Dürer-Verlag

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Verlags-Signet, dem bekannten Monogramm Albrecht Dürers nachempfunden

Der Dürer-Verlag (sp.: Editorial Dürer S.R.L.; Geschäftstätigkeit von 1947 bis 1957 in Buenos Aires)[1] war ein Verlag mehrheitlich deutscher Autoren und Themen in Argentinien, der die Nachkriegsordnung 1945 publizistisch begleitete.

Verlagsgeschichte

Karikatur
1954
Der Weg – El Sendero, Jahrgang 1957

Der Gründer des Verlags, Eberhard Fritsch, erwarb Mitte 1946 eine deutsche Buchhandlung einschließlich der Restbestände. Es entstand das Dürer-Haus mit Buchhandlung, Leihbücherei, Antiquariat und Kunstgewerbeladen. Der Dürer-Verlag wurde eine bekannte Anlaufstelle für Neuankömmlinge, vor allem für Deutsche, die Europa nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen mußten und über die sogenannten „Rattenlinien“ nach Südamerika kamen.

1947 wurde die wirkungsstärkste Veröffentlichung des Verlags, die Zeitschrift Der Weg – El Sendero, begründet. Sie sorgte bereits Ende der 1940er Jahre in der bundesdeutschen Presselandschaft für Angst vor einem kommenden „Vierten Reich“ und mächtigen „Nazi-Kreisen“ in Argentinien. In der Zeitschrift schrieben u. a. Hans-Ulrich Rudel, Johann von Leers, Otto Skorzeny, Hans F. K. Günther, Otto Ernst Remer, Hanna Reitsch, Albert Kesselring, Erich Kern, Dieter Vollmer, Willem Sassen, Per Engdahl, Alois Hudal und Maurice Bardèche. Zu den Aktionen des Dürer-Kreises gehörten ein Personensuchdienst, die Sparte Wer hilft? mit persönlichen Schicksalen im El Sendero und die Mitarbeit an den Paketspenden der Argentiniendeutschen.[2] Über die Zeitschrift wurde gemeinsam mit zwei deutschen Reisebüros ein Beratungsdienst für deutsche Einwanderer organisiert.

Auf dem Gebiet der Buchveröffentlichungen herrschte die Erinnerungsliteratur vor. Zu den ersten Autoren gehörten der schwedische Kriegsfreiwillige Wiking Jerk („Endkampf um Berlin“) und der persönliche Pressereferent Goebbels' Wilfred von Oven („Mit Goebbels bis zum Ende“). Weitere Publikationen waren u. a. Sven Hedins „Ohne Auftrag in Berlin“, Hanns Schwarz’ „Brennpunkt F.H.Q. – Menschen und Maßstäbe im Führerhauptquartier“, Willem Sassens „Die Jünger und die Dirnen“ und das umfassende Verlagsprodukt „Dokumente zum Zweiten Weltkrieg – Alliierte Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, welches auch Jahrzehnte später von mehreren Verlagen neu aufgelegt wurde. Zu den Problemen Nachkriegsdeutschlands bezog u. a. Hans-Ulrich Rudel mit „Wir Frontsoldaten zur Wiederaufrüstung“ Stellung. Auch ein Südamerika-Kalender wurde in einer Auflage von 20.000 Stück gedruckt.

Ursachen für die Einstellung der Verlagstätigkeit waren neben den Vertriebsverboten in Europa – der deutschsprachige Raum war ja das Hauptabnahmegebiet – auch der umständliche Vertrieb aus Argentinien. Hinzu kamen noch Geldbeschlagnahmungen und die damals teuren Devisen- und Wechselbestimmungen. So erhielten einige Autoren, wie z. B. Werner Beumelburg, Sachleistungen in Form von Hilfspaketen der deutschen Gemeinschaft Argentiniens für das Nachkriegsdeutschland (E.R.O.S.-Liebesgaben-Dienst).

Ein Verbot durch die dem deutschfreundlichen Präsidenten Juan Perón 1955 folgenden Regierungen gab es nicht. Neben den vorhandenen finanziellen Problemen bereitete der politische Wechsel dem Verlag lediglich personelle Probleme. Eberhard Fritsch ging nach Österreich, Johann von Leers nach Ägypten, Hans-Ulrich Rudel nach Paraguay – der periodisch auch international einflußreiche Dürer-Kreis löste sich auf.

