Die Hermannschlacht (1924)

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FILM

Die Hermannschlacht - ein Stummfilm in fünf Akten aus dem Jahre 1924, DVD.jpg
Filmdaten
Produktionsland: Weimarer Republik
Erscheinungsjahr: 1924
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Klio-Film G.m.b.H.
Stab
Regie: Leo Koenig
Drehbuch: Leo Koenig
Musik: Fritz Chlodwig Lange
Kamera: Marius Holdt
Bauten: Fritz Kraenke,
Hanns Jaquemar
Kostüm: J. Bleeker
Besetzung
Darsteller Rolle
Adolf Bassermann Segimer, Fürst der Cherusker
Antonie Jaeckel Alahgund, Segimers zweite Frau
Georg Schmieter Alahgund, Arminius, Sohn Segimers aus erster Ehe
Walter Wolffgramm Flavius, Sohn Segimers aus erster Ehe
Mia Pantau Gunthild, Waisenkind im Hause Segimers erzogen
Gustav Czimeg Gunthild, Segestes, neben Segimer Fürst der Cherusker
Annemarie Wisser Gunthild, Tusnelda, Tochter des Segestes
Gustav Adolf Semler Segimund, Sohn des Segestes
Hans Mühlhofer Marobod, Fürst der Markomannen
Fred Sievers Marobod, Oswalt, ein freigelassener Markomanne
Ellen Plessow Die Häßliche
Margit Hellberg Bestla, Sklavin des Marobod
Gertrud Biermann Röskwa, Sklavin des Marobod
Gustav May Teuthold, junger Germane
Wendla Bang Ingrid
Juliette Brandt Eine Giftmischerin
Auguste Prasch-Grevenberg Eine Wahrsagerin
Elsemarie Roscher Haduwie, eine junge Cheruskerin
Gustav Trautschold Winfried, deren Großvater
Vitale de Stefano Quintilius Varus, römischer Statthalter in Germanien
Fred Immler Ventidius, römischer Gesandter bei den Cheruskern

Die Hermannschlacht ist ein deutscher Stummfilm, der 1922/23 gedreht und im Jahre 1924 uraufgeführt wurde. In einem Vorspruch in Form eines Gedichtes erinnerte Paul Warncke an die Hermannsschlacht zur Befreiung Germaniens vom römischen Imperialismus. Die Uraufführung des Filmes fand in Detmold statt.

Inhaltsangabe

Der junge germanische Adlige Hermann ist der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer und wurde von seinem Vater als Bündnisgeisel nach Rom geschickt. Als er schließlich nach einigen Jahren im Dienste des Imperiums in seine vom Römischen Reich besetzte Heimat zurückkehrt, gelingt es ihm verschiedene Stämme Germaniens zu vereinen und führt diese gegen die Besatzer unter ihrem Statthalter Varus in die Schlacht. Der Film besteht aus insgesamt fünf Akten und hat eine Länge von 54 Minuten.

Die Akte sind durch die nachfolgenden zwischenzeitlich eingeblendeten Texttafeln unterteilt:[1]

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Entstehungsgeschichte

Die Entstehungsgeschichte dieses Films, der sich als „Historisches Gemälde aus Deutschlands ersten Freiheitskämpfen“ verstand, läßt sich heute nur noch in Umrissen rekonstruieren. Mit dem Drehbuch und der Regie wurde Dr. Leo Koenig betraut, ein Dramaturg, der auf langjährige Theater-, aber nicht auf Filmerfahrungen zurückblicken konnte.

Am 9. September 1922 begannen die Dreharbeiten an den Originalschauplätzen, wie man damals einhellig meinte, in unmittelbarer Nähe zum Hermannsdenkmal und zu den Externsteinen bei Horn. Die in fünf Akten rekonstruierte Handlung reduzierte den Stoff („frei nach der Geschichte“) auf einige locker aneinandergereihte Szenen, wobei der Sieg der von Hermann dem Cherusker angeführten Germanen über die Truppen des römischen Feldherrn Quintilius Varus den dramatischen Höhepunkt bildete. Die Texttafeln der Zwischentitel, die im Stummfilm die Sprache ersetzten, lesen sich wie ein unmittelbar aus dem Mythos abgeleiteter tagespolitischer Appell.

