Burschenschaft

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Der korporierte Patriot und Burschenschafter Hoffmann von Fallersleben 1819 in Altdeutscher Tracht;[1] Gemälde von Carl Georg Christian Schumacher (1797–1869).

Burschenschaften (abgekürzt „B!“, plural auch „B!B!“) sind als „Tugendbund“ eine tradierte Form einer Studentenverbindung. Fast alle Burschenschaften bekennen sich zur Herkunft aus der Urburschenschaft, die am 12. Juni 1815 in Jena gegründet wurde. Dabei ist der inhaltliche Bezug eher verschwommen, die Bezeichnung „Burschenschaft“ wird heute von teilweise sehr unterschiedlichen Studentenverbindungen verwendet.

Obwohl sich nur circa 300 der insgesamt 1.500 bis 2.200 studentischen Verbindungen im deutschen Sprach- und Kulturraum „Burschenschaft“ nennen, wird der Begriff in der Öffentlichkeit fälschlicherweise oft als Überbegriff für alle Studentenverbindungen verwendet. Die meisten studentischen Korporationen jenseits der Burschenschaften haben historisch allerdings keine Verbindung zu deren Ursprung und besitzen auch heutzutage eine andere Ausrichtung. Da insbesondere die Mitgliedsbünde des größten burschenschaftlichen Dachverbandes Deutsche Burschenschaft aus ihrem historischen Verständnis heraus politisch tätig sind, gelten traditionsorientierte Studentenverbindungen in der veröffentlichten Meinung heute häufig als politisch „rechtsradikal“ oder gar als „rechtsextrem“.

Ursprung und Entwicklung

Als Versammlungen der (nur männlichen) Studenten an deutschen Hochschulen entstanden die „Allgemeinen Burschenschaften“ nach den Befreiungskriegen,[2] die die studentische Kultur Deutschlands entscheidend prägten. Historiker schätzen, daß jeder zweite oder dritte Student als Kriegsfreiwilliger an den Kriegen teilnahm. Zwar konnten nur etwa fünf Prozent der Gesamtzahl der Kriegsfreiwilligen als Studenten gelten, aber in keiner gesellschaftlichen Gruppe gab es einen so hohen Anteil an Freiwilligen. Viele Studenten hatten unter anderem im Lützowschen Freikorps, das sich nicht nur aus preußischen Untertanen, sondern aus Freiwilligen aus ganz Deutschland rekrutierte, mitgekämpft. Aus den Befreiungskriegen an die Universitäten zurückgekehrt, setzten sie sich in der Zeit der Restauration und des Wiener Kongresses für die Abschaffung der deutschen Kleinstaaterei und die Schaffung eines gesamtdeutschen Reiches unter einer konstitutionellen Monarchie ein.

„Aus den Freiheitskriegen zurückgekehrt, hatten die Freiwilligen von 1813, 1814 und 1815 von dem schalen und prahlerischen Treiben der alten Studentenwelt sich angewidert gefühlt. Es war ihnen als eine Pflicht erschienen, dem Leben auf den Hochschulen einen tiefern Gehalt zu geben und es so zu gestalten, daß es ein Bild im Kleinen des deutschen Volkslebens sei. Die Trennung nach Landsmannschaften sollte verschwinden und ein einziger Bund, der deshalb die allgemeine Burschenschaft genannt wurde, alle Studenten vereinigen. Jeder Student hatte bei seiner Aufnahme zu geloben, sich sittlich, wissenschaftlich und volksthümlich ausbilden zu wollen. Jeder unsaubere Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht wurde bei Strafe der Ehrlosigkeit verboten und kein Zweikampf erlaubt, bevor ein Ehrengericht ihn genehmigt hatte. Als Abzeichen wählte man die Reichsfarben schwarz, roth und gold. Das waren auch die Farben der Lützower gewesen, und kein geringerer Mann als König Friedrich Wilhelm III. hatte sie für die todesmuthige Freischaar gewählt.“ — aus: Die Gartenlaube, 1860

Zur Gründung der Urburschenschaft kam es in Jena am 12. Juni 1815. Die landsmannschaftlichen Vereinigungen lösten ihren Senioren-Convent (SC) auf. Dazu zogen die Mitglieder der vier Landsmannschaften Thuringia, Vandalia (= elf Stifter, von denen neun im Lützower Freikorps gekämpft hatten), Franconia und Curonia zum Gasthaus Grüne Tanne. Dieser Ort lag außerhalb der Stadtgrenzen Jenas und war damit der Gerichtsbarkeit der Universität entzogen. Als Zeichen der Auflösung senkten dort die Landsmannschaften ihre Fahnen. Aus der Mitte der anwesenden 143 Stifter wurden 30 Amtsträger gewählt. Zum ersten Sprecher wurde Carl Horn berufen, der letzte Senior der Vandalia. Damit war die Burschenschaft ins Leben gerufen.

