Fridericus-Rex-Filme

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Otto Gebühr als „Alter Fritz“ in „Der Choral von Leuthen
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Als Fridericus-Rex-Filme werden im engeren Sinne vier Historienspielfilme um die Person des preußischen Königs Friedrich II. bezeichnet, die in der Weimarer Republik zwischen 1920 und 1923 produziert wurden. Im weiteren Sinne umfaßt die Bezeichnung alle Spielfilme um Friedrich II., die bis 1942 im Deutschen Reich entstanden sind.

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkriege schielten alle deutschen Filmfabrikanten lüstern nach den Dollarsäcken Amerikas. Natürlich war am deutschen Film erst dann richtig zu verdienen, wenn er in Amerika aus fast 20.000 Kinos der Neuen Welt Lizenzen nach Deutschland abwarf. Was erwartete aber Amerika von der deutschen Filmkunst? Was ist der amerikanische Publikumsgeschmack? Das war die immer wieder gestellte Frage: Ausstattungsfilme, Massenfilme mit großen Bauten, Kostümfilme – kurz „teure Filme". Das war die Antwort von jenseits des großen Teiches an das verarmte Deutschland.

Der Konjunkturhascher Hans Neumann fuhr eines Tages in die VSA und einigte sich mit Onkel Sam auf Friedrich den Großen. Man meinte am Broadway, daß diese weltgeschichtliche Persönlichkeit dem Tageslärm und der Parteipolitik längst entrückt sei, daß Friedrichs Schicksal so romanhaft sei, daß es eigentlich der geborene Filmstoff sei, und daß ferner auch Friedrich durch seine tatkräftige Unterstützung Amerikas in den Freiheitskriegen drüben eine überaus populäre Persönlichkeit sein würde.

Im Reich dagegen war die Stimmung recht geteilt. Was würden die Sozialdemokraten sagen? Was die Rechtsparteien, wenn man Friedrich den Großen zu naturalistisch mit allen seinen Mängeln und Fehlern darstellte? Und was erst die Kommunisten, denen schon die Nationalgeführten Wochenschauen auf die Nerven fielen? Hans Neumann und Arzen von Cserepy waren nicht ängstlich. Sie drehten zusammen mit Hans Behrendt nach dem Walter- von-Moloschen-Roman die Filmtrilogie „Fridericus Rex" (1921/22), nicht für Deutschland, für die ganze Welt.

Die Welt sollte das Schicksal eines genialen Menschen im Film erleben, der seiner Zeit in vieler Beziehung voraus war und unter dessen Führung ein kleines Volk – allerdings unter ungeheuerlichen Opfern – sich zur Großmacht emporgerungen hatte.

In diesem Film wird nicht nur das Leben des großen Preußenkönigs geschildert, sondern man erlebte, wie Not, Treue und Verbundenheit die Soldaten mit ihrem König zusammenschweißten und sie zu Leistungen fähig machten, die schon damals die ganze Welt mit Staunen und Ehrfurcht bewunderte.

Trotzdem hat Hans Neumann den Fridericus-Rex-Film bestimmt nicht aus Patriotismus, sondern für Amerika gemacht, die UFA aber mit ihren mehr als hundert Theatern in Deutschland stellte ihn mutig in den Brennpunkt der Politik. Die nationalen Kreise klatschten in den Kinos jeden Abend Beifall. Das „Berliner Tageblatt" rief nach dem Polizeibüttel. „Vorwärts" und „Freiheit forderten die Massen zum Boykott des Films auf und wollten am liebsten Rauchs Reiterstatue des Alten Fritz Unter den Linden entfernen. Diese aktive nationale Filmpolitik der UFA muß dankbar in den Annalen der Kinogeschichte festgehalten werden. Die Bonzen der Weimarer Republik und ihre Trabanten in der linksgerichteten Journaille bekämpften diesen Film um seiner Haltung willen mit allen Mitteln.

Die Sozialdemokraten forderten zu einem Boykott dieses Films auf, was ihnen damals nichts nutzte, da dieser nationale Film von der UFA produziert wurde. Die UFA war zu jener Zeit aber ein Aufführungsmonopol, also wäre dieser Boykott der Ruin jedes Lichtspieltheater gewesen. Heute allerdings wäre das wohl möglich. Dennoch aber richtete er ein Denkmal deutschen Soldatentums auf.

Otto Gebühr hat durch eine geradezu geniale Inkarnation dem deutschen Volk seinen König Friedrich II. von neuem lebendig gemacht und sich mit dieser Leistung, die lange unvergessen bleiben wird, ein schauspielerisches Verdienst erworben, das in der Geschichte der Film- und Schauspielkunst kaum Beispiele finden wird. Nun folgte nach alten Gesetzen der Filmfabrikation die Fridericus-Serie. Zuerst die Geschichte von der „Mühle von Sanssouci" (1926). Liebesgeschichten, Schlachtenbilder, Grenadiere beim Exerzieren. Natürlich war Otto Gebühr wieder der König.