Daß dieser Film zwar von den Römern sprach, aber die Franzosen meinte, die kurz zuvor das Ruhrgebiet besetzt hatten, wurde von dem begeisterten Premierenpublikum auch sofort richtig verstanden. Regisseur Leo König setzte 1.000 Komparsen und 200 Pferde ein. Dra­ma­ti­scher Höhe­punkt ist der Sieg der Ger­ma­nen ü­ber die rö­mi­schen Trup­pen.

Die Premiere war 1924 ein großer Erfolg. Im Beisein des lippischen Fürsten Leopold IV. wurde der Film im Lan­destheater Detmold uraufgeführt.

Szenenbilder

Das Programmheft von 1924

„In einer Waldlichtung eine germanische Siedlung. Schwere Wolkenballen jagen Unheil verkündend am Götterhimmel. Ingrid, eine junge Cheruskerin, hält den Blick nach oben gerichtet: ‚Wann kommt ein Retter diesem Lande?‘ – Es nahen Römer! – Ingrid flüchtet in die Siedlung. – Die Soldaten lästern die den Göttern geweihte heilige Eiche. – In der Siedlung wird es lebendig. Männer, Frauen und Kinder finden sich zur Abwehr dieses Frevels zusammen, stehen aber den bewaffneten Römern machtlos gegenüber. Da erscheint Gott Thor am Firmament, schleudert seinen Hammer zum zuckenden Blitz aus dem Wolkenhimmel auf die Frevler herab, von denen mehrere, vom Schlage getroffen, tot zu Boden sinken.

Alle andern fliehen. – Dieses Gottesgericht führt die Germanen zu einem Dankopfer im Eichenhain zusammen. Unter inbrünstigem Flehen: ‚Herr mach uns frei!‘ steigt die schwelende Glut des Opfersteins zum Himmel an. – Diese andächtige Handlung wird plötzlich durch das Erscheinen großer Römerhaufen gestört. – Speere fliegen in die Menge. – Frauen und Kinder stürzen in die nahe Siedlung. Die Männer werfen sich den römischen Soldaten entgegen, doch sie müssen der Übermacht weichen. – Die Willkürherrschaft der Römer fordert ihre Opfer. – Brandspäne fliegen in die Siedlung. – Hell lodern die Flammen zum Abendhimmel empor. –

In wilder Panik eilt alles in den schützenden Wald. – Hier sammeln sich die von Haus und Hof vertriebenen, und in tiefer Nacht bewegt sich der Flüchtlingszug durch die deutschen Gaue einem unbestimmten Ziel zu. – Fahles Mondlicht huscht über Natur und Welt, auch über die verlassene Siedlung, deren Reste in Flammen und Rauch gehüllt sind. Wie ein Weckruf zur Tat eilt die Kunde von solchem Übermut und Brandschatzung römischer Soldaten durch ganz Germanien. Es war die Klage entheimateter Stammesbrüder, der Notschrei versklavter Germanen, das Wetterleuchten und Blitzezucken am Himmel Thors, wo durch Wolkenzüge Walküren die Ehrenopfer zur letzten Ruhestatt begleiten.

Vom entwürdigenden Solddienst in Rom kehrt Armin, der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer in die Heimat zurück. – ‚Feind im Land!‘ gellt es haßerfüllt durch Germaniens Gaue. Die Anmaßungen beutelustiger Besatzungstruppen höhnen immer herausfordernder. Römische Heerführer würfeln hämisch um den Besitz germanischer Frauen. Geschenke feilschen um ihre Willfährigkeit. Alles fremde, römische Wesensart. Ein Ausdruck entarteter Volkssitten, seelisch untief in ihren sinnlich lüsternen Forderungen.

Raub, Entführung, Kerkerbau und Knechtschaft sind das Los des versklavten Naturvolkes. Schwer lastet das Joch der Römer auf den Germanen. Die Opfer des Freiheitsdranges erheben sich zu Sinnbildern einer taterfüllten Zukunft. Die vertriebenen Stammesbrüder sehnen sich nach der Heimat, begehren auf mit der letzten Kraft ihrer vom Feinde geschundenen Körper. Die Cherusker ballen in ungebändigtem Trotz und entschlossenem Tatwillen die Fäuste.

