Blomberg-Fritsch-Affäre

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Die Freiburger Zeitung vom 5. Februar 1938 über die Vorgänge

Als Blomberg-Fritsch-Affäre werden jene Vorfälle bezeichnet, die im Deutschen Reich zu Jahresbeginn 1938 zur Entlassung des Reichskriegsministers und Oberbefehlshabers der Wehrmacht, Werner von Blomberg, und des Oberbefehlshabers des Heeres, Werner von Fritsch, führten.

Geschichte

Am 27. Januar 1938 wurden der Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht Werner von Blomberg und eine Woche später, am 3. Februar, der Oberbefehlshaber des Heeres Werner Freiherr von Fritsch ihrer Posten enthoben.

Zwischen beiden Versetzungen besteht, außer dem zeitlichen, jedoch keinerlei weiterer Zusammenhang. Dieser wurde erst nach dem Krieg durch Friedrich Hoßbach in dessen sogenannter Hoßbach-Niederschrift konstruiert und zur „Blomberg-Fritsch-Krise“ hochstilisiert. Es handelte sich jedoch schlicht um eine „triviale Sittenaffäre“.[1]

„Die beiden Generäle waren nicht Opfer einer diabolisch eingefädelten Intrige, mit der zwei prominente Kritiker des „Kriegskurses“ kaltgestellt werden sollten, sondern diese fielen einer trivialen Sittenaffäre und einer polizeilichen Panne zum Opfer, von denen Hitler augenscheinlich überrascht worden ist [...]“[2]

Angeblich sollte dies eine Aktion gewesen sein, um imaginäre deutsche Welteroberungspläne umzusetzen. Dazu sagte später der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop im Angesicht des Todes vor dem Nürnberger Tribunal in seinem Schlußwort:[3]

„Daß Deutschland keine Angriffskriege geplant hatte, wird durch die Tatsache bewiesen, welche Stärke wir im Verlauf des Zweiten Weltkrieges entfaltet haben und wie schwach wir dagegen zu Beginn des Krieges waren. Die Geschichte wird es uns glauben, wenn ich sage, daß wir einen Angriffskrieg ungleich besser vorbereitet haben würden. [...] Was wir beabsichtigten, war, unsere elementaren Lebensbedingungen wahrzunehmen, genau so wie England sein Interesse wahrgenommen hat, um sich ein Fünftel der Erde untertan zu machen, wie die USA und Rußland einen ganzen Kontinent unter ihre Hegemonie gebracht. [...] Der einzige Unterschied der Politik dieser Länder zu der unsrigen lag darin, daß wir die gegen jedes Recht uns genommenen Länderpartikel wie Danzig und den Korridor beanspruchten, während jene Mächte nur in Kontinenten zu denken gewohnt sind.“

Eine mögliche Involvierung des Verräterkreises um Wilhelm Canaris, um den Hitlertreuen Marschall Blomberg zu erledigen, beschreibt Johann von Leers in seiner Artikelserie „Vom Reichstagsbrand zum Untergang des Reiches“, welche 1954/1955 in der Emigrantenzeitschrift „Der Weg“ erschien:[4]

„Um nun die starke Kommandogewalt des Kriegsministers für einen den Verschwörern nahestehenden General zu usurpieren, beschloß man, ihn auszuschalten. Im Zusammenwirken mit der ,Zentralabteilung' der Abwehr – also Osters geheimem Nachrichtendienst – legte Graf Helldorf, der schon mindestens seit 1933 in die Hände der Verschwörer geratene korrupte Polizeipräsident von Berlin, eine gefälschte Sittenkarte der Eva Gruhn vor. Der Erfolg entsprach zunächst den Erwartungen.“

Die „Krise“, die keine war

Nach dem Tod Paul von Hindenburgs am 2. August 1934 veranlaßte Blomberg aus eigenem Antrieb die Vereidigung der Reichswehrsoldaten auf Hitler. Als Dank übertrug ihm Hitler 1935 den Oberbefehl über die gesamte Wehrmacht (Heer, Marine, ab 1936 zusätzlich über die neu aufgestellte Luftwaffe) und ernannte ihn im selben Jahr, als ersten Soldaten der Wehrmacht überhaupt, zum Generalfeldmarschall. Am 30. Januar 1937 erhielt Blomberg das Goldene Parteiabzeichen der NSDAP. Blomberg genoß Hitlers vollstes Vertrauen.

