geb. Ginthard (Lebensrune.png 12. Februar 1834 in St. Georg).

Adam und Wilhelmine Schweizer haben die Kinder Bruno Schweizer (Lebensrune.png 3. Mai 1897), Anna Maria „Anni“ Schweizer (Lebensrune.png 1. August 1898) und Wilhelm Schweizer (Lebensrune.png 31. Januar 1902). Joseph Anton und Magdalena Schweizer haben die Kinder Wilhelmine Schweizer (Lebensrune.png 1897) und Babette Schweizer (Lebensrune.png 1904).

Brunos Vater Adam Schweizer wird auf der Sonderausstellung des Handwerks anläßlich der Bayerischen Jubiläums-Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung in Nürnberg eine silberne Preismedaille zuerkannt für sehr gute Leistungen in der Fabrikation von Exportzinnwaren, besonders in Wallfahrtsartikeln. Auf der Gewerbeschau in München stellt Adam Schweizer die nach einem Entwurf von Prof. Hans Röhm geschaffene mittelalterliche Reiterschlacht und eine Landsknechtschlacht aus. Es handelt sich um hervorragend gelungene Flachfiguren, die 7 - 10 cm hoch sind und nach dem Urteil der Sachverständigen wohl zu dem besten gehören, was es auf diesem Gebiete gibt.

Adam Schweizer stirbt am 4. September 1914 an einem schweren Nierenleiden. Seine Frau Wilhelmine Schweizer führt die Firma weiter, später zusammen mit Tochter Anni Schweizer und Sohn Wilhelm Schweizer. Anni Schweizer läßt sich zur Bildhauerin an der Kunstgewerbeschule München unter den Prof. Adelbert Hans Gustav Niemeyer (Lebensrune.png 15. April 1867 in Warburg; Todesrune.png 21. Juli 1932 in München) und Prof. Heinrich Waderé (Lebensrune.png 2. Juli 1865 in Colmar; Todesrune.png 27. Februar 1950 in München) ausbilden und lernt an der Schnitzschule Bischofsheim/Röhn die Technik der Holzplastik. Zu ihren besten Arbeiten gehören unter anderem Flachfiguren „Bauernprozession“ (15 Figuren) mit weißen Mädchen, Fahnen und Kreuzträger und „Ammerseer Betteltanz“. Andere Arbeiten aus der Werkstätte von Anni Schweizer sind Flachfigurengruppen in Zinnguß bemalt, z. B. eine „Ländliche Prozession“, eine „Anbetung der Hirten“, eine „Opferung der Heiligen drei Könige“, ein „Märchenwald“ (30 Figuren), Kasperltheater usw. Brunos Bruder Wilhelm Schweizer erwirbt die Einrichtung der Münchener Großzinngießerei Hiedl & Sohn.

„Der Begründer der Diessener Fabrik war Adam Schweizer ao. 1796. Er entstammte einer schon 300 Jahre in der Gegend sitzenden Familie, Vater und Onkel waren Stuckatorer. Zunächst wurden sog. Heiligenartikel wie Rosenkranzbestandteile, Anhängsel, Denkmünzen u. ä. neben Ringen, Ziernägeln u. s. w. hergestellt. Von ihm stammen auch Flachfigurenarbeiten, wie Panduren und Bayrische Dragoner, Paradies und Schäferei, Jagd aus der Rokokozeit (letztere von Anni Schweizer ergänzt). Sein Sohn Anton Schweizer widmete sich der Herstellung von kirchlichen Gerätschaften der katholischen Kirche in Miniaturausführung zum Schmucke von Hausaltären und zum "Pfarrerspielen" für Kinder. Er brachte auch verschiedenartige bunte Zinnsterne für Wachszieher auf den Markt und verfertigte sehr geschmackvolles Spielzeug für Puppenküchen und Puppenstuben.

