Fritsch, Werner Freiherr von

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General der Artillerie von Fritsch

Thomas Ludwig Werner Freiherr von Fritsch (Lebensrune.png 4. August 1880 in Benrath; Todesrune.png gefallen 22. September 1939 bei Praga, Warschau) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Freikorps, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generaloberst des Heeres im Zweiten Weltkrieg. Er gilt als erster gefallener General des Krieges, allerdings war er „General ohne Kommando“. Der erste gefallene Truppenführer (in diesem Fall ein Armeekorps) war 1940 Hermann Ritter von Speck, der erste Armeeführer dann 1941 Eugen Ritter von Schobert .

Leben

Von links nach rechts: Gerd von Rundstedt, Werner von Fritsch und Werner von Blomberg am Ehrenmal Unter den Linden, Berlin 1934
Generaloberst der Wehrmacht Freiherr von Fritsch.jpg

Ausbildung und Karrierebeginn

Werner von Fritsch.jpg

Werner Freiherr von Fritsch wurde am 4. August 1880 in Benrath am Rhein als Sohn eines Generalleutnants geboren. Sicherlich hat auch der Charakter des außerordentlichen reizvollen Geburtsstädtchen mit dem weit über die Heimatgrenzen bekannten Rokokoschloß, den wundervollen an Rheinsberg erinnernden Parks und die Nähe zur Niederrheinmetropole Düsseldorf viel dazu beigetragen, überkommene Neigung zu bestärken. Hinzu kommt, daß die rheinische Bevölkerung immer ein besonders herzliches Verständnis zu den verschiedenen Truppengattungen unterhielt, die dort in Garnison lagen. Zogen die Tanzhusaren, die später nach Krefeld verlegt wurden, die 39er oder die 5er Ullanen mit klingendem Spiele über die Königsallee, die „Linden“ Düsseldorfs, dann folgte ihnen eine gleich begeisterte Menge, wie sie die Berliner Garderegimenter zu begleiten pflegte.

Werner Freiherr von Fritsch trat am 21. September 1898 als Fahnenjunker in das Großherzoglich Hessische Feldartillerie-Regiment Nr. 25 (Großherzogliches Artillerie Korps) in Darmstadt ein; am 27. Januar 1900 wurde er zum Leutnant befördert. Dann besuchte er die Kriegsakademie und wurde am 22. März 1913 als Hauptmann in den Großen Generalstab versetzt. Während des Ersten Weltkrieges war er zunächst Generalstabsoffizier bei der 4. Armee und der I. Gardedivision. Da er bereits 1913 bei einer Fliegerabteilung tätig war, arbeitete er später im Generalstab der Luftstreitkräfte.

Zwischenkriegszeit

Nach dem Krieg war Freiherr von Fritsch vom 15. Januar 1919 bis 1. Oktober 1919 Ia beim Generalstab des Armeeoberkommandos Nord im Grenzschutz Ost unter Hans von Seeckt. Danach wurde er in die Vorläufige Reichswehr übernommen und 1922 als Abteilungskommandeur im 5. Artillerie-Regiment in Ulm zum Oberstleutnant befördert. 1924 wurde er Chef des Stabes der I. Division in Königsberg.

1926 war er Abteilungsleiter im Reichswehrministerium. Am 1. März 1927 wurde er zum Oberst befördert und Kommandeur des 2. Artillerie- Regiments in Schwerin, bald darauf Artillerieführer in Stettin. 1930 wurde er Generalmajor, am 1. Oktober 1931 war er Kommandeur der I. Kavalleriedivision in Frankfurt an der Oder. Im Juni 1932 erfolgte die Beförderung zum Generalleutnant, am 1. Oktober desselben Jahres erhielt er das Kommando der 3. Division als Befehlshaber im Wehrkreis III., Berlin, bis er am 1. Februar 1934 auf Vorschlag des Reichswehrministers vom Reichspräsidenten zum Chef der Heeresleitung ernannt und zum General der Artillerie befördert wurde.