Ende 1937 wandte sich Blomberg an Göring mit der Bitte, ihn bezüglich seiner geplanten Eheschließung zu beraten. Göring bestärkte ihn bei seinem Entschluß und fungierte gemeinsam mit Adolf Hitler im Januar 1938 als Trauzeuge. Kurze Zeit darauf stellte sich heraus, daß es sich bei der Geehelichten um eine ehemalige Prostituierte gehandelt haben soll. Prostitution war damals im Deutschen Reich eine strafbare Handlung, ebenso wie in den meisten anderen Ländern auch.

Hitler mußte sich als Trauzeu­ge persönlich getäuscht fühlen. Sein Minister war in seinem Amt nicht mehr zu halten. Unter größtmöglicher Geheimhaltung der wahren Umstände wurde von Blomberg, der eine sofortige Ehescheidung ablehnte, der ehrenvolle Abschied gewährt und ihm eine längere Auslandsreise nahe­gelegt, was dieser annahm. Gegen seinen vorgesehenen und geeigneten Nach­folger, den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Werner Frei­herr von Fritsch, erhoben sich relativ zeitgleich jedoch Vorwürfe wegen homosexuellen Verhaltens. Homosexualität war, wie in den meisten anderen Ländern auch, eine ebenso strafbare Handlung.

„Hoßbach wurde am 25. Januar 1938 nachts um 2.15 Uhr in die Reichskanzlei gerufen, wo ihm Hitler eröffnete, daß er nach dem Reichskriegsminister Generalfeldmarschall v. Blomberg nun auch den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Freiherrn v. Fritsch, entlassen müsse, da dieser Verfehlungen gemäß §175 StGB bezichtigt werde.“[5]

Hitler wollte sicher sein und einen möglichen weiteren Skandal unbedingt vermeiden. Er übergab die Akte an seinen Adjutanten Friedrich Hoßbach, verbunden mit dem Befehl, absolutes Stillschweigen zu bewahren. Dieser trug entgegen seinen Anweisungen die Angelegenheit in die Öffentlichkeit. Hitler blieb im Grunde nichts anderes übrig, als daß er im Zuge der Entschärfung der Krise einschritt.

„Schon in den frühen Morgenstunden des 25. Januar indes hatte Hoßbach sich über den ausdrücklichen Befehl Hitlers hinweggesetzt, den Oberbefehlshaber des Heeres über die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen nicht zu unterrichten.“[5]

Hitler versuchte zunächst Erich Raeder als Nachfolger Blombergs zu gewinnen. Doch dieser lehnte ab, da er, zur Marine gehörig, mit dem Heer nicht vertraut gewesen war. Das Ministerium Blombergs, das Kriegsministerium, wurde daraufhin aufgelöst. Das Kriegsministerium hatte eine Abteilung, genannt Wehrmachtamt, deren Funktionen darin bestanden, die Pläne und Unternehmungen des Heeres und der Kriegsmarine zu koordinieren. Aus diesem Wehrmachtamt wurde ein neues Amt mit Befehlsgewalt über die gesamte Wehrmacht gebildet, das später das Oberkommando der deutschen Wehrmacht wurde. Ein neuer Reichskriegsminister wurde nicht ernannt. Hitler übernahm selbst die oberste Befehlsgewalt über die Wehrmacht. Unter ihm wurde ein Oberkommando der Wehrmacht (OKW) gebildet, dessen Chef der General Wilhelm Keitel wurde. Oberbefehlshaber des Heeres wurde der General Walther von Brauchitsch. Das Reichskriegsgericht erwies dann am 18. März 1938 eindeutig, daß alle Vorwürfe gegen von Fritsch unberechtigt waren, und dieser wurde am 11. August 1938 auf dem Truppenübungsplatz Groß-Born öffentlich voll rehabilitiert.

Behauptungen über prinzipielle Gegensätze zwischen Generalität und Führer oder Wehrmacht und SS weist der Historiker Jürgen Förster in seinem Buch „Die Wehrmacht“ als den Akten widersprechende Legendenbildungen nach. Nicht Hitler ließ die Wehrmacht auf seine Person vereidigen, sondern diese ergriff selber die Initiative. Nach der Blomberg- und Fritsch-Krise übernahm Hitler 1938 „mehr aus momentaner Verlegenheit heraus zusätzlich zu seinen Funktionen als Parteiführer, Regierungs- und Staatschef auch die tatsächliche Befehls- und Kommandogewalt über die Wehrmacht“.[6]

