Emil und die Detektive (1931)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

FILM

Emil und die Detektive (1931).jpg
Filmdaten
Originaltitel: Emil und die Detektive
Produktionsland: Weimarer Republik
Erscheinungsjahr: 1931
Laufzeit: 72 Minuten
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Universum-Film AG
Stab
Regie: Gerhard Lamprecht
Künstlerische Oberleitung: Carl Meinhard
Drehbuch: Billy Wilder,
Paul Frank
Vorlage: Erich Kästner (Roman)
Produktionsleitung: Günther Stapenhorst
Musik: Allan Gray
Ton: Hermann Fritzsching
Kamera: Werner Brandes
Kameraassistenz: Karl Drömmer,
Werner Krien
Standfotos: Emanuel Loewenthal
Bauten: Werner Schlichting
Aufnahmeleitung: Erich von Neusser
Choreographie: Sabine Ress
Besetzung
Darsteller Rolle
Käte Haack Friseurin Frau Tischbein
Rolf Wenkhaus Sohn Emil Tischbein
Fritz Rasp Grundeis
Rudolf Biebrach Wachtmeister Jeschke
Olga Engl Emils Großmutter
Inge Landgut Pony Hütchen
Hans Joachim Schaufuß „Gustav mit der Hupe“
Hubert Schmitz „Der Professor“
[[Richter, Hans (1919) Hans Richter]] „Fliegender Hirsch“
H. A. Löhr „Der kleine Dienstag“
Ernst-Eberhard Reling Gerold
Waldemar Kupczyk Mittenzwei
Martin Rickelt Hotelpage
Gerhard Dammann Rudolf Lettinger
Margarete Sachse Georg Heinrich Schnell

Emil und die Detektive ist ein deutscher Spielfilm von Gerhard Lamprecht aus dem Jahr 1931.

Auszeichnungen

2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diese Verfilmung in diese Liste mit auf.[1]

Weitere Stoffverfilmung

Handlung

Emil Tischbein darf die Sommerferien bei seiner Großmutter in Berlin verbringen. Es passt ihm ganz gut, seine Kleinstadt für ein paar Wochen zu verlassen, weil er fürchtet nach einem Streich mit seinen Freunden vom Wachmeister gesucht zu werden. Sonst lebt er sehr gerne dort, er unterstützt seine allein erziehende Mutter, wo er nur kann und die beiden sind ein Herz und eine Seele. Auf seiner Reise nach Berlin soll Emil 140 Reichsmark mitnehmen, um sie seiner Großmutter zu übergeben. Im Zug sitzt Emil im gleichen Abteil wie ein zwielichtiger Mann, der Herr Grundeis heißt und der Emil Angst einflößt, so daß dieser sein Geld mit einer Stecknadel in seiner Innentasche befestigt.

Herr Grundeis hat es tatsächlich auf Emils Geld abgesehen und gibt ihm ein vergiftetes Bonbon. Emil fällt in einen tiefen Schlaf und als er aufwacht, sind sowohl das Geld als auch Herr Grundeis verschwunden. Als Emil aus dem Fenster des Zuges sieht, stellt er fest, dass er sich schon in Berlin befindet. Und er entdeckt Herr Grundeis, der gerade vom Bahnsteig verschwindet. Kurzerhand steigt er am Bahnhof Zoo aus, obwohl er von seiner Großmutter und seiner Cousine Pony Hütchen am Bahnhof Friedrichstraße abgeholt werden soll.

Er folgt Herrn Grundeis durch die große Stadt. Das ist natürlich ganz schön kompliziert für einen Kleinstadtjungen wie Emil. Zum Glück trifft er „Gustav mit der Hupe“ und seine Bande und zusammen beginnen die Kinder die Verfolgungsaktion „Parole Emil“. Auch Emils Großmutter sagen sie Bescheid und nehmen Pony Hütchen mit auf die Suche nach dem gestohlenen Geld.

Der Dieb kann überführt werden, als er einen Hundertmarkschein von Emil in einer Bank wechseln möchte. Durch die Stecknadellöcher in den Scheinen glauben die Polizisten Emil und den anderen Kindern. Da Herr Grundeis ein international gesuchter Bankräuber ist, erhält Emil 1.000 Reichsmark Belohnung und wird bei seiner Rückkehr in seiner Heimatstadt als Held gefeiert.