„[...] Hinter dem Enthusiasmus des französischen Volkes, als es 1793 in das Heerlager, an die Grenzen sich anwerben ließ, stand am häuslichen Herde der Schrecken, das Schafott, das Elend. Der Franzose ist blutdurstig: er blieb, nachdem er das Vaterland gerettet, de gaieté de cœur, Soldat, machte sich einen Soldatenkaiser, und prahlte in der Welt herum. Das war anno 1813 anders: Da liefen die 14jährigen Knaben und die 60jährigen Männer auch in die Heerlager! Das war eine innige, heilige Sache: dazu wurden fast fromm klingende Lieder gesungen. das war eine Hoffnung! Ein Deutschland sollte werden. Was das sein sollte, das zeigte sich, als gesiegt und verraten worden war. Da kam die Burschenschaft dran. Da ward der Tugendbund gestiftet. Alles so phantastisch, daß kein Mensch es begreifen konnte. Aber ich hab's begriffen. Jetzt begreift mich kein Mensch: ich bin der deutscheste Mensch, ich bin der deutsche Geist. Fragt den unvergleichlichen Zauber meiner Werke, haltet sie mit allem Übrigen zusammen: Ihr könnt für jetzt nichts anderes sagen, als - es ist deutsch. Aber was ist dieses Deutsche? Es muß doch etwas wunderbares sein, denn es ist menschlich schöner als alles Übrige? - O Himmel! sollte dieses ‚deutsche‘ einen Boden haben! sollte ich mein Volk finden können! Welch' herrliches Volk müßte das werden? Nur diesem Volke könnte ich aber angehören.“Richard Wagner, Das Braune Buch, Tagebucheintrag vom 11. September 1865
Vaterländische Burschenschafter vor dem Burschenschaftsdenkmal (unweit der Wartburg) im Süden Eisenachs auf der Göpelskuppe, 2014

Die Urburschenschaft bestand aus Gruppen mit nationalen, christlichen und freiheitlichen Ideen. Zu ihren geistigen Wegbereitern gehörten unter anderem Ernst Moritz Arndt, Friedrich Ludwig Jahn und Johann Gottlieb Fichte. Sie forderte mit den Werten Ehre, Freiheit, Vaterland staatsbürgerliche Verantwortung, ethnische Solidarität und individuelle Freiheitsrechte zugleich ein. Möglich war diese Synthese verschiedener Elemente durch den elitären Ansatz, der in erster Linie die Pflicht des Einzelnen, für das Ganze einzutreten, betonte.

„Nur in einer edlen Liebe, nur in dem großen Gedanken an ein gemeinschaftliches, allumfassendes Vaterland, an den gemeinsamen Vaterherd, kann sich der Deutsche groß und zu jeder Heldentat entschlossen fühlen, denn der Gedanke eines Brüdervolkes, in dem sich alle einzelnen Stämme vereinen, das lebendige Bewußtsein, Kinder des einen großen mütterlichen Landes zu sein, umschlungen von den Banden des einen germanischen Volkes, erhebt zu jenen gewaltigen Empfindungen des wahren Gemeingeistes und Volkssinnes, welche die Wunder der Vaterlandsliebe in der Geschichte verrichten lassen.“Friedrich Ludwig Jahn in der Verfassung der Urburschenschaft von 1815

Der vaterländische Gedanke war eine Idee, für die sich sehr viele Studenten begeistern konnten. Um diese Gesinnung der ganzen Welt mitzuteilen, lud die Jenaer Burschenschaft Vertreter der deutschen Universitäten auf die Wartburg bei Eisenach ein, um dort am 17./18. Oktober 1817 des 300. Jahrestages des Thesenanschlages Martin Luthers am 31. Oktober 1517 und zugleich des Sieges über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 zu gedenken. An dem Wartburgfest nahmen über 500 Studenten aus ganz Deutschland teil.

Im Zuge der Karlsbader Beschlüsse im Jahre 1819 wurden die Burschenschaften als sowohl national- wie auch demokratisch-parlamentarisch eingestellte Gruppierungen verboten.