Bildergalerie

Lüge und Wahrheit: Blomberg-Fritsch-Lüge

Quelle
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Es ist eine Lüge, daß Adolf Hitler, Blomberg und Fritsch entlassen hat, um selbst den Oberbefehl der Wehrmacht zu übernehmen. Es ist die Wahrheit, daß Adolf Hitler den General v. Blomberg sehr geschätzt hat. Dieser war einer der wenigen hohen Offiziere, die schon vor 1933 dem Nationalsozialismus positiv gegenübergestanden hatten. Dementsprechend waren Adolf Hitler und Hermann Göring Trauzeugen, als der verwitwete Generalfeldmarschall Werner v. Blomberg am 12. Januar 1938 Fräulein Erna Gruhn heiratete. Bald nach dieser Eheschließung entstanden in Berlin sensationelle Gerüchte, die sich mit der Vergangenheit der jungen Frau des Reichswehrministers befaßten. Ein Polizeibeamter zog die Akte Gruhn: Die Mutter besaß einen Massagesalon, die Gattin des Kriegsministers war als junges Mädchen zeitweilig durch die Sittenpolizei überwacht gewesen und einschlägig vorbestraft.

Die Unterlagen gelangten über den Berliner Polizeipräsidenten an Hermann Göring, der den entsetzten Hitler informierte. Einerseits schätzte dieser den Feldmarschall, andererseits war er tief verletzt darüber, als Trauzeuge in eine so peinliche Affäre hineingezogen worden zu sein. „Wenn so etwas bei einem deutschen Feldmarschall vorkommen kann“, sprach er erschüttert, „ist ja alles auf der Welt möglich.“

Auch das Offizierskorps ließ v. Blomberg sofort fallen, als die Sache ruchbar wurde, wobei dessen nationalsozialistische Sympathien eine Rolle spielten. v. Blomberg ging nicht den ihm angebotenen Ausweg, die Ehe für ungültig erklären zu lassen, da er nicht bereit war, sich von seiner Frau zu trennen. Er wurde daraufhin verabschiedet, erhielt sein volles Gehalt auf Lebenszeit, und auf dringenden Rat Hitlers ging er auf eine Weltreise, deren Kosten die Staatskasse übernahm.

In der letzten großen Aussprache zwischen den beiden am 26. Januar 1938 sprach Hitler die Nachfolge im Amt des Reichswehrministers an. Blomberg schlug zuerst General v. Brauchitsch vor, doch Hitler lehnte ab. Dann nannte Blomberg Göring, aber Hitler meinte, dazu sei dieser ungeeignet. Daraufhin riet Blomberg Hitler eindringlich, er solle doch selbst das Reichswehrministerium übernehmen.

Der sodann befragte General Keitel nannte zuerst Göring, sodann den Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Werner Freiherr v. Fritsch. Hitler erklärte daraufhin, es lägen Beschuldigungen gegen v. Fritsch vor, daß dieser homosexuell sei. Im Hinblick auf die notwendige Nachfolgeregelung müsse auch diese Sache geklärt werden.

Von Fritsch war überzeugter Junggeselle. Ein notorischer Homosexueller hatte bei der Polizei ausgesagt, daß er 1934 Fritsch mit einem Strichjungen namens Weingartner im Güterbahnhof beobachtet hatte. Dort hätte er genug gesehen, um Fritsch erpressen zu können. Fritsch sei sehr scharf geworden, hätte einen Ausweis aus der Tasche gezogen, sich als General der Artillerie v. Fritsch zu erkennen gegeben und erklärt, er wünsche in Ruhe gelassen zu werden. Doch als Schmidt nicht locker gelassen habe, habe v. Fritsch ihm am nächsten Tag im Wartesaal des Berliner Bahnhofes 1500 RM übergeben.

Bei der Gegenüberstellung mit v. Fritsch blieb Schmidt bei seinen Behauptungen.
v. Fritsch bot Adolf Hitler sein Ehrenwort als Offizier an, daß er Schmidt nicht kenne und an der Sache kein Wort wahr sei. Doch aufgrund des vorherigen Verhaltens von Blomberg reichte Adolf Hitler dieses Ehrenwort nicht; er hielt nunmehr alles im Offizierskorps für möglich. Hitler verfügte, daß Justizminister Dr. Gürtner den Fall untersuchen sollte. v. Fritsch wurde als Oberbefehlshaber des Heeres verabschiedet. Den Oberbefehl übernahm Adolf Hitler selbst. Vermutlich hatte Schmidt gelogen. Doch ein Verdachtsmoment blieb. Damit war die Möglichkeit der Erpreßbarkeit gegeben. Und damit wäre er ein Sicherheitsrisiko gewesen.