Und der Tag der Erfüllung dämmert. Germanen aller Stämme versammeln sich in Einigkeit zum Vollmond-Thing. ‚Kampf gegen Rom!‘ ist Armins Eidschwur... Gott Thor schwingt seinen Blitzhammer. Funken stieben. Die Nornen raunen vom Schicksalsfaden des germanischen Volkes... Walküren stürmen durch die Nebel deutscher Wälder, schauen aus nach den Helden des Freiheitskampfes.
Die Hermannschlacht! Erbitterter Kampf auf beiden Seiten. Zähe Ausdauer, Mut, Tatkraft streiten in den Tälern des Teutoburger Waldes. Hörner kreischen. Schilde dröhnen. Schwerter klirren. Mann gegen Mann in unheimlichem Nahkampf. Flucht der Römer! Sieg der Germanen!! Varus’ Tod. Augustus Anklage: ‚Varus, gib mir meine Legionen wieder.‘ Zerbrochen ist die römische Fessel. Die deutsche Einheit ward durch Armins hehre Führerschaft in gemeinsamer Not geschmiedet. Die Last der römischen Willkür gebar den Willen zum deutschen Sieg. –
Blitze durchschneiden die Wolkenwände. Thor kreist seinen Hammer ums Himmelszelt. Erinnert an den ewig waltenden Kampf im Weltendasein. Von Walhall kehren unsterbliche Helden zurück zum Lebenskampf der Menschen auf Erden. Im Wandel der Zeit, im Werden und Vergehen des Lebens selbst unwandelbar als Adelssucher der Menschheit.
In den Wurzeln der Welt-Esche Ygdrasil künden Schicksalsgöttinnen die Zukunft des germanischen Volkes. – Sie raunen, weben und spinnen den Faden des Weltgeschehens... Den Schicksalsfaden unserer Zukunft.“

Zeitungsbericht von der Uraufführung des Hermannsfilms in Detmold

„Gestern nachmittag nun ging es vor sich, das große Ereignis, von dem schon seit Wochen im Lipperland und über dessen Grenzen hinaus viele redeten. Von weither waren die Gäste zu die[s]er ersten Detmolder Film-Uraufführung hergekommen. Die großstädtische Presse und die Filmwelt hatten so zahlreiche Vertreter entsandt, daß alle die vielen anderen Schaufreudigen kaum Platz im Landestheater fanden, eine Tatsache, die leider nicht allzu oft vom Chronisten gebucht werden kann. Der Vorführung des Films ging die von dem verstärkten Orchester gespielte Festouvertüre von Leutner voran. Dann trat Paul Warncke, der als Verfasser vieler packender, vaterländischer Gedichte berühmt gewordene Chefredakteur des ‚Kladderadatsch‘ vor den Vorhang und sprach unter reichem Beifall den von ihm für die Uraufführung des Hermannsfilms verfaßten glänzenden Prolog. Damit war die rechte Stimmung geschaffen für die Handlung, die nun in Bildern von unerhörter Stärke und unvergeßlicher Eindruckskraft über die Leinwand rollte. Der Film ist, so schreibt die ‚Ldztg.‘, wohl das Stärkste, was man seit dem Friedericus-Film auf der lebenden Leinwand gesehen hat. Dr. Leo König, der ehemalige Düsseldorfer Oberregisseur, hat – ohne sich an die vorhandenen Hermannschlacht-Dramen irgendwie anzulehnen – aus dem Geist des Films heraus eine, die geschichtlichen Vorgänge, die Figur Hermanns und seine einende und befreite Tat zu einer fabelhaft dramatischen und künstlerisch geschlossenen Handlung zusammengestellt. Die meisterliche Berücksichtigung der Filmerfordernisse wirkte sich vor allem in der großartigen Bildhaftigkeit der meisten Szenen aus. Die landschaftlichen Schönheiten des Teutoburger Waldes mit ihren felsigen Höhen und waldigen Schluchten sind in die Handlung des Filmes eindrucksvoll einbezogen. Auf gleicher künstlerischer Höhe wie Manuskript und Inszenierung steht auch die Darstellung im Einzelnen. Die dramatische Wirkung des Films wurde stark unterstützt durch die ungemein geschickt von Dr. Fritz Clodwig Lange zusammengestellte und den Handlungsvorgängen angepaßte Begleitmusik. Das Publikum war so begeistert wie nur je bei der Aufführung des Friedericus-Films und mehrfach erhob sich stürmischer Beifall bei ‚offener Szene‘. An den Aktschlüssen wollte das Beifallklatschen kein Ende nehmen und am Ende sangen alle stehend das Deutschlandlied.“