Drittes Reich

Auch unter Adolf Hitler wurden von Fritschs militärische Fähigkeiten erkannt und in Anspruch genommen. Am 1. Februar 1934 wurde er mit dem Auftrag, die Wehrmacht in wenigen Jahren zu einer modernen und schlagkräftigen Armee aufzubauen, zum Chef der Heeresleitung (am 2. Mai 1935 Umbenennung in Oberbefehlshaber des Heeres) ernannt. Am 20. April 1936 folgte die Beförderung zum Generaloberst. In seiner Amtsführung folgte er der Maxime von Seeckts, welche die politische Abstinenz des Heeres betonte.

Im Zuge der Blomberg-Fritsch-Affäre wurde Fritsch der Homosexualität bezichtigt und von seinem Posten als Oberbefehlshaber des Heeres entfernt. Am 18. März 1938 kam es zum Urteilsspruch des Reichskriegsgerichts, demzufolge er in allen Punkten unschuldig war. Der Belastungszeuge, ein Krimineller namens Otto Schmidt (1906–1942), hatte gelogen, als er den General Werner von Fritsch der Homosexualität beschuldigte. Durch den Widerruf des Zeugen konnte von Fritsch entlastet werden. Obwohl er damit öffentlich rehabilitiert war, konnte er nicht in sein vorheriges Amt zurückkehren; das hatte mittlerweile Walther von Brauchitsch übernommen.

Im August 1938 wurde von Fritsch zum Chef (eine Art Ehrenoberst) seines alten Artillerie-Regiments 12 in Schwerin ernannt und bekam ein Haus vom Heer in Berlin geschenkt, das er im Februar 1939 bezog.

Zweiter Weltkrieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, als die polnische Grenze im Süden Ostpreußens überschritten wurde, war auch Fritschs Regiment im Fronteinsatz. Am 22. September 1939 begleitete er als General ohne Kommando die Erkundungsaktion von Praga, einer Vorstadt Warschaus.

Tod

Generaloberst Freiherr von Fritsch fiel am 22. September 1939. Da er einer der ersten hohen Offiziere war, die im Zweiten Weltkrieg fielen, sind die Umstände um seinen Tod genau untersucht worden. Ergebnis dieser Untersuchungen ist, daß sein Oberschenkel von einem Kieselstein zerfetzt wurde, der aus einem Steinhaufen gespritzt war, in den ein MG hineingefeuert hatte. Als ihm ein anderer Offizier die Hauptschlagader abbinden wollte, nahm er nur sein Monokel ab und sagte: „Ach, lassen se doch“. Danach starb er.

„Am Freitag, dem 22. September 1939, findet Generaloberst Werner Freiherr von Fritsch, der frühere Oberbefehlshaber des Heeres, während eines Stoßtruppunternehmens vor Warschau an der Mauer des zwischen Zacisze und Zabki gelegenen Schlachthofes durch Querschläger eines polnischen MG-Geschosses den Tod. Die später kursierende Legende, Freiherr von Fritsch habe den Tod gesucht, widerspricht den tatsächlichen Gegebenheiten.“

In einem amtlichen Bericht schildert sein Adjutant Leutnant der Reserve Rosenhagen über die letzten Sekunden seines Vorgesetzten:

„Es war – am 22. September 1939 – inzwischen 9.40 Uhr geworden. Unsere Artillerie schoß nur noch wenig. Ich hatte den Eindruck, daß der Angriff hier nicht weiterkommen würde und schlug dem Herrn Generaloberst daher vor, zurückzugehen, mit der Begründung, daß Herr Generaloberst noch zum AOK nach Ortelsburg fahren wolle. Herr Generaloberst war einverstanden und ging anfangs kriechend und dann in gebückter Haltung zurück. Westlich von Pw. Lewinow übersprangen wir den Steindamm, der von Pw. Lewinow nach Zacesce in west-südwestlicher Richtung führt. Zwischen den dahinterliegenden Häusern erhielten wir erneut MG- und Schützen-Feuer, und zwar von hinter unseren Linien. Da ich annahm, daß es sich um eigene Schützen handelte, winkte ich. Als das Feuer nicht aufhörte, gingen wir aufrecht bis zum Straßengraben und bewegten uns im südlichen Straßengraben in östlicher Richtung. Herr Generaloberst erhielt hier einen Schuß in den linken Oberschenkel, der ihm die Schlagader aufriß. Er brach sofort zusammen. Ich öffnete ihm den Rock und die Hose und nahm ihm die Hosenträger ab, um den Schenkel abzubinden. Herr Generaloberst sagte: ‚Lassen Sie nur‘. Dann verlor er die Besinnung und starb, bevor ich die Hosenträger abgeknöpft hatte. Zwischen der Verwundung und seinem Tode verging etwa eine Minute.“[1]

Beisetzung

Der Sarg trifft am 26. September 1939 vor dem Ehrenmal Unter den Linden ein.
Rudolf Heß bei der Kranzniederlegung
Auch Hermann Göring ehrt den Gefallenen
Staatsakt für Werner Freiherr von Fritsch, 26. September 1939 (2).png

Am Abend des 25. September 1939 wurde der Sarg auf der Lafette einer 10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18 gezogen von einem Sonderkraftfahrzeug 11 bzw. Sd.Kfz. 11 (Halbkettenfahrzeug) vom Stettiner Bahnhof zum OKH im Bendlerblock (Tirpitzufer) überführt. Hitler hatte für den 26. September 1939 einen Staatsakt in Berlin angeordent. Der Sarg des Gefallenen befand sich am Vormittag dann im Großen Saal des Reichskriegsministeriums, wo Familie, Eitel Friedrich von Preußen, August von Mackensen, Erich Raeder und die Abteilungschefs in aller Ruhe Abschied nehmen konnten. Oberstleutnant i. G. Helmuth Groscurth berichtete in seinem Tagebuch, wie würdig und tiefergreifend dies vonstatten ging. Anschließend wurde der Generaloberst zur Neuen Wache, dem Ehrenmal für die Gefallenen Unter den Linden, gebracht. Tausende Berliner warteten im strömenden Regen. Nach der Aufbahrung und den Reden wurde der Sarg auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt, viele folgten zu Fuß dorthin. Die Trauer-Ansprache bei der Beisetzung sprach der evangelische Feldbischof Franz Dohrmann. Es wurde Musik gespielt, Generalfeldmarschall von Mackensen betete am offenen Grab ein Vaterunser, zum Schluß der Zapfenstreich.

„25. September 1939: Auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin trifft am Abend der Sarg mit den sterblichen Überresten des vor Warschau gefallenen Generalobersten Freiherr von Fritsch ein. Er wird im feierlichen, militärischen Trauerkondukt vom Oberkommando des Heeres am Tirpitzufer überführt. 26. September 1939: In Berlin findet am Ehrenmal Unter den Linden der feierliche Staatsakt für den vor Warschau gefallenen Generaloberst Freiherrn von Fritsch statt. Generalfeldmarschall Göring legt in Vertretung des Führers einen Lorbeerkranz am Sarge nieder; der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Brauchitsch, hält die Gedenkrede.“[2]

Beförderungen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

Zum Andenken an den großen deutschen Offizier tragen einige Kasernen den Namen „Fritsch", darunter die ehemalige „Fritsch-Kaserne" in Koblenz.

Quelle

Fußnoten

  1. DER SPIEGEL 34/1948 vom 21. August 1948, S. 18
  2. Unser Kampf in Polen
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 3,7 3,8 3,9 Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Mittler & Sohn, Berlin 1930, S. 108
  4. Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934-1944, Studien der Geschichte der Auszeichnungen Band 4, Verlag Klaus D. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6, S. 19