Hier ist die Parallele zu General Kießling gegeben. Es gab einerseits Zeugen, die ihn in der Homosexuellenszene gesehen haben wollten. Er war passionierter Junggeselle. Andererseits gab er sein Ehrenwort als Offizier, nichts mit der Sache zu tun zu haben. Und trotzdem wurde er verabschiedet. Anschließend rauschte der Blätterwald; wochenlang beschäftigte die „Affäre Kießling“ die Republik und führte zu einer erheblichen Beunruhigung. Es wurde ein Doppelgänger ausfindig gemacht und nachgewiesen, daß Kießling in jenen Kölner Lokalen nicht gewesen sei. Und doch blieben einige Fragen offen: Warum Kießling nicht eher ein Disziplinarverfahren gegen sich beantragt hatte, nämlich gleich nachdem er von den Vorwürfen hörte; warum er gesagt hat – nach der Unterredung mit Wörner –, er werde nie wieder etwas zugeben. Zweifel blieben, und sein Amt hat General Kießling bis zu seiner Verabschiedung am 31. März 1984 nicht mehr angetreten.

Wichtig ist dabei nur eines: Selbst heute, wo der § 175 abgeändert worden ist und deshalb für Erpressungen, anders als früher, wo Homosexualität noch strafbar war, längst nicht so viel Raum gegeben ist, werden Homosexuelle durch die Staatsführung als Sicherheitsrisiko eingestuft und mit Rücksicht darauf als nicht tragbar für zentrale Führungsaufgaben angesehen. An der grundsätzlichen Berechtigung Wörners, einen homosexuellen General vorzeitig zu entlassen, wurde nicht gezweifelt; es ging nur um die Frage, ob die Verdachtsmomente ausreichen. Die Staatsführung hat dabei aber nicht so sehr individuelle Gerechtigkeit im Auge zu haben, sondern das Wohl des Ganzen. Und dies bedeutet, daß bei verbleibenden Zweifeln mit Rücksicht auf die erheblichen Sicherheitsinteressen ein Verbleiben im Amt nicht in Frage kommt.

Wer Wörners Verhalten gutheißt, kann nicht Adolf Hitler verurteilen. Daß jedenfalls Homosexualität als Grund für eine Entlassung nicht ausreichend gewesen wäre, ist durch das Bonner Kabinett widerlegt. Und daß Hitler selbst den Oberbefehl übernahm, war auch nichts sensationelles. Dies ist auch bei vielen Demokratien, z. B. den USA, der Fall.

Es fragt sich nur, wie die Affären besser gelöst wurden: im Dritten Reich, wo keinerlei Pressekampagne „für“ oder „wider“ erfolgte, sondern Stillschweigen bewahrt wurde, und lediglich die Verabschiedung bekanntgegeben wurde, oder hier bei uns, wo fast monatelang die Angelegenheit breitgetreten wurde, womit dem Ansehen der Bundesrepublik im Ausland erheblicher Schaden zugefügt wurde.

Widersprechen wir jedenfalls der Lüge, Adolf Hitler hätte wegen Nichtigkeiten zwei führende Generäle Anfang 1938 entlassen, um selbst den Oberbefehl anzutreten!


Literatur

  • Dankwart Kluge: Das Hoßbach-Protokoll, die Zerstörung einer Legende, Druffel-Verlag, ISBN 13: 9783806110036 (englische Beschreibung)
  • Der Große Wendig, Band 3, Kapitel 551, S. 232 ff.: Die Blomberg-Fritsch-Affäre
  • Karl-Heinz Janßen, Fritz Tobias: Der Sturz der Generäle. Hitler und die Blomberg-Fritsch-Krise 1938, C.H. Beck Verlag, ISBN 978-3406381096
  • Heinz Roth: Widerstand im Dritten Reich (1976) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. vgl.: Gregor Schöllgen: Eine triviale Sittenaffäre, in Süddeutsche Zeitung, 5. April 1994
  2. K. H. Janssen, F. Tobias: Sturz der Generäle: Entmythologisierung der Blomberg-Fritsch-Affäre, zitiert in: Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich, S. 231
  3. vgl.: Nürnberger Tribunal: Zweihundertsechzehnter Tag. Samstag, 31. August 1946
  4. Heinz Roth druckte die Artikelserie in seinem Buch „Widerstand im Dritten Reich“ (1976) nach.
  5. 5,0 5,1 Hoßbach: Wehrmachtadjutant, Truppenführer und Chronist
  6. Jürgen Förster: Die Wehrmacht im NS-Staat. Eine strukturgeschichtliche Analyse, Oldenbourg Verlag