Weitere Pressestimmen

  • „Das Kino pflegt nicht gerade häufig der Schauplatz vaterländischer Erbauung zu sein. Darum ist der neue historische Großfilm „Die Hermannschlacht“, der in den Schluchten und Wäldern des Teutoburger Waldes gekurbelt wurde, besonders zu begrüßen...“Deutsche Zeitung, Berlin
  • „Der Film erwies sich in literarischer, regiemäßiger und filmtechnischer Hinsicht als ein Schlager allerersten Ranges...“ — Landeszeitung, Detmold
  • „Großartige Bildhaftigkeit der Szenen, glänzende Massenregie und hervorragende Darstellung der Hauptrollen sichern dem Film eine erste Stelle unter den historischen Großfilmen der letzten Zeit...“ — Generalanzeiger, Würzburg
  • „Welche Germanengestalten – die Männer wie die deutschen blonden Frauen – welche herrlichen Landschaftsbilder – welche Harmonie der Bewegung, wenn die Massen der Flüchtlingszüge durch die Einöde ziehen und die Legionen des Quintilius Varus durch die Hohlwege des Gebirges heranrücken...“Deutsche Allgemeine Zeitung, Berlin
  • „Was der Film an anerkennenswerten Einzelheiten bot, kann heute nur kurz genannt werden: Der Blitzschlag Thors, der Freitod Segimers – dessen Bestattung – die vorzüglichen Einzelbilder der flüchtenden deutschen Menschen, die verschiedenen Augenblicke der Schlacht – alles das rundet sich zu einem inneren Erlebnis...“Lippische Tageszeitung, Detmold
  • „Dieser Film hat seine Bedeutung – sein großer Wert liegt in der Erfassung vaterländischen Geistes und in den historischen Bildern...“Münsterischer Anzeiger, Münster i.W.
  • „Das ist das überaus Zeitgemäße an diesem Film: Die Lebendigkeit der Handlung – der sich unwillkürlich aufdrängende Vergleich zwischen Einst und Jetzt...“Bielefelder Abendzeitung
  • „Da entrollt sich ein Bild des Lebens und Treibens, der Sorgen und Nöte unserer Vorväter. Man erlebt das Elend der Gefolterten und Unterdrückten mit... An den Schlachtenbildern mögen sich die Haßverblendeten berauschen, denen solcher Nervenkitzel Bedürfnis ist...“Lippisches Volksblatt, Detmold
  • „Der Film von der Hermannschlacht wurde gestern den Schülern der Knabenschulen vorgeführt, die den Film mit großer Spannung an sich vorüberziehen ließen und öfter mit lauter Zustimmung begrüßten...“Lippische Landeszeitung, Detmold
  • „Der Höhepunkt des Bildstreifens aber sind die Worte, die auf dem ragenden Schwert des Cheruskerfürsten eingegraben sind: Deutschlands E i n i g k e i t meine Stärke, meine Stärke Deutschlands M a c h t !Deutsche Tageszeitung, Berlin
  • „Ein Monumentalfilm aus Deutschlands ersten Freiheitskämpfen zur Zeit des Cheruskerfürsten Armin, dessen kraftvolle Heldengestalt hier eine besondere Verherrlichung erfährt. Man fühlt ganz deutlich die Tendenz dieses Werkes, das ein memento mori sein will auch für unsere Zeit und für den Gedanken ‚Einigkeit macht stark!‘ Die dramatisch geschürzte Handlung erreicht ihren höchsten Spannungsmoment mit den Bildern der Schlacht im Teutoburger Walde. Dem Sieg der tapferen Germanen war es damals zu danken, daß Germanien nicht unter das Joch der eroberungsdürstigen Römer geriet. Hier hat die Regie großartige Bildwirkungen und eine Bewegtheit geschaffen, wie sie vollkommener nicht gedacht werden kann. Georg Schmieter verkörperte den Cheruskerfürsten Armin (Hermann) mit der besonnenen und dennoch draufgängerischen Kraft des mutigen Helden, der in seinem Charakter zähe Unbeugsamkeit mit vornehmem Edelmut verbindet. Mia Pankau als Thusnelda (!) geriet neben ihm ein wenig gar zu mimosenhaft, wusste sich jedoch durch ihre zarte, frauliche Anmut Sympathien zu erringen.“ — Der Film 1925, Nr. 14, S. 44