Anmerkungen

Den deutschen Film fehlten bisher die von Kindern gespielten Filme, wie sie in Amerika bereits bestanden, deren „Our–Gang“–Truppen immer wieder neu mit jugendlichen Talenten ergänzt wurden sind. Zu jener Zeit war unter anderen der Stummfilm „Die junge Stadt“, dessen Handlung wirklich aus der kindlichen Mentalität geschöpft wurde, waren manchen noch in Erinnerungen, sowie einige Kurzfilme, in den Kinder auf die Leinwand gebracht wurden, die tatsächlich ihren Interessenkreis entnommen wurden.

Deutschland hatte auch bisher keine Filme, die denjenigen mit Jackie Coogan und dem vergessenen Baby Peggy an die Seite gestellt werden konnten. Es gab in Deutschland immer nur bemerkenswerte jugendliche Talente, etwa Martin Herzberg, Waldemar Pottier, Gustl Stark-Gstettenbaur, die aber nur in kurzen Szenen erschienen, niemals jedoch Träger einer Handlung waren.[2]

Vielleicht lag es daran, daß in Deutschland eine entsprechende Literatur fehlte, die Kindergeschichten sollten nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene packen, wobei der „Kleinen Lord“, „Helenes Kinderchen“ und „Heimatlos“ auch schon als Filmstoff existierten.

Bis Erich Kästner sein Jugendbuch „Emil und die Detektive“ veröffentlichte und einen festen Griff in den Gedankenkreis der damaligen Jugend wagte. Sein Buch ist bunt und phantasievoll und baut hiermit eine Welt so auf, wie sich Großstadtkinder darstellen.

Dieser Stoff, den Kästner mit vielem Humor erzählt hatte, enthielt ausgezeichnete filmische Elemente, und so drehte die UFA nach dem Stoff einen Tonfilm.

Zu Beginn des Jahres 1931 wurde auch im Berliner Großen Schauspielhaus mit großen Erfolg ein Bühnenstück mit diesen Stoff aufgeführt.[3]

Die Regie führte Gerhard Lamprecht, der in seinen bisherigen Filmen schon mehr als einmal den Beweis erbrachte, daß er Kinder unverfälscht auf die Leinwand bringen konnte.

Wer Lamprecht zu jener Zeit einmal im Atelier arbeiten sah, wer beobachten konnte, wie er es verstand, auf den Ton der Jugendlichen einzugehen, wie er sie vor der Kamera leitete, ohne ihre kindliche Unbefangenheit zu zerstören, der weiß, daß er der ideale Regisseur für „Emil und die‘ Detektive“ war. Lamprecht ging auch bei der Besetzung des Filmes neue Wege. Wie er es schon früher verschmähte, sich Theaterkinder von den Regieassistenten vorführen zu lassen, suchte Lamprecht Kinder. Pony Hütchen, das kleine Mädchen dieser Bubengeschichte, war Inge Landgut. Sie war das einzige Kind, das schon eine Filmographie aufweisen konnte.

Die Dreharbeiten begannen am 6. Juli 1931 in Berlin und auf dem UFA-Studiogelände in Neubabelsberg, die Außenaufnahmen von „Neustadt“ wurden in Werder (Havel) gedreht. Aufgrund der technischen Schwierigkeiten, die bei den frühen Tonfilmen bestanden, wurden einige Außenszenen stumm aufgenommen und nachträglich mit Ton und Musik unterlegt. Insgesamt sei der Film in seiner Bildgestaltung und den Schwarzweiß-Kontrasten noch sehr den Stummfilmen verhangen, was aber die ungewöhnlich realistische Art des Filmes mit dokumentarischen Aufnahmen des damaligen Berlins begünstige.[1]

Die Kinderdarsteller Rolf Wenkhaus, Hans Joachim Schaufuß und H. A. Löhr sind im Zweiten Weltkrieg gefallen.[4]

Der Produktionsleiter Günther Stapenhorst erzählte anschaulich von den Schwierigkeiten der Aufnahme dieses Kinderfilms zu jener Zeit:[3]