Bücher des Verlags

  • Carl-Heinz Anders: Ich fliege
  • Werner Baumbach: Zu spät? – Ein Beitrag zur Geschichte des 2. Weltkrieges
  • Werner Beumelburg: Bismarck
  • Dokumente zum Zweiten Weltkrieg – Alliierte Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit (PDF-Datei)
  • Johannes Franze: Obras maestras de la música alemana (2 Bände)
  • Sven Hedin: Ohne Auftrag in Berlin
  • Ilse Heß: England – Nürnberg – Spandau. Ein Schicksal in Briefen
  • Franz Holtzmann: Flug in die Vergangenheit
  • Wiking Jerk: Endkampf um Berlin
  • Margarethe Ludewig-Kerst: Wir ziehen singend durch das Jahr (Jugendbuch)
  • E. K. Lundt: Männer in Sturm und Tod
  • Helmut Mildenberger: Heimweh hinter Stacheldraht
  • Wilfred von Oven: Mit Goebbels bis zum Ende (2 Bände)
  • Karl Radl: Befreier fallen vom Himmel[3]
  • Hans-Ulrich Rudel:
  • Willem Sluyse: Die Jünger und die Dirnen[4]
  • Heinz Steguweit: Heiterkeit im Erdenleben
  • Charlotte Thomae: Purzelchens erste Erdenreise – Ein Sonnenmärchen (Kinderbuch)
  • Dieter Vollmer: Was bleibt?
  • Erhard Wittek: Bewährung der Herzen

Schriftenreihe zur Gegenwart

1. Hanns Schwarz: Brennpunkt F.H.Q. – Menschen und Maßstäbe im Führerhauptquartier[5]
2. Hans-Ulrich Rudel: Wir Frontsoldaten zur Wiederaufrüstung
3. Walter Lüdde-Neurath: Regierung Dönitz – Die letzten Tage des Dritten Reiches
4. Hans-Ulrich Rudel: Dolchstoß oder Legende?
5. Maurice Bardèche: Das Ei des Kolumbus – Bericht an einen nordamerikanischen Senator
6. Hans-Ulrich Rudel: Es geht um das Reich
7. Werner Naumann: Nau-Nau gefährdet das Empire?

Weg-Sonderhefte

Pfeil 2 siehe auch.pngSiehe auch: Weg-Sonderhefte

Bildergalerie

Literatur

  • Holger M. Meding: »Der Weg« – Eine deutsche Emigrantenzeitschrift in Buenos Aires 1947–1957, Wissenschaftlicher Verlag Berlin (wvb), Berlin 1997
  • Gert Sudholt (Hg.): Deutsche Annalen 1975 – Jahrbuch des Nationalgeschehens, 1975, S. 222–224

Fußnoten

  1. Sociedad de responsabilidad limitada (S.R.L.) ist eine Unternehmensrechtsform, vergleichbar mit der deutschen GmbH.
  2. Deutscher Klub in Buenos Aires (Hg.): Deutsche in Argentinien 1520–1980, 1981, S. 144
  3. Karl Radl, Der Spiegel, 7. November 1951
  4. Pamphlete, Der Spiegel, 30. April 1952
  5. Dieter Vollmer, Mitarbeiter des Dürer-Verlags, schrieb 1993 in seinen Erinnerungen: „H. Schwarz war ein Pseudonym. Der Verfasser hieß, wenn ich mich richtig erinnere, Kremer, und Eberhard Fritsch sagte mir, von diesem Mann würde kein weiteres Buch mehr zu erwarten sein. Der ‚Brennpunkt‘ beschrieb spannungsgeladen und sehr engagiert die Verhältnisse und Ereignisse im und um das Führerhauptquartier. Besonders packend war darin die Würdigung der französischen Waffen-SS-Männer, die das Umfeld des Führerbunkers buchstäblich bis zum letzten Mann verteidigt hatten. Das Buch bleibt kriegsgeschichtlich bedeutsam und hat infolge der kleinen Auflage Seltenheitswert.“