Der Fridericus-Rex-Film der UFA hat uns den jungen Kronprinzen Fritz und den König Friedrich II. im besten Mannesalter gezeigt, der den Siebenjährigen Krieg überstanden hat. In dem Film „Der Alte Fritz" (1928) zeigte man, daß der König nicht nur Kriegsheld, sondern auch ein guter Landesvater war. Otto Gebühr hat sich hier unter der Regie Gerhard Lamprechts ganz und gar in die Gestalt des Alten Fritz hineingelebt. Gebührs größte schauspielerische Leistung als Fridericus Rex ist bestimmt die ideale Verkörperung des alten, lebensmüden Preußenkönigs in diesem Film.

Auch in den 30er Jahren, also in der Tonfilmzeit, wurde gerne das Thema aufgegriffen, fast immer mit dem Schauspieler Otto Gebühr.

Filmographie

Prod.-Jahr Titel Produktion Regie Besetzung
1907 Flötenkonzert im Schloß von Sanssouci bei Friedrich dem Großen Internationale Kinematograph- u. Lichtbild-Ges.
1910/21 Der große König und sein Kammerhusar Vitascope GmbH Walter Schmidthässler Walter Schmidthässler
1920/21 Fridericus Rex (1. Teil: Sturm und Drang; 2. Teil: Vater und Sohn) Cserépy-Film Arzén von Cserépy Otto Gebühr (Friedrich II.), Albert Steinrück (Friedrich Wilhelm I.)
1923 Fridericus Rex (3. Teil: Sanssouci; 4. Teil: Schicksalswende) Cserépy-Film Arzén von Cserépy Otto Gebühr (Friedrich II.), Erna Morena (Königin Elisabeth Christine)
1925/26 Die Mühle von Sanssouci Deutsche Vereinsfilm AG Siegfried Philippi Otto Gebühr (Friedrich der Große), Lissy Lind (Wilhelmine von Bayreuth)
1927/28 Der Alte Fritz (1. Teil: Friede; 2. Teil: Der Ausklang) Gerhard-Lamprecht-Film Gerhard Lamprecht Otto Gebühr (Der Alte Fritz), Berthold Reißig (Prinz Heinrich)
1930 Das Flötenkonzert von Sanssouci Ufa Gustav Ucicky Otto Gebühr (Der König), Hans Rehmann (Major von Lindeneck), Theo Lingen (Kent)
1932 Die Tänzerin von Sanssouci Zelnik-Film GmbH Friedrich Zelnik Otto Gebühr (Friedrich der Große), Lil Dagover (Barberina Campanini), Rosa Valetti (ihre Mutter)
1932 Trenck Phoebus Tonfilm-Produktions GmbH Heinz Paul, Ernst Neubach Hans Stüwe (Trenck), Theodor Loos (Friedrich II.), Paul Hörbiger (Gerichtspräsident)
1933 Der Choral von Leuthen Froelich-Film GmbH Carl Froelich Otto Gebühr (Der König), Olga Tschechowa (Gräfin Mariann), Werner Finck (Christian, Kandidat der Theologie), Veit Harlan (Soldat)
1935 Der alte und der junge König Deka-Film GmbH Hans Steinhoff Emil Jannings (Friedrich Wilhelm I.), Werner Hinz (Kronprinz Friedrich), Claus Clausen (Leutnant Katte)
1935 Anekdoten um den Alten Fritz K. U.-Filmproduktions- und Vertriebs-GmbH, Ulrich & Neuß Phil Jutzi Theodor Loos (Der Alte Fritz), Karl Meixner (Voltaire)
1936 Fridericus Diana-Tonfilm GmbH Johannes Meyer Otto Gebühr (Friedrich der Große), Lil Dagover (Madame Pompadour), Käthe Haack (Kaiserin Maria Theresia), Paul Dahlke (Feldmarschall von Dessau)
1936 Heiteres und Ernstes um den großen König (Kurzspielfilm) K. U.-Filmproduktions- und Vertriebs-GmbH, Ulrich & Neuß Phil Jutzi Otto Gebühr (Friedrich der Große), Hans Mierendorff (Der Invalide)
1936/37 Das schöne Fräulein Schragg Tonlicht-Film GmbH, Peter Ostermayr Hans Deppe Hansi Knoteck, Otto Gebühr (Friedrich II.)
1942 Der große König Tobis Veit Harlan Otto Gebühr (Friedrich der Große), Kristina Söderbaum (Müllerstochter), Gustav Fröhlich (Treskow)

Filmbeiträge

V.S.-Produktion: FilmAnalyse: Fridericus-Rex-Filme (Folge 2, 2018)

„Heiteres und Ernstes um den großen König“ (1936, (Kurzfilm)