Dessen Sohn Adam Schweizer (geb. 1855) baute die von seinem Vater eingeschlagenen Wege weiter aus, ohne sich stark von dem Kunstverfall des 20. Jahrhunderts beeinflussen zu lassen. Seine Gravuren sind wie seine Modelle von hoher technischer Vollkommenheit. Einen bemerkenswerten Aufstieg zur Höhe des neuen Kunststils bedeuten die auf der Münchener Gewerbeschau 1912 erstmalig gezeigten Landsknechte und Ritter aus Zinn gegossen und mit Lackfarben in eigenartigen Zusammenstellungen flächig bemalt. Diese Flachfiguren haben eine Höhe von 7 - 10 cm, sind flott gestochen und trefflich dem Charakter des flachen Metallgusses angepaßt, dessen blanke Natur an den glücklich verteilten Harnischteilen zu Tage tritt. Sie gehören nach dem Urteil der Sachverständigen wohl zum Besten, was es auf dem Gebiete gibt. Gegenwärtig folgt die Tochter Adam Schweizers, Frl. Anni Schweizer, dem Vorbild des Vaters. Geschult durch vieljährige Studien an der Münchner Kunstgewerbeschule und eine Meisterin der Holzplastik hat sie es verstanden, hohlplastische Figuren modernen Schnittes aus gegossenem Zinn zu formen und zu Weihnachten 1926 vollendete sie die Modelle einer wundervollen Weihnachtskrippe mit 12 Figuren von 27 cm Höhe. Köpfe, Arme und Beine der Figuren bestehen aus Zinnhohlguß und sind durch starke biegsame Drähte miteinander verbunden. Die Krippenfiguren werden naturoxydiert oder gefaßt, bekleidet oder unbekleidet auf den Markt gebracht, wodurch den verschiedenen Geschmacksrichtungen entgegengekommen wird. Ein echtes Alt-Ammerseer Holzgebäude, wie es früher für bäuerliche Zwecke verwendet worden sein mag, hat das Vorbild für den dazugehörigen hochkünstlerischen und vor allem auch stabilen Holzstall abgegeben.“[6]

Brunos Schwester Anni Schweizer und der Bildhauer Anton Fehr gravierten zur Einweihung des Hauses der Deutschen Kunst in München (1938) im Auftrag des Staatsministers und Gauleiters Adolf Wagner den Festzug mit zehn Gruppen Zinnfiguren: Spitzengruppe - Germanisches Schiff, Der Tag, Sinnbild der Sonne, Die Nacht, Die Kreuzritter, Romanische Plastik, Eiserne Ritter – Turnierreiter, Barock – Friedrich der Große, Kaiser Maximilian – Sieben Kurfürstentümer und Schwarze Reiter – Fackelträgerinnen. Brunos Mutter Wilhelmine Schweizer verstarb am 19. April 1953. Das Anwesen Herrenstraße 7 erbten ihre Kinder Wilhelm Schweizer und Anni Schweizer. Am 19. April 1954 wrude die offene Handelsgesellschaft "Babette Schweizer, Dießen" in das Handelsregister eingetragen. Gesellschafter sind der Zinngießermeister Wilhelm Schweizer und die Bildhauerin Anni Schweizer. Wilhelm Schweizer (Todesrune.png 12. Februar 1976) gründete 1972 eine eigene Großzinngießerei als Gießer und Graveur in der Herrenstraße 7 in Dießen. Anni Schweizer verstarb am 2. November 1998.

Bildergalerie (Island)

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

  • Über den Götterglauben unserer germanischen Vorfahren, Vortrag, 1927
  • Die Geschichte der Kleinzinngießerei in Diessen/A., 1930 (archiviert)
  • Die germanische Dauerüberlieferung in Raum und Zeit, in: „Germanien“, Heft 4, April 1938
  • Die letzte große Hofanlage in Rasenkultur auf Island, in: „Germanien“, Heft 2, Februar 1939, S. 61–67
  • Zimbrische Sprachreste. Nach dem Volksmunde aufgenommen und mit hochdeutscher Übersetzung herausgegeben, 1939
  • Krimgoten – Ein Zeugnis aus dem Jahre 1562, in: SS-Leithefte, Nr. 9, 1943, S. 7–8
  • Die Herkunft der Zimbern, in: Jahrbuch für vergleichende Volkskunde „Die Nachbarn“, I. Band, Herausgegeben von Will Erich Peuckert. Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1948, S. 111–129
  • Das Diessener Heimatbüchlein. Hrsg.: Helgi-Jón Schweizer, Dießen am Ammersee 1999, S. 17–35
  • Zimbrische Gesamtgrammatik. Vergleichende Darstellung der zimbrischen Dialekte, aus dem Nachlaß, 2008

Fußnoten