Geschichte des Films nach 1945

Eine Originalkopie, die 1945 von der sowjet-bolschewistischen Armee geraubt wurde, fand sich 1990 glücklicherweise im Zentralen Filmarchiv der damaligen UdSSR wieder. 1994 brachte das Film-Archiv Lippe den historischen Film in einer musikalisch hinterlegten Version neu heraus.

Begleitheft zur restaurierten Ausgabe

Bilder aus dem Begleitheft:

Im Begleitheft zur restaurierten Ausgabe des Filmes, das leider im üblichen moralisierenden BRD-Unterton im Sinne der politischen Korrektheit verfaßt ist, werden dennoch unter anderem folgende interessante Details erwähnt:[2]

„[...] Alles, was Rang und Namen hatte im Freistaat Lippe, war der Einladung zur lang erwarteten Uraufführung des Monumentalfilmes ‚Die Hermannschlacht‘ gefolgt, der sich ganz bewußt an ein national gesonnenes Publikum wandte. So gestaltete sich auch die Feierstunde, in deren Mittelpunkt die Premiere stand, ausgesprochen patriotisch. Das Publikum in dem bis auf den letzten Platz ausverkauften Theater applaudierte nach jedem der insgesamt fünf Akte enthusiastisch, und am Schluß sang man begeistert das ‚Deutschlandlied‘. Die Botschaft war zweifellos angekommen: ‚Das‘, schrieb die konservative ‚Lippische Tageszeitung‘, ‚ist das überaus Zeitgemäße an diesem Film: der sich unwillkürlich aufdrängende Vergleich zwischen einst und jetzt – die gleiche Uneinigkeit der deutschen Stämme, ihre Selbstzerfleischung; Gesinnungslosigkeit, Verrat am Volkstum und Würdelosigkeit vieler gegenüber einem grausamen und übermütigen ›Sieger‹‘. Und auch der ‚Münstersche Anzeiger‘ urteilte bündig: ‚Der Film hat seine Bedeutung – sein großer Wert liegt in der Erfassung vaterländischen Geistes und in den historischen Bildern [...]‘
Das, was hier einen so feierlichen Abschluß fand, hatte rund anderthalb Jahre früher seinen Anfang genommen. Im Juli 1922 wandte sich die in Berlin ansässige Klio-Film GmbH an die lippische Forst- und Domänendirektion mit der Bitte um eine Drehgenehmigung ‚für einen geschichtlichen Film‘. Diesem Antrag wurde gegen Auflage einer Kaution in Höhe von 6.000 Mark als Sicherheit für mögliche Flurschäden auch entsprochen. Die Namensgebung der Produktionsgesellschaft – Klio ist bekanntlich in der griechischen Mythologie die Muse der Geschichte – verweist bereits auf die Zielrichtung des Filmes. Mit der Entwicklung des Drehbuches und mit der Regie wurde Dr. Leo Koenig betraut. Koenig war während der Spielzeit 1921/22 und später, 1925, am Düsseldorfer Schauspielhaus als Regisseur und Oberspielleiter tätig. Weitere Aktivitäten beim Film sind nicht bekannt. Nach den Dreharbeiten der ‚Hermannschlacht‘ wandte er sich wieder dem Theater zu und leitete in den Jahren 1927 bis 1929 das Schauspiel an den Städtischen Bühnen Münster, wo er unter anderem Ibsen und Strindberg inszenierte. Die Filmaufnahmen verantwortete Marius Holdt, ein dänischer Kameramann, der 1912 nach Deutschland gekommen war und hier mit dem bedeutenden Regisseur G.W. Papst gearbeitet hatte. 1925 ging er in die Sowjetunion, wo er u. a. an Gladkows ‚Cement‘ mitwirkte. Drei Jahre später kehrte Holdt für kurze Zeit nach Deutschland zurück, um sich anschließend in seiner dänischen Heimat als Kameramann und Produzent von Tonfilmen dauerhaft niederzulassen.
