Furtwängler, Wilhelm

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Wilhelm Furtwängler (1886–1954)

Gustav Heinrich Ernst Martin Wilhelm Furtwängler (Lebensrune.png 25. Januar 1886 in Schöneberg [heute: Berlin-Schöneberg]; Todesrune.png 30. November 1954 in Ebersteinburg bei Baden-Baden; beigesetzt auf dem Bergfriedhof in Heidelberg) war ein deutscher Dirigent, Komponist, Tonkünstler und Ritter der Friedensklasse des Ordens „Pour le Mérite“. Er gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten mit internationaler Anerkennung.

Die Laufbahn des großen Dirigenten führte seit 1906 über mehrere Stationen nach Leipzig, Gewandhauskonzerte (1922), und nach Berlin, 1928 Generalmusikdirektor und Stellvertreter von Präsident Dr. Richard Strauß bei der Reichsmusikkammer. 1952 wurde er Dirigent der Berliner Philharmoniker auf Lebenszeit. Weitere Tätigkeit u. a.: Wiener Staatsoper, Bayreuther Festspiele, Mailänder Skala und Festspiele Salzburg. Furtwängler war Präsident der „Deutschen Bruckner-Gesellschaft“.

Leben

Furtwänglers Unterschrift
Staatsrat Dr. h. c. Wilhelm Furtwängler
Furtwängler dirigiert ein KdF-Konzert im Berliner AEG-Werk, 1942.

Herkunft

Wilhelm Furtwängler wurde in Schöneberg (Berlin) geboren. Die Familie seines Vaters, des bekannten Archäologen Adolf Furtwängler, entstammte einem alten Schwarzwälder Bauerngeschlecht. Am Tegernsee und in München, wo sein Vater an der Universität lehrte, wuchs Wilhelm Furtwängler in bildungsbürgerlichen Verhältnissen auf. Seine Mutter Adelheid, geb. Wendt, war Malerin und künstlerisch tätig.

Ausbildung

In München besuchte Wilhelm Furtwängler ab 1894 das humanistische Gymnasium. Schon früh wurde seine musikalische Begabung gefördert. Deshalb hatte er von 1899 an Privatunterricht und genoß eine musikalische Ausbildung in Tonsatz, Komposition und Klavier, zuletzt bei Max von Schillings und Joseph Rheinberger.

Wirken

Schon in seiner Jugend begann Wilhelm Furtwängler zu komponieren. Seine 1. Symphonie führte er 1906 mit sehr mäßigem Erfolg an seiner ersten Stelle als Korrepetitor am Theater Breslau auf. Nach weiteren Engagements in Zürich und München, wo er als 20jähriger Anton Bruckners 9. Symphonie und auch seine eigene Symphonie dirigierte, folgten eine Anstellung als dritter Kapellmeister am Stadttheater in Straßburg und 1911 bis 1915 als Dirigent des Vereins der Musikfreunde in Lübeck.

Nach Frustrationen als Komponist konzentrierte sich Wilhelm Furtwängler ganz auf seine Karriere als Dirigent. Erste Erfolge feierte er ab 1915 als Opernkapellmeister am Mannheimer Hoftheater. 1920 übernahm er in der Nachfolge von Richard Strauss die Leitung des Orchesters der Berliner Staatsoper und der Museumskonzerte in Frankfurt.

1922 trat Wilhelm Furtwängler die Nachfolge von Arthur Nikisch als Leiter der beiden besten Orchester Deutschlands an, des Leipziger Gewandhausorchesters und der Berliner Philharmoniker. Von den Leipzigern trennte sich Furtwängler, inzwischen gefeierter Dirigent, nach sechs Jahren, auch zugunsten eines Engagements bei den Wiener Philharmonikern. Die damit verbundene Leitung der Wiener Staatsoper lehnte Furtwängler jedoch ab, um weiterhin mit den Berliner Philharmonikern arbeiten zu können.

Mit einem unverkennbar eigenen Stil, vor allem bei den Interpretationen von Beethoven, Brahms und Bruckner, erlangten Wilhelm Furtwängler und seine Berliner Philharmoniker Weltruf. Auf zahlreichen Gastspielreisen, die von 1924 an in die benachbarten europäischen Länder und nach Amerika führten, feierten sie Triumphe. Man sprach damals schon vom „Botschafter der Musik“ und sah in Furtwängler die Verkörperung deutschen Musikempfindens. 1931 übernahm der vielbeschäftigte Dirigent außerdem die Gesamtleitung der Wagner-Festspiele in Bayreuth.