Es war von vornherein beabsichtigt, kein eigentlichen Kinderfilm zu drehen. Unser Film wird eben so wie das Bühnenstück für die Erwachsenen gedreht. Es ist ein Film, der von Kindern gespielt wird und dessen Konflikte wohl einfach sind und von jedem Kinder mit Begeisterung aufgegriffen werden. Trotzdem haben wir nie, immer in engster Zusammenarbeit mit dem Autor des Werkes, Erich Kästner, aus dem Auge gelassen, ein Kinderfilm für Erwachsene zu drehen.
Die schwierigste Frage war die Besetzung. Mehrere Wochen vor Beginn der großen Ferien schreiben wir an die Direktoren der Groß–Berliner–Schulen und baten sie um ihre Mithilfe bei der Auswahl unserer kleinen Hauptdarsteller, die alle im Alter von neun bis vierzehn Jahren sein mußten. Die Hälfte der von uns aufgeforderten Schulen erklärte sich zu einer Mitarbeit bereit. Die einzelnen Klassenlehrer gaben aus ihrer Klasse die Schüler an, von denen sie glaubten, daß sie für Tonfilmarbeit geeignet sein. Man könnte nun meinen, daß uns nur die besten Schüler empfohlen würden. Aber ganz im Gegenteil. Wir haben auch eine ganze Reihe von Jungens gehabt, bei dem ihre Lehrer offenbar davon überzeugt waren: wenn es schon kein guter Schüler ist, wird er vielleicht eine umso besserer Schauspieler sein.
Also all die vielen Jungens, etwa zweieinhalb Tausend an der Zahl, ließen wir uns an drei verschiedenen Sonntagvormittagen in den Berliner Ufa-Palast am Zoo kommen. Hier wurden jeden Sonntag etwa 600 bis 800 Jungens auf ihre tonfilmische Eignung geprüft. Aus der unerhörten Masse wählten wir dann 50 Kinder aus, die zu einer größeren Probeaufnahme infrage kamen. Diese 50 Jungens erprobten wir dann in längeren Ton–Probeaufnahmen in den Neubabelsberger Tonfilm–Ateliers und fanden unter ihnen 5, die sich erstens einmal mit der Vorstellung, die wir von unseren kleinen Helden hatten, deckten und außerdem auch mikrophonrein sprechen konnten.
Wie oft bin ich gefragt worden, warum ich nicht einfach die Besetzung des Großen Schauspielhauses genommen habe. Das hat einen einfachen Grund. Die meisten der Kinder, die dort ihr Stück sehr oft gespielt haben, erscheinen uns einfach schon zu gut trainiert, die Natürlichkeit des Erlebens war für sie verlorengegangen. Wir wollten kein Theater spielenden Kinder, sondern Jungens haben, die wirklich mit Begeisterung in aller Freundlichkeit „Emil und die Detektive“ spielten. Nur zwei aus der Besetzung des Schauspielhauses haben wir übernommen. Das war der kleine Hans Joachim Schaufuß, der Sohn des bekannten Berliner Schauspielers und Hans Albrecht Löhr. Schaufuß als ‚Gustav mit der Hupe‘ und Löhr als ‚Dienstag‘.
Das Heraussuchen der Kinder, das Besetzen die Hauptrolle war nun beendet; den Emil spielte Rolf Wenkhaus, dessen Vater in jungen Jahren ebenfalls Schauspieler war, und den ‚Professor‘ Hubert–Schmitz, dessen Vater Eisenbahnbeamter ist, der ‚fliegende Hirsch‘ ist Hans Richter und der Mittenzwey Waldemar Kupczyk. Jetzt begann die schauspielerische Arbeit mit den Kindern. Eins erkannten wir, Gerhard Lambrecht, mein Regisseur und ich, schon bei den Proben. Das empfindlichste Störungsmoment unseres ‚Spiels mit den Kindern‘ waren – trotzdem ich selbst Vater von drei heranwachsenden Kindern bin, muß ich es aussprechen – die Eltern. So habe ich an einem Vormittag alle Eltern zu mir ins Büro bestellt. Punkt der Besprechung: keinerlei Beeinflussung der Kinder, überhaupt sollen sich die Eltern zu Hause gar nicht um die schauspielerische Arbeit ihre Kinder kümmern. Nichts war gefährlicher für das Gelingen unseres Films.

Filmszenen

Filmausschnitt



Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Emil und die Detektive bei der Bundeszentrale für politische Bildung
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 34, 23. August 1931
  3. 3,0 3,1 Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 41, 11. Oktober 1931
  4. V.S.-Produktion: Schauspielerleben – Kinderdarsteller (Staffel 5 / Folge 1, 2018):