Die Dreharbeiten, die im September 1922 in einem aufgelassenen Steinbruch am Bärenstein bei Detmold mit bis zu 1.000 Statisten und 200 Pferden begannen, erregten Aufsehen weit über die Grenzen Lippes hinaus – nicht nur, weil die von J. Bleeker in Münster kostümierten Komparsen 150 Mark pro Tag erhielten – für diejenigen, die darüber hinaus ein Pferd stellen konnten, verdoppelte sich dieser Tagessatz sogar. Filme, die nicht im Studio, sondern in einer realen Landschaft gedreht wurden, waren damals – zumindest in Deutschland – eine Sensation, und so berichtete die Lokalpresse immer wieder ausführlich – nicht zuletzt auch deshalb, weil die außergewöhnlich aufwendigen Filmaufnahmen einige Theaterprominenz in die lippische Provinz brachten.
Koenig hatte nämlich alles verpflichten können, was damals an Schauspielern in Deutschland gut und teuer war: kein Geringerer als der große Adolf Bassermann (1867–1952) übernahm die Rolle des Cheruskerfürsten Segimer. Aber auch bei den übrigen Darstellern handelte es sich um damals durchaus bekannte Akteure, die an renommierte Bühnen gebunden waren, aber zugleich bereits über einschlägige Stummfilmerfahrung verfügten: Antonie Jaeckel (Alahgund, Segimers zweite Frau), Georg Schmieter (Arminius, Hermann, Sohn Segimers aus erster Ehe), Mia Pantau (Gunthild, Waisenkind im Hause Segimers), Gustav Czimek (Segestes, Führer der Cherusker neben Segimer), Annemarie Wisser (Tusnelda, Tochter des Segestes), Gustav Adolf Semler (Segimund, Sohn des Segestes), Hans Mühlhofer (Marobod, Fürst der Markomannen, de Stefano-Vitale (Quintilius Varus, römischer Statthalter in Germanien) und Fred Immler (Ventidius, römischer Gesandter bei den Cheruskern). Nicht wenige von ihnen setzten ihre Karriere später, zu Beginn der 1930er Jahre, erfolgreich beim Tonfilm fort. Ungeachtet dieses beeindruckenden Aufgebots gingen die Dreharbeiten nur langsam voran. Das war sicherlich eine Folge der schlechten Wetterbedingungen und anderer Unwägbarkeiten bei den Außenaufnahmen, hatte aber auch damit zu tun, daß der Theatermann Koenig weder über einschlägige Erfahrungen als Filmregisseur noch als Drehbuchautor verfügte. Einstellungen, die in Lippe nicht realisiert werden konnten, mußten mit großem Aufwand bei der römischen Saalburg am Limes im Taunus nachgedreht werden. Im Juni 1923 meldete sich die Klio-Produktion aus Berlin erneut bei den zuständigen Behörden in Detmold wegen noch fehlender Schlachtszenen. Die fällige Kaution hatte sich inzwischen auf 20.000 Mark erhöht – ein deutliches Indiz für die damals galoppierende Inflation in Deutschland. So kam es, daß die Uraufführung anders als ursprünglich geplant, nicht im Frühjahr 1923 stattfinden konnte, sondern erst ein Jahr später, an jenem 27. Februar 1924.“

Filmausschnitte

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Quelle: Doktorarbeit Patricia Rahemipour: Archäologie im Scheinwerferlicht, die Visualisierung der Prähistorie im Film 1895–1930
  2. Begleitheft zur restaurierten Ausgabe (PDF-Datei)