Die Burschenschaften waren eine treibende Kraft der Revolution von 1848. Infolge der Einrichtung der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, der bis zu 163 Burschenschafter[3] angehörten und deren erster Präsident Heinrich von Gagern Burschenschafter war, wurden die Karlsbader Verbote endgültig aufgehoben. Die Farben der Burschenschaft Schwarz-Rot-Gold wurden am 31. Juli 1848 zu deutschen Nationalfarben erklärt. Die ehemals verfolgten und in den Untergrund getriebenen Organisationen verwandelten sich nun in Vereine der akademischen Elite. Burschenschaften und alle Arten von Studentenverbindungen vermehrten sich ungemein.

Nach dem Scheitern der Revolution mußten aber erneut zahlreiche Burschenschafter Deutschland verlassen und emigrierten als Teil der sogenannten Forty-Eighters[4] vor allem in die VSA – unter anderem der spätere VS-Innenminister Carl Schurz und der General im Bürgerkrieg Franz Sigel – aber auch nach Australien und Südamerika.

Nach der Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse wurde immer wieder der Versuch gestartet, einen burschenschaftlichen Dachverband zu gründen. Kurzfristig bestehende Dachverbände waren die Allgemeine Burschenschaft (gegründet 1850), der Eisenacher Burschenbund (1864), die Eisenacher Konvention (1870) und der Eisenacher Deputierten-Convent (1874).

Seit 1848 wurden die Burschenschaften stillschweigende durch die Regierung geduldet. Nach 1871 erhielten die Burschenschaften einen einheitlichen Typ: farbentragende Verbindung mit Bestimmungsmensur.

Seit 1923 bezogen sich die Burschenschaften auf völkischen Standpunkt und seit dem fanden jährliche Burschentage in Eisenach bis 1935 statt.

Die deutschen Burschenschaft löste sich auf Grund des Abkommens mit dem NSDStB als Verband 1935 auf. Als Burschenschaft bezeichneten sich häufig noch andere studentische Verbindungen. Burschenschaft bestanden des weiteren bis zum Anschluß noch als Träger des völkischen großdeutschen Gedanken in Österreich und in der Tschechoslowakei an deutschen Hochschulen.[5]

Vierte Strophe des Deutschlandliedes

Im Jahre 1923 haben Darmstädter Burschenschafter den Versuch gemacht, das Lied der Deutschen um eine vierte Strophe zu bereichern:

„Brüder schwört beim Weihedegen
Schwört beim ewigen Gericht:
Beugen kann man deutsche Stärke
Deutsche Ehre beugt man nicht!
Unser Blut soll neu erkämpfen,
Ob auch Freund und Bruder fällt,
Deutschland, Deutschland über alles,
über alles in der Welt.“

Siehe auch

Literatur

  • Richard und Robert Keil: Die Gründung der deutschen Burschenschaft in Jena. Friedrich Mauke's Verlag, Jena 1883 (Netzbuch)

Verweise

Fußnoten

  1. Altdeutsche Tracht (auch: Deutsche Nationaltracht) nannte man eine zwischen 1813 und 1815 in Deutschland aufgekommene Kleidermode, die während der Befreiungskriege als Ausdruck des antifranzösischen deutschen Nationalgefühls großen Anklang bei Frauen und Männern verschiedener Gesellschaftsschichten fand. Diese neue Mode sollte sich gegen den noch vorherrschenden dandyhaften Empire-Stil durchsetzen, der als „französische Modetorheit“ bezeichnet wurde.
  2. Unter dem Aspekt der Freiheit sind im Jahre 1813 etwa 3.000 junge „Mitkämpfer“ gegen Napoleon unter der Schirmherrschaft eines der Vordenker der urburschenschaftlichen Bewegung, des Publizisten und Förderers der deutschen Turnkunst, Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), zu Felde gezogen.
  3. Peter Kaupp: Burschenschafter in der Paulskirche.
  4. Die Forty-Eighters werden in den VSA und in Australien die deutschen Einwanderer genannt, die sich infolge der Märzrevolution von 1848/49 und deren Niederschlagung gezwungen sahen, aus Europa zu fliehen, und die letztlich oft in Übersee Asyl fanden. Dieses Exil wurde vielfach auch auf Dauer mit einer neuen Staatsbürgerschaft zu einer neuen Heimat.
  5. Meyers Lexikon, Band 2, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, 8. Auflage 1937