1933 wurde Wilhelm Furtwängler zum Direktor der Berliner Staatsoper sowie zum Vizepräsidenten der Reichsmusikkammer ernannt. Ab 1935 leitete er wieder die Berliner Philharmoniker, mit denen er auch im Ausland auftrat, z. B. 1937 auf der Weltausstellung in Paris. Außerdem war er als Gastdirigent gefragt, so im Mai 1937 bei den Krönungsfeierlichkeiten in London und 1938 in Paris. 1936 wurde ihm die Leitung der Neu Yorker Philharmoniker angeboten. Von 1939 bis 1945 übernahm er auch die Leitung der Wiener Philharmoniker und dirigierte viele Aufführungen bei den Salzburger Festspielen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland

Im Februar 1946 wurde Furtwängler von jeder leitenden Tätigkeit im deutschen Musikleben aufgrund einer Entscheidung der Militärregierung in Berlin ausgeschlossen, weil er Vizepräsident der Reichsmusikkammer und bis 1938 preußischer Staatsrat gewesen war. Nach längeren Verhandlungen gab aber die „Säuberungskommission“ für Kunstschaffende in Berlin seinem Antrag auf unbeschränkte Ausübung seines Berufes statt. Nach 1947 festigte Wilhelm Furtwängler seinen Ruf als einer der bedeutendsten Dirigenten seiner Zeit. Mit Konzerten im In- und Ausland, u. a. in Paris, London und Skandinavien, konnte er als Genie am Taktstock, als Vollender des romantischen Stils, spezialisiert auf Beethoven, Wagner und Bruckner, neue Triumphe feiern.

Im Januar 1949 gab es noch einmal Probleme wegen der Verpflichtung Furtwänglers als Gastdirigent des Symphonie-Orchesters Chicagos, so daß der bereits abgeschlossene Vertrag wieder gelöst wurde. Die jüdischen Pianisten Arthur Rubinstein und Wladimir Horowitz protestierten gegen das Engagement, wohingegen sich der Geiger Yehudi Menuhin für Furtwängler einsetzte. Er dirigierte von 1947 an wieder als Gastdirigent zahlreiche Konzerte im In- und Ausland. Er war auch wieder verstärkt als Komponist tätig und vollendete 1947 seine zweite Symphonie in e-Moll, ein gewaltiges Werk von 1,5 Stunden Dauer. Der von ihm geleiteten Uraufführung im Berliner Titania-Palast im Februar 1948 folgte 1951 die Aufnahme des Werkes durch die Deutsche Grammophon.

Seit Anfang Januar 1952 stand Furtwängler erneut an der Spitze der Berliner Philharmoniker, laut eines Vertrages mit dem Westberliner Senat als Dirigent auf Lebenszeit. In Anerkennung seines 30jährigen Wirkens an der Spitze der Berliner wurde ihm im April 1952 das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 1954 stellte er seine Symphonie Nr. 3 cis-Moll fertig, die wegen eines unvollendeten Finales jedoch erst posthum uraufgeführt wurde. Außerdem hinterließ er ein Klavierkonzert und zwei Violinsonaten.

Tod

Wilhelm Furtwänglers Grab
Heidelberger Bergfriedhof

Furtwängler, dessen Gesundheitszustand schon seit längerer Zeit labil gewesen war, starb am 30. November 1954 im Alter von 69 Jahren an einer Lungenentzündung im Privatsanatorium Ebersteinburg bei Baden-Baden. Er wurde auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt, wo auch seine Mutter begraben liegt. Bei den Trauerfeierlichkeiten spielte das Berliner Philharmonische Orchester unter der Stabführung von Eugen Jochum. Nur wenige Schritte entfernt befinden sich die Grabstätten von Albert Speer und Walther Dahl.

Die Schauspielerin Maria Furtwängler (Lebensrune.png 1966) ist eine Großnichte und zugleich Stiefenkelin von Wilhelm Furtwängler. Ihr Vater Bernhard Furtwängler, ein Sohn von Walter Furtwängler (Bruder des Dirigenten), ist Architekt, ihre Mutter ist die Schauspielerin Kathrin Ackermann.

Familie

Wilhelm Furtwängler war in erster Ehe von 1922 bis 1942 mit Zitla Lund verheiratet. Aus der zweiten Ehe mit Elisabeth van Endert stammt der 1946 geborene Sohn Andreas.

Wilhelm-Furtwängler-Preis

Seit 1990 wird in der Wilhelm-Furtwängler-Preis im Rahmen der Veranstaltung „Gala d’Europe Baden-Baden“ zur Auszeichnung international renommierter Sänger und Dirigenten für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der klassischen Musik vergeben. Preisträger 1990: Plácido Domingo

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Filmbeiträge

Wilhelm Furtwängler dirigiert „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner
Professor Dr. Joachim Kaiser: Warum gilt Wilhelm Furtwängler als größter Dirigent aller Zeiten?

Siehe auch

Literatur

Bei seinem Tode hinterließ Wilhelm Furtwängler eine Reihe von Aufzeichnungen, Aufsätze, aphoristische Gedanken und Bemerkungen, welche er im Verlauf von Jahrzehnten in seine Kalender eingetragen hatte, zunächst ohne Veröffentlichungsabsicht. In seinen letzten Lebenstagen bat er seine Frau, den Nachlaß zu sichten und eine Auswahl zu veröffentlichen, weil nichts den Menschen und Künstler so erhellen kann wie sein eigenes Wort. Aus seiner tiefen Liebe zur Musik war er mit der Veröffentlichung folgender beider Bände einverstanden:

  • Ton und Wort, F.A. Brockhaus, Wiesbaden 1954 (276 S.)
  • Vermächtnis, F.A. Brockhaus, Wiesbaden 1956 (170 